Direkt zum Inhalt
17.05.2023 | Vivian

Eine pflanzliche Ernährung ist nicht nur klimafreundlich und gesund, sondern könnte auch zu weniger Hunger und einer faireren Ressourcenverteilung auf der Welt beitragen. 

Das Wissen darüber, dass Veganismus Tieren und Umwelt zugute kommt sowie gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist glücklicherweise immer weiter verbreitet. Indem sie zu einer Welt mit weniger Tierleid und Umweltproblemen beiträgt, kann eine vegane Ernährung darüber hinaus auch zu mehr sozialer Gerechtigkeit und weniger Hunger weltweit beitragen. 

Unterernährung nimmt zu

Hunger und Mangelernährung sind in vielen Teilen der Welt ein gravierendes Problem. Während die meisten Menschen in den westlichen Industrieländern zum Glück mühelos Zugang zu genügend Nahrung haben, kämpfen im globalen Süden, insbesondere in Afrika und Südasien, unzählige Menschen mit Hunger. Gemäss der Welthungerhilfe litten 2021 weltweit fast 830 Millionen Menschen an Unterernährung. Nachdem diese Zahl jahrzehntelang zurückgegangen war, befindet sie sich sogar wieder im Anstieg. Angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung sowie als Folge der Klimakrise, bewaffneten Konflikten und anderen globalen Krisen wird überdies davon ausgegangen, dass sich die Situation in Zukunft noch weiter verschärft. Eine Transformation unseres Ernährungssystems sei überfällig, so die Welthungerhilfe.1 

Essen, Land und Wasser sparen

Ein Fokus auf die Produktion pflanzlicher Lebensmittel könnte einen wichtigen Beitrag zu einem solchen Wandel leisten, denn sie nutzt unsere natürlichen Ressourcen weit effektiver als die Produktion tierischer Lebensmittel. Dies, da die Herstellung letzterer immer mit Nahrungsmittelverschwendung einhergeht – schliesslich müssen Kühe, Schweine & Co. gefüttert werden, um Nahrung für uns zu produzieren. Dabei nehmen die Tiere wesentlich mehr Kalorien auf, als sie in Form von Milch, Fleisch und anderen tierischen Produkten produzieren, da sie einen Grossteil der Energie für ihren eigenen Energiehaushalt benötigen. 

Um diese Energie bereitzustellen, werden riesige Mengen Tierfutter produziert – mit gigantischem Land- und Wasserverbrauch. Rund 80% des weltweiten Ackerlandes dienen heutzutage der sogenannten Nutztierhaltung und der Futtermittelproduktion, obwohl daraus lediglich 18% beziehungsweise 37% der weltweit konsumierten Kalorien und Proteine resultieren!2 Hände greifen nach Früchte, Gemüse und anderen pflanzlichen LebensmittelnDie Landwirtschaft verbraucht mit 72% auch den grössten Teil unserer weltweiten Wasserressourcen, wobei die Produktion tierischer Lebensmittel wiederum weit wasserintensiver ist als die pflanzlicher.3 Grund dafür ist auch hier in erster Linie die Produktion von Tierfutter. Ein Beispiel: Ein Kilo Rindfleisch herzustellen, erfordert im weltweiten Durchschnitt rund 15’400 l Wasser – die Herstellung von einem Kilo Kartoffeln nur 287 l.4 Natürlich variiert auch der Wasserverbrauch pflanzlicher Lebensmittel, doch wenn sie tierische Lebensmittel ersetzen, sind auch wasserintensivere pflanzliche Lebensmittel die bessere Wahl. Bereits jetzt kämpfen zwei Drittel aller Menschen jedes Jahr mit Wasserknappheit, und die Zahl wird durch die wachsende Weltbevölkerung und die fortschreitende Klimaerwärmung noch weiter steigen.5 Um Wasser zu sparen ist es also unbedingt nötig, an einem so zentralen Punkt wie unserer Ernährung anzusetzen.

Mehr Gerechtigkeit für Menschen und Umwelt

Zudem geht die Produktion tierischer Lebensmittel in den westlichen Ländern häufig auch auf Kosten anderer Länder, aus denen riesige Mengen an Tierfutter importiert werden. Für die Schweiz wird mit einer ausländischen Ackerfläche von mindestens 200'000 Hektaren gerechnet.6 Viele Industrieländer importieren Soja, Mais, Weizen & Co. dabei aus dem globalen Süden, wo deren Anbau oft zu Landnutzungsänderungen, zum Beispiel in Form von Entwaldung, führt, die sich negativ auf die Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung sowie die Umwelt auswirken. Bestes Beispiel hierfür ist der Amazonas Regenwald, dessen grossflächige Abholzung in erster Linie der Viehhaltung dient. Seine Rodung nimmt zahlreichen indigenen Gruppen ihren Lebensraum – und gefährdet damit nicht nur ihre Ernährungssicherheit, sondern auch ihre Traditionen und ihr kulturelles Erbe. 

Überdies ist die Herstellung tierischer Lebensmittel verantwortlich für rund 20% der globalen Treibhausgasemissionen und damit ein Haupttreiber der Klimakrise.7 Auch von deren Folgen sind Personen im globalen Süden vielfach überproportional betreffen – zum Beispiel durch extreme Hitze, zunehmende Dürreperioden und dadurch Wasser- und Nahrungsknappheit. Eine pflanzlichere Ernährung würde nicht nur der Erde helfen, sondern auch jenen, die unter ihrer Zerstörung besonders leiden.

Pflanzlich produzieren, mehr Menschen ernähren 

Da die Produktion tierischer Produkte so viel wasser- und landintensiver ist als die pflanzlicher, könnten mit einer pflanzlicheren Ernährung bei gleichbleibendem Wasser- und Landverbrauch also weit mehr Menschen ernährt werden. Anstatt Futtermittel für die industrielle Tierhaltung zu produzieren, könnten wir mit den gleichen Ressourcen pflanzliche Lebensmittel für den direkten menschlichen Verzehr produzieren. Täten wir dies, wäre es gemäss Forschung möglich, auf eine innerhalb der Belastungsgrenzen unserer Erde liegende Art und Weise genug Nahrung für bis zu 10 Milliarden Menschen zu produzieren.8 Dafür müssten alle pflanzlichen Lebensmittel direkt vom Menschen konsumiert und weniger tierische Proteine gegessen werden. Ein solcher Wandel unseres Ernährungssystems könnte die Ernährungssicherheit für unzählige Menschen, insbesondere im Hinblick auf die zunehmenden Herausforderungen, deutlich verbessern. Schon ein um 20% reduzierter Fleischkonsum in Industrieländern hätte gemäss Hochrechnungen einen spürbaren Effekt auf die Ernährungssicherheit im globalen Süden!9 Indem sie Umwelt, Klima und Tiere schont, trägt eine pflanzliche Ernährung also auch zu einem gerechteren Umgang mit dem Lebensraum unzähliger Menschen weltweit und damit zu einer faireren Ressourcenverteilung bei.

1 Welthungerhilfe, Welthunger-Index

2  Poore, J. & Nemecek, T., 2018. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science 360, 987–992.

3 United Nations, Summary Progress Update 2021: SDG 6 — water and sanitation for all. 24. Februar 2021.

4 Winterer, A. Avocado kaufen oder nicht? Wichtige Fakten zu Umwelt, Bio & mehr. Utopia, 31. August 2021.

5 Mekonnen, M. M. & Hoekstra, A. Y., 2016. Four billion people facing severe water scarcity. ScienceAdvances 2(2).

6 Baur, P. & Krayer, P., 2021. Schweizer Futtermittelimporte – Entwicklung, Hintergründe, Folgen. Forschungsprojekt im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Wädenswil: ZHAW.

7 Xu, X., Sharma, P., Shu, S. et al., 2021. Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. nature food 2, 724–732.

8 Gerten, D., Heck, V., Jägermeyr, J. et al., 2020. Feeding ten billion people is possible within four terrestrial planetary boundaries. nature sustainability 2, 200–208.

9 Georg-August-Universität Göttingen, 2013. Weniger Fleisch – weniger Hunger. agrar aktuell 11. 

Ihnen gefällt, was Sie sehen?

Jetzt unterstützen

Spenden
Mitglied werden
Jetzt den Tierschutz unterstützen