Pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen haben keinen guten Ruf. Zu Unrecht, wie eine neue Studie zeigt: Die pflanzlichen Produkte schnitten aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht besser ab als die tierischen Originalprodukte.
Vegane Alternativen sind immer beliebter – und stehen zunehmend in der Kritik
Der Markt für vegane Lebensmittel wächst in der Schweiz stetig. Insbesondere Fleisch- und Milchalternativen werden immer beliebter. Der von Coop im Januar 2025 veröffentlichte Plant Based Food Report zeigt, dass Milchalternativen, insbesondere Hafermilch, den grössten Anteil am Markt für vegane Alternativen ausmachen, Fleischalternativen landen auf dem zweiten Platz.¹ 57 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben bereits vegane Alternativen probiert und 30 Prozent konsumieren diese regelmässig. Trotz dieser positiven Marktentwicklungen tauchen immer wieder negative Schlagzeilen auf wie z. B. folgende: «Essen aus dem Chemiebaukasten: So ungesund ist veganer Fleischersatz.» oder «Viele vegane Fertigprodukte sind stark verarbeitet.» Doch wie viel Wahrheit steckt in diesen Behauptungen? Wenig, wie eine neue Studie zeigt. Sie verglich eine breite Palette von Fleisch- und Milchalternativen mit tierischen Produkten. Das Ergebnis: Pflanzliche Alternativen schnitten sowohl beim Nährstoffgehalt als auch in gesundheitlicher und ökologischer Hinsicht besser ab.²
Hülsenfrüchte sind der klare Sieger
Unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie Erbsen und (Soja-)Bohnen erzielten in der Studie die besten Ergebnisse – sie boten das beste Nährstoffprofil, hatten die positivsten Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt und waren zudem am kostengünstigsten. Im Vergleich dazu schnitten verarbeitete pflanzliche Produkte wie Veggie-Burger, traditionelle Fleischalternativen wie Tofu sowie Milchalternativen hinsichtlich der Klimawirkung und der Kosten weniger gut ab. Dennoch boten sie erhebliche Vorteile hinsichtlich Nährstoffprofil, Gesundheit und Umwelt im Vergleich zu tierischen Produkten. Die gesundheitlichen Auswirkungen pflanzlicher Lebensmittel könnten in der Studie sogar unterschätzt worden sein, da nur einzelne Nährstoffe betrachtet wurden. Wichtige Bestandteile wie sekundäre Pflanzenstoffe, welche die Gesundheit und das Krankheitsrisiko positiv beeinflussen können, wurden nicht berücksichtigt.
Pflanzenbasierte Ernährung senkt das Sterberisiko
Die Studie berechnete die Auswirkungen, wenn tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen ersetzt werden. Dies führte zu einer Reduktion gesättigter Fette und einer erhöhten Zufuhr von Nahrungsfasern sowie Kalium – allerdings auch zu einer geringeren Zufuhr von Zink, Vitamin A und Vitamin B12. Laut den Forschenden könnte die vermehrte Zufuhr von Nahrungsfasern, gesunden Fetten und Kalium sowie die geringere Zufuhr von Cholesterin und Häm-Eisen die Sterblichkeit in westlichen Industrieländern deutlich senken. Durch den Ersatz tierischer Lebensmittel könnte die Sterblichkeit um knapp sechs Prozent reduziert werden. Erbsen, Tempeh und Bohnen zeigten den grössten Effekt, aber auch Alternativen wie Veggie-Burger, Tofu sowie Mandel-, Soja- und Hafermilch führten zu einer deutlichen Reduktion des Sterberisikos.
Grosses Potenzial für kultiviertes Fleisch
Die Studie untersuchte auch kultiviertes Fleisch und verglich es mit herkömmlichem Rindfleisch und pflanzlichen Alternativen. Bezogen auf die Gesundheit zeigte kultiviertes Rindfleisch ähnliche Nährwerte und Auswirkungen auf die Sterblichkeit wie das tierische Pendant. Pflanzliche Alternativen schnitten in diesen Bereichen klar besser ab – bezüglich der Umweltauswirkungen war kultiviertes Rindfleisch jedoch mit pflanzlichen Produkten vergleichbar. Laut den Forschenden stellen die hohen Kosten derzeit die grösste Hürde dar: Je nach Technologie könnten diese bis zu 40000-mal höher sein als die Kosten für Rindfleisch.
Politik als wichtiger Hebel
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass pflanzliche Alternativen trotz ihres teils höheren Verarbeitungsgrads klare gesundheitliche Vorteile bieten, eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung aufweisen und die Umwelt deutlich weniger belasten als tierische Produkte. Unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte schneiden insgesamt am besten ab: Sie sind nicht nur nährstoffreich, sondern auch wesentlich günstiger als sowohl Alternativ- als auch tierische Produkte. Die höheren Kosten pflanzlicher Alternativen könnten eine Hürde für deren Konsum darstellen. Hier ist auch die Politik gefragt, etwa durch den Abbau von Subventionen für tierische Produkte und die Förderung pflanzlicher Alternativen, um nachhaltige und gesundheitlich vorteilhafte Entscheidungen zu erleichtern.
- Coop. (2025). Plant Based Food Report: Studie zum veganen Genuss in der Schweiz. www.coop.ch/de/marken-inspiration/ernaehrung/vegetarisch-vegan/vegane-ernaehrung/report.html
- Springmann, M. (2024). A multicriteria analysis of meat and milk alternatives from nutritional, health, environmental, and cost perspectives. Proceedings Of The National Academy Of Sciences, 121(50). https://doi.org/10.1073/pnas.2319010121