Direkt zum Inhalt
12.11.2025 | Christine

«Marroni, heissi Marroni!» – der Duft von frisch gerösteten Marroni vom «Marronimaa» des Vertrauens versetzt einen direkt in Herbststimmung. Was heute als saisonale Delikatesse gilt, war bis vor nicht allzu langer Zeit ein wichtiges Hauptnahrungsmittel.

Marroni, auch Maronen, Edelkastanien, Esskastanien oder Echte Kastanien genannt, stammen ursprünglich aus Kleinasien, woher sie über den Mittelmeerraum nach Süd- und Westeuropa gelangten. Vom Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts waren Edelkastanien in Südeuropa und im Tessin das Hauptnahrungsmittel der armen Bevölkerung. Heute geniesst man Marroni hauptsächlich in den kalten Jahreszeiten in verschiedenen Variationen als Delikatesse – besonders beliebt sind sie als Beilage, «Heissi Marroni» oder als Vermicelles. Auch roh kann die geschälte Kastaniennuss gegessen werden. Wer Marroni selbst sammeln und zubereiten möchte, muss aber den Unterschied zu Rosskastanien kennen, die giftig sind und sich nicht für den menschlichen Verzehr eignen! Rosskastanien haben dicke Dornen, Marroni hingegen feinere Stacheln und eine abgeflachte Form. Rosskastanien sind ausserdem viel häufiger anzutreffen. Für Wildschweine und Rehe sind sie übrigens ein wahrer Genuss – und auch zum Basteln eignen sie sich super.

Ein ökologischer Joker

Edelkastanienbäume gedeihen im milden Klima, wo beispielsweise auch Wein angebaut wird, also in Mittelmeerländern – aber auch in der Schweiz. Nicht nur im Tessin wachsen Marroni, sondern auch im Unterwallis, am Vierwaldstättersee und am Walensee, wo sich in Murg der grösste schweizerische Bestand nördlich der Alpen befindet. Und wo es Edelkastanienbäume gibt, werden während der Haupterntezeit im Oktober auch die Marronifeste gefeiert: In Fully im Unterwallis die «Fête de la Châtaigne», die Chilbi in Murg oder die «Chestene- Chilbi Greppen» am Vierwaldstättersee. Marroni sind also fester Bestandteil der Schweizer Esskultur, was auch die Zahlen bestätigen: In der Schweiz werden 2 500 Tonnen pro Jahr verzehrt – Tendenz steigend. Es werden jährlich jedoch nur 100 Tonnen in der Schweiz geerntet, und die Anbaufläche nimmt stetig ab. Die restlichen 2 400 Tonnen stammen grösstenteils aus Italien, Portugal, Spanien und Frankreich sowie kleinere Mengen aus Chile, China und Thailand. Die Edelkastanie ist für unser Ökosystem übrigens äusserst wertvoll und robust. Sie liebt Wärme, verträgt Trockenheit und gedeiht in verschiedenen Bodentypen – und wurde daher sogar bereits als «ökologisch wertvoller Joker im Klimawandel» bezeichnet. Ihre Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten, während die Kastaniennuss Tieren wie Eichhörnchen und Siebenschläfern als Nahrung dient. Die Edelkastanie bietet zudem Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Käfern, Moosen, Pilzen und Flechten. 

Ein wahrer Allrounder 

Keine Frage: Der Geschmack von Marroni ist unverkennbar mild, nussig und süss. Die Süsse entsteht durch das Rösten, indem die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt wird. Neben ihrem Geschmack punkten Marroni auch mit einer hohen Nährstoffdichte an B-Vitaminen und Vitamin C sowie Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium. Aufgrund des hohen Gehalts an Stärke und Nahrungsfasern sind Marroni ausserdem gut für die Verdauung. 

Genauso vielfältig wie die enthaltenen Nährstoffe ist auch der Einsatzbereich in der Küche – ob in der Schale geröstet, glasiert als Beilage auf einem veganen «Wildteller», als Vermicelles, in Kuchen und Brot oder gar roh – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Übrigens ist Marronimehl glutenfrei und damit eine hervorragende Alternative zu Weizen. Ebenfalls erfreulich: Das Marroni-Püree, welches man für Vermicelles oder in Kuchen verwenden kann, ist vegan! So lassen sich ganz einfach aus Marroni-Püree und pflanzlicher Milch vegane Vermicelles herstellen – serviert mit veganem Schlagrahm oder Meringues aus Aquafaba ein wahrer Genuss.

Rezept: Heissi Marroni

Zutaten: 

  • 1 kg Marroni 
  • Wasser 

Marroni ca. 1 Stunde in kaltem Wasser einlegen. Anschliessend kreuzweise einschneiden, auf ein Blech legen und in die Mitte des Ofens schieben. Eine ofenfeste Tasse mit 1 dl Wasser dazustellen. Backofen auf 250 °C Umluft einstellen und Marroni ca. 25 Minuten backen. Nach der Hälfte der Backzeit mit einem Ofenhandschuh Wasser einer Tasse aufs Blech giessen und die Marroni fertig backen.

Weitere Infos
Ihnen gefällt, was Sie sehen?

Jetzt unterstützen

Spenden
Mitglied werden
Jetzt den Tierschutz unterstützen