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12.04.2024 | Christine

Es gibt ausreichend Gründe, auf Fleisch zu verzichten. Dennoch steigt der weltweite Fleischkonsum stetig an. Wie lässt sich diesem Trend entgegenwirken?

Die Nachfrage nach Fleisch steigt

Für den Fleischkonsum werden in der Schweiz jährlich über 80 Millionen Tiere geschlachtet – zusätzlich wird Fleisch aus dem Ausland importiert. Die Schweiz liegt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von knapp einem Kilo Fleisch pro Woche zwar unter dem Durchschnitt anderer Industrieländer, aber der Fleischverzehr weltweit steigt kontinuierlich an – trotz der zahlreichen Gründe, die für dessen Reduktion sprechen. 

Fleischproduktion weltweit steigt

Fleischproduktion weltweit (in Millionen Tonnen).

Derzeit wird weltweit etwa doppelt so viel Fleisch produziert wie vor 30 Jahren, mit einer Gesamtmenge von rund 340 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Das bedeutet, dass sich die Fleischproduktion seit 1961 verfünffacht hat, und es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2050 auf bis auf 570 Millionen Tonnen ansteigen wird.1-5

Neben dem Leid von Milliarden Tieren weltweit, die täglich für den menschlichen Genuss sterben, hat der Fleischkonsum negative Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gesundheit. Die Produktion tierischer Lebensmittel verursacht enorme Treibhausgasemissionen und trägt dadurch in hohem Mass zum Klimawandel bei. Grundsätzlich verursacht die Herstellung tierischer Produkte immer höhere Treibhausgasemissionen als die von pflanzlichen, da die Nahrungskette dabei über das Tier verlängert wird. Denn Tiere benötigen jeden Tag grosse Mengen an Wasser und Nahrung.

Nahrungsmittelverschwendung

Nahrungsmittelverschwendung: 2 kg Getreide ergeben 1 Portion Fleisch oder 13 Portionen Getreide.

Die Anzahl Kalorien, die der Mensch schliesslich über tierische Produkte aufnimmt, entspricht nur einem Bruchteil jener, die das Tier ursprünglich zu sich genommen hat. Als Folge verursacht die Herstellung tierischer Lebensmittel einen gigantischen Anteil des Foodwastes der Lebensmittelindustrie, stellt aber keinen entsprechend grossen Beitrag der weltweit konsumierten Kalorien zur Verfügung – es gehen also wertvolle Lebensmittel verloren. Dieser Foodwaste wiederum führt zu unnötig hohen Treibhausgasemissionen. Die Fleischproduktion verursacht ausserdem Umweltverschmutzung und beeinträchtigt die Artenvielfalt enorm – von allen Lebensmitteln stellt Fleisch die grösste Bedrohung für die weltweite biologische Vielfalt dar.6-11 Auch für unsere Gesundheit ist ein hoher Fleischkonsum abträglich: Gemäss aktueller Studienlage erhöht ein Verzehr ab 50 g pro Tag die Sterblichkeit sowie das Risiko für Dickdarmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Fleisch sogar als «krebserregend» bzw. «wahrscheinlich krebserregend» ein. Auch Antibiotikaresistenzen stellen ein immer grösseres Gesundheitsproblem dar, da der Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung zu tödlichen Krankheiten beim Menschen führen kann.12-15

Weniger Fleisch essen... aber wie?!

Trotz des weltweit steigenden Fleischkonsums, ist der gegenwärtige Trend in den westlichen Industrieländern, teilweise oder vollständig auf Fleisch zu verzichten, unaufhaltsam: In der Schweiz ernähren sich nach eigenen Angaben mittlerweile 63 Prozent der Bevölkerung flexitarisch, fünf Prozent vegetarisch und 0,7 Prozent vegan – Tendenz steigend.16, 17

Flexitarisch heisst, dass mehrmals pro Monat bewusst auf tierische Produkte verzichtet wird.18 (Coop, Plant Based Food Report 2023)

Ernährungsformen

Verteilung der Ernährungsformen in der Schweizer Bevölkerung.

Dennoch gibt es «hartnäckige» Fleischesser, was die Frage aufwirft, warum überhaupt Fleisch konsumiert wird. Diesbezüglich sind persönliche, soziokulturelle und äussere Einflüsse eng miteinander verknüpft und mit internen und externen Anreizen verbunden.

  • Persönlich: Überzeugungen über die positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Fleischessens und ein Mangel an Wissen über die negativen Umweltauswirkungen des Fleischkonsums.
  • Soziokulturell: Kultur, Religion und soziale Normen. Auch das soziale Umfeld und die kulturelle Bedeutung von Fleisch spielen hierbei eine wichtige Rolle, beispielsweise ist die traditionelle Schweizer Ernährung von Fleisch geprägt. Zudem wird es als «normal» angesehen, Fleisch zu essen: Die meisten Menschen essen Fleisch, weil die meisten Menschen Fleisch essen (Gruppendruck).
  • Extern: Mangel an vegetarischem Angebot in Supermärkten oder Restaurants.

Strategien zur Reduktion des Fleischkonsums setzen wiederum an verschiedenen internen und externen Anreizen an. Interne Anreize umfassen Emotionen, Fähigkeiten, Wissen, kognitive Dissonanz (Unstimmigkeit zwischen Wissen bzw. Werten und dem tatsächlichen Handeln), Werte, Einstellungen und Gewohnheiten. Bezüglich der externen Anreize ist es wichtig, vegetarisches Essen sichtbarer zu machen. Interne und externe Anreize beeinflussen sich auch gegenseitig, indem z.B. die Einführung einer Fleischsteuer die allgemeine Einstellung gegenüber Fleisch verändern kann, was wiederum soziale bzw. kulturelle Normen beeinflusst. Zudem zeigt sich, dass insbesondere Emotionen und kognitive Dissonanz sowie soziokulturelle Faktoren das Verhalten massgeblich beeinflussen.19-21

Interne Anreize

Es gibt verschiedene Strategien, die interne Anreize schaffen.

Emotionale Beteiligung

Eine emotionale Beteiligung kann z.B. durch Kampagnen erreicht werden, die auf emotionalen Botschaften sowie Argumenten zu Tierschutz, Umwelt und Gesundheit basieren.  Studien zeigen, dass solche öffentlichen Informationskampagnen erfolgreich darin sind, das Bewusstsein für ungesunde Ernährung und ihre Folgen zu erhöhen, aber weniger erfolgreich darin sind, die Botschaft in Handlungen umzusetzen. Deren Wirksamkeit in Bezug auf die tatsächliche Reduktion des Fleischkonsums ist also umstritten.22-24

Swissveg-Kampagne «Neujahrsvorsatz 2024».

 

Kampagne Widersprüche Gesundheit    Kampagne Widersprüche Klima    Kampagne Widersprüche Tiere

Swissveg-Kampagne «Widersprüche der Schweizer Politik».

Förderung von Fähigkeiten

Einerseits ist es wichtig, z.B. durch Aufklärung Wissen zu verbreiten. Allerdings besteht oft eine Diskrepanz zwischen dem Wissen und dem Handeln. Daher ist die Förderung von Fähigkeiten, die eine pflanzliche Ernährung erleichtern essentiell, z.B. das Vermitteln von Wissen über die Zubereitung veganer Gerichte oder darüber, wie und wo man pflanzliche Lebensmittel einkauft. Ein Mangel an Fähigkeiten beim Einkaufen, Zubereiten und Kochen fleischloser Gerichte kann ein grosses Hindernis für die Reduktion des Fleischkonsums darstellen.25, 26

Förderung des Flexitarismus

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Förderung des Flexitarismus, was zu neuen sozialen und kulturellen Normen beiträgt. In gewissen Religionen bzw. Kulturen ist dies bereits der Fall, z.B. in Form des Ahimsa-Konzepts, der «Gewaltlosigkeit» – eines der wichtigsten Prinzipien im Hinduismus und Buddhismus, welches das Töten oder Verletzen von Lebewesen untersagt bzw. auf ein unumgängliches Minimum beschränkt. Auch Vorbilder können bei der Förderung des Flexitarismus eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere viele prominente Vorbilder nehmen eine führende Rolle ein, die ihre Ansichten zum Fleischkonsum öffentlich machen, um das Zugehörigkeitsgefühl von Personen, die auf Fleisch verzichten, zu stärken. Allgemein ist jedoch wenig über Interventionen bekannt, die sich an soziokulturelle Faktoren wie Kultur und Religion, den sozialen Einfluss und Identitäten im Zusammenhang mit dem Fleischkonsum richten.27-29

Externe Anreize

Ebenso wie interne Anreize, können verschiedene Strategien auch externe Anreize schaffen.

Infrastruktur

Eine Infrastruktur mit einem gut ausgebauten vegetarischen bzw. veganen Angebot ist wichtig, um z.B. beim Einkaufen oder in der Gastronomie (in Restaurants, Kantinen, Spitälern) die fleischlose Wahl zu erleichtern. Studien sind sich dabei einig, dass das Essensangebot in der schulischen Umgebung bzw. im Arbeitsumfeld wichtig ist, um eine gesunde Ernährung zu fördern. Entscheidend dabei ist, die Mahlzeiten nicht als vegetarisch bzw. vegan zu kennzeichnen. Hier zeigen Untersuchungen, dass «neutrale» Bezeichnungen wie Favorite, Kitchen und World dazu führen, dass fleischlose Gerichte häufiger gewählt werden, als wenn diese als vegetarisch oder vegan vermarktet werden. Allerdings gilt das nicht für das V-Label – dieses wirkt sich sogar positiv auf die Auswahl vegetarischer bzw. veganer Menüs aus. Eine Vegetarier-freundliche Infrastruktur kann auch durch Gesetze und die Politik gefördert werden. Die neu vorgestellte Klimastrategie zielt beispielsweise indirekt darauf ab, dass in der Schweiz weniger Tierfutter produziert wird und stattdessen mehr Lebensmittel für den menschlichen Verzehr angebaut werden. Die Infrastruktur und das Angebot spielen also eine wichtige Rolle bei der Reduktion des Fleischkonsums und deren Wirksamkeit ist belegt.30-35

Nudges

Nudges sind «Anstupser», welche das Verhalten gezielt beeinflussen.

Werbeverbote

Studien zeigen, dass die Reduktion oder das Verbot ungesunder Lebensmittelwerbung (insbesondere solche, die sich an Kinder richten) eine schwach positive Wirkung auf die Verbesserung der Ernährung hat. Auch vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) wurde bereits vorgeschlagen, Werbung für Fleischaktionen zu verbieten.

«Rabatte für Fleisch sind oft reine Frequenzbringer, das entspricht nicht der Wertigkeit von Fleisch und ist einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich». Adrian Aebi, Vizedirektor des BLW (NZZ am Sonntag)

Allerdings ist dabei fraglich, ob solche Massnahmen langfristige Wirkungen zeigen. Der Sozial- und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter bestätigt, dass Werbeverbote einen Einfluss auf das Kaufverhalten haben. Dennoch seien Verbote nicht langfristig wirksam. Um das Konsumverhalten nachhaltig zu ändern, sei Aufklärung erforderlich. Im Gegensatz zum Rauchen sei die Reduktion des Fleischkonsums beispielsweise nicht mit der Reduktion des Tabakkonsums vergleichbar, da das Bewusstsein über die schädlichen Auswirkungen von Zigaretten weit verbreitet sei, im Gegensatz zu den Auswirkungen des Fleischkonsums. Daher sei zunächst mehr Aufklärung nötig, bevor Verbote in Betracht gezogen werden.

Swissveg forderte 2019 im Rahmen einer Petition ausserdem, dass die Fleischwerbung nicht mehr mit Steuergeldern unterstützt wird, da diese Subventionen der Gesundheit, Umwelt und den Tieren schaden. Die zuständige Kommission, die für diese Entscheidung zuständig ist, beschloss jedoch, der Petition keine Folge zu geben und weiterhin Fleischwerbung zu subventionieren. Sie argumentierte, dass die Subventionen nur den Konsum von Schweizer Fleisch unterstützen und nicht den Fleischkonsum im Allgemeinen. Die Branchenorganisation Proviande wirbt jedoch nicht nur für Schweizer Fleisch, sondern auch für den Fleischkonsum im Allgemeinen, was eigentlich gemäss der Vereinbarung mit dem Bund verboten ist.36-38

Labels

Verschiedene Labels wie z.B. der Nutri-Score oder der Eco-Score können ebenfalls unseren Konsum beeinflussen. Studien beweisen, dass die Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln zu informierten Entscheidungen beiträgt, aber informierte Entscheidungen nicht unbedingt zu gesünderen Entscheidungen führen. Der Nutri-Score, eine freiwillige Kennzeichnung, sorgt allerdings für Verwirrung, da er von den meisten Verbrauchern missverstanden wird. Daher stösst der Nutri-Score auch in der Schweiz immer wieder auf Kritik. Der Bundesrat lehnt es ab, den Nutri-Score gesetzlich zu verankern und bevorzugt eine freiwillige Einführung durch die Hersteller. Die Studienlage ist sich jedoch nicht einig, ob Umweltkennzeichnungen wie z.B. der Eco-Score den Fleischkonsum beeinflussen können. Die Wirksamkeit von Labels bleibt also umstritten.39-41

Warnhinweise

Gemäss diversen Studien sind bildliche Warnhinweise wirksam, um das Zigarettenrauchen einzudämmen und den Konsum zuckerhaltiger Getränke sowie den Alkoholkonsum zu reduzieren. Eine Studie von Hughes et al. (2023), welche im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, untersuchte, ob die Essensauswahl durch bildliche Warnhinweise beeinflusst werden kann. Es wurden 1001 erwachsene Fleischkonsumenten und -konsumentinnen (ab 18 Jahren) in eine von vier experimentellen Gruppen randomisiert eingeteilt – kein Warnhinweis (Kontrollgruppe), Warnhinweis zur Gesundheit, zum Klima, oder zu Pandemien:

Studie Warnhinweise Essen

Experimentelles Versuchsdesign mit vier verschiedenen Gruppen.42

Es wurde festgestellt, dass Gesundheits-, Klima- und Pandemie-Warnhinweise die Auswahl von Fleischgerichten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verringerten, wobei die Reduzierungen zwischen -7,4% und -10% lagen. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede im Anteil der ausgewählten Fleischgerichte zwischen den verschiedenen Warnhinweisgruppen, was bedeutet, dass alle Warnhinweise ungefähr gleich wirksam waren.

Studie Warnhinweise Gruppen

Beispiel für eine Mahlzeit (Teigwarengratin) mit Fleisch, Fisch, vegetarisch oder vegan innerhalb der Klima-Gruppe.43

Bisher gab es nur eine experimentelle Studie, die die Auswirkungen von Gesundheits- und Klima-Warnhinweisen auf die Fleischauswahl in einer hypothetischen Online-Studie mit US-amerikanischen Fleischkonsumenten und -konsumentinnen untersuchte.44 In dieser Studie wurden keine signifikanten Auswirkungen von Warnhinweisen auf die Auswahl von Fleischgerichten festgestellt. Allerdings wurden in dieser Studie nur Textwarnhinweise verwendet. Darüber hinaus verwendete diese Studie eine einzige Auswahl-Aufgabe, während bei Hughes et al. die Teilnehmenden über 20 hypothetische Mahlzeiten bewerten mussten.45 Bei beiden Studien fehlten jedoch Warnhinweise zur Tierhaltung. Zudem mussten die Teilnehmenden nur eine hypothetische Auswahl in Form eines Online-Fragebogens treffen, was nicht realitätsnahen Szenarien entspricht. Es braucht also mehr Studien in diesem Bereich, um die genaue Wirksamkeit von Warnhinweisen zu beurteilen.

Textnachrichten

Wissensbasierte Interventionen können mit täglichen Textnachrichten kombiniert werden, um eine bessere Wirkung zu zeigen. Eine Studie fand heraus, dass die Informationsvermittlung zu den Empfehlungen des Fleischkonsums nur dann eine Wirkung zeigte, wenn die Teilnehmenden tägliche Erinnerungen per Textnachricht erhielten.46 Die Nachricht erinnerte sie daran, auf ihren Fleischkonsum zu achten und nicht das empfohlene Limit zu überschreiten. Ausserdem wurde festgestellt, dass die Textnachrichten wirksam waren, um die Absicht zur Reduzierung des Fleischkonsums zu erhöhen.47

Preisgestaltung

Es wird vermehrt diskutiert, ob eine Preiserhöhung von Fleischprodukten den Fleischkonsum nachhaltig reduzieren kann. Solch eine Massnahme würde sicherlich zu mehr Kostenwahrheit beitragen, sodass die Verbraucher den wahren Preis zahlen würden. Dies wäre z.B. durch die Streichung von Subventionen oder die Einrichtung einer Fleischsteuer möglich. Allerding gibt es bezüglich dieser Massnahmen keine tatsächlichen Beweise für ihre Markttauglichkeit und Anwendbarkeit. Im Allgemeinen liegt es aber nahe, dass eine geringe Steuer auf bestimmte Lebensmittel, selbst wenn sie kein Verhalten ändert, wertvolle Mittel für gesundheitsfördernde Interventionen bereitstellen könnte. Es gibt jedoch nur begrenzte Erkenntnisse über die Effektivität von Wahlbeschränkungsmassnahmen in Lebensmittelumgebungen, wie z.B. einer Fleischsteuer. Obwohl die Einführung einer Fleischsteuer derzeit in mehreren Ländern diskutiert wird, wurde sie bisher nirgendwo umgesetzt. Es gibt keine experimentelle Forschung, die die Auswirkungen höherer Fleischpreise auf das Essverhalten untersucht hat. Die Wirksamkeit solcher Massnahmen bleibt also unklar.48, 49

Zuckersteuer

Befragung zur Befürwortung einer Steuer auf zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel.50

Eine kürzlich erschienene Umfrage zeigt zudem, dass knapp zwei Drittel der Schweizer Stimmberechtigten gegen eine Steuer auf zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel sind. Eine Fleischsteuer würden wahrscheinlich noch mehr Personen ablehnen. Allerdings hat der Anteil Stimmberechtigter, der sich eine Steuer auf zucker-, salz- oder fetthaltige Lebensmittel vorstellen kann, innerhalb der letzten zwölf Monate deutlich zugenommen – und nicht nur die Zustimmung ist gestiegen, sondern auch der Glaube an ihre Wirksamkeit. Dies ist besonders wichtig, da der Glaube an die Wirksamkeit der wichtigste Treiber für die Meinung zur Steuer selbst ist. Ganz allgemein scheint das Bedürfnis nach mehr Massnahmen für die Volksgesundheit zu steigen. Neben einer grösseren Offenheit für staatliche Massnahmen wünscht man sich nämlich auch ein grösseres Engagement der Wirtschaft.51

Fazit

Viele der oben genannten Anreize können zielführend sein, um den Fleischkonsum zu reduzieren. Studien sind sich einig: Die Strategien hierfür müssen zielgruppenspezifisch sein. Beispielsweise können gesundheitsbezogene Argumente oder die Förderung des Flexitarismus besonders wirkungsvoll bei Männern und älteren Menschen sein. Junge Erwachsene und Jugendliche sind generell empfänglicher für Strategien zur Reduktion des Fleischkonsums als ältere Personen, da jüngere Personen gegenüber Ernährungsumstellungen und der pflanzlichen Ernährung allgemein offener eingestellt sind.

Schliesslich ist jedoch das Umsetzen bestimmter Strategien entscheidend. Denn: In keiner der bisher durchgeführten Studien wurde ein Anstieg des Fleischkonsums festgestellt, nachdem Massnahmen zur Reduktion des Fleischkonsums eingeführt worden waren. Allerdings ist zu beachten, dass nicht alle Massnahmen gleich gut ankommen würden: Die Stimmberechtigten der Schweiz sind klar der Meinung, dass die Verantwortung in Ernährungsfragen bei jedem und jeder Einzelnen liegt und somit Privatsache ist. Sie bevorzugen eine Gesellschaft, die hauptsächlich auf Information und Aufklärung setzt, anstatt das Ernährungsverhalten durch Steuern und Gesetze zu lenken. Man wünscht sich heute allerdings leicht mehr eine Lenkung des Staats als noch vor rund zehn Jahren. Diese Entwicklung hat sich über die letzten Jahre langsam ergeben, sich innerhalb der letzten zwölf Monate jedoch stark akzentuiert. Daher ist es wichtig, dass insbesondere öffentliche Institutionen so schnell wie möglich handeln. Eine Kombination verschiedener Strategien ist dabei am erfolgversprechendsten.52-56

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