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Leder

Um aus der Haut eines Tieres Leder herzustellen, werden einige sehr giftige Chemikalien verwendet, diese verwandeln das Naturprodukt in ein Material, das nach Gebrauch als Sondermüll behandelt werden muss! Die globale Lederindustrie schlachtet jährlich über eine Milliarde Tiere und verarbeitet ihre Häute zu Bekleidung, Modeartikeln, Möbeln, Interieur und Accessoires.1  Je grösser die Nachfrage nach Leder, desto grösser der Gewinn des Schlächters beim Verkauf der Tierhaut. Dies macht Tierfabriken finanziell attraktiver.

Wie natürlich ist Leder?

Nur rund ein Drittel eines geschlachteten Nutztieres landet auf den Schweizer Tellern. Die restlichen zwei Drittel – Haut, Knochen, Fett und Innereien wie Leber, Milz, Herz und Lunge – gelten als Nebenprodukte und werden entsorgt oder weiter verarbeitet. Das wirtschaftlich wichtigste Nebenprodukt der Fleischindustrie ist die Haut der Tiere.2

Auch die Häute von Kühen aus der Milchindustrie werden zu Leder verarbeitet, sobald die Produktivität der Tiere abnimmt. Die Felle ihrer für die Produktion von Kalbfleisch gezüchteten Kinder werden zu teurem Kalbsleder verarbeitet.

Woher kommt Leder?

Der überwiegende Teil der verkauften Lederprodukte stammt von Kuh- und Kalbshäuten. Leder wird jedoch auch aus den Häuten von Pferden, Schafen, Lämmern, Ziegen und Schweinen hergestellt, die ihres Fleisches wegen umgebracht werden. Andere Tierarten werden alleine ihres Felles und ihrer Häute wegen gejagt und getötet. So fallen diesem grausamen Geschäft auch Zebras, Bisons, Wasserbüffel, Wildschweine, Kängurus, Elefanten, Aale, Haie, Delfine, Seehunde, Walrosse, Frösche, Schildkröten, Krokodile, Eidechsen und Schlangen zum Opfer.

Kängurus werden jährlich millionenfach abgeschlachtet, da ihre Haut als erstklassiges Material für Fussballschuhe gilt.3 Und obwohl die australische Regierung von Jägern verlangt, die Tiere zu erschiessen, sollen verwaiste, junge und verletzte Tiere, laut der Regierung, enthauptet oder hart auf den Kopf geschlagen werden, um „das Gehirn zu zerstören“. Nachdem Fussballstar David Beckham von diesen grausamen Methoden erfuhr, stieg er im Jahr 2006 auf Schuhe aus synthetischen Materialien um.4

Tierwohl

Die meisten Lederwaren werden aus der Haut von Rindern (meist Kälbern) hergestellt. Diese stammen bis zu 80% von «Milchkühen».5 Demnach nimmt man bei Lederprodukten in Kauf, dass die Tiere gemäss den ausländischen Tierschutzvorgaben gehalten haben. Zu wenig Platz, zu wenig Licht, Antibiotika, Kastrationen und Entfernung der Hörner ohne Betäubung usw. Dazu kommen der Transport zum Schlachthaus und die Schlachtung. Begehrt ist besonders weiches Leder, welches von jungen Kälbern stammt. Je jünger um so besser: Manchmal stammt das Leder von Kälbern, die erst eine Stunde alt sind, oder auch von geschlachteten trächtigen Muttertieren.

Gesundheitsrisiko Leder

Sind die Tiere geschlachtet worden, werden deren Häute gegerbt. Dies geschieht heutzutage zu 90 Prozent mit Chrom, wodurch allerdings Chromat ins Abwasser gelangen. Chromat enthält Chrom-VI-Verbindungen, was zu verschiedensten Vergiftungen (0,5g bis 1g sind tödlich), sowie zu Erbgutschäden führen kann.6 Dazu kommen weitere Verarbeitungsprozesse bei denen z.B. Aluminium, Eisen, Zirkon, Phenol, Kresol, Naphtalin sowie Öle und Beschichtungen eingesetzt werden. Dies hat nicht «nur» Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf den Menschen: Höhere Leukämieanfälligkeit in der Nähe von Gerbereien. Gerbereiarbeiter machen mehr als die Hälfte der an Hodenkrebs Erkrankten aus.7

Heute gibt es in der Schweiz gerade noch acht Gerbereien. Davon produzieren drei industriell mit ungefähr 20 Mitarbeitern, und fünf eher handwerklich mit einem bis zwei Mitarbeitern.8 Die Mehrheit des in der Schweiz verkauften Leders stammt demnach aus dem Ausland. Besonders durch strenge Umweltschutzauflagen in der Schweiz und Deutschland hat sich die Gerberei in Niedriglohn- und Entwicklungslänger verlagert.

Die Risiken der Lederindustrie tragen heutzutage deshalb die Arbeiter in Entwicklungsländern wie Indien, China, Vietnam, Bangladesch oder Brasilien. Aufgrund oftmals mangelnder Gefahrenwarnungen vor krebserregenden Chrom(IV)-Verbindungen, die zudem schmerzhafte Allergien hervorrufen, waten die Menschen in Gerbereien dieser Länder durch Chrom- und Abwässer und beziehen ihr Trinkwasser teils aus verseuchten Flüssen und Grundwasserquellen.

Zwar schreiben alle Öko- oder Prüfsiegel vor, dass Chrom(VI) im Leder überhaupt nicht zu finden sein dürfe, doch ist diese Forderung in der Praxis nicht durchzusetzen. Eine Untersuchung des deutschen Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) testete die Einhaltung des Chrom(VI)-Grenzwertes an fast 600 verschiedenen Produkten – knapp die Hälfte war Chrom(VI) belastet!9 Die höchsten Überschreitungen des Grenzwertes wurden bei Lederschuhen gemessen, wo der krebserregende Stoff in jedem dritten Schuh gefunden wurde. Ähnlich problematische Chrom-Verbindungen konnten von der Stiftung Warentest in Babyschuhen und Arbeitshandschuhen nachgewiesen werden.10 Auch die Zeitschrift „Ökotest“ wertet seit Jahren regelmässig Lederprodukte aufgrund ihrer schädlichen Chromverbindungen ab.11 Die TV-Reportage „Giftige Schuhe“ des NDR-Magazins 45 Min vom 14.05.2012 findet überall  in indischen Gerbereien giftige Chromsalze, die Flüsse und Umwelt verpesten, während die Bevölkerung an lebenslangen Chromallergien leidet.12

Ökologie

Nebst der Gesundheitsgefährdung aller an der Produktion beteiligten Personen hat die Ledergerbung mit Azo-Farbstoffen, Chromsalzen und Pentachlorphenolen (PCP) natürlich auch auf die Umwelt negative Auswirkungen. Neben toxischen Substanzen enthalten Gerbereiabwässer auch enorme Mengen anderer Schadstoffe wie Proteine, Haare, Salze, Kalkschlamm, Sulfide und Säuren. Eine Chromgerberei verschwendet über 55'000 Liter Wasser und produziert pro bearbeiteter Tonne Tierhaut bis zu 1'000 Kilogramm Feststoffabfall (z. B. Haare, Fleisch und Randabfälle) sowie grosse Mengen an giftiger Schlicke.13

Pflanzliche Gerbung?

Die Gerbung der Tierhäute mit Pflanzen nimmt wesentlich mehr Zeit, und somit mehr Energie und Wasser, in Anspruch, was sich negativ auf die gesamte Umweltbilanz niederschlägt. Zudem ist pflanzlich gegerbtes Leder meist deutlich fester und eignet sich somit nicht für jeden Lederartikel. Handschuhe sollen beispielsweise fein und griffig sein. Das schafft selbst pflanzengegerbtes Leder nur mit chemischen Zusatzstoffen. Obwohl diese Stoffe auf dem Etikett nicht angegeben werden müssen, erhalten solche Lederartikel ein sogenanntes "Öko-Label".

Wie kann ich Leder von Kunstleder unterscheiden?

Mittlerweile sind Alternativen aus Kunstleder bereits täuschend echt aus und es ist nicht immer leicht, Leder von Kunstleder zu unterscheiden. Folgende Tipps helfen bei der Entscheidung:

Zudem hat Leder hat auch einen ganz eigenen Geruch, der bei Kunstleder nicht vorkommt.

Was können Sie tun?

  • Tierfreundliche Alternativen sind beispielsweise Baumwolle, Leinen, Gummi, Chinagras, Segeltuchstoff und synthetische Stoffe. Chlorenol (bei Avia „Hydrolite“, bei Nike „Durabuck“) ist ein interessantes neues Material, das sich durch seine Atmungsaktivität auszeichnet und zur Produktion von Sport- und Wanderschuhen verwendet wird. Es legt sich mit derselben Elastizität wie Leder um den Fuss, gibt guten Halt und lässt sich in der Maschine waschen. Alternative Materialien sind zumeist billiger und tragen nicht zur Massenabschlachtung für die Fleischgewinnung oder zur wilden Jagd auf Tiere mit wundervoller Haut bei. Fragen Sie im Handel nach lederfreien Artikeln, und fordern Sie Designer und Hersteller zur Fertigung von Schuhen aus alternativen Materialien auf.
  • Optisch ähnliche Lederalternativen sind unter anderem Kork, Ananasleder oder allgemein Fruchtleder.
  • Wenn Sie ein Fahrzeug kaufen, informieren Sie sich im Vorfeld über Automarken, die lederfreie Modelle anbieten.
  • Lederalternativen finden Sie fast überall, wo Sie einkaufen. Diverse Labels (z. B. Mango, Esprit, S.Oliver, Nike u. v. m.) vertreiben lederfreie Handtaschen, Geldbörsen und Schuhe.
Weitere Infos
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