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02.06.2025 | Christine

Der Bund hat seine neue Ernährungsstrategie 2025–2032 vorgestellt. Sie verfolgt das Ziel, nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren und gleichzeitig den ökologischen Fussabdruck der Ernährung zu verringern. Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die Förderung einer pflanzlichen Ernährung.

Ziel der Ernährungsstrategie

Mit der neuen Ernährungsstrategie 2025–2032 plant das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), allen in der Schweiz lebenden Menschen eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung zu ermöglichen. Die Strategie benennt verschiedene Massnahmen – von Bildung über Forschung bis hin zu politischen Rahmenbedingungen.1

Konkret sollen:

  • nichtübertragbare Krankheiten reduziert,
  • Umwelt- und Klimaziele berücksichtigt
  • und die Zusammenarbeit der Akteure aus Politik, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen gestärkt werden.  

Eines der sechs Ziele umfasst dabei die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung – sie wird erstmals explizit als Handlungsfeld genannt. Wie die konkreten Massnahmen dazu aussehen werden, ist noch offen. Der entsprechende Aktionsplan soll Ende 2025 veröffentlicht werden.

Warum pflanzenbasiert?

Die nationale Ernährungserhebung zeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung unausgewogen ernährt: Es werden zu viel Fleisch und tierische Fette, und zu wenig Früchte, Gemüse, hochwertige Pflanzenöle, Nüsse, Samen, Kerne und Hülsenfrüchte konsumiert.2 Daher setzt der Bund verstärkt auf eine pflanzliche Ernährung. Das zeigt sich auch in den 2024 aktualisierten Ernährungsempfehlungen, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) erarbeitet wurden. Pflanzliche Proteinquellen rückten dabei stärker in den Fokus.3 Damit folgt die Schweiz dem internationalen Trend, ökologische Aspekte in die Ernährungsempfehlungen zu integrieren.

Internationale Studien kommen zum Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung zentral ist, um sowohl die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern als auch die Umweltbelastung zu senken. Die Planetary Health Diet der EAT-Lancet-Kommission zeigt exemplarisch, wie eine Ernährung gestaltet sein kann, die sowohl die menschliche Gesundheit fördert als auch die planetaren Belastungsgrenzen einhält. Sie empfiehlt deutlich weniger Fleisch und andere tierische Produkte – und legt den Fokus stattdessen auf Hülsenfrüchte, Gemüse, Früchte, Nüsse und Vollkornprodukte, ganz im Einklang mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen des Schweizer Bundes.4

Agrarpolitik, Food Waste, Aufklärung

Ein bedeutender Aspekt der Strategie ist die angekündigte Verknüpfung mit der Agrarpolitik. Grosses Potenzial bietet dabei der verstärkte Anbau pflanzlicher Proteinquellen in der Schweiz, wie etwa Soja, Lupinen, Erbsen und Linsen. Diese Entwicklung wäre auch im Sinne der Ernährungssouveränität – wie sie etwa von der Initiative für eine sichere Ernährung gefordert wird. Swissveg unterstützt dieses Anliegen und die Initiative ausdrücklich.

Die Agrarpolitik ist bislang stark auf die Tierhaltung ausgerichtet – beispielsweise fliessen mehrere Millionen Steuergelder in die Fleischwerbung – während eine klimafreundliche, pflanzliche Ernährung in der Klimastrategie bisher weitgehend ignoriert wurde.5 Diese Problematik hat Swissveg bereits mit zwei Petitionen aufgegriffen: «Keine Gefährdung der Volksgesundheit unter Missbrauch von Subventionen» und «Schluss mit diesem Widerspruch – keine politische Förderung von tierischen Produkten!».

Auch der Umgang mit Food Waste wird in der Strategie thematisiert. Besonders bei tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern ist dies problematisch, da hier enorme Ressourcen verschwendet werden – wie Swissveg mit der Kampagne «Mehr Food, weniger Waste» thematisiert hat. Zudem betont die Strategie die Bedeutung der Förderung der Ernährungskompetenz – ein Bereich, in dem Swissveg seit vielen Jahren aktiv ist: durch Bildungsarbeit, politische Initiativen und Petitionen sowie dem Kennzeichnen veganer und vegetarischer Produkte mit dem V-Label. So wird eine pflanzliche Ernährung für KonsumentInnen sichtbar, greifbar und alltagstauglich.

Pflanzliche Ernährung als Schlüssel zur Ernährungswende

Die neue Ernährungsstrategie geht in die richtige Richtung. Entscheidend wird jedoch sein, ob der Aktionsplan 2025 tatsächlich wirkungsvolle Massnahmen vorsieht – insbesondere zur Förderung pflanzlicher Alternativen. Gerade in einem politischen Umfeld, das traditionell stark auf die Tierhaltung ausgerichtet ist, braucht es mutige Schritte und ein klares Bekenntnis zur Ernährungswende.

Eine stark tierproduktlastige Ernährung erhöht das Risiko für chronische Krankheiten, verursacht überproportional hohe Umweltbelastungen und geht mit erheblichem Tierleid einher. Eine pflanzliche Ernährung hingegen senkt nicht nur das Krankheitsrisiko und den ökologischen Fussabdruck, sondern verhindert auch das Leid und den Tod unzähliger Tiere. Genau deshalb ist sie der Schlüssel zu einer lebenswerten Zukunft – für Tiere, Umwelt und Gesundheit.

  1. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2025). Schweizer Ernährungsstrategie. www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/strategien/schweizer-ernaehrungsstrategie.html
  2. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Lebensmittelkonsum in der Schweiz. www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/menuCH/menuch-lebensmittelkonsum-schweiz.html
  3. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Gesund und nachhaltig essen: Bund aktualisiert seine Ernährungsempfehlungen. www.news.admin.ch/de/nsb?id=102396
  4. Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., De Vries, W., Sibanda, L. M., . . . Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet, 393(10170), 447–492. doi.org/10.1016/s0140-6736(18)31788-4
  5. Proviande. (2023). Finanzen. www.proviande.ch/de/ueber-uns/geschaeftsbericht/finanzen-2021
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