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Vegi-Jahresrückblick 2019

Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen des Klimawandels: Auf der ganzen Welt gab es Demonstrationen von Jugendlichen gegen die Untätigkeit der Politiker und Wirtschaft. Swissveg brachte das Thema «Konsum tierischer Produkte» in die Klima-Allianz Schweiz ein, da es dort sträflich vernachlässigt wurde.

Klimawandel mit Steuergeldern gefördert

Weiterhin wird die Erdölindustrie weltweit mit 400 Milliarden Dollar jährlich subventioniert. Auch die Fleischindustrie gehört zu den Industriezweigen, mit den höchsten Subventionen. Die Schweiz gibt jährlich Milliarden Franken aus, um die Produktion und Vermarktung von tierischen Produkten zu fördern. Obwohl es allgemein bekannt ist, dass gerade tierische Nahrungsmittel am meisten zum Klimawandel beitragen und der Bund selbst schreibt, dass auch aus gesundheitlicher Sicht zu viel Fleisch gegessen wird. Sogar die Werbung für Fleisch wird in der Schweiz mit 6 Millionen Franken Steuergelder unterstützt. Swissveg hat (zusammen mit dem Verein gegen Tierfabriken) gegen diese verfehlte Politik bei der zuständigen Kommission Beschwerde eingereicht. Die definitive Antwort der Kommission steht noch aus. Die «offizielle Schweiz» hat bis heute die Aussage der UNO-Umweltbehörde UNEP von 2010 (!) ignoriert: «Eine wesentliche Reduzierung dieser [Umwelt-]Auswirkungen wäre nur möglich mit einer grundlegenden weltweiten Ernährungsumstellung weg von tierischen Produkten.»1

Plastik im Meer

Da man die Auswirkungen unseres Handelns auf das Klima kaum noch verleugnen kann, wurde die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Nebenschauplätze gelenkt, bei denen man nur wenig bewirken kann. In den vergangenen beiden Jahren z.B. auf die Plastiksäcke und Trinkhalme. 127 Staaten haben bereits 2018 den Gebrauch von Plastiksäcken gesetzlich reguliert. Das Plastik in der Umwelt – insbesondere im Meer – ist ein grosses Problem. Bei Umfragen sahen in Plastiksäcken die Mehrheit der Befragten sogar den wichtigsten Bereich in dem sie etwas fürs Klima tun können. Sie verzichten also auf Einweg-Plastiksäcke (was zu begrüssen ist!). Die Fakten sagen jedoch etwas anderes: Fast die Hälfte des Plastiks im Meer stammt von der Fischerei (hauptsächlich defekte, aufgegebene Fischernetze).2 Und Fleischkonsum schädigt das Klima über 200 Mal mehr als die Nutzung von Plastiksäcken. Deshalb sollte man auf den Fischkonsum verzichten, wenn man das Meer schützen will und generell den Konsum tierischer Produkte meiden, wenn man etwas fürs Klima tun will. Mit der Swissveg-Kampagne «Fisch vom Tisch» haben wir im Sommer auf diese verfälschte öffentliche Wahrnehmung aufmerksam gemacht.

International

Globale Probleme erfordern globale Lösungen. Für die weltweite Verbreitung der pflanzenbasierten Ernährung ist es wichtig, dass man eine weltweite einheitliche Definition der Worte vegan und vegetarisch hat. Deshalb habe ich mich bei den Sitzungen von der Internationalen Standardisierungs-Organisation (ISO) beteiligt, um einen solchen Standard festzulegen.
Dadurch, dass Swissveg das von mir initiierte V-Label-Projekt international koordiniert, sind wir ständig im internationalen Austausch mit Vegi-Organisationen aus ganz Europa (und einigen aussereuropäischen Ländern). Im 2019 konnten wir das V-Label-Projekt auf Latein-Amerika ausweiten und damit auch die dortigen Organisationen ins internationale Netzwerk mit einbinden. Neben dem jährlichen V-Label-Treffen (dieses mal in Spanien) gab sich auch am 1. Global Leadership Summit in Berlin bei Proveg die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Organisationenaus aller Welt. Die starke internationale Zusammenarbeit fördere ich nicht nur mit meiner langjährigen Vorstandsarbeit bei der Europäischen Vegetarier Union, sondern seit Ende 2019 auch mit meinem Sitz in der Bundesleitung von Proveg.

Positive Entwicklungen

Der erste länderübergreifende «Animal Pride Day» in Kreuzlingen/Konstanz fand im Juli statt. Erstmals gab es auch den «Official Animal Rights March» in Zürich. Neben der veganen Messe Veggie-World war dies sicher ein Höhepunkt für die ganze Schweizer Bewegung, da dort alle Gleichgesinnten zusammen fanden um für die Rechte der Tiere einzustehen.
 
Das Jahr brachte auch weitere positive Signale: Erstmals hat sogar der Bundesrat eine klimaneutrale Schweiz gefordert. Ob dem auch wirkungsvolle Taten Folgen und/oder einmal mehr die Ernährung ausgeklammert wird, wird sich zeigen. Bisher hat der Bundesrat die wahren Umweltauswirkungen des Fleischkonsums – im Gegensatz zur UNO – immer ignoriert.
Auch ein Teil der Privatwirtschaft ist sich bewusst, dass die Zukunft nicht im klimaschädlichen Fleischkonsum liegt. Beyond Meat und Impossible Meat haben durch private Geldgeber ihre Produkte weltweit vermarkten können und gelangen mit ihnen in die ehemals reine Fleischdomänen wie z.B. Burger King und Chickerias. Praktisch alle grösseren Firmen haben im vergangenen Jahr in Fleischalternativen investiert, neben diversen kleineren Fleischproduzenten auch die beiden grössten: die Grossmetzgerei Bell von Coop, hat bereits 2018 in Fleisch aus dem Labor bei Mosa Meat investiert und auch die Migros investierte in einen Entwickler von Invitro Fleisch: Aleph Farms. Und selbst der grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi, lanciert eine rein pflanzliche Linie – obwohl er nur für seine tierischen Produkte Subventionen erhält. Doch nicht nur bei den «Grossen» tut sich etwas: Ein Start-up aus der ETH stellt seit kurzem aus Erbsen eine nachhaltige Fleischalternative her. Planted wurde übrigens kürzlich Swissveg-Card-Partner. Andere Firmen, welche die Zeichen der Zeit nicht sehen, werden vom Wandel eingeholt: Dean Foods, der zweitgrösste Milchkonzern der USA mit 15'000 Mitarbeitern musste Insolvenz anmelden. Dies ist eine Folge des geänderten Konsumverhaltens: Immer mehr Konsumenten bevorzugen klimafreundlichere pflanzliche Milch. Auch bei den Bauern sieht man erste Anzeichen eines Wandels: Immer mehr wechseln von der Tierhaltung zur veganen Lebensmittelproduktion.

Was kann ich tun?

Vieles wurde im vergangenen Jahr begonnen: Die Kooperation unter den Organisationen wurde gestärkt, das Angebot an klimafreundlichen Nahrungsmitteln wurde grösser. Auch die transparente Deklaration mit dem V-Label breitet sich national und international immer mehr aus. Wir können diesen Trend stärken indem wir unser Konsumverhalten entsprechend ausrichten.
Damit es nicht weiter geht wie bisher, ist ein Zusammenschluss der zukunftsgerichteten Kräfte wichtig: Je mehr Unterstützung Swissveg erhält, desto mehr kann sie verändern. Bist auch du dabei das kommende Jahr 2020 mit uns noch tier- und umweltfreundlicher zu gestalten?

Ein ausführlicher Jahresbericht von Swissveg wird wieder unserem Magazin Veg-Info im März beigelegt. Hier habe ich nur einige Schwerpunkte der ganzen Bewegung erwähnen können. Der 32-seitige Swissveg-Jahresbericht für 2018 ist online lesbar. Dort wird dann auch der neue umfassende Jahresbericht erscheinen.

Auf ein friedvolles, veganes neues Jahr!

Renato Pichler
Präsident Swissveg

 

  1. United Nations Environment Programme: "Assessing the Environmental Impacts of Consumption and Production – Priority Products and Materials", 2010, ein Bericht der Working Group on the Environmental Impacts of Products and Materials to the International Panel for Sustainable Resource Management, Seite 82
  2. Evidence that the Great Pacific Garbage Patch is rapidly accumulating plastic,  Scientific Reports volume 8, Article number: 4666 (2018), 22. März 2018
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