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Vegi-Tag


Belgien hat eine, Brasilien hat eine und Deutschland mittlerweile sogar drei. Die Rede ist von Städten, die bei sich einen vegetarischen Wochentag umgesetzt haben. In der Westschweiz setzen sich die Grünen für einen solchen fleischfreien Wochentag ein. Wir haben mit Isabelle Mayor, Parteivorsitzende und Gemeinderätin von Lausanne, über die politischen Fortschritte bei der Durchsetzung eines vegetarischen Wochentags gesprochen.

In Zusammenarbeit mit der Gruppe «Végésanté» hat die Grüne Partei Lausanne einen vegetarischen Wochentag von Anfang an unterstützt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit ist spontan entstanden. Da ich selbst seit vielen Jahren Vegetarierin bin, interessierte mich das Thema natürlich. Die anderen Parteimitglieder sind nicht Vegetarier, es waren deshalb vor allem ökologische Antriebe, so ein Projekt zu realisieren.

Die Erfahrungen von anderen Ländern haben gezeigt, dass es für die Politiker anscheinend viel Mut braucht, für einen vegetarischen Wochentag einzustehen. Was hat Sie davon überzeugt, sich für dieses Projekt einzusetzen?

Über Facebook hatte ich einen ersten Kontakt mit dem Gemeindeschreiber von Paris im Mai 2009, da er bereits Erfahrung mit einem solchen Projekt hat.1 Aus dem Gespräch ging sofort hervor, dass es das Wichtigste war, bei den Kindern und Eltern das Bewusstsein für Ernährung zu entwickeln. Schwierigkeiten bei der Durchsetzung einer solchen Idee gab es aber nur in der Schweiz, in Frankreich gab es keine Schwierigkeiten. Auf Bundesebene war es besonders schwierig. Ich war selber überrascht und erstaunt über die Feindseligkeiten, denen ich bei den Vorstössen begegnet bin – damit hatte ich nicht gerechnet. So wurde mir ganz schnell klar, dass die Ernährung der Leute zu «berühren» bedeutete, etwas Intimes zu berühren. Auf Kantonsebene war es einfacher, konkrete Vorstösse zu lancieren.

Wie ging man vor, um einen vegetarischen Wochentag in Lausanne umzusetzen?

Im April 2010 haben wir das Postulat eingereicht, dann gab es eine Kommission, die entscheiden musste, wollen wir das Postulat an die Gemeinde einreichen. Im August 2010 wurde mit einer grossen Mehrheit entschieden, das Postulat einzureichen. Dann vergingen acht Monate zwischen Einreichung und Entscheid der Kommission.
Nun warten wir darauf, dass der Stadtrat irgendwann auf das Postulat antwortet.
Ursprünglich wollten wir das Projekt bereits für 2011 realisieren, aber es gestaltete sich als schwierig, weil es dabei niemand eilig hat. Zudem kommen nun noch die Parlamentswahlkampagnen dazu, die das Ganze noch komplexer machen und es verzögern, weil dadurch alles viel mehr Zeit braucht als sonst. Die Politiker sind vorwiegend mit sich selber beschäftigt. Aber ich bin sicher, dass das Projekt realisiert wird – die Frage ist nur, wann.

Gab es seitens der anderen Parteien sofort Interesse für dieses Projekt?

Die anderen Parteien haben überhaupt kein Interesse daran gezeigt. Die Rechte lehnte es sofort ab. Ein Vertreter der SVP hat bei der Vorstellung des Projektes ganz klar gesagt, in allen vier Punkten des Postulats gebe er mir Recht, er sei damit einverstanden, aber er werde nein stimmen! Ich habe dabei auch erfahren, dass die Parteien offen für dieses Projekt sind, aber sich kaum jemand wirklich dafür interessiert. Eine Sensibilität auf die ökologischen Fragen und bezüglich des Tierschutzrechts ist aber durchaus da.

Wie geht es jetzt weiter? Was sind die nächsten Schritte?

Wir warten nun auf den Rapport, der das Postulat beantworten wird. Wenn der Rapport erschienen sein wird, wird er dem Gemeinderat vorgelegt werden und wir müssen dessen Entscheid abwarten. Zum Grossteil wird der Erfolg davon abhängen, ob die Grünen ihren Wahlanteil behalten können. Wenn jedoch die Rechten wieder an Wähleranteil gewinnen, wird es wohl anders aussehen …

Herzlichen Dank Frau Mayor für die Zeit, die Sie sich für die Beantwortung unserer Fragen genommen haben. Wir drücken die Daumen für die erfolgreiche Durchsetzung dieses Projektes.

Bernadette Raschle
Olivia Joanne Villard

Die erste Stadt des Westens, die einen Vegi-Tag eingeführt hat ist Gent (Belgien).

  1. In Paris wurde im Sommer 2010 ebenfalls durchgesetzt, an den Schulen jeweils einmal pro Woche ein vegetarisches Menü anzubieten.
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