Die sich erneuernden Ressourcen der Welt sind ab dem heutigen Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) am 24. Juli bereits für das Jahr 2025 aufgebraucht. Seit den ersten Erhebungen in den Siebzigerjahren hat sich der Tag kontinuierlich vom Jahresende in Richtung Jahresmitte verschoben. Konkret heisst das: Die Menschheit verbraucht mittlerweile 1,8 Erden – also bald doppelt so viel, wie der Planet produzieren und regenerieren kann.
Kein Umweg über das Tier
Durch die künstliche Verlängerung der Nahrungskette wird ein Ressourcen- und Energieverschleiss betrieben, der seinesgleichen sucht. Anstelle die knappen fruchtbaren Böden direkt für den Anbau von Nahrungsmitteln der Menschen zu nutzen, geht die Industrie andere Wege: Für Weideflächen und für zusätzliches Futtermittel der Tiere (Soja, Mais) wird weiterhin Regenwald abgeholzt, dabei gehen wertvolle Wasserspeicher und Biodiversität verloren. In der Schweiz wird die Hälfte des fruchtbaren Ackerlandes für Futtermittelanbau ver(sch)wendet. Ein Vielfaches an Energie, Wasser und Land geht für Tierhaltung verloren. Neben Methan und Lachgas ist CO2 eines der relevanten Treibhausgase, welches in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Klima immer wieder genannt wird. Anhand von CO2 stellen wir also einen Vergleich an, wie ressourcenschonend vegan im Vergleich zu einer omnivoren Ernährung ist. 1
Einfach, nachhaltig, bio-vegan
Der stärkste Hebel und damit die beste Lösung ist und bleibt: die pflanzliche Ernährung!
Keine andere Verhaltensweise hat so viele positive Auswirkungen wie die persönliche Umstellung auf vegan. Laut dem Global Footprint Network würde eine weltweite Reduktion des Fleischkonsums um 50 % und eine Verlagerung hin zu mehr pflanzlichen Kalorien den Earth Overshoot Day um 17 Tage verschieben. Wenn alle Menschen vegetarisch leben würden, könnten sogar 34 Tage gewonnen werden – also über einen ganzen Monat.2
Geht man noch weiter und entscheidet sich für eine vegane Lebensweise, wird die Einsparung an Treibhausgasen besonders eindrücklich: Die jährlichen CO₂-Emissionen eines fleischessenden Omnivoren könnten von derzeit rund 1’653 kg pro Kopf um bis zu 72 % (-1’190 kg) auf unter 500 kg gesenkt werden – wenn diese Person auf vegane und biologische Lebensmittel umstellt. 3
Problem und Lösung: Landwirtschaft
Rund 30 % der globalen Treibhausgasemissionen stehen im Zusammenhang mit der Landwirtschaft. Davon wiederum entfallen ca. 60 % auf direkte Emissionen aus der Tierhaltung – insbesondere Methan aus der Verdauung von Wiederkäuern (das rund 28-mal klimaschädlicher ist als CO₂) sowie Lachgas aus der Güllewirtschaft.
Unter dem Strich bedeutet dies: Eine Umstellung der Landwirtschaft auf pflanzliche Produktion könnte allein rund 18 % der weltweiten Gesamtemissionen einsparen – ohne den ressourcenintensiven Umweg über die Tiere. Weitere Emissionen entstehen durch die Herstellung von Düngemitteln und Pestiziden für die Futtermittelproduktion, durch Landnutzungsänderungen wie Abholzung von Regenwald, die Futtermittelverarbeitung sowie durch den Transport von Futter, Tieren und gekühlten tierischen Produkten. Die wirksamste Massnahme zur Reduktion von Treibhausgasen – insbesondere Methan – ist deshalb eine grundlegende Veränderung der Ernährung und die deutliche Verringerung der Tierbestände bei Wiederkäuern. 4, 5
Kein Erreichen der Klimaziele ohne Ernährungswende
Die 2016 erstellte Modellstudie (Bryngelsson et al.) bleibt aktuell: Die EU kann ihre Klimaziele nicht erreichen, wenn der Konsum von Rind- und Schaffleisch nicht um mindestens 50 % sinkt. Die Berechnungen berücksichtigen bereits alle technischen Möglichkeiten – etwa eine effizientere Fütterung, verbesserte Tierhaltung oder ein optimiertes Güllemanagement. Zwar besteht auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Lagerung über Verarbeitung bis zum Verkauf – überall Einsparpotenzial, etwa durch geringeren Energieverbrauch oder die Reduktion von Lebensmittelverschwendung. Selbst in dem optimistischsten Szenario reichen alle diese Massnahmen nicht aus: Ohne eine drastische Reduktion tierischer Produkte lassen sich die Nachhaltigkeits- und Klimaziele auch in der Schweiz nicht erreichen.
Der grösste Hebel bleibt weiterhin die Reduktion der Tierbestände und die Umstellung auf Produktion und Konsum pflanzlicher Proteine. Denn wird ein tierisches Produkt gar nicht erst erzeugt, entfallen 100 % der damit verbundenen Emissionen von der Züchtung, über die importierten Futtermittel, den Land- und Wasserverbrauch, bis zur Tötung der Tiere. 6, 7
- Welche ökologischen Auswirkungen hat der Fleischkonsum? www.swissveg.ch/de/oekologie
- Lösungen des Global Footprint Network www.overshoot.footprintnetwork.org/solutions/food/
- Studie des FiBL (10/6/2025) im Auftrag des WWF Österreich www.fibl.org/de/infothek/meldung/ernaehrungsstudie-zeigt-eine-gesunde-und-nachhaltige-ernaehrung-ist-leistbar
- Pressemitteilung FAO (14/11/2024) Treibhausgasemissionen aus Agrar- und Ernährungssystemen. www.fao.org/statistics/highlights-archive/highlights-detail/greenhouse-gas-emissions-from-agrifood-systems.-global--regional-and-country-trends--2000-2022
- Die Erklärung über Lachgas und Methan vom Umwelt Bundesamt von Deutschland www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan
- FAO-Bericht (8/12/23) zeigt Wege zu geringeren Emissionen aus der Viehwirtschaft auf www.fao.org/newsroom/detail/new-fao-report-maps-pathways-towards-lower-livestock-emissions
- IFOAM EU und FiBL Publikation (2016) www.organicseurope.bio/content/uploads/2020/06/ifoameu_advocacy_climate_change_report_2016.pdf