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Pferde

Fakten und Interessantes

Steckbrief

  • Das Pferd ist ein Säugetier und gehört zu der Gruppe der Einhufer.
  • Pferde werden in folgende drei Kategorien eingeteilt: Warmblut, Kaltblut und Vollblut. Diese Einteilung hängt nicht mit der Körpertemperatur zusammen, sondern mit dem Körpertypus.  
  • Pferde können zwischen 25 und 30 Jahren alt werden. Ponys haben tendenziell eine höhere Lebenserwartung. 
  • Ein Pferd ist ungefähr mit 5-7 Jahren ausgewachsen.

Interessantes

  • Das Pferd hat die grössten Augen aller am Land lebenden Säugetiere.
  • Pferde trinken zwischen 30 bis 60 Liter Wasser pro Tag. Der Bedarf hängt vom Körpergewicht, der Witterung sowie dem Schweissverlust ab. 
  • Es gibt ungefähr 300 verschiedene Pferderassen, die sich äusserlich und auch im Temperament unterscheiden. Wie viele es genau sind, ist schwer zu sagen.
  • Das älteste Pferd der Welt war Old Billy. Er wurde 62 Jahre alt.
  • Das grösste Pferd der Welt war der Shire Horse Wallach Sampson. Er erreichte ein Stockmass von 2,19 m und wog 1524 kg.     
  • Das kleinste Pferd brachte es auf ein Stockmass von nur 35,5 Zentimeter.          
  • Pferde atmen ausschliesslich durch ihre Nasen ein und aus, da es ihnen wegen ihrer Anatomie unmöglich ist, durch den Mund zu atmen.          
  • Pferde sind trotz ihres Gewichts sehr schnell. Die höchste gemessene Geschwindigkeit eines Pferdes liegt bei 70,76 Kilometern pro Stunde. 
  • Pferde haben fast einen "Rundumblick" (350°) weil die Augen seitlich am Pferdekopf liegen. Nur direkt hinter dem Pferd befindet sich der tote Winkel. 

Bedürfnisse

Damit Pferde glücklich und gesund sind, müssen ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Je nach Haltungsform (z.B Boxenhaltung) ist dies nicht gegeben, was beim Pferd zu Verhaltensauffälligkeiten und körperlichen Erkrankungen führen kann. 

Bewegen

Pferde legen in freier Wildbahn täglich  bis zu 50 Kilometer zurück und verbringen bis zu 16 Stunden mit der Nahrungsaufnahme. Das ehemalige Steppentier hat einen grossen Bewegungsdrang und muss deshalb, auch bei einer Stallhaltung, ausreichend Möglichkeit haben, sich zu bewegen.1

Ruhen

Erwachsene Pferde schlafen im Schnitt drei bis fünf Stunden am Tag, wobei die Dauer vom Alter und der Stellung in der Herde abhängt. Pferde können in drei verschiedenen Positionen schlafen: im Stehen, in Brustlage oder in Seitenlage. Damit sich ein Pferd hinlegt, muss es sich sehr sicher fühlen, denn als Fluchttier bedeutete Schlaf für Pferde stets eine erhöhte Gefahr, als Beute zu enden. Rangniedrige oder alte Pferde liegen deshalb oftmals nicht oder zu wenig, was wiederum zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Vollständige Erholung mit REM-Schlaf ist auch für Pferde nur im Tiefschlaf in Seitenlage möglich.
Die sogenannte «Spannsägenkonstruktion» ermöglicht es Pferden, im Stehen ohne Anstrengung zu Dösen. Vereinfacht gesagt, kann das Pferd dabei das Sprunggelenk so verriegeln, dass es ohne aktive Muskelkraft gestreckt bleibt. So kann abwechselnd ein  Hinterbein entlastet werden. 

Ernährung 

In freier Wildbahn sind Pferde während rund 16 Stunden mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Heutige Haltungsformen schränken das natürliche Kaubedürfnis teilweise massiv ein. Als Faustregel gilt, dass Fresspausen nicht länger als vier Stunden dauern sollten. Denn nur durch kauen bildet ein Pferd den wichtigen Speichel, der dann die Magensäure neutralisiert. Längere Fresspausen führen zu Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Problemen wie etwa Magengeschwüre oder Koliken. Für ein durchschnittliches Pferden werden 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht / Tag gerechnet. Je nach Aktivität, Alter und Gesundheitszustand soll Kraft- und Mineralfutter gefüttert werden. 

Fortpflanzung

Stuten werden mit 12 bis 18 Monaten geschlechtsreif, Hengste erreichen die Geschlechtsreife zwischen dem 12. und 20. Lebensmonat. Eine Stute wird etwa alle drei Wochen «rossig». Ist die Befruchtung der Eizelle erfolgreich, kommt elf Monate später ein Fohlen zur Welt. Nach etwa 20 Minuten macht es die ersten Aufstehversuche und sucht sehr schnell nach dem Euter seiner Mutter. Das Kleine trinkt 30 – 50 Mal pro Tag. Nach rund einem halben Jahr kann das Fohlen auf die Muttermilch verzichten.

Sozialkontakt

Pferde sind Herdentiere und leben in freier Wildbahn in Familienverbänden. In der Herde herrscht eine klare Rangordnung, die dazu dient, Auseinandersetzungen zu minimieren und so Verletzungen zu verhindern. In freier Wildbahn werden dadurch die Überlebenschancen verbessert, da eine etablierte Rangordnung nur selten in Frage gestellt wird. Ganz anders bei den heutigen Hauspferden: Viele Pferde müssen oft den Stall wechseln, was dazu führt, dass sie ihren Rang immer wieder aufs Neue finden müssen. Dies sorgt beim Pferd für Stress  und erhöht das Verletzungsrisiko. Nebst der Rangordnung spielen aber auch Freundschaften eine wichtige Rolle im Sozialleben der Vierbeiner. Diese hängen nicht mit dem jeweiligen Rang der Pferde zusammen. Häufig gehen Pferde Zweier-Freundschaften ein, bei denen sie gegenseitig Fellpflege betreiben und zusammen Spielen.  

Trauern

Ja, Pferde trauern. Pferde sind sehr soziale Tiere, die sich um ihre Herde kümmern. Bei einem Verlust eines Artgenossen oder einer liebgewonnenen Bezugsperson trauern Pferde. Ebenso trauert die Stute um ein ihr zu früh entrissenes Fohlen.

 

Haltungsformen

Der Gesetzesartikel Art. 7 muss eingehalten werden. Unterkünfte und Gehege müssen so gebaut und eingerichtet sein, dass:
a. die Verletzungsgefahr für die Tiere gering ist
b. die Gesundheit der Tiere nicht beeinträchtigt wird
c. die Tiere nicht entweichen können
Der perfekte Stall bietet dem Pferd genügend Licht und Luft, frisches Stroh – und Artgenossen. Die Haltung von Pferden ohne Kontakt zu anderen Pferden ist nicht artgerecht und deshalb in der Schweiz verboten.

Pferd als Haustier

Die wilden Vorfahren der Pferde lebten in den asiatischen Steppengebieten. Menschen domestizierten die Fluchttiere vor mehreren Tausend Jahren zu Haustieren. In der Schweiz leben heute rund 111000 Equiden, wozu Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel gehören. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Pferd immer mehr vom Nutztier zum Freizeit- und Sporttier gewandelt.2

Reiten

Beim Thema Reiten gehen die Meinungen selbst unter manchen vegan lebenden Personen auseinander. Doch selbst wenn ein Pferd behutsam behandelt wird und der Mensch ihm liebevoll begegnet: Wenn sich ein Pferd frei entscheiden könnte, würde es vermutlich das Zusammensein mit seiner Herde einer Sportart mit dem Menschen vorziehen. Es möchte frei sein und sich weitläufig bewegen können. Keine Trense im Mund haben oder gesattelt werden und teilweise recht massige Menschen tragen müssen. Selbst wenn das Pferd es «mit sich machen lässt» und sein Reiter oder seine Reiterin ins Herz geschlossen hat, bedeutet das nicht, dass das Pferd auch gerne geritten wird. Von all den Bedürfnissen, die Pferde haben, ist keines davon, Menschen oder andere Lasten auf ihrem Rücken zu tragen. 
 

Zucht

Die Pferde werden hierzulande als Renn- oder Dressurpferde für den Pferdesport gezüchtet, nicht aber zur Fleischgewinnung: «Geschlachtet werden überzählige Zuchttiere oder alte Sport- und Arbeitstiere. Selbst das Zürcher Tierspital gibt pro Jahr nur etwa 30 von 170 aus medizinischen Gründen getöteten Pferden in die Metzgerei, davon die Hälfte für Zootierfutter. Die meisten aber werden eingeschläfert und anschliessend verbrannt, wegen vorausgehender Medikation oder weil es der Besitzer wünscht. Einzig Bell führt im Herbst in Cheseaux eigentliche Schlachtwochen durch. Wenn die Züchter ihre Fohlen aussortieren, werden jeweils 100 bis 200 Tiere verarbeitet.» (NZZ am Sonntag, 17.02.2013)

Nutztier v. Heimtier 

Ein neugeborenes Fohlen gilt in der Schweiz automatisch als Nutztier. Soll das Pferd als Heimtier weiterleben dürfen, so muss es dementsprechend umgemeldet werden. Ein Nutztier darf geschlachtet und verwertet werden, während ein totes Heimtier nicht verzehrt werden darf. Da das Fleisch von Nutztieren für den menschlichen Verzehr angeboten wird, dürfen, im Falle einer Tierarztbehandlung, nur bestimmte Medikamente verwendet werden und es muss ein sogenanntes Behandlungsjournal geführt werden, damit Absetzfristen eingehalten werden können. Ein als Nutztier deklarierter Vierbeiner kann jederzeit zum Heimtier «umgewandelt» werden. Ein Heimtier kann jedoch nicht mehr zum Nutztier werden, weil nachträglich nicht mehr nachgewiesen werden kann, welche Substanzen sich im Körper befinden und in die Lebensmittelgewinnung gelangen könnten.4

Fleischkonsum 

In der Schweiz wird vergleichsweise wenig Pferdefleisch gegessen. Laut Fleischverarbeiter Bell sind es jährlich pro Kopf rund 500 Gramm.5 Besonders beliebt sind sogenannte Edelstücke. 

Gewinnung von Hormonen

In den vergangen Jahren sorgten sogenannte «Blutfarmen» in Island und Südamerika immer wieder für Schlagzeilen. Aus dem Blut trächtiger Stuten wird das Hormon PMSG (Pregnant Mare's Serum Gonadotropin) gewonnen. Das Hormon kommt in Europa in der Tierhaltung zum Einsatz, überwiegend bei Zuchtsauen und Schafen. Es wird zur Arbeitserleichterung eingesetzt, damit die weiblichen Schweine zur gleichen Zeit fruchtbar sind, künstlich besamt werden können und somit auch zur gleichen Zeit ihre Ferkel gebären. Bis zu zehn Liter Blut - etwa ein Viertel des Blutes eines Pferdes - entnehmen die Farmer den trächtigen Stuten ein- bis zweimal pro Woche, elf Wochen lang. Die körperliche Belastung ist extrem. Etwa 30 Prozent sterben jedes Jahr - entweder völlig sich selbst überlassen oder aber sie werden geschlachtet, weil sie nicht mehr trächtig werden. Die Fohlen werden, wenn sie nicht eh schon im Mutterleib versterben, als unerwünschtes Nebenprodukt abgetrieben. Im Anschluss sollen die Tiere schnellstmöglich wieder trächtig werden, da nur in den ersten Monaten der Trächtigkeit der PMSG-Spiegel im Blut besonders hoch ist.6,7,8

Die Anwendung sorgt nicht nur bei den betroffenen Pferden für unglaubliches Leid, sondern auch bei den Muttersauen und ihren Ferkeln. Denn so können auch schwache und kranke Tiere zur Brunst gezwungen werden, ausserdem werden oftmals mehr Ferkel geboren, als die Mutter versorgen kann. Diese verhungern kläglich oder werden getötet. 

Das Tierarzneimittel Folligon ist inzwischen nicht mehr zugelassen in der Schweiz. Das Hormonpräparat P.G.600 allerdings schon. Es wird von MSD Animal Health GmbH hergestellt. Der Schweizer Bauernverband verbietet den Einsatz des Hormons seit dem Jahr 2022. Dies ist jedoch eine freiwillige Branchenlösung und keine gesetzliche Verpflichtung. 

Zurzeit läuft eine Petition von Campax, in der ein gesetzliches Verbot für das Qualhormon PMSG gefordert wird. Dieses soll sowohl für die Gewinnung, den Import wie auch die Anwendung des Hormons gelten. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Verzicht nicht bloss auf der Freiwilligkeit der Branche basiert.  Swissveg gehört zu den Unterstützerinnen der Forderungen. Die Petition kann hier unterzeichnet werden. 

Betäubung und Schlachtung

Die Betäubung erfolgt durch ein Bolzenschussgerät, mittels eines gezielten Schusses direkt ins Gehirn. Dabei dringt der Stahlbolzen durch die Schädeldecke des Tieres tief bis ins Gehirn ein und zerstört dieses. Danach werden die Tiere «gestochen», damit sie ausbluten.

 

 

 

 

  1. Das Pferd, Grundlegende Fakten. Reitarena, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  2. Pferde richtig halten, Zürcher Tierschutz, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  3. Pferde reiten, Swissveg, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  4. Pferd als «Nutztier» – ohne Konsequenzen?, Pferdewoche, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  5. Pferd - Fleisch- & Geflügelprodukte - Schweiz. Bell. https://www.bell.ch/de/kochwissen/fleischkunde/tier/pferd/#:~:text=Im%2…
  6. Hormon aus Pferdeblut für die Schweinezucht, Tierschutzbund, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  7. Stuten leiden für unser Schweinefleisch, SRF, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
  8. PMSG Zusammensetzung, Tierarzneimittel Kompendium der Schweiz, zuletzt aufgerufen am 03. September 2020
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