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24.02.2023 | Vivian

Im Zuger- und im Ägerisee sind für diese Jahreszeit ungewöhnliche Blaualgenteppiche entstanden. Hauptgrund dafür ist die Verschmutzung des Sees durch die intensive tierische Landwirtschaft in der Umgebung. Blaualgen sind tödlich für Tiere und giftig für Menschen.

Die Zuger Behörden warnen seit einigen Tagen vor dem Baden im Zuger- und im Ägerisee: An Ufer und Wasseroberfläche treiben seit einigen Tagen ganze Matten aus Burgunderblaualgen. Kontakt mit durch die Algen kontaminiertem Wasser kann bei Hunden und anderen Tieren innerhalb von Minuten zum Tod führen, Menschen können gefährliche Symptome wie starke allergische Reaktionen, Atembeschwerden oder Bewusstseinsstörungen entwickeln. Am Ufer des Zugersees wurden bereits zahlreiche tote Vögel entdeckt.1 Hauptursache für die Algenplage ist die intensive tierische Landwirtschaft rund um die Seen.

Phosphor aus Viehwirtschaft bedroht Artenvielfalt

Neben den warmen Temperaturen ist die Verschmutzung der Seen durch die intensive tierische Landwirtschaft in der Region Hauptgrund für das plötzliche Algenwachstum. Denn insbesondere ein erhöhter Phosphorgehalt im Wasser sorgt für explosionsartiges Algenwachstum, und in der Schweiz stammt mit 80% der allergrösste Anteil allen Phosphors aus Gülle und Mist.2 Der Zugersee ist der am stärksten mit Phosphor belastete See in der Schweiz, die Konzentration im Wasser beträgt fast das Dreifache der als gesund geltenden Menge. Im Zuströmgebiet des Zugersees befinden sich über 400 Landwirtschaftsbetriebe – und (ausreichende) Massnahmen, um die Nährstoffeinträge durch die von ihnen ausgebrachte Gülle in den See zu begrenzen, treffen nicht alle.3

Das erhöhte Algenvorkommen ist nicht nur für Menschen und Landtiere, sondern für das ganze Ökosystem im Wasser gefährlich. Dies unter anderem, da die Algen dem Wasser beim Abbau abgestorbener Pflanzenteile Sauerstoff entziehen. Das ist fatal für Fische und andere Wasserlebewesen, denn sie sind auf einen ausreichend hohen Sauerstoffanteil im Wasser angewiesen. Die Algendecke lässt zudem weniger Licht zur Vegetation auf dem Seeboden durch. Als Folge von Licht- und Sauerstoffmangel können Pflanzenarten absterben, sogar Massensterben von Fischen sind bereits beobachtet worden. Die Biodiversität ist akut bedroht.

Schweizer Seen müssen künstlich beatmet werden

In den tieferen Schichten des Zugersees ist der Sauerstoffgehalt bereits jetzt zu tief. Er ist nicht der einzige: Schon 60% der Schweizer Seen verfügen über zu wenig Sauerstoff. Kleinere Seen wie der Baldeggersee oder der Sempachersee, die in Gebieten mit besonders grossen Mastbetrieben liegen, werden seit Jahren künstlich mit Sauerstoff versorgt.

Um die Situation im Zugersee zu verbessern, soll nun auch er «saniert» werden. Unter anderem soll der See belüftet werden: Indem die sauerstoffärmeren unteren Wasserschichten mit der sauerstoffreichen Oberfläche durchmischt werden, soll der Sauerstoffgehalt ausgeglichen werden. Zudem sollen die Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaftsbetriebe gemäss Zuger Regierungsrat minimiert werden.3 Das mag kurzfristige Entlastung bringen, den Ursprung des Problems behebt es jedoch nicht. Um die Nährstoffüberschüsse langfristig zu senken, muss die industrielle Tierhaltung drastisch reduziert werden. Solange dies nicht passiert, wird das übermässige Vorkommen von Nährstoffen wie Phosphor ein konstantes Problem und eine Bedrohung für Tiere, Menschen und Umwelt bleiben.

Tote Vögel im Zugersee gefunden – Behörden warnen Schwimmer und Hundehalterinnen, Luzerner Zeitung, 19. Februar 2023.

Hofdünger – mehr als Nährstoffe, Verantwortungsvolle Landwirtschaft.

3 Walther, G., So wollen Behörden Zugersee wieder gesund machen, 20 Minuten, 22. Dezember 2022.

 

 

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