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09.06.2023 | Bettina

Am 18. Juni stimmen wir über das Klimaschutz- und Innovationsgesetz (KIG) ab. Eigentlich eine gute Sache. Wäre da nicht ein grosses Aber aufgrund der riesigen Lücke im Gesetz: Das Klimaschutzgesetz lässt den Aspekt mit dem grössten Impact aussen vor, nämlich den Sektor «Landwirtschaft und Ernährung».

Sogar Bauernverband empfiehlt ein «Ja»

Um die Treibhausgasemissionen in der Schweiz zu reduzieren, sieht das neue Klimaschutzgesetz eine Einführung von Richtwerten für die Emissionen einzelner Sektoren vor. Betroffen wären die Sektoren «Gebäude», «Verkehr» und «Industrie» – im Sektor «Landwirtschaft und Ernährung» müsste sich nichts ändern. Damit wird einmal mehr ein grosser Bogen um Ernährung und Landwirtschaft gemacht. So gross, dass sogar der Bauernverband ein «Ja» zum Klimaschutzgesetz empfiehlt.

Grösster Hebel im Kampf gegen Klimawandel

Dabei ist genau dieser Sektor der grösste Hebel, wenn es um den Klimaschutz geht. Die Landwirtschaft macht mit 14,3 Prozent einen bedeutenden Anteil am Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen aus.1 «Der Anteil der Tierproduktion an den landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen beträgt gut 85 Prozent», wie es in der langfristigen Klimastrategie der Schweiz heisst.2 Das zeigt: Beim Sektor der Nutztierhaltung könnte viel bewirkt werden. Doch die Rahmenbedingungen begünstigen weiterhin die Produktion tierischer Produkte, anstatt die Herstellung pflanzlicher Produkte zu fördern: Nur ein Fünftel der staatlichen Unterstützung fliesst in pflanzliche Produkte, wogegen vier Fünftel der Produktion tierischer Produkte zugute kommt.3 Investitionen in pflanzliche Proteine hätten beispielsweise siebenfach grössere Auswirkungen, als Investitionen im Gebäude-Sektor.4 Dazu kommt die Ernährung: Sie macht rund 28 Prozent der persönlichen Umweltbelastung einer durchschnittlichen Person in der Schweiz aus.5 Pflanzliche Lebensmittel, die biologisch und regional angebaut werden, sind am klimafreundlichsten. Entsprechend könnten mit einer veganen Ernährungsweise laut einer Studie bis zu 70 Prozent der ernährungsbedingten Emissionen eingespart werden.6

Zürich mit gutem Beispiel voraus

Die Stadt Zürich hat bereits wiederholt Kampagnen rund ums Thema Ernährung und Klimaschutz lanciert. Dabei geht die Stadt mit gutem Beispiel voraus: Zürich scheut sich nicht, auch auf die negativen Auswirkungen des Konsums tierischer Produkte hinzuweisen. So vergleicht die Stadt beispielweise 1 Kilogramm Rindfleisch und 1 Kilogramm Tofu im Hinblick auf ihren CO2-Austoss: Mit 48 kg schneidet das Rindfleisch um einiges schlechter ab als Tofu mit 2,1 kg CO2.7 

Quelle: https://www.stadt-zuerich.ch/site/zuerich-co2/de/index/wissen.html 

Es besteht ein Hoffnungsschimmer

Obwohl das Klimaschutz- und Innovationsgesetz die Landwirtschaft und die Ernährung umgeht, besteht dennoch ein Hoffnungsschimmer. So warnt Martin Haab (SVP) vor einer Annahme des Klimaschutzgesetzes – er befürchtet, dass damit bald auch die Landwirtschaft ihren Beitrag leisten müsste, falls die neuen Treibhausgas-Reduktionsziele verfehlt werden. Und das würde bedeuten, dessen ist sich Haab zum Glück bewusst, dass die Tierbestände reduziert werden müssten.8 Am Klimaschutzgesetz können wir nichts mehr ändern; hoffen wir aber, dass Haab mit seinen Befürchtungen bei einer Annahme richtig liegt, und bald auch für Ernährung und Landwirtschaft Klimaziele festgelegt werden.

1 Bundesamt für Umwelt (BAFU), Treibhausgasinventar der Schweiz, 11.04.2023.

2 Bundesamt für Umwelt (BAFU), Langfristige Klimastrategie der Schweiz, S. 41, 27.01.2021.

3 Vision Landwirtschaft, Newsletter September 2020, 2020.

4 Damian Carrington, Plant-based meat by far the best climate investment, report finds, The Guardian, 07.07.2022.

Umweltbericht Zürich, 2022.

FiBL-Studie zum Thema Klima und Ernährung, 2021.

7 Stadt Zürich, Facts zum Thema Essen und Klima.

8 Nico Müller, Klimaschutz braucht weniger Tiere, Das Lamm, 09.06.2023.

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