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Pflanzlich vs. Tierisch: der Swissveg-Preisvergleich

In der Debatte um pflanzliche Ernährung wird oft das Vorurteil geäussert, dass pflanzliche Alternativen deutlich teurer sind als ihre tierischen Pendants. Doch wie sieht die Realität aus? Swissveg hat die Preise von Fleisch- und Fischalternativen bei verschiedenen Detailhändlern verglichen. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild; während bei einzelnen Produkten bereits Preisgleichheit herrscht, besteht insgesamt noch Verbesserungspotenzial.  

Die Erschwinglichkeit pflanzlicher Ersatzprodukte ist ein entscheidender Faktor für die Förderung einer nachhaltigen Ernährung. Preisparität zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln ist unerlässlich, um den Zugang zu tier- und umweltfreundlichen Optionen für alle Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten. Wenn pflanzliche Alternativen preislich konkurrenzfähig sind, können mehr Menschen bewusste Entscheidungen treffen und aktiv zur Vermeidung von Tierleid beitragen. 

Pflanzliche Ernährung so beliebt wie noch nie 

Die neueste Konsumentenumfrage (MACH Consumer) zeigt, dass die Zahl der Menschen in der Schweiz, die sich fleischlos ernähren, einen historischen Höchststand erreicht hat: Bereits jede 19. Person isst kein Fleisch. Doch nicht nur vegetarisch und vegan lebende Menschen schätzen Fleisch- und Milchalternativen, diese Produkte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in der gesamten Bevölkerung. Im Jahr 2024 umfasste der Konsumentenkreis für Fleischalternativen erstmals über die Hälfte der Bevölkerung (51,5 %). Diese Entwicklungen unterstreichen die Relevanz der pflanzlichen Alternativprodukte. Auch Fachgesellschaften wie die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfehlen, tierische Proteine vermehrt durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen. All diese Faktoren verdeutlichen eindringlich, wie entscheidend die Verfügbarkeit von Alternativprodukten ist – insbesondere im Hinblick auf deren Preisparität. 

Im Jahr 2024 umfasste der Konsumentenkreis für Fleischalternativen erstmals über die Hälfte der Bevölkerung (51,5 %). 

Entscheidungsfaktor Preis 

Wie wichtig preislich attraktive Produkte sind, zeigt eine Befragung, die von drei deutschen Universitäten durchgeführt wurde: So bevorzugten Konsumentinnen und Konsumenten die pflanzenbasierten Burgeralternativen, wenn die Preise dafür gesenkt wurden, während eine Preisänderung des Fleischburgers nur minimale Auswirkungen auf die Nachfrage hatte. «Solche Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Erschwinglichkeit über die Preisparität hinaus, um den Wandel hin zu pflanzenbasierten Ernährungsweisen zu fördern»1, schreiben die Forschenden dazu. Die Befragung zeigte aber auch, das Preisparität keinen nennenswerten Effekt hatte: Erst wenn Fleischersatzprodukte deutlich günstiger sind als das tierische Pendant, hatte es einen merklichen Einfluss auf das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Dies verdeutlicht umso mehr die Wichtigkeit von erschwinglichen, veganen Produkten.  

Warenkorb-Vergleich: Fleischalternativen 

Swissveg hat sieben Kategorien von Fleisch- und Fischalternativen verglichen. Dafür wurde das günstigste Produkt der jeweiligen Kategorie berücksichtigt. Das Ergebnis zeigt Preisunterschiede von 23 bis 53 Prozent. Mit nur 40 Rappen Differenz zwischen dem pflanzlichen und tierischen Warenkorb hat Lidl die Preisgleichheit fast erreicht. Der grösste Unterschied besteht bei der Detailhändlern Aldi und Coop: Hier zahlen Kundinnen und Kunden CHF 3,72 (+55 Prozent) respektive CHF 4,48 (+51 Prozent) mehr für den pflanzlichen Warenkorb. Coop begründet dies mit den geringeren Herstellungsmengen im Vergleich mit anderen Eigenmarken-Produkten. Dadurch seien die Preise der pflanzenbasierten Ersatzprodukte grundsätzlich durch höhere Herstellungs-, Produktions- und Entwicklungskosten geprägt. 

Abb. 1: Gesamtwarenkorb-Vergleich

Preisspanne

Das pflanzliche Hackfleisch ist das einzige Produkt, das bei allen Händlern günstiger als das tierische Pendant ist. Auch der Burger (unpaniert) ist bei drei Händlern günstiger, lediglich bei Migros ist er teurer als der günstigste tierische Burger (+ CHF 0,50.-/ 100 g bzw. +36 Prozent) Genauso ist das Schnitzel (paniert) nur bei Coop wenig teurer als das tierische Pendant (+ CHF 0,17 / 100 g bzw. +8 Prozent). Die grössten Preisunterschiede sind beim Aufschnitt  zu finden und zwar bei allen untersuchten Anbietern. Dies lässt sich möglicherweise auch damit erklären, dass bei allen Anbietern nur kleine Verpackungsgrössen unter 100 Gramm angeboten werden. 

Abb. 2: Vergleich der einzelnen Produkte

Stellungnahmen Detailhändler

Die analysierten Detailhändler wurden um Stellungnahmen gebeten. Der Tenor war bei allen identisch: Die Händler betonten, sich der Problematik bewusst zu sein, und wiesen darauf hin, dass sie ihr Sortiment kontinuierlich erweitern. Coop weist darauf hin, dass sie seit dem Jahr 2021 umfassend in die Preise von Fleischersatzprodukten investiert hätten und bei der Eigenmarke Betty Bossi Plant Kitchen sowie diversen Markenprodukten von The Green Mountain, Planted und Beyond Meat Preissenkungen vorgenommen haben. Unter der Tiefpreislinie Prix Garantie biete Coop ebenfalls zahlreiche pflanzenbasierte Alternativen an. Auch die Erreichung von Klimazielen steht bei den Detailhändlern im Fokus. «Indem wir pflanzliche Proteine fördern, verfolgen wir nicht nur die Erreichung unserer Klimaziele, sondern reagieren auch auf gesellschaftliche Bedürfnisse und Entwicklungen. Bereits heute zeigen wir den Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise durch Rezepte, wie sie Future Foods in ihre tägliche Ernährung integrieren können», schreibt die Migros. Die Migros möchte pflanzliche Alternativen einfacher und für alle zugänglich machen und damit jene Kundengruppen unterstützen, die sich abwechslungsreicher, gesünder und nachhaltiger ernähren möchten. Damit reagiere die Detailhändlerin auf ein wachsendes Bedürfnis in der Bevölkerung. Welche Massnahmen die Migros zur Förderung ergreift, wird in den Massnahmepaketen der neuen Nachhaltigkeitsstrategie bis im Herbst 2025 ausgearbeitet. Als einzige Detailhändlerin kommuniziert Lidl Schweiz konkrete Zahlen: «Wir möchten bei Proteinen ein Verhältnis von 20 % pflanzlich zu 80 % tierisch erreichen. Im Bereich der Molkereiprodukte streben wir ein Verhältnis von 10 % pflanzlich zu 90 % tierisch an. Aktuell bewegen wir uns in einem Verhältnis von 16 % pflanzlich zu 84 % tierisch. Molkereiprodukte belaufen sich auf 5 % pflanzlich zu 95 % tierisch.»

Kleinere Herstellungsmengen als Begründung

Als Ursache für die höheren Preise sieht Coop die kleineren Mengen: «Aufgrund der geringeren Herstellungsmengen im Vergleich mit anderen Eigenmarken-Produkten sind die Preise unserer pflanzenbasierten Ersatzprodukte grundsätzlich durch höhere Herstellungs-, Produktions- und Entwicklungskosten geprägt. Bei Markenprodukten sind die Preise grundsätzlich abhängig von den Einkaufspreisen, die die Markenhersteller und Importeure festsetzen», so Coop. 

Auch die kleinen Verpackungsgrössen wurden als Problem erkannt: «Besonders junge Familien sind eine wachsende Zielgruppe für solche Produkte. Deshalb entwickeln wir unser Sortiment laufend weiter und passen es gezielt an. Dazu gehört auch die Entwicklung von entsprechenden Verpackungsgrössen», schreibt Coop. Auch Aldi Suisse hat das Problem erkannt: «Bei der Gestaltung unseres Sortiments orientieren wir uns stets an den Kundenbedürfnissen. Während grössere Haushalte grössere Verpackungseinheiten bevorzugen, benötigen Einpersonenhaushalte kleinere Portionen, um Food Waste zu vermeiden. Wir streben hier eine ausgewogene Lösung an», schreibt die Medienstelle von Aldi Suisse dazu. 

Diskussion

Grundsätzlich verfügen Coop und Migros über ein grösseres Sortiment als Aldi und Lidl, bei denen meist nur ein oder höchstens zwei Produkte der selben Kategorie erhältlich waren. In manchen Kategorien waren keine Produkte verfügbar. Hier besteht grosses Verbesserungspotenzial. Andere Schweizer Detailhändler wie etwa Denner wurden aus der Analyse ausgeschlossen, da sie schlicht über zu wenig vegane Produkte verfügen. Bei einer Wiederholung der Analyse im Folgejahr könnte geprüft werden, ob deren Angebot gewachsen ist und eine Berücksichtigung Sinn macht. Bei den Discountern Lidl und Aldi lässt zudem die Produktplatzierung zu wünschen übrig. Lidl hat zudem in den Kategorien «Geschnetzeltes» und «Fischstäbchen» kein veganes Produkt im Angebot. 
Einen entscheidenden Einfluss auf den Preis dürften sicher auch die kleineren Verpackungsgrössen haben: pflanzliche Produkte, die über 250 Gramm enthielten, waren praktisch nicht zu finden. Bei tierischen Produkten hingegen sind die Packungen meist grösser und reichen bis hin zu Grosspackungen. Dies hat Auswirkungen auf die Preisgestaltung und auch aus ökologischer Sicht erscheinen sehr kleine Verpackungsgrössen wenig sinnvoll, da dadurch mehr Verpackungsmaterial benötigt wird. Zudem ist gerade für Familien die Verfügbarkeit von genügend grossen und erschwinglichen Produkten von grosser Bedeutung. 

Fazit

Der Preisvergleich zeigt, dass pflanzliche Fleischalternativen in der Schweiz teilweise teurer sind als tierische Produkte. Mit günstigen Eigenmarken wie etwa Prix Garantie von Coop oder M-Budget von Migros, sind aber bereits jetzt Produkte erhältlich, die günstiger sind als ihr tierische Pendant. Die Schweizer Detailhändler betonen in ihren Stellungnahmen, dass in den nächsten Jahren weitere Preissenkungen wie auch Sortimentserweiterungen zu erwarten seien. Bei Aldi Suisse ist ab 2026 zudem ein veganes Basissortiment dauerhaft verfügbar, das in Zusammenarbeit mit Swissveg entwickelt wurde. All dies lässt darauf hoffen, dass das vegane Angebot in Zukunft noch attraktiver wird.

Methodik

Zeitraum: Alle Produkte wurden in der Kalenderwoche 12/2025 erfasst.    
Ausschluss: Aktionsangebote, biologische sowie lokale Produkte und Grosspackungen.     
Auswahl der Supermärkte: Es wurden grosse Supermärkte der Schweiz ausgewählt, die über ein genügend grosses veganes Sortiment verfügten, sodass Vergleiche angestellt werden können.    
Produkte: Untersucht wurden Preise der folgenden Produkte und ihren pflanzliche Pendants: Burger (unpaniert), Schnitzel (paniert), Aufschnitt, Fischstäbchen, Gehacktes, Geschnetzeltes, Bratwurst.

Limitationen

  • Der Swissveg Warenkorb-Vergleich stellt eine Momentaufnahme dar, saisonale Schwankungen wurden nicht berücksichtigt. 
  • Die Produkte wurden online (Coop & Migros) sowie vor Ort (Aldi & Lidl) erhoben. Es ist möglich, dass einige Produkte nicht berücksichtigt wurden, da sie beispielsweise aufgrund ungünstiger Produktpräsentation übersehen wurden.
2025-2

1 Jahn, S., Guhl, D. & Erhard, A. (2024). Substitution patterns and price response for plant-based meat alternatives. Proceedings Of The National Academy Of Sciences, 121(50). https://doi.org/10.1073/pnas.2319016121

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