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19.10.2021 | Renato

Gesättigte, tierische Fette fördern Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von Zeit zu Zeit tauchen jedoch Studien auf, welche das Milchfett als gesund darstellen möchten. Im September 2021 gab es wieder eine solche Veröffentlichung. Was ist davon zu halten?

Milchfett soll Herzinfarkt vorbeugen: The Guardian vom 21.9.2021
The Guardian vom 21.9.2021: "Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine milchfettreiche Ernährung das Risiko von Herzkrankheiten senken kann"

Die Studie wurde im PLOS am 21.9.2021 veröffentlicht: «Biomarkers of dairy fat intake, incident cardiovascular disease, and all-cause mortality: A cohort study, systematic review, and meta-analysis».

Schon aus dem Titel geht hervor, dass in dieser Studie nicht der Milchkonsum selbst analysiert wurde, sondern ein «Marker». Die AutorInnen begründen dies damit, dass Konsumabfragen zu ungenau seien und man mit einer Analyse eines Markers, der direkt vom Konsum von Milchfett abhängt, genauere Daten erhalten würde. Das Problem bei dieser Vorgehensweise ist jedoch, dass man dazu einen Marker analysieren muss, der eindeutig und ausschliesslich vom Milchfettkonsum abhängt. In dieser Studie wurden jedoch Marker verwendet, die auch durch den Konsum von Nahrungsfasern (und Transfettsäuren) beeinflusst werden. Dass ein hoher Nahrungsfaseranteil in der Ernährung (= hoher Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel) vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, ist unbestritten. Nimmt man einen solchen Marker, der auch auf Nahrungsfasern anspricht, ist naheliegend, dass als Resultat die Personen weniger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Mit dem Milchfettkonsum muss dies jedoch nichts zu tun haben.

Solche Studien, welche den Konsum von Milchprodukten propagieren, sind in den Medien sehr beliebt: Bereits innerhalb der ersten beiden Wochen nach der Publizierung wurden die Studienergebnisse in über 150 verschiedenen Medien weltweit unkritisch verbreitet.

Wissenschaftlicher Kontext der Studie

Welchen Schaden eine solche Falschmeldung anrichten kann, kann man ermessen, wenn man bedenkt, dass weltweit rund 46% der Todesfälle von nicht-übertragbaren Krankheiten auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen. Auch in der Schweiz sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache. Diverse Studien zeigen schon länger, dass Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen durch eine (fettarme) pflanzliche Ernährung sogar wieder gesund werden können. Nun zu behaupten, dass eine Ernährung reich an Milchfett hilfreich sein könnte, steht im krassen Gegensatz zu dieser langjährigen und vielfach belegten Erkenntnis. Insbesondere von den US-amerikanischen Ärzten Dr. med. Caldwell B. Esselstyn, Dr. Dean Ornish und Dr. Neal Barnard gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen, welche den positiven Einfluss einer fettarmen, pflanzenbasierten Ernährung auf den Herz-Kreislauf belegen. Und dabei handelt es sich nicht um vernachlässigbar kleine Effekte. Studien sprechen von bis zu 40% der Todesfälle und Erkrankungen, die man durch eine gesündere Ernährung vermeiden könnte. Und wenn man noch andere Lebensstilveränderungen (z.B. Stressvermeidung und Bewegung) mit einbezieht, kann man über 80% der Herzinfarkte vermeiden.

Eine pflanzenbasierte Ernährung ist sogar wesentlich besser geeignet als die Einhaltung der Ernährungsempfehlungen der American Heart Association (AHA), wenn es um die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht. Die AHA empfiehlt zwar, den Konsum von rotem Fleisch zu reduzieren, unterstützt jedoch den Konsum von Fisch und Hühnerfleisch. Ausserdem fördert die AHA den Konsum von fettreduzierten Milchprodukten. 

Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzenbasierten/veganen Ernährung stark eingeschränkt werden, wenn oft Produkte aus Weissmehl (z.B. Weissbrot, Nudeln), viel frittierte Produkte (z.B. Pommes Frites) und zuckerreiche Produkte konsumiert werden.

 

Studien:

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