Mit der kalten Jahreszeit wird die Auswahl an regionalem Gemüse knapper und herzhafte Gerichte gewinnen wieder an Beliebtheit. Besonders in den Wintermonaten ist Sauerkraut eine geschätzte Beilage. Doch woher stammt der «Suurchabis», und ist er wirklich so gesund, wie sein guter Ruf vermuten lässt?
Sauerkraut zählt zu den bekanntesten deutschen Gerichten – obschon gesäuertes Kohlgemüse keine deutsche Erfindung ist. Vermutlich hat es seinen Ursprung im asiatischen Raum, von wo es den Weg in den Westen fand. Bereits der griechische Arzt und Philosoph Hippokrates (466 bis 377 v. Chr.) erkannte die Vorzüge des Kohls.1 Die Fermentation ist eines der ältesten Konservierungsverfahren, das schon seit über 10000 Jahren angewandt wird. Bei der Sauerkrautherstellung wird mittels der sogenannten Milchsäuregärung der im Kohl enthaltene Zucker durch «gute» Bakterien in Milchsäure umgewandelt. Dadurch erhält der Kohl nicht nur seinen charakteristischen mild-säuerlichen Geschmack, sondern wird auch haltbar gemacht. Im 12. Jahrhundert war der Kohlanbau in Europa dank der Klostergärten weit verbreitet und bot ideale Voraussetzungen für die Sauerkrautproduktion. Im 18. Jahrhundert bewahrte das lang haltbare, Vitamin-C-reiche Kraut Seeleute vor der Mangelkrankheit Skorbut, während es auch bei späteren Militärzügen als wichtiges Grundnahrungsmittel diente. Industriell wird Sauerkraut seit Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt.1
Sauerkraut-Boom?
Heute wird zwar wesentlich weniger Sauerkraut konsumiert als früher, doch im Coronajahr 2020 erlebte Schweizer Sauerkraut einen regelrechten Boom: Die Firma Schöni aus dem Oberaargau musste ihre Produktion deutlich hochfahren, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden.2 Der Pro-Kopf-Konsum lag in diesem Jahr bei etwa einem halben Kilo.3 Dennoch wird in der Schweiz vergleichsweise wenig Sauerkraut konsumiert. Überraschenderweise ist nicht Deutschland, sondern Frankreich Spitzenreiter im Sauerkrautkonsum: Dort liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 1,7 kg pro Jahr, wobei der fermentierte Kohl besonders im Elsass beliebt ist. Deutschland folgt mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 1,2 kg, obwohl dieser in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückgegangen ist – vor 40 Jahren waren es noch 2 kg jährlich.4
Wie gesund ist Sauerkraut?
Erst im 19. Jahrhundert wurde die gesundheitlich positive Wirkung von Sauerkraut durch die Kneipp-Kur richtig bekannt, welche unter anderem Sauerkraut und dessen Saft beinhaltet.1 Aufgrund seines hohen Vitamin-C-Gehalts und der enthaltenen Milchsäurebakterien wird Sauerkraut am besten roh verzehrt. Längeres Kochen kann diese wertvollen Inhaltsstoffe zerstören. Die Milchsäurebakterien, die während der Fermentation entstehen, wirken sich positiv auf unsere Darmflora und unser Immunsystem aus. Trotz dieser zahlreichen positiven Effekte sollte Sauerkraut schrittweise in die Ernährung integriert werden, da zu grosse Mengen auf einmal Verdauungsprobleme verursachen können. Zudem ist es «Chabis», dass Sauerkraut ein Wundermittel gegen verschiedene Krebsarten und Blutdruck ist – hierfür fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise.5
Fermentieren leicht gemacht
Die einst weit verbreitete Herstellung von Sauerkraut in Privathaushalten ist heute seltener geworden, da fertig abgepacktes Sauerkraut erhältlich ist. Dieses ist jedoch häufig pasteurisiert, wodurch viele wertvolle Nährstoffe verloren gehen. Gelegentlich findet man auch rohes Sauerkraut oder Kimchi, die koreanische Variante aus Chinakohl, Chili und weiteren Gewürzen. Das Fermentieren in den eigenen vier Wänden bietet jedoch zahlreiche Vorteile: Man kann die Zutaten selbst wählen, Geld sparen, auf das Pasteurisieren verzichten, Gemüsereste verarbeiten und ein nachhaltiges, bewusstes Konsumverhalten fördern. Sauerkraut lässt sich ganz einfach selbst herstellen: Frischen Weisskohl hobeln und mit Salz kneten, bis ausreichend Saft austritt, um den Kabis damit zu bedecken. Nach Belieben Gewürze wie Wacholderbeeren hinzugeben. Einmachglas heiss ausspülen, Kabis einfüllen, mit einem sauberen Tuch oder einer Plastikfolie abdecken und mit einem Gummiband fixieren. Drei bis zehn Tage an einem dunklen Ort bei Raumtemperatur lagern, und den Kohl beschweren oder täglich nach unten drücken. Danach das Glas mit einem Deckel verschliessen und in den Kühlschrank stellen, damit das Sauerkraut nicht zu sauer wird. Den Deckel alle zwei bis drei Tage öffnen, damit die Gase entweichen können. Nach zwei bis drei Wochen das Sauerkraut probieren und je nach Geschmack länger fermentieren lassen. Im Kühlschrank aufbewahrt hält es sich einige Monate.
Vorsicht: Salz nicht weglassen!
Es dient als Konservierungsmittel. Dafür 1 bis 1,5% Salz verwenden (10 bis 15 Gramm Salz pro Kilo Kohl). Zum Fermentieren eignet sich unjodiertes Salz besser, da Jod den Fermentationsprozess negativ beeinflussen kann.
1 Die Geschichte des Sauerkrauts. (2020). Schlichting. www.sauerkraut.de/news.php
2 Pelosi, D. (2020, 20. März). Und plötzlich wollen alle Sauerkraut. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). www.srf.ch/news/wirtschaft/umsaetze-vervierfacht-undploetzlich-wollen-a…
3 Sauerkraut. (2022, 26. Januar). Annemarie Wildeisen. www.wildeisen.ch/magazin/sauerkraut-0222
4 Howe, H. (2018, 16. August). 51 Fascinating Facts About Sauerkraut and Cabbage [WHO KNEW?]. MakeSauerkraut. www.makesauerkraut.com/sauerkraut-facts/
5 Forrer, D. (2022, 15. September). Fermentieren – Megatrend mit gesundem Beigeschmack. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). www.srf.ch/wissen/gesundheit/lebensmittelhaltbar-machen-fermentieren-me…