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FAQ

Das FAQ richtet sich vor allem an SchülerInnen und StudentInnen, aber natürlich auch an alle Interessierten, welche sich einen Überblick über das Thema Veganismus und damit verbundene Aspekte verschaffen wollen. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenfassung von häufig gestellten Interviewfragen, somit sollte das FAQ auch als Hilfestellung zum Verfassen von Arbeiten dienen.

Wer eine bestimmte Antwort in der folgenden Auflistung nicht findet, meldet sich gerne an info@swissveg.ch. Wir bearbeiten die Frage gerne und fügen sie dieser Liste hinzu! 

Veganer Lebensstil 

Definition eines veganen Lebensstils

Der Begriff "veganer Lebensstil" ist nicht geschützt, weshalb es hierfür keine einheitliche Definition gibt. Zudem ist der Begriff sehr umfassend, was es ebenfalls erschwert eine kurze, prägnante Definition zu geben. Vegan leben bedeutet mehr, als nur keine tierischen Produkte zu essen. Es gibt auch unterschiedliche Gründe sich für diese Lebensweise zu entscheiden wie die Tiere, die Umwelt und die Gesundheit. Veganer verzichten beispielsweise auf Produkte mit Leder oder Kosmetikartikel, welche an Tiere getestet wurden. Es gibt aber auch immer wieder kritische Themen. Ist es als Veganer vertretbar ein Haustier zu halten? Oder wie entscheidet man bei einer Krankheit, welche nur mit veganen Medikamenten behandelt werden kann? Bei diesen Fragen gehen die Meinungen auseinader.

Ist das Leben als Veganer teurer?

Nein. Der Preis hängt davon ab, was für Nahrungsmittel man einkauft. Kauft man stark verarbeitete Nahrungsmittel ein (Pommes-Chips, Fertiggerichte usw.) ist dies natürlich wesentlich teurer, als wenn man Grundnahrungsmittel (Kartoffeln, Reis, Linsen usw.) einkauft. Ausserdem sind gerade tierische Produkte (Fleisch, Käse) sehr teuer.

Wo sind die besten Einkaufsmöglichkeiten für Veganer?

Es gibt viele Möglichkeiten, um vegan einzukaufen. Hier gibt es eine Übersicht zu veganen Einkaufsmöglichkeiten: Einkaufen

Was sind Gründe, weshalb sich Personen für eine vegane Ernährung entscheiden?

Es gibt zahlreiche Gründe, um sich vegan zu ernähren. Es gibt also nicht den einen Grund für diesen Lebensstil, es sind verschiedene Faktoren, welche den Menschen dazu bewegen. Ausserdem ist dies auch von Person zu Person unterschiedlich. Mögliche Beweggründe wären zum Beispiel das Tierwohl, die Gesundheit sowie ethische und ökologische Gründe. Diesbezüglich findet man auch eine Umfrage auf unserer Homepage: Umfrage

Ist es schwierig sich vegan zu ernähren?

Nein. Wie bei allem ist es am Anfang eine gewisse Umstellung, die dann zur neuen Gewohnheit wird. Man sollte zu Beginn auch nicht am Perfektionismus scheitern. Es geht in erster Linie nicht darum, nie einen Fehler zu machen, sondern darum, so vegan wie möglich zu leben. Mit jedem Schritt in diese Richtung hat man bereits etwas dazu beigetragen, die eigene Gesundheit zu fördern, die Umwelt zu schonen und Tierleid zu vermindern. Unter diesen Links findet man hilfreiche Tipps, wie man Milch- und Fleischprodukte ersetzen kann Wasnehmeichstatt oder GoVegan

Demographie

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und der Entscheidung, vegan zu leben?

Sich vegan ernährende Menschen haben öfter eine höhere Ausbildung abgeschlossen (47 % der Veganer). Insgesamt gesehen konsumieren Menschen mit Hochschulabschluss weniger Fleisch als der Bevölkerungsdurchschnitt. Je höher der Bildungsgrad, umso wahrscheinlicher ist es also, dass diese Person sich vegan ernährt. Dies hat damit zu tun, dass sie die Verknüpfung zu den Folgen für die Umwelt eher nachvollziehen kann und sich bewusst ist, dass Fleischkonsum unserem Planeten schadet. In Entwicklungsländern wird Fleisch als Statussymbol gesehen, da sich dieses nur wohlhabende Leute leisten können. Vor wenigen Jahren war dieses Bild in der Schweiz noch ähnlich, jetzt ändert sich dies langsam. Je aufgeklärter eine Gesellschaft, umso wahrscheinlicher wird die vegane Lebensweise.

Gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern, was den veganen Lebensstil betrifft?

Bei den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Vor allem in der Schweiz fällt auf, dass es sehr viel mehr Frauen gibt, die vegetarisch leben. Dahingegen haben bei den Veganern die Herren überhand, was bedeutet, dass der Mann entweder ganz auf tierische Produkte verzichtet, oder gar nicht. Allerdings sind die Zahlen zu Veganern noch nicht sehr genau, da dazu eine noch grössere repräsentative Umfragen nötig wäre.
Der Link zur Umfrage: Umfrage

Ist die Anzahl an Veganern in der Stadt höher als in ländlichen Regionen?

Die Anzahl an Veganern in Schweizer Städten ist deutlich höher. In den ländlichen Gebieten leben gerade mal 20% der vegetarisch oder vegan lebenden Personen.

Wie viel Prozent der Schweizer Bevölkerung leben, in etwa, vegan?

Anfangs 2017 gaben etwa 3% der Schweizer Bevölkerung an sich vegan zu ernähren und 11% bezeichneten ihre Ernährungsweise als vegetarisch. Etwa 18% gaben an, dass sie Flexitarier sind. Die ausführlichen Angaben zur Umfrage gibt es unter folgendem Link: Umfrage

Wie sieht die Geschichte des Vegetarismus aus?

Als ein Pionier der Vollwertkost in der Schweiz gilt der berühmte Arzt Maximilian Bircher-Benner (1867–1939), der Erfinder des Birchermüesli. Seine vegetarischen Ernährungsrichtlinien setzte er ab 1897 in der renommierten Privatklinik am Zürichberg um, in der bis 1994 viele prominente Patienten Heilung fanden. Zur selben Zeit eröffnete Ambrosius Hiltl das älteste noch immer bestehende vegetarische Restaurant Europas – das Hiltl in Zürich. Ausführlichere Informationen zum historischen Verlauf: Geschichte

Gesundheit

Ist die vegane Ernährung gesund?

Die vegane Ernährung kann sehr gesund oder sehr ungesund sein: Süssgetränke und Pommes sind (meistens) vegan, aber nicht gesund. Wenn ich mich gesund ernähren will, sollte ich auf ausgewogene, naturbelassene/vollwertige und frische Produkte achten, dann ist die vegane Ernährung sehr gesund. Verarbeitete Produkte sollen als Genussmittel in Mass konsumiert werden. Zusätzliche Infos unter folgendem Link: gesunde Ernährung

Lebt man als Veganer/in gesünder?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn man sich abwechslungsreich ernährt, ist es grundsätzlich gesünder, sich ohne tierische Nahrungsmittel (mit mehr Früchten und Gemüsen) zu ernähren. Es ist jedoch auch möglich, sich vegan ungesund zu ernähren, da beispielsweise auch Pommes und Wodka in der Regel vegan sind. Mit einer eher ungesunden veganen Ernährung nimmt man aber dennoch kein Cholesterin auf, das es nur in tierischen Produkten gibt. Ausserdem haben vegane Produkte weniger häufig mehrfach gesättigte Fettsäuren. Zudem fehlen den tierischen Produkten die wertvollen Faserstoffe gänzlich. 

Hat eine vegane Ernährung langfristig grosse Einflüsse?

Die vegane Ernährung, selbst wer nicht auf besonders gesunde, frische Ernährung achtet, hat einen positiven Einfluss auf sinkende Cholesterinwerte: Cholesterin ist nur in tierischen Produkten enthalten. Auch gesättigte Fettsäuren sind häufig in tierischen Produkten. Insgesamt sind vegan lebende Menschen weniger übergewichtig und senken ihr Risiko, an Herzkreislaufkrankheiten oder Krebs zu erkranken. Es gibt weitaus mehr Faktoren, die zu einer Krankheit führen, als das Beifügen oder Weglassen tierischer Produkte: Es ist also essentiell, insgesamt gesund zu leben: wenig Stress, wenig/kein Alkohol, regelmässige Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte etc. Unter folgendem Link gibt es weiterführende Informationen: gesunde Ernährung

Haben Veganer einen deutlichen Mangel an gewissen Nährstoffen, Mineralien oder Vitaminen?

Das einzige Vitamin, das bei einer veganen Ernährung supplementiert werden muss, ist Vitamin B12. Dieses wird ausschliesslich von Mikroorganismen (Bakterien) hergestellt und kommt in tierischen Produkten vor. Es wird im Körper der entsprechenden Tieren gebildet oder über das Futter aufgenommen. Doch auch bei den Nutztieren gibt es Probleme durch nicht artgerechte und zu reine Futtermittel. Deshalb wird auch dort das Vitamin schon direkt ins Futter gemischt. Ob die Kuh oder das Rind die Nahrungsergänzung übers Futter erhalten und du deinen Bedarf über den Umweg vom Tier deckst, oder ob du direkt die Ergänzung zu dir nimmst: Vitamin B12 kommt in unseren ausgelaugten Böden praktisch nicht mehr vor und muss supplementiert werden. Ein lang andauernder Vitamin-B12-Mangel kann gravierende Schäden im Nervensystem und Gehirn verursachen, da es besonders wichtig für die Nervenbildung (u.a. der Synapsen im Gehirn) ist. Zudem ist Vitamin B12 für die Blutbildung entscheidend, sein Mangel führt zu perniziöser Anämie. Erwähnenswert ist auch, dass ein Vitamin-B12-Mangel häufig bei Fleischessern vorkommt. Weitere Infos zu diesem Thema findest man unter: Vitamin B12

 

 

 

 

Nimmt man als Veganer genug Eisen auf?

Vegan heisst nicht gleich gesund oder ungesund. Es ist wichtig, sich ausgewogen und frisch zu ernähren. Beim Eisen kommt es auch auf weitere Faktoren an: Vegetarier (inkl. Veganer) sind kaum häufiger von Eisenmangel betroffen als Fleischesser. Der Eisengehalt von Milchprodukten ist kaum relevant zur Deckung des Eisenspiegels, sondern kann im Gegenteil das Risiko für einen Eisenmangel erhöhen. Wohingegen beispielsweise Vitamin C die Eisenaufnahme unterstützt. Weitere Informationen siehe hier: Eisen

Ist es möglich sich während der Schwangerschaft vegan zu ernähren?

Immer wieder hört man, dass eine vegane Ernährung nicht für Kinder und Schwangere geeignet ist. Wir haben eine Umfrage zu diesem Thema gemacht und es sind gut 120 Antworten dazu eingegangen. Befragt wurden Schweizer vegan lebende Mütter zum Thema vegane Babyernährung in der Schwangerschaft und im ersten Babyjahr. Dabei hat sich herausgestellt, dass vegane Mütter und Kinder genau so gesund sind, wie Fleischesser auch. Es ist wichtig, dass Babys zu genügend Nährstoffen kommen. Eine Vitamin-B12-Versorgung ist daher unumgänglich. Auch Vitamin D sollte supplementiert werden (unabhängig von der Ernährungsweise). Für die vollständige Auswertung der Umfrage klicke auf diesen Link: Vegan Baby

Ist es möglich sich als Spitzensportler vegan zu ernähren?

Im Sportbusiness vertritt man auch heutzutage noch vielerorts die mittlerweile längst widerlegte Ansicht, tierische Proteine seien unersetzlich für den Muskelaufbau. Man weiss heute jedoch, dass tierische Proteine säurebildend und arm an Mikronährstoffen sind. Tierische Produkte enthalten viele schädliche Stoffe (Hormone, Antibiotika, Impfstoffe und Toxine aller Art) und zudem viele gesättigte Fette sowie Cholesterin. All diese Stoffe sind also nicht geeignet, um einen athletischen Körper gesund zu ernähren. Nach dem Training müssen dem Körper alle Substanzen zugeführt werden, die er zum Wiederaufbau braucht: Energie, Vitamine, Antioxidantien, Mineralsalze, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, etc., kurzum alle jene Substanzen, die in unverarbeiteten Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft vorkommen. Für Sportler bietet die pflanzliche Ernährung einen weiteren, sehr bedeutenden Vorteil: Sie ist sehr reich an Kohlenhydraten. Als Kraftstoff für Muskeln und Gehirn braucht der Körper ausschliesslich Kohlenhydrate, die in tierischen Lebensmitteln nicht vorkommen. Zudem gibt es zahlreiche Beispiele von erfolgreichen Sportler, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Unter folgendem Link gibt es mehr Informationen: Sport

Wie sieht ein ausgewogener veganer Ernährungsplan aus? Auf was muss man achten, damit alle wichtigen Stoffe abgedeckt werden?

Durch eine pflanzliche Ernährung können praktisch alle Nährstoffe problemlos aufgenommen werden. Dabei sollte man darauf achten, sich so abwechslungsreich wie möglich zu ernähren. Dabei gilt viel Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte sowie Nüsse zu sich zu nehmen und auf möglichst unverarbeitete Produkte zu achten. Unter folgendem Link (Nährstofftabelle) haben wir eine Nährstofftabelle zusammengestellt, die sehr hilfreich ist. Es werden alle wichtigen Nährstoffe aufgezählt und gezeigt, in welchen Lebensmitteln sie vorkommen. Doch egal ob Fleischesser, Vegetarier oder Veganer – eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist immer wichtig.

 

 

 

Welche positiven Auswirkungen hat eine vegane Ernährung auf den Körper?

Es gibt viele positive Auswirkungen einer veganen Ernährung. Eine vegane Ernährung senkt unter anderem das Erkrankungsrisiko von folgenden Krankheiten: Adipositas, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und Alzheimer. Der Körper nimmt weniger Schadstoffe auf, die sich in der Nahrungskette anreichern. Auch das Krebsrisiko kann sich durch eine Ernährung mit viel Früchten, Gemüse und einen hohen Anteil an Ballaststoffen senken. Die pflanzliche Ernährung kann zudem die Gewichtsabnahme fördern bzw. Übergewicht verhindern. Für weitere positive Auswirkungen klicke auf diesen Link: Gesundheit 

Ökologie/Ethik/Politik

Was hat der Fleischkonsum für Auswirkungen auf die Umwelt?

Es gibt unzählige negative Folgen, die der Fleischkonsum auf die Umwelt hat.

In der Schweiz wird für die Fleischindustrie beispielsweise zu viel Dünger verwendet. Ammoniak und Stickoxide (NOX) tragen wesentlich zur Übersäuerung des Bodens bei. Aus artenreichen und bunt blühenden Wiesen entstehen durch Überdüngung innerhalb weniger Jahre saftig grüne Fettwiesen, die zwar viel Heu liefern, in denen aber nur noch wenige Pflanzenarten wachsen. Die Biodiversität geht verloren. Ammoniak hat jedoch nicht nur verheerende Auswirkungen auf den Boden und die Luft, sondern auch auf die Gewässer. Die Überdüngung bewirkt unter anderem ein unnatürlich starkes Wachstum der Algen, die dadurch dem Gewässer den Sauerstoff entziehen. Dadurch werden wichtige Lebensräume zerstört. In der Schweiz müssen z.B. der Sempachersee und der Baldeggersee wegen Überdüngung mit Sauerstoffgebläsen künstlich «beatmet» werden. In vielen Ackerbaugebieten in der Schweiz kann der Bevölkerung das Grundwasser wegen der hohen Nitratbelastung nicht mehr direkt als Trinkwasser zugemutet werden.

Ein Beispiel für ein globales Problem, welches durch den Fleischkonsums gefördert wird, ist der beschleunigte Klimawandel. Wir hinterlassen alle einen ökologischen Fussabdruck, welcher teils auch durch unsere Ernährungsweise bestimmt ist. Die Herstellung von tierischen Produkten verursacht in jedem Fall mehr Treibhausgasemissionen als diejenige von pflanzlichen. Der Grund dafür ist die Verlängerung der Nahrungskette über das Tier, das sich selbst von Pflanzen ernährt. Es ist somit unumstritten, dass die Nutztierhaltung einen grossen Anteil am Treibhauseffekt hat. Besonders problematisch ist die Haltung von Wiederkäuern (Rinder, Schafe) weil in deren Verdauungsapparat Gase (Methan) entstehen, welche in die Umwelt gelangen und diese stark belasten. Die Nutztierproduktion trägt nachweislich in hohem Masse zu den negativen Klima­auswirkungen bei.

Ein weiteres globales Problem ist die Wasserknappheit. Für die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch werden 15400 Liter Wasser  benötigt – eine unvorstellbar grosse Menge, die sich einerseits durch den Wasserbedarf der Tiere, aber auch den Anbau von Futtermitteln ergibt. Im Gegensatz dazu benötigt der Anbau von 1kg Kartoffeln gerade noch 300 Liter Wasser. Durch den steigenden Konsum an tierischen Produkten wird weltweit immer mehr Wasser in der Landwirtschaft benötigt. Leider trifft die Wasserknappheit immer zuerst die ärmsten Bevölkerungsschichten. Durch den riesigen Bedarf an Wasser in der Landwirtschaft wird immer mehr mit Pumpen gearbeitet, welche das Grundwasser hoch pumpen. Ärmere Bauern können sich nur Handpumpen oder wenig leistungsfähige, einfache Pumpen leisten. Wenn sich der Grundwasserspiegel durch Übernutzung um mehrere Meter absenkt, trocknen dadurch zuerst die vielen kleinen Brunnen aus, da diese das Wasser nicht aus grosser Tiefe heraufpumpen können. In Indien muss in manchen Regionen das Wasser bereits aus über 1000 Metern Tiefe heraufgepumpt werden. 

Dies sind noch lange nicht alle Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Umwelt, weitere Informationen gibt es unter folgendem Link: Umwelt

 

 

 

Wie erklären Sie sich, dass Politik und Gesellschaft die Ernährung nicht vermehrt in die Klimadiskussion einbringen?

Dies hat in erster Linie wirtschaftliche Gründe. Die Fleisch- und Milchlobby sind, auch durch die Subventionen, die sie erhalten, wirtschaftlich stark und somit sehr einflussreich. Schweizer Politiker wollen das Thema nicht angehen aus Angst vor dem Verlust der Wählerstimmen. Und die Medien sind stark von Inserateeinnahmen abhängig. Diese erhalten sie jedoch in erster Linie von wirtschaftlich starken Verbänden (z.B. Proviande, Swissmilk). Deshalb publizieren auch sie kaum etwas gegen den Fleisch- oder Milchkonsum. Hier ändert sich glücklicherweise gerade etwas, da auch die Hersteller von Fleischalternativen stärker werden und das Bewusstsein in der Bevölkerung wächst.

Wie beurteilen Sie den Fleischkonsum aus moralischer/ethischer Perspektive?

Negativ. Es gibt keinen moralisch oder ethisch vertretbaren Grund, als Mensch in unserem Land Fleisch zu konsumieren. Es gibt hingegen sehr viele Gründe, die dagegen sprechen. Das einzige Argument, das für Fleisch spricht, ist die Lust darauf. Doch inwiefern ist diese Lust echt? Wir haben Lust auf ein gewürztes, gekochtes Stück Fleisch, aber niemand möchte in ein totes Tier mit Fell reinbeissen.

Sehen Sie Vorteile in der Bio-Viehzucht und Fleischverarbeitung?

Bio schneidet ökologisch und ethisch meistens besser ab, als konventionell. Allerdings schneidet Bio-Fleisch schlechter ab, als konventionelles, importiertes Gemüse, Früchte etc. Genauere Informationen unter: Treibhausgaseffekt

Treibhausgase

Weshalb konsumiert ein Grossteil der Bevölkerung trotz den Vorteilen der veganen Ernährung immer noch Fleisch?

Es gibt viele Menschen, welche sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzten und somit fehlt es ihnen auch an Wissen bezüglich den Auswirkungen des Fleisch- und Milchkonsums auf unserem Planeten. Zudem existieren riesige Lobbys, welche kein Interesse haben, die Menschheit aufzuklären, da sie ansonsten weniger Profit erzielen würden. Beispielsweise erhält Swissmilk sehr viel Unterstützung vom Bund, also Steuergelder, für ihre Werbung. Mit dieser festigen sie das Image der Milch und verbreiten die Meinung, dass Milch gesund ist und der Körper für seine Entwicklung Milch braucht. Ausserdem müssten auch die Bauern umdenken und auf andere Produkte setzen. Das wollen sie allerdings nicht, denn für die Produktion tierischer Nahrungsmittel erhalten sie mehr Geld und Subventionen. Somit stösst eine Veränderung erstmal auf grossen Widerstand. 

Der Konsum tierischer Produkte ist noch so sehr in unserer Gesellschaft verankert, dass man mit einer veganen Ernährung gegen Strom schwimmt und sich häufig erklären muss, eine Ausnahme darstellt und als anders wahrgenommen wird. Viele wollen das nicht. Denn besonders am Anfang wird solch eine Veränderung vom sozialen Umfeld kritisch aufgenommen und stark hinterfragt. 

Hinzu kommt, dass Essen etwas Persönliches und Emotionales ist. Jedermann müsste bei sich selbst anfangen und viel bewusster Fleisch konsumieren. Als Nichtveganer erscheint einem solch ein Lebensstil nahezu unmöglich. Jeder aber, der danach lebt, weiss, dass es in Wahrheit überhaupt kein Problem darstellt und einfacher auszuführen ist, als die meisten denken. Das Schwierigste daran ist, wie bei vielen Dingen, der Anfang. Diesen Schritt wollen viele Menschen nicht gehen. Dazu kommt weiter, dass man einsehen und zugeben müsste, dass man bislang etwas Falsches und/oder Schlechtes getan hat, was noch schwerer fällt.

Sehen Sie politischen Handlungsbedarf bei der Einschränkung des Fleischkonsums?

Ja, unbedingt. Anstatt ein Verbot, wäre auch eine Fleischsteuer (wie beispielsweise bei den Zigaretten) eine mögliche, gute Alternative. Neben einer Steuer müsste man zusätzlich auch die Subventionspolitik in der Landwirtschaft grundlegend ändern und die Schweizer Wirtschaft fördern, indem wir keine Produkte minderer Qualität oder Qualprodukte mehr importieren würden. Die Bauern im Inland sollen mehr Nahrung für den direkten Verzehr anbauen, anstatt auf den Ackerflächen Futtermittel für Nutztiere anzubauen, wodurch gleichzeitig die Nahrungsmittelsouveränität der Schweiz steigern würde.

Was denken Sie, in welche Richtung wird sich der Fleischkonsum in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln?

Der Konsum dürfte in der Schweiz stabil bleiben oder leicht zurück gehen. Sofern sich politisch nichts ändert, wird auch bei den Zahlen nichts gross passieren. Der Bund subventioniert Milch- und Fleisch stark und gleicht sogar Marktschwankungen aus, in dem grosse Mengen eingefroren und gelagert werden etc. Erst wenn beispielsweise verboten wird, Produkte zu importieren, die unseren eigenen Massstäben nicht gerecht werden (Stopfleber aus Frankreich, Poulet aus Brasilien, Produkte mit Eiern aus Batteriehaltung, die im Ausland produziert wurden), wenn Subventionen umweltfreundlicher verteilt werden (wenn Bauern für Gemüse, Getreide und Früchte mehr Subventionen erhalten, als für tierische Erzeugnisse) und wenn vor allem die Bevölkerung aufgeklärt wird, dann kann der Konsum effektiv und nachhaltig zurückgehen. Link zur Graphik: Tierkonsum

Wie wird sich der momentane Trend der veganen Lebensweise in Zukunft entwickeln?

Langfristig wird nichts daran vorbei führen, dass die weltweite Ernährung mehr pflanzlich wird. Gemäss der UNO würde es beim bisherigen Fischverzehr nur noch bis zum Jahr 2050 dauern, bis es keine Fische mehr in den Weltmeeren gibt und auch die Fleischproduktion kann mit der steigenden Weltbevölkerung nicht Schritt halten. Da die Fleischproduktion sehr viel Land und andere begrenzte natürliche Ressourcen benötigt, ist dies unmöglich langfristig aufrecht zu erhalten. Das heisst: Entweder die Menschen werden jetzt schon freiwillig auf eine nachhaltigere Ernährung umstellen, oder sie werden in ein paar Jahrzehnten dazu gezwungen, da man sonst die Weltbevölkerung nicht ernähren kann. Falls wir jetzt nicht mit dem Umstieg beginnen, wird sich der weltweite Kampf um die begrenzten Ressourcen immer mehr verstärken. Schon heute muss die kleine Schweiz jährlich rund 1 Million Tonnen Futtermittel aus dem Ausland importieren, um die Schweizer Fleischproduktion aufrecht erhalten zu können. Dazu importieren wir nochmals dieselbe Menge Fleisch vom Ausland, die wir schon in der Schweiz produziert haben. In der EU sieht es noch schlimmer aus. Die Schweiz und die EU können es sich leisten, Futtermittel in armen Ländern anbauen zu lassen. Es führt aber langfristig zu noch mehr Hunger in diesen Ländern, da ihr Landwirtschaftsland nicht mehr für die Ernährung der eigenen Bevölkerung zur Verfügung steht und die Böden aufgrund der Monokulturen schon stark ausgelaugt sind. 

Angenommen, die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten würden nun komplett auf tierische Produkte in ihrem Essen verzichten. Welche ökologischen und wirtschaftlichen Veränderungen brächte dieser Sinneswandel?

Es würden sehr grosse Landwirtschaftsflächen frei werden, wodurch die Schweiz unabhängig von Futtermittelimporten werden könnte. Die Alpgebiete müssten nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion missbraucht und könnten der Natur zurückgegeben werden. Es sind nicht alle freien Weideflächen für den Ackerbau nutzbar. Wildbereiche sind für ein stabiles Ökosystem aber sehr wichtig. Verdrängte Wildtierarten hätten so mehr Platz zum Leben.

Die hoch defizitäre Fleischindustrie, die nur durch unsere Steuergelder am Leben erhalten wird, wäre nicht mehr nötig. Die Schweiz würde Milliarden an Steuergeldern (Subventionen) einsparen, die sinnvoller verwendet werden könnten. Viele Zivilisationskrankheiten (Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck,…) würden zurück gehen, was wiederum das Gesundheitswesen entlasten würde.

In Europa würde die Nahrungsmittelindustrie der Schweiz durch die hohe Nachfrage nach schmackhaften pflanzlichen Produkten eine Vorreiterin werden und könnte sich durch die Investitionen in dieses Gebiet auch international gut etablieren. Schon heute gibt es Schweizer ProduzentInnen von speziellen pflanzlichen Produkten, die nach ganz Europa exportieren. Dieser Bereich könnte stark anwachsen. FleischverarbeiterInnen würden in den Markt der Fleischalternativen einsteigen. Deren Know-How könnte teilweise auch dort hilfreich sein. Es gäbe sicher eine Zeit der Umschulung, doch die KonsumentInnen verändern ihr Verhalten auch nicht von heute auf morgen. So wäre genügend Zeit, um sich an die neue Situation anzupassen.

In der Schweiz würde dadurch auch das Gülleproblem gelöst werden: Zu viele Fäkalien für zu wenig Land. Früher waren die tierischen Fäkalien ein gut brauchbarer Dünger, heute ist es ein Entsorgungsproblem. Die Schweiz könnte (durch das FIBL) Vorreiterin in der bio-veganen Landwirtschaft werden. Diese ist derzeit unter Schweizer LandwirtInnen noch praktisch völlig unbekannt, da man immer zu viel Gülle hatte und es keinen Anlass gab zu lernen, wie man die Felder ohne Fäkalien düngen kann. Im Ausland gibt es seit Jahrzehnten sehr erfolgreich wirtschaftende bio-vegane Höfe. Die Schweiz könnte verhindern, dass sie in diesem Bereich vollständig abgehängt wird. 

Die LandwirtInnen könnten ausserdem ihre Höfe zu Lebenshöfen umfunktionieren und ihre Ackerflächen für die Produktion von pflanzlichen Produkten nutzen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Lebenshof Aurelio: Er wagte den Schritt von einem gross produzierenden Hof mit Kühen, Schweinen, Hühnern und Alpakas zu einem zukunftsweisenden Lebenshof. Anstatt Kuhmilch produziert er heute Haferdrinks.

Die sogenannten «Nutztiere» würden fortlaufend weniger gezüchtet werden, bis keine Nachfrage nach tierischen Produkten mehr besteht oder die Tiere könnten in Lebenshöfen untergebracht werden.

 

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