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30.05.2022 | Renato

Der Fleischkonsum ist in der Politik ein heisses Thema. Kaum jemand zieht daher aus der Erkenntnis, dass die Fleischproduktion unsere Umwelt massiv schädigt, die nötigen Konsequenzen.

Am 21. Mai 2022 hat die Grüne Partei Genf am Parteitag beschlossen, dass bei Aperitifs und Mahlzeiten, bei denen eine offizielle Funktion wahrgenommen wird, ihre Grünen PolitikerInnen kein Fleisch essen sollten. So sollte den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Fleischkonsum auch bei politischen Anlässen aufgezeigt und das vegetarische Angebot gefördert werden.
Es scheint nicht selbstverständlich zu sein, dass Grüne PolitikerInnen, die sich aktiv für die Umwelt und gegen den Klimawandel einsetzen, sich auch entsprechend klimafreundlich ernähren – selbst während Ausübung ihres Amtes. Nach dem Entscheid gab es Proteste von den Personen, die für die Grünen Genf ein politisches Amt innehaben und künftig ab und zu auf Fleisch verzichten müssten. Mindestens ebenso stark war die Kritik der Grünen Schweiz, ihrer Mutterpartei. Obwohl die Grüne Partei bei Umweltbelangen ansonsten immer auf Gesetze setzt, in der Annahme, dass die Eigenverantwortung im Umweltbereich nicht ausreicht, macht sie hier eine Ausnahme: Ausgerechnet bei der Ernährung setzt sie auf Eigenverantwortung. 

Verpasste Chance, im Umweltbereich eine Führungsrolle wahrzunehmen

Es ist eine verpasste Chance der Grünen Partei, in Sachen Klimawandel und Umweltschutz klar Stellung zu beziehen und als Vorbild voranzugehen. Das Gottlieb Duttweiler Institut schreibt zum Fleischkonsum: «...unseren heutigen Fleischkonsum können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen.» Den KlimaexpertInnen in der Politik sollte das längst bewusst sein. Dass sie darauf keine Taten folgen lassen, ist bedenklich.

Konsequenter Umweltschutz nicht mehrheitsfähig?

Die inkonsequente Haltung der PolitikerInnen lässt sich in Anbetracht der gravierenden Umweltprobleme nicht rechtfertigen, aber begründen: Als die Grünen Deutschlands eine Fleischsteuer einführen wollten, war die Kritik der Öffentlichkeit und der Massenmedien so heftig, dass der Vorschlag umgehend zurückgezogen werden musste. In einer Demokratie müssen politische Parteien mehrheitsfähige Vorschläge vorbringen. Der jetzige Vorstoss hätte jedoch ausschliesslich Personen betroffen, die für die Grüne Partei in der Politik tätig sind. Und in diesem Fall schreibt 20 minuten «Grünen-Politiker müssen bei Amtsantritt auf Fleisch verzichten» –  obwohl dies nicht zutrifft (privat dürften auch diese PolitikerInnen weiterhin so viel Fleisch essen, wie sie möchten).

Dass der Milchkonsum mindestens genauso schädlich für die Umwelt ist wie der Fleischkonsum, wurde dabei nicht einmal angesprochen.

Wenn PolitikerInnen keine Vorbilder für die Bevölkerung sein wollen, sollte die Bevölkerung als Vorbild für die PolitikerInnen handeln. Wenn genügend Menschen sich von selbst umweltfreundlicher, pflanzlicher ernähren, werden auch PolitikerInnen den Mut haben, dies zu tun.
 

Quellen:

  1. 20 minuten: «Fleisch-Verzicht der Genfer Sektion fällt bei der Mutterpartei durch», 24. Mai 2022
  2. 20 minuten: «Grünen-Politiker müssen bei Amtsantritt auf Fleisch verzichten», 24. Mai 2022
  3. Le Courrier: «Les carnivores qui crient au loup», 29. Mai 2022
  4. Gottlieb Duttweiler Institut (GDI): «Fleischfreie Schweiz 2050?»
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