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Pelz

2016 hat die Schweiz 463 Tonnen Pelzfelle importiert. So viel, wie seit 24 Jahren nicht mehr.1  Anscheinend ist noch immer vielen Leuten nicht bewusst, wieviel Leid die Tiere für Pelzprodukte ertragen müssen.

Gute Nachrichten

 

  • San Francisco verbietet den Verkauf von Pelz: Pelze wird man in San Francisco bald nicht mehr in den Geschäften finden. Tierschützer sprechen von einer historischen Tat. Auch Vorführungen mit exotischen Tieren und der Verkauf von Hunden und Katzen im Einzelhandel ist in San Francisco bereits untersagt. Der Verkauf von Pelz ist schon in zwei anderen kalifornischen Städten verboten, die aber deutlich kleiner sind: in West Hollywood und Berkeley.5
     
  • Norwegen verbietet Pelzfarmen: Am 14. Januar 2018 verkündete die norwegische Regierung, dass Norwegen bis 2024/2025 die Pelztierhaltung zu beenden plant.  Die Regierung erarbeitet nun ein Verbot, in welchem ein schrittweiser Ausstieg für bestehende Produzenten festgelegt wird.2

 

Woher kommt Pelz?

Es gibt zwei Formen der Pelzgewinnung: Die Mehrheit – 85 Prozent – stammen aus Farmhaltung, die restlichen 15 Prozent aus Wildfang, sprich Fallenfang.

Farmhaltung

2010 wurden über 50 Millionen Pelztiere für Pelzfarmen „produziert“. Die wichtigsten Produktionsländer für Pelz aus Farmhaltung sind China, Dänemark, Russland, Finnland, USA, Holland, Norwegen und Polen.3  Farmtierpelz wird weltweit unter standardisierten Bedingungen produziert. Diese industrielle Käfighaltung von Wildtieren ist äusserst tierquälerisch. Irreführender Weise nennen sich die Pelztierzüchter «Pelzfarmer» und versuchen das Bild eines landwirtschaftlichen Betriebes zu vermitteln. Die tierquälerische Käfighaltung von Wildtieren, die den Menschen naturgemäss meiden, kann in keinster Weise mit der Haltung von sogenannten «Nutztieren» auf einem Bauernhof verglichen werden.
 

Fallenjagd

Zwar haben diese Tiere in Freiheit gelebt, ihr Sterben in einer Falle ist aber umso qualvoller. Millionen von Tieren geraten alljährlich in Fangeisen oder Schlingen. Die Tiere sterben nicht sofort, oft müssen sie tagelang ausharren, bevor sie «erlöst» werden. Meist werden sie erschlagen um das wertvolle Fell nicht durch Schusslöcher zu beschädigen. In den USA und den GUS Staaten ist es noch üblich mit den sogenannten Fangeisen (Tellereisen) zu jagen. Diese Methode ist in Europa verboten. Bei den verzweifelten Versuchen sich zu befreien, beissen sich die Tiere nicht selten die eingeklemmte Pfote ab, natürlich haben sie mit solch schweren Verletzungen kaum Überlebenschancen. Bis zu 75% der in der Fallen gefangenen Tiere sind sogenannte «Fehlfänge», sie finden in der Pelzgewinnung keine Verwendung und werden entsorgt – darunter sind auch viele Haustiere.

Tierwohl

In der Schweiz ist die industrielle Käfighaltung von Pelztieren nicht verboten, aber aufgrund der hohen Anforderungen und Auflagen für eine (artgerechtere) Haltung, wirtschaftlich uninteressant. Im Ausland gibt es für die Haltung von Pelztieren lediglich Empfehlungen (EU) oder sogenannte Standards. In China ist die Haltung von Pelztieren gar nicht gesetzlich geregelt. Die Tiere leben in engen, verdreckten Drahtkäfigen auf Gitterböden. Einzelgänger werden in Gruppen auf engstem Raum zusammen gepfercht gehalten. Verletze Tiere werden nicht behandelt. Und oft werden die Tiere mit Kadaverbrei aus ihren Art- und Leidensgenossen gefüttert. Um Schäden am Fell zu verhindern werden sie oft lebendig gehäutet, vergast, erhängt oder mit Klammern in Maul und After durch Elektroschock getötet. Auch ist Pelz nicht etwa ein Abfallprodukt der Fleischindustrie. Kaninchen beispielsweise werden extra für die Pelzgewinnung gezüchtet, weil das Fell von Kaninchen, die gegessen werden, aufgrund seiner Struktur für die Verarbeitung zu Pelz ungeeignet ist. 

Ökologie

Nachdem ein Tier getötet wurde, behandelt man die Haut mit giftigen Chemikalien, wie Schwefelsäure, Ammoniumchlorid oder Bleiazetate, um ein Zersetzen oder Schimmeln zu verhindern. Die Herstellung eines Mantels aus Tieren von Pelzfarmen benötigt 20-mal mehr Energie als die Produktion eines Kunstpelzes. Gesamtheitlich betrachtet fliessen der Transport von Futtermitteln auf Farmen, die Müllverwertung, Elektrizität für Gebäude und Tötungsapparate, der Einsatz von Pestiziden, Impfstoffen und Antibiotika und der Abtransport von Kadavern in die mangelhafte Umweltbilanz von Echtpelz mit ein.

Nach einer Studie des unabhängigen niederländischen Forschungs- und Entwicklungs-Instituts CE Delft hat so ein Echtpelzmantel zudem eine deutlich schlechtere Umweltbilanz als ein vergleichbarer Kunstfellmantel. So werden von der Zucht der Tiere bis zur Verarbeitung ihrer Felle ca. 300 kg CO2 freigesetzt - bis zum fertigen Kunstpelzmantel sind es ungefähr 50 kg CO2.4

Alternativen

Sogenannter Fake Fur sieht täuschend echt aus, wird aber synthetisch oder aus Baumwolle hergestellt.

So unterscheiden Sie Fake Fur von echtem Pelz:

  • Preis: Der Preis ist heute oft kein Indiz mehr. Gut gemachter Webpelz ist teuer - besonders bei Designer-Teilen. Ein paar feststellbare Unterschiede gibt es aber:
  • Pusten: Wird leicht über den Pelz gepustet, legt sich das dicke Deckhaar bei echtem Fell zur Seite. Meist lässt sich dann leicht gekräuselte und feine Unterwolle erkennen. Kunsthaar ist starrer und unbeweglicher, häufig gleichlang geschnitten und durch statische Aufladung etwas klebrig im Griff.
  • Auseinanderziehen: Echtpelz wird mitsamt der Tierhaut verarbeitet. Kommt beim Auseinanderziehen der Haare am Ansatz Leder zum Vorschein, handelt es sich um echtes Tierfell. Bei Kunstpelz hingegen ist eine gewebte Textilschicht zu sehen.
  • Anzünden: Aus bereits erworbener Ware können einzelne Haare herausgezogen und angezündet werden. Echtpelzhaare verbrennen genauso wie menschliches Haar mit Horngeruch, während Kunsthaar wie Plastik zu Klümpchen schmilzt und auch so riecht.

Bei Echtpelz sollte laut EU-Textilkennzeichnungsverordnung auf einem Etikett in der Kleidung eigentlich der Hinweis stehen: «Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs». Dieser Hinweis gilt allerdings auch für alle Produkte, die mit Lederpatches oder Hornknöpfen verziert sind oder Daunen enthalten. Für den Verbraucher ist deshalb eine eindeutige Materialbestimmung am Bekleidungsstück sehr schwierig. Skandalös ist zudem, dass Parkas oder Mützen mit Echtpelz häufig falsch oder gar nicht deklariert sind.

 
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