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13.12.2022 | Vivian

Eine neue Studie vergleicht die Kosten verschiedener Ernährungsweisen und wer sie trägt. Es wird deutlich: Personen, die Fleisch konsumieren, kosten den Bund und der Allgemeinheit wesentlich mehr als solche, die sich vegan ernähren.

Dass eine vegane oder vegetarische Ernährung Umwelt und Klima weit weniger belastet als ein fleischlastiger Lebensstil ist mittlerweile bekannt. Eine von Vision Landwirtschaft1 in Auftrag gegebene Studie drückt nun in Zahlen aus, wie hoch die von sieben verschiedenen Ernährungsweisen verursachten indirekten Kosten in der Praxis sind, und wer tatsächlich für sie aufkommt. Als indirekte Kosten werden dabei jene Kosten bezeichnet, die von der allgemeinen Bevölkerung, und nicht von Konsument:innen und Produzent:innen direkt getragen werden. Das sind einerseits die durch die Produktion der Nahrungsmittel verursachten negativen Umweltauswirkungen wie zum Beispiel Luft- und Wasserverschmutzung, und andererseits die finanzielle Unterstützung der Lebensmittelproduktion durch den Bund.
 

Übersicht über die untersuchten Ernährungsstile

Abb. 1: Übersicht über die sieben in der Studie untersuchten Ernährungsstile. Quelle: Vision Landwirtschaft.

Fleischtiger kosten Staat und Allgemeinheit

Die Resultate zeigen: Veganer:innen kosten sowohl den Staat als auch die Allgemeinheit mit Abstand am wenigsten. Es folgen mit einigem Abstand die sogenannte «umweltoptimierte» sowie eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung. Am teuersten sind die besonders fleischlastigen Ernährungsstile «proteinbetont» und «fleischbetont». Umgerechnet schlägt die «proteinbetonte» Ernährung pro Person und Jahr mit über 1500 Franken an indirekten Kosten zu Buche – eine vegane Ernährungsweise kommt mit 559 Franken nur auf etwas über ein Drittel dieser Kosten.

Übersicht über die indirekten Kosten unterschiedlicher Ernährungsweisen

Abb. 2: Vergleich der indirekten Kosten der unterschiedlichen Ernährungsweisen. Quelle: Vision Landwirtschaft.

Generell gilt: Nur etwa die Hälfte der Kosten der Nahrungsmittelproduktion wird direkt durch die Konsument:innen getragen. Der Rest geht in Form von indirekten Kosten an Bund und Allgemeinheit. Wie die Studienresultate zeigen, wird der Grossteil dieser Kosten durch die Produktion tierischer Produkte verursacht. Sie ist nicht nur für den Grossteil der negativen Umweltauswirkungen unserer Nahrung verantwortlich, sondern wird mit 80% der staatlichen Fördergelder bei der gleichen Zahl produzierter Kalorien auch noch überproportional unterstützt.

Veganer:innen als «Nettozahlende»

Das Ausmass der staatlichen Unterstützung für unsere Ernährung steht also im Missverhältnis zu ihren Klima- und Umweltfolgen. Doch wer zahlt für die Diskrepanz zwischen Konsum und staatlichen Fördergeldern? Unsere Umwelt, und gemäss der aktuellen Studie in übertragenem Sinne vor allem auch Veganer:innen. Denn Veganer:innen kosten Staat und Umwelt besonders wenig – und müssen so durchs Mittragen der durch tierische Produkte verursachten indirekten Kosten für weit höhere Kosten aufkommen, als sie verursachen. Umgekehrt ist es bei protein- und fleischbetonten Ernährungsstilen: Sie verursachen zwar besonders hohe Kosten, doch werden von Staat und Allgemeinheit überproportional mitfinanziert.

Staatliche Anreize für umweltschädliche Ernährung

Die Fördergelder des Bundes begünstigen damit eine fleischlastige Ernährungsweise direkt – und zwar in doppelter Hinsicht. Die staatliche Unterstützung fliesst einerseits in die Produktion tierischer Produkte selbst und andererseits in die Werbung für «Schweizer Fleisch». Wie auch die Studie von Vision Landwirtschaft feststellt, fördert der Bund eine umweltschädliche Ernährungsweise damit nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch auf psychologischer Ebene, denn seine Unterstützung suggeriert, dass eine fleischhaltige Ernährung richtig und erstrebenswert ist. Dadurch fördert er die Nachfrage nach Fleisch und behindert eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Ernährung.

Stand heute schafft die Schweizer Agrar- und Ernährungspolitik also Anreize für eine fleischlastige und damit umweltschädliche Ernährungsweise – obwohl die langfristige Klimastrategie des Bundes genau in diesem Bereich Emissionsreduktionen vorsieht. Damit zeigt die Studie einmal mehr die zwischen den verschiedenen Politikbereichen existierenden Widersprüche auf. Um verschiedene Ernährungsstile endlich im Verhältnis zu ihrer Umweltauswirkung zu fördern, schlägt die Studie Massnahmen wie Vorschriften, Lenkungsabgaben und Entschädigungszahlungen vor, die dafür sorgen, dass wirtschaftliche Aktivitäten und Umweltgesetze endlich im Einklang miteinander sind. Gleichzeitig solle die einseitige staatliche Unterstützung für umweltschädigende Ernährungsweisen abgebaut werden. Mit dem Zusichern von grösserer Unterstützung für den Anbau pflanzlicher Proteine hat der Bund zumindest bereits einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Allerdings ist das dafür vorgesehene Budget von nur einer Million Franken im Gegensatz zum Milliardenbudget für die Tierwirtschaft sehr klein. Ob wir es schaffen, weitere Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen, könnte sich schon bald zeigen: Im Rahmen der aktuellen Wintersessionen tagen National- und Ständerat zurzeit zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik.

 

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