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Wieviele Vegetarier gibt es?

Dies ist die beliebteste Frage von Journalisten und PR-Fachleuten: Alle wollen wissen, wieviele Vegetarier/Veganer es in der Schweiz und anderen Ländern gibt, und wie die Tendenz aussieht. Heute gibt es auch für die Schweiz diverse Umfragen, welche die Frage für die Schweiz beantworten können.

Achtung:
Es gibt eine neue Umfrage von 2020!

Was die Tendenz anbelangt, scheinen die Zahlen jedoch ziemlich klar einen Trend in Richtung vegetarische Ernährung aufzuzeigen. Absolute Zahlen sind jedoch schwierig zu erhalten, da oft bei den Umfragen bestimmter Organisationen die Fragestellung nicht eindeutig ist. Repräsentative Umfragen sind teuer. Es gibt jedoch immer mehr Umfragen, die zumindest in einer Nebenfrage die fleischlose Ernährung ansprechen.:

1997: Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik

Im Jahr 2000 erschien die Auswertung der Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 1997. Daraus können auch Informationen über das Ernährungsverhalten der Schweizer Bevölkerung herauslesen: An die rund 13’000 ausgewählten Personen wurde unter anderem folgende Frage gestellt: 
An wievielen Tagen pro Woche essen Sie im allgemeinen Fleisch oder Wurstwaren?
Die Antworten wurden eingeteilt in: nie, selten, 1–2 Tage, 3–4 Tage, 5–6 Tage und 7 Tage pro Woche.
Wenn man die Tatsache, dass noch immer manche Menschen Fische nicht zum Fleisch zählen und manche gar nicht wissen wo überall Fleisch drin ist, unberücksichtigt lässt, kann man davon ausgehen, dass die Anzahl der Personen, die obige Frage mit «nie» beantwortet haben, in etwa der Anzahl Vegetarier in der Schweiz entspricht. Etwas ausgeglichen wird diese Vereinfachung dadurch, dass in der Umfrage nur Personen ab 15 Jahren berücksichtigt wurden und gerade jüngere Menschen eher auf das Essen von Tieren verzichten.

Wie sah das Ergebnis dieser Umfrage von 1997 aus?
 

Insgesamt gaben 2,3% an, nie Fleisch zu essen (1992 lag der Anteil bei 1,8%).

Nebst der Zunahme der vegetarischen Bevölkerung wurde auch ein anderes bekanntes Phänomen bestätigt:

  • Bei den befragten Frauen gaben 3,3% an, nie Fleisch zu essen, bei den Männern waren es hingegen nur 1,2%. Bei beiden Gruppen war jedoch auch eine Zunahme gegenüber der letzten Gesundheitsbefragung zu verzeichnen (um 0,2% bzw. 0,7%).
  • Der Trend zu weniger Fleisch ist noch stärker spürbar: 24,6% gaben an, höchstens 1–2 Tage pro Woche (21,7%) oder noch seltener (2,9%) Fleisch zu konsumieren. Das ist eine Zunahme um 3,5% gegenüber 1992.
  • Hingegen nahm die Zahl derer, die täglich Fleisch zu sich nehmen, von 24,7% auf 21,6% ab.

Der Trend geht eindeutig hin zur fleischärmeren oder fleischlosen Ernährung.

Altersunterschiede

Auch in der Altersverteilung decken sich die Ergebnisse weitgehend mit denjenigen anderer Umfragen: Vor allem jüngere Menschen sind nicht mehr bereit, Tiere aufzuessen. Erwartungsgemäss lag der höchste Prozentsatz an Personen, die nie Fleisch konsumieren, bei den jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren: 6,9% gaben in dieser Kategorie an, gar nie Fleisch zu essen. Am meisten Vegetarier hat es unter Jugendlichen, Gebildeten und Frauen. Dies zeigt sich klar in allen Umfragen. Z.B. gaben bereits bei der St. Galler Ernährungsstudie 1994/95, 31% der 15- bis 18-jährigen Mädchen an sich fleischlos zu ernähren.

Regionen

Auch die regionalen Unterschiede wurden durch diese Umfrage bestätigt: Im Raume Zürich wird mit 3,2% am häufigsten der Konsum von Fleisch gänzlich abgelehnt. Am anderen Ende liegt die Genferseeregion mit nur 1,5%. Doch in allen Regionen ist ein Anstieg zu verzeichnen.

2005: 5. Schweizer Ernährungsbericht

Im 5. Schweizer Ernährungsbericht von 2005 wurde dieselbe Frage auch gestellt. Dabei antworteten 2,5% der befragten Personen, dass sie nie Fleisch essen würden (3,7% Frauchen und 1,3% Männer). Bei Personen zwischen 14 un d 34 Jahre lag der Wert bei 3,2%. Und mehr als Dreiviertel aller Befragten (75,2%) gaben an weniger als einmal pro Tag Fleisch zu essen.

1992/93 gaben erst 1,9% an sich vegetarisch zu ernähren. Gegenüber 2005 hat sich die Anzahl Vegetarier somit um ein Vieretel zugenommen (auf 2,5%).

2006: IHA-GfK Umfrage im Auftrag von Marlow Foods (Quorn)

Im April 2007 wurden die Umfrageergebnisse der Umfrage vom Oktober 2006 veröffentlicht (wir berichteten im Veg-Info 2007-2 darüber). Dabei bezeichneten sich 2% als "strikte Vegetarier", 7% gaben an sich hauptsächlich vegetarisch zu ernähren und 51% zählten sich zu den "Teilzeit-Vegetariern".

2007: Umfrage von Proviande

In einer Umfrage, die von der Fleischlobbyorganisation Proviande in Auftrag gegeben wurde, kam heraus, dass im Jahre 2006 bereits 5% der Schweizer Bevölkerung vegetarisch lebt.1

2014: Neue Ergebnisse

Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marktagent.com in Zusammenarbeit mit 20 Minuten ergab, dass 2,2% der 500 befragten Schweizer konsequent kein Fleisch essen.2 Im Mai 2013 erschien in der Coopzeitung eine Befragung vom Link-Institut, welche einen Vegetarier-Anteil von 3% aufzeigte.3 Diese Zahlen entsprechen nach wie vor dem durchschnittlichen Vegetarieranteil, den Swissveg seit 20 Jahren beobachten konnte. Und trotzdem, etwas ist anders: Denn gemäss beiden Umfragen gibt es einen sehr hohen Anteil an «Flexitariern», also an solchen Menschen, die nur sparsam Fleisch konsumieren. Gemäss 20 Minuten sind dies 18,8%. Eine ältere Coop-Umfrage von 2012 geht sogar von 40% der Befragten aus, die an gewissen Tagen bewusst kein Fleisch essen.4

2014/2015: MenuCH: Ergebnisse der Studie des Bundes / menuCH

Die am 16.3.2017 veröffentlichte Studie beruht auf einer Datenerhebung von 2014/2015. Darin wurde erfasst, was Durchschnittsschweizer konsumieren. Daraus wurde errechnet, wie viele Personen kein Fleisch konsumieren.
Gemäss dieser Studie leben 4,7% ohne Fleischkonsum. Wobei hier unter Fleischkonsum alles was vom toten Tier stammt verstanden wird. Also auch getrocknetes Fleisch, Aufstriche, Terrinen, Fleischsaucen, Hackfleisch usw. Sobald eine Person Fleisch in irgend einer Form konsumiert, wurde sie in die Gruppe "Fleischkonsument" eingeteilt. Bei den anderen Umfragen in denen man frägt, ob jemand Fleisch konsumiert werden oft solche stark verarbeiteten Produkte nicht mitberücksichtigt, da sie von den Konsumenten oft nicht als Fleisch wahrgenommen werden.
Alle Informationen zu dieser Studie findet man über die BLV-Homepage: menuCH - Nationale Ernährungserhebung

2015: MACH Consumer

Laut MACH Consumer 2015 leben 2,9% der Schweizer ab 14 Jahren vegetarisch. Diese MACH-Umfrage wird jährlich durchgeführt.

2016: Studie vom Robert Koch-Institut (deutschland)

Gemäss einer Studie, die das Robert Koch Institut im Journal of Health Monitoring veröffentlicht hat, ernähren sich 4,3% der Erwachsenen in Deutschland üblicherweise vegetarisch. Unter Frauen ist diese Ernährungsweise mit 6,1% weiter verbreitet als unter Männern (2,5%). Der Anteil einer vegetarischen Ernährungsweise ist unter den 18- bis 29-jährigen Frauen und Männern sowie unter Frauen im Alter von 60 bis 69 Jahren am höchsten. Demnach ernährt sich mit zunehmender Bildung ein höherer Anteil von Personen üblicherweise vegetarisch. Gleiches gilt für Personen, die in Großstädten leben und für Menschen, die mehr als vier Stunden pro Woche Sport treiben.5

2017: Swissveg Veg-Umfrage

Swissveg hat das Marktforschungsunternehmen DemoSCOPE damit beauftragt eine repräsentative Umfrage durchzuführen. Erstmals wurde ermittelt wie viele Menschen sich in der Schweiz vegetarisch oder vegan ernähren.
Die Umfrage wurde im Februar 2017 durchgeführt.

2020: Swissveg Veg-Umfrage

Swissveg hat das Marktforschungsunternehmen DemoSCOPE nochmals damit beauftragt eine repräsentative Umfrage durchzuführen. Hier die Ergebnisse, welche die Swissveg-Umfragergebnisse und die MACH-Umfrage 2019 zusammenfasst.

Schlussfolgerungen:

Die Umfrageergebnisse ergaben, dass man am meisten Vegetarier in den Städten unter den jungen Frauen, welche auswärts arbeiten findet. Diese Erkenntnis dürfte auch für die Schweizer Gastronomie, welche bisher Vegetarier stark vernachlässigte, von Interesse sein. 
Alle Umfragen zeigen zudem auf, dass bei höherem Bildungssand auch der Anteil an Vegetariern zu nimmt. 

Die mehr oder weniger repräsentativen Umfragen lassen vor allem eines erkennen: Der Anteil konsequenter Vegetarier ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Was jedoch seit den letzten Jahren besonders stark ansteigt, ist das Bewusstsein, dass eine fleischlose Ernährung viele Vorteile bietet und es aus ökologischer, gesundheitlicher und tierschützender Sicht Sinn macht, den Fleischkonsum zu reduzieren. Auch das Angebot an vegetarischen Alternativen im Detailhandel ist vermehrt gewachsen und so wird es immer einfacher, sich Zuhause fleischlos zu ernähren. Es scheint aber, dass sich viele Leute ein Hintertürchen offen lassen und zum Beispiel auswärts oder bei Einladungen noch Fleisch konsumieren. In diesen Bereichen besteht Handlungsbedarf. Wenn klar wird, dass zu einem feinen Essen nicht zwingend Fleisch gehört, können aus den Reihen der Flexitarier bestimmt viele für eine vegetarische Lebensweise gewonnen werden. Je besser das Angebot der Gastronomie wird, desto mehr werden sich auch auswärts vegetarisch bzw. vegan verpflegen.

Renato Pichler

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