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Ziegen

Ziegen sind soziale Tiere, die in der Herde leben und dort jeweils ihre eigene Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Sie sind sehr intelligent, gewitzt und manchmal auch frech. Im Umgang sind Ziegen sehr freundlich, können eine starke Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen und sind äusserst lernfähig.1

Fakten und Interessantes

Steckbrief

  • Ziegen sind neugierig und intelligent. Sie lernen schnell; insbesondere, wenn es um die Durchsetzung ihrer Bedürfnisse geht.
  • Ursprünglich sind Ziegen in den Bergen zu Hause – so erklären sich ihre verwegenen Kletterkünste und waghalsigen Sprünge. 
  • Vor Überraschungen ist der Mensch bei Ziegen nie sicher, denn Ziegen sind nicht nur neugierig, sondern auch erfinderisch. Ziegen sind wahre Ausbruchskünstler! 
  • Sie sind schön, stolz, nachtragend und manchmal auch lustig! Ziegen können wahre Clowns sein. 
  • Die Ziege kommt nicht nur mit Menschen gut klar, auch mit anderen Tieren kann sie eine tiefe Freundschaft verbinden. Besonders mit Pferden freundet sie sich gerne an.
  • Mit einem Tier steht die Ziege allerdings auf Kriegsfuss, und das ist der Hund. Er ist für sie wie ein Wolf: der natürliche Feind. Wenn Ziegen untereinander kämpfen, richten sie Hornansatz gegen Hornansatz. Wenn eine Ziege auf einen Hund losgeht, dann versucht sie mit den Hornspitzen in den weichen Bauch zu stossen.
  • Eine männliche Ziege heisst Bock. Wird er kastriert, nennt man ihn Mönch. 2

Interessantes

Vor mindestens 8000 bis 9000 Jahren begann die Domestikation der Hausziege, die somit zu den ältesten wirtschaftlich genutzten Haustieren zählt. Im Gegensatz dazu sind die meisten wildlebenden Ziegenarten in ihrem Bestand bedroht. Die Gründe dafür liegen in der Bejagung und Wilderei um des Fleisches oder der Trophäen willen und auch in der Verminderung ihres Lebensraumes und der Konkurrenz durch Haustiere.3

 

Bedürfnisse

Bewegen

Ziegen können weite und hohe Sprünge machen und beweisen besonders im Spiel ihre Beweglichkeit. Damit sie sich auch im Stall austoben können, dürfen sie nicht angebunden sein und benötigen genügend Platz. Besonders süss ist es, jungen Tieren beim Spielen und Toben zuzuschauen. Sie springen dabei gerne auf erhöhte Einrichtungen.4

Ruhen

Ziegen brauchen im Stall wie auf der Weide einen trockenen Platz,  um sich auszuruhen. Feuchtigkeit und Nässe mögen sie gar nicht.

Fressen

Neben Gras fressen Ziegen auch gerne junge Triebe und Laub von Bäumen und Sträuchern. Damit die Tiere auch im Stall knabbern und «naschen» können, sollte man ihnen neben dem Heu auch immer wieder frische Äste mit etwas Laub anbieten. Bei der Fütterung im Stall kommt es zu Konkurrenzsituationen zwischen den Tieren. Ziegen sind futterneidisch. Ranghohe Ziegen verdrängen rangniedere Ziegen. Jedes Tier sollte deswegen einen eigenen Fressplatz zur Verfügung haben.4

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife erreicht das Männchen mit sechs bis acht Monaten, ein Weibchen mit gut einem Jahr. In mediterranen und tropischen Verbreitungsgebieten kann sich die Hausziege ganzjährig fortpflanzen. Ansonsten erstreckt sich die Paarungszeit über die warmen Monate. Hausziegen leben in Freiheit und auch in Gefangenschaft polygam. Nach einer Tragezeit von rund 150 Tagen bringt ein Weibchen zwischen einem und drei Jungtiere zur Welt. Bereits kurz nach der Geburt können Jungtiere stehen und der Mutter folgen. Die Kleinen werden zehn Monate gesäugt. Ab dem fünften Lebensmonat beginnen Jungziegen mit der Aufnahme fester Nahrung. Um die Aufzucht des Nachwuchses kümmert sich immer das Muttertier. Der Vater ist daran nicht beteiligt.5

Sozialkontakt

Ziegen sind sozial lebende Tiere und zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Als Herdentiere müssen sie mit anderen Artgenossen gehalten werden.6 In einer Ziegenherde besteht eine strikte und von allen respektierte Rangordnung. Die Leitziege führt die Herde zum Fressen und zum Ruhen. Ist eine Ziege aufmüpfig, so reicht meist ein schräger Blick einer ranghöheren Ziege, und sie ist in ihre Schranken verwiesen.

In einer Ziegenherde besteht eine strikte und von allen respektierte Rangordnung. Die Leitziege führt die Herde zum Fressen und zum Ruhen. Ist eine Ziege aufmüpfig, so reicht meist ein schräger Blick einer ranghöheren Ziege, und sie ist in ihre Schranken verwiesen.2

 

Haltungsformen

Was wünscht sich eine Ziege?
Eine Ziege ist gerne draussen an der frischen Luft. Ebenso mag sie einen Rückzugsort der hell, trocken und gut belüftet ist.

Mastbetriebe

Die Milch von Ziegen ist heute sehr beliebt, das Fleisch dieser Tiere jedoch weit weniger. Weil  aber die Ziege ohne die Geburt eines Zickleins keine Milch gibt, braucht es ständig neue Zicklein. Die Neugeborenen werden kurz nach der Geburt von den Muttertieren getrennt. Und weil sich die Aufzucht dieser Jungtiere finanziell nicht lohnt, werden sie oft nach nur wenigen Tagen von den Milchbetrieben an Händler weiterverkauft. Besonders die Männchen sind für die Milchindustrie nicht «brauchbar». In Mastbetrieben verbringen die Zicklein dann die wenigen Wochen ihres Lebens unter vielfach schlimmen Haltungsbedingungen. In vielen Fällen kommen sie krank und ausgehungert in den Schlachthöfen an. Dort endet ihr kurzes Leben.8

Weidehaltung

Die natürlichste und beste Haltungsform für Ziegen ist die Weidehaltung. Draussen können die Tiere ihre angeborenen Verhaltensweisen ausleben. Sie können sich ihr Futter selbst suchen und dabei ständig in Bewegung sein. 

Zucht und Nutzung

Milch

Ziegenmilchprodukte sind in der Schweiz beliebter als je zuvor – inzwischen wird etwa doppelt so viel Ziegenmilch hergestellt wie noch vor zwanzig Jahren. Darunter leiden nicht nur die Muttertiere, sondern auch die unzähligen kleinen Zicklein, die wie Abfallprodukte behandelt und getötet werden.9

Fleisch

Die Nachfrage nach Ziegenfleisch ist hierzulande bescheiden. Die zunehmende Beliebtheit von Ziegenmilch hat aber eine Schattenseite: Die Voraussetzung, dass ein Tier überhaupt Milch produziert, ist Nachwuchs. Die kleinen Zicklein haben kaum Wert und werden als Abfallprodukt behandelt. Ein Überschuss an überflüssigen Zicklein die niemand will, ist die traurige Schattenseite der zunehmenden Beliebtheit von Ziegenmilch.10

 Landschaftspflege

Ziegen werden gerne für die Landschaftspflege eingesetzt. Sie bearbeiten durch ihr Fressverhalten verbuschte Wiesen, freizuhaltende Flussläufe und vieles mehr. Sie zeichnen sich als wertvolle Helfer aus, wenn es um die Pflege von Wiesen und Weiden geht.

Wolle

Kaschmirziegen

Die Kaschmirziege zählt zu den Wollziegen. Sie zeichnen sich durch eine lange, feine Unterwolle aus. Die Kaschmirwolle ist deutlich feiner als die dünnste Schafwolle und gehört zu den feinsten Tierhaaren. Sie ist einzigartig weich, seidig und zugleich wärmend. Pullover und Kleidungsstücke aus Kaschmir waren in der Vergangenheit Luxusprodukte und auch entsprechend teuer. Heute können sich immer mehr Menschen die verarbeiteten Tierhaare leisten. Kaschmir ist Trend und längst sind die begehrten Kleidungsstücke auch bei Discountern und Modeketten sehr günstig zu haben. 
Der weltweit grösste Kaschmirwollproduzent ist China.  Um an die begehrte Unterwolle zu gelangen, werden die Tiere geschoren oder die Wolle wird brutal ausgerupft oder ausgekämmt. Die Ziegen werden in China und auch in anderen Ländern in grossen Farmen gehalten und für Produkte wie Pullover, Decken und Sofabezüge gequält und gewaltsam getötet.11

Angora- oder Mohairziege 

Die Angoraziege ist eine Rasse der Hausziege und zählt zu den Wollziegenrassen. Angoraziegen haben lange Hängeohren. Das weisse Haarkleid ist seidig glänzend und hängt lang und lockig herab. Die Böcke entwickeln imposante, korkenzieherartig gedrehte Hörner. Bei den Geissen sind die Hörner kürzer und sichelförmig. 
Ihre Wolle wird unter dem Namen «Mohair» für die Herstellung von Teppichen, Decken und Stoffen verwendet. Mohair wird unter teils grausamen Bedingungen von der Angoraziege gewonnen. Es muss alles schnell gehen: Scherer ziehen die Angoraziegen brutal an den Beinen, Hörnern oder am Schwanz in die Luft. Einigen der Tiere wird so das Rückgrat gebrochen. Ausserdem erleiden sehr viele Schnittverletzungen. Viele Tiere sterben nach der Schur, wenn sie Wind und Wetter ausgesetzt sind und ihren natürlichen Schutz nicht mehr tragen.12

  

Störungen des Sozialverhaltens

Eine Ziege benötigt Platz und Bewegungsfreiheit. Räumlich begrenzte Situationen ohne Ausweichmöglichkeiten zu anderen Tieren können zu Stress, Drohungen und Angriffen führen. 

 

  1. Ziege: Geschichte, Lebensweise und Tipps zur Haltung, Das Tierlexikon, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  2. Die Biologie der Ziege, Planet Wissen, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  3. Ziegen, Wikipedia, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  4. Sind Ziegen wie Menschen oder ist es umgekehrt?, Schweizer Tierschutz Merkblatt, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  5. Hausziege, Tierdoku, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  6. Haltung von Ziegen, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  7. Die Biologie der Ziege, Planet Wissen, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  8. Der Trend von Schaf- und Ziegenmilch und seine Folgen, Tierschutzbund, zuletzt aufgerufen am 16. September 2020
  9. Immer mehr Zicklein werden für Ziegenmilch getötet, Peta Schweiz, zuletzt aufgerufen am 17. September 2020
  10. Gitzi als unerwünschtes Nebenprodukt, Bote, zuletzt aufgerufen am 17. September 2020
  11. Kaschmir-China-Mongolei, Peta, zuletzt aufgerufen am 17. September 2020
  12. Nach Peta-Gruselvideo: Händler verbieten Mohair, Kaschmir & Co., Tagesanzeiger, zuletzt aufgerufen am 17. September 2020
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