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05.06.2025 | Christine

Vitamin B12 ist lebenswichtig. Nicht nur bei einer veganen Ernährung können Mängel auftreten, sondern auch bei einer omnivoren Ernährung. Dies unterstreicht die Wichtigkeit für zuverlässige Vitamin-B12-Quellen. Die neuste Forschung zeigt, dass speziell gezüchtete Spirulina diesbezüglich grosses Potenzial bieten. 

Woher kommt Vitamin B12?

Vitamin B12 wird von Mikroorganismen, hauptsächlich von Bakterien produziert. Da solche Bakterien auch in (unbelasteten) Böden vorkommen, erhielten in früheren Zeiten Pflanzen nennenswerte Mengen an Vitamin B12 – heute ist dies aber nicht mehr der Fall. In Fleisch, Milch und Eiern kommt Vitamin B12 vor, weil es über Mikroorganismen im Dickdarm der Tiere gebildet oder über die Nahrung aufgenommen wird. Das Vitamin wird dabei oftmals direkt ins Futter gemischt. Heute geht man davon aus, dass durch eine rein pflanzliche Ernährungsweise in westlichen Industriestaaten kaum Vitamin B12 aufgenommen wird. Doch auch eine omnivore Ernährung schützt nicht vor einem Vitamin-B12-Mangel. 

Verbreiteter Mangel

In der Schweiz weisen insbesondere Frauen in der deutschen Sprachregion eine zu niedrige Vitamin-B12-Zufuhr auf.1 Der Vitamin-B12-Mangel stellt zudem ein weltweites Problem dar: Beispielweise sind in Lateinamerika 40 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, in Kenia 70 Prozent der Schulkinder und in Indien 80 Prozent der Kleinkinder im Vorschulalter.2 Neben der Annahme, dass nur bei vegan lebenden Personen ein Vitamin-B12-Mangel vorliegen kann, ranken sich weitere Mythen um das Vitamin. So wird etwa behauptet, dass bestimmte pflanzliche Lebensmittel wie Bier und Algen Vitamin B12 enthalten. Meist handelt es sich jedoch um inaktive Vitamin-B12-Analoga, die der Körper nicht verwerten kann und die Aufnahme von aktivem Vitamin B12 sogar behindern. Zwar enthalten vereinzelte pflanzliche Lebensmittel wie bestimmte Algen tatsächlich geringe Mengen an aktivem Vitamin B12, doch diese reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.3

Innovative Spirulina-Züchtung

Eine Ausnahme stellt jedoch eine neue Spirulina-Züchtung dar, die in Photobioreaktoren kultiviert wird. In einer experimentellen Studie konnte darin aktives Vitamin B12 nachgewiesen werden.4 Die in Island durchgeführte Studie zeigt, dass diese Spirulina-Züchtung mit 1,64 μg pro 100 g vergleichbare Mengen an Vitamin B12 enthält wie Rindfleisch mit 0,7 bis 2,0 μg pro 100 g. Zudem enthält Spirulina weitere wertvolle Nährstoffe, wie essenzielle Aminosäuren (Proteine), Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Laut den Forschenden könnte die neue Spirulina-Züchtung einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Vitamin-B12-Versorgung leisten. Allein in Island könnten jährlich etwa 277 950 Tonnen Spirulina produziert werden, wenn dafür die derzeit von der Schwerindustrie genutzte Elektrizität verwendet würde. Dies entspräche etwa 4 555 g aktivem Vitamin B12 pro Jahr – genug, um den jährlichen Vitamin-B12-Bedarf von über 13,8 Millionen Kindern im Alter von ein bis drei Jahren zu decken. 

Schon gewusst? Bei Spirulina handelt es sich streng genommen nicht um eine Alge, sondern um Bakterien, sogenannte Cyanobakterien. Diese sind umgangssprachlich auch als «Blaualgen» bekannt.5

Photobioreaktoren sind geschlossene und beleuchtete Tanks, die zur kontrollierten Zucht von Biomasse wie Bakterien oder Algen genutzt werden.

Alternative zu Supplementen?

Die Spirulina-Züchtung ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht eine vielversprechende Alternative zu Rindfleisch und anderen tierischen Produkten. Laut den Forschenden birgt der Verzehr von Rindfleisch zahlreiche gesundheitliche Risiken, während Spirulina potenzielle Vorteile bietet. So wird die Supplementation mit Spirulina beispielsweise mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes in Verbindung gebracht.6 Es ist wichtig, zu beachten, dass bisher nur eine Studie zur neuen Spirulina-Züchtung vorliegt und weitere Forschung erforderlich ist, bevor sie als zuverlässige Alternative zu herkömmlichen Vitamin-B12-Supplementen Verwendung findet. Zudem ist die Dosierung momentan noch als irrelevant einzustufen, da knapp ein halbes Kilo Spirulina-Pulver zweimal täglich konsumiert werden müsste, um den Vitamin-B12-Bedarf zu decken. Daher stellen Vitamin-B12-Präparate wie Tabletten, Fruchtgummis, Zahnpasta, Tropfen oder Sprays derzeit die verlässlichste Quelle dar.
 

  1. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). (2021). Schweizer Ernährungsbulletin 2021: Wie gut ist die Bevölkerung der Schweiz mit Mikronährstoffen versorgt? www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/mikronaehrstoffe.pdf.download.pdf/8.%20Mikronaehrstoffe%20DE.pdf
  2. Hunt, A., Harrington, D. & Robinson, S. (2014). Vitamin B12 deficiency. BMJ, 349(sep04 1), g5226. doi.org/10.1136/bmj.g5226
  3. Vitamin B12: Versorgung bei veganer Ernährung. (2024, 5. März). Vegane Gesellschaft Österreich. www.vegan.at/inhalt/vitamin-b12-versorgung-bei-veganer-ernahrung
  4. Tzachor, A., Van den Oever, S. P., Mayer, H. K., Asfur, M., Smidt-Jensen, A., Geirsdóttir, M., Jensen, S. & Smárason, B. O. (2024). Photonic management of Spirulina (Arthrospira platensis) in scalable photobioreactors to achieve biologically active unopposed vitamin B12. Discover Food, 4(1). doi.org/10.1007/s44187-024-00152-1
  5. Gogna, S., Kaur, J., Sharma, K., Prasad, R., Singh, J., Bhadariya, V., Kumar, P. & Jarial, S. (2023). Spirulina- An Edible Cyanobacterium with Potential Therapeutic Health Benefits and Toxicological Consequences. Journal Of The American. Nutrition Association, 42(6), 559–572. doi.org/10.1080/27697061.2022.2103852
  6. Prete, V., Abate, A. C., Di Pietro, P., De Lucia, M., Vecchione, C. & Carrizzo, A. (2024). Beneficial Effects of Spirulina Supplementation in the Management of Cardiovascular Diseases. Nutrients, 16(5), 642. doi.org/10.3390/nu16050642
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