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Nahrungssouveränität

Durch die weltweite Vernetzung der Nahrungsmittelproduktion geht die Ernährungssouveränität der einzelnen Länder mehr und mehr verloren. Die eigene Ernährung souverän (= selbstbestimmt) zu bestimmen, wird von der Schweizer Politik offiziell angestrebt. Wie sieht es heute damit aus und was kann getan werden, um die Ernährungssouveränität, also den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen?

Politik

Der Nationalrat hat über die «Agrarpolitik 2014−2017» den Begriff Ernährungssouveränität gesetzlich erstmals verankert. Dennoch herrscht über dessen Auslegung noch keine Einigung.
Würde dieser Begriff ernst genommen, würde es heissen, dass die Schweizer Landwirtschaftsfläche so effizient genutzt werden sollte, dass die Schweiz sich unabhängig vom Ausland ernähren könnte. Dies wäre jedoch nur möglich, wenn die Nahrungskette nicht über das Tier künstlich verlängert und damit ein Vielfaches an Land zur Nahrungsmittelproduktion benötigen würde.
Dieser Ansatz wird jedoch von allen abgelehnt, die von der Produktion tierischer Nahrungsmittel (bzw. den Subventionen dazu) leben. Ausserdem verlangt die Bevölkerung weiterhin tierische Nahrungsmittel.
Deshalb mussten 2011 über eine Million Tonnen Futtermittel importiert werden, um die Produktion tierischer Nahrungsmittel aufrechtzuerhalten.

«[...] die Lösung zur Ernährungssouveränität besteht weder in einer Erhöhung der inländischen Nahrungsmittelproduktion, welche die Rechtsparteien empfehlen, noch in einer radikalen Reduktion des Konsums, welche die Linksparteien empfehlen, sondern in der Optimierung des Verzehrs bezüglich des Überkonsums von Fleisch und Milchprodukten.»

André Ourednik, Wissenschaftler der Umweltfakultät der Universität Lausanne

Landverbrauch

Die Fleischproduktion benötigt ein Vielfaches der Landfläche, welche die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel benötigt, da bei der Produktion von Fleisch zuerst immer auch Pflanzen als Futtermittel wachsen müssen, die dann verfüttert werden können. Nur ein kleiner Teil des Futters wird aber in Fleisch, Milch oder Eier umgewandelt.

Über 70% des Schweizer Landwirtschaftslandes werden für Futtermittel ver(sch)wendet. Auf mindestens der Hälfte der so genutzten Fläche könnte man problemlos auch Gemüse, Früchte oder Getreide anbauen.

Eigenproduktion

Die Schweizer Landwirtschaft rühmt sich damit, einen Grossteil der in der Schweiz benötigten Nahrungsmittel selbst produzieren zu können.
Der Selbstversorgungsgrad (SVG) der Schweiz beträgt heute bei tierischer Produktion über 90% und bei pflanzlichen Produkten unter 50%.1 Diese Zahlen täuschen jedoch. Denn die tierischen Produkte sind stark von Futtermittelimporten abhängig.
Wenn der Selbstversorgungsgrad ohne Berücksichtigung der importierten Futtermittel errechnet wird (brutto), erhält man immer bessere Zahlen, als wenn man die effektiv im Inland produzierte Nahrungsenergie errechnet (Netto-Selbstversorgungsgrad). Die Berechnungen beruhen auf Nahrungsenergie (Kilojoule) statt Kilogramm, weil diese Einheit sich für vergleichende Betrachtungen besser eignet als Gewichtsangaben. 
Das Netto ergibt sich demnach aus der Berechnung des Bruttobetrages, abzüglich Importe für Futtermittel:2

Jahre Brutto Netto
1990-1992 62% 58%
1996-1998 63% 57%
2005-2007 60% 54%

In der Schweiz werden 32 000 Millionen Tonnen Futtermittel produziert, aber nur 3 600 Millionen Tonnen pflanzliche Nahrungsmittel.


In den letzten 20 Jahren ist demnach der Selbstversorgungsgrad der Schweiz bei den Futtermittelrohstoffen von zwei Drittel auf heute rund 50% gesunken.
Der Schweizer Bauernverband (SBV) möchte dies wieder rückgängig machen. Er gibt jedoch in seinem Bericht der Arbeitsgruppe Futtermittel zu:4

«Eine vollständige Produktion des Kraftfutters mit inländischen Komponenten ist absolut unrealistisch. Das würde bedeuten, dass auf nahezu 280 000 ha Futtergetreide und Futtereiweisse angebaut werden müssten. Das würde heissen, dass fast auf der gesamten offenen Ackerfläche Komponenten für Kraftfutter angebaut werden müssten.»


Doch was heisst die vom SBV geforderte Erhöhung der Eigenversorgung mit Kraftfutter auf 65%? Dazu müsste in der Schweiz auf 153 000 ha Kraftfutter angebaut werden. Mehr als die Hälfte der Schweizer Ackerfläche würde also als Kraftfutter dienen.
Die Folge wäre, dass noch mehr pflanzliche Nahrungsmittel (Gemüse, Früchte, Brotgetreide etc.) aus dem Ausland importiert werden müssten. Damit würde man also das Problem der Selbstversorgung nur von den tierischen Produkten noch weiter zu den pflanzlichen Produkten verlagern.
Da die Produktion tierischer Nahrungsmittel sehr viel mehr Land benötigt als die Produktion pflanzlicher Lebensmittel, würde der Selbstversorgungsgrad insgesamt sogar weiter sinken.
Der Bauernverband sieht jedoch eine andere Lösung (die hoffentlich nicht umgesetzt wird):

«Der Anreiz zur Ausdehnung von ökologischen Ausgleichsflächen auf ackerfähigem Boden muss in der Tendenz gesenkt werden. Diese Ausgleichsflächen sind eine Konkurrenz zur Nutzung der Flächen für den Kraftfutteranbau.»

Ausserdem soll gemäss dem SBV die Schweizer Landwirtschaft intensiviert werden und die Ackerfläche generell um 12% ausgeweitet werden.

Futtermittelpreis

Bei der verschwenderischen Produktion von tierischen Nahrungsmitteln werden mehrere Kilogramm Getreide benötigt, um ein Kilogramm Nahrung zu produzieren. Dies ist (trotz hohen Subventionen) nur dank extrem niedrigen Futterpreisen rentabel: 2009 bekam der Bauer nur noch knapp 35 Rappen pro Kilo Futtergetreide.

Eier

Bei Eiern und Eiprodukten liegt der Selbstversorgungsgrad bei rund 50%, das heisst, die Hälfte aller in der Schweiz konsumierten Eier werden importiert.5 Vor allem in der Gastronomie und Industrie (z.B. in Backwaren) werden noch viele günstige Import-Käfigeier verwendet.
Doch dies ist auch nur die halbe Wahrheit: Hühner werden praktisch ausschliesslich mit Kraftfutter gefüttert und dieses kommt zu einem Grossteil auch aus dem Ausland. Auch die konsumierten Masthühner (Poulets) stammen zu 50% aus dem Ausland. 

Milch

Bei Milch denkt man – dank der Milchwerbung – an weidende Kühe. Die heute in der Schweiz im Einsatz stehenden Milchkühe sind jedoch so hochgezüchtet, dass sie ihre enorme Milchleistung nur noch mit unnatürlichem Kraftfutter erbringen können.
Der Kraftfuttereinsatz je Milchkuh in der Schweiz wird gemäss SBV auf ca. 640–710 kg pro Jahr geschätzt. Nur so können die rund 500 Liter Milch pro Einwohner und Jahr erzeugt werden.

Futtermittelimporte 2011: Über 1 Million Tonnen. 

Davon:

  • 167 000 Tonnen Heu
  • 282 000 Tonnen Soja,
  • 91 000 Tonnen Futtermais,
  • 68 000 Tonnen Futterreis,
  • 62 000 Tonnen Gerste.

Gibt es eine Lösung?

Egal welchen Ansatz man wählt, schliesslich ist das Resultat immer: Je mehr tierische Produkte produziert werden, desto mehr ist man vom Ausland abhängig. Die Produktion tierischer Nahrungsmittel jedoch einfach zu senken, ohne dass auch der Konsum sinkt, führt nur dazu, dass vermehrt tierische Produkte importiert werden. Deshalb ist der effizienteste Weg zu einer grösseren Ernährungssouveränität der Schweiz die Senkung des Konsums tierischer Produkte. Die Konsumenten haben es in der Hand! 
Möchte ich, dass die Abhängigkeit der Schweiz von Futtermittel- und Nahrungsmittelimporten sinkt, dann wähle ich pflanzliche Produkte, da pflanzliche Nahrungsmittel für die Produktion wesentlich weniger Land benötigen.
Gleichzeitig spart man damit Energie, reduziert die Erzeugung von klimabelastenden Gasen und schont Tier, Mensch und Umwelt. 

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