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«Plant-based» oder «vegan»?

Pflanzliche Nahrungsmittel erleben einen Boom. Umstritten ist jedoch, wie man sie am Besten bezeichnen sollte.

Das Wort vegan steht heute für zwei unterschiedliche Dinge: Die vegane Lebensweise und die vegane Ernährung. Die vegane Lebensweise wurde bereits vor über 70 Jahren definiert. Seit 1988 gilt die heute von der Vegan Society UK verbreitete Version. Diese definiert eine vegane Lebensweise, welche Tierleid in allen Lebensbereichen, soweit als möglich, zu verhindern versucht. Vegane und vegetarische Lebensmittel sind in der Schweiz gesetzlich definiert.

ISO-Definition

Die Internationale-Standardisierungs-Organisation (ISO) ist eine private Organisation. Ihre Definitionen und Normen sind zwar unverbindliche Empfehlungen für die Industrie, in der Regel halten sich die meisten Firmen aber daran. Seit 2020 gibt es eine Definition der ISO für die Begriffe «vegan» und «vegetarisch». Und seit Juli 2025 gibt es auch eine ISO-Definition zum Begriff «plant-based»

Sowohl die gesetzliche Definition für vegan und vegetarisch als auch diejenigen der ISO beziehen sich ausschliesslich auf die Zusammensetzung von Lebensmitteln.

Nach jahrelangen Diskussionen hat sich die ISO dazu entschlossen zwei Abstufungen der plant-based-Deklaration zu definieren. «Plant-based» oder «100 % plant-based» steht für Lebensmittel, die keine tierischen Zutaten oder Hilfsstoffe enthalten. Mit einer Abwandlung oder Erläuterung, kann jedoch auch bis zu 5 % tierische Zutaten oder Hilfsstoffe enthalten sein. Dies wäre zum Beispiel bei der Deklaration «plant-based vegetarisch» der Fall. Die tierischen Zutaten dürfen jedoch nicht aus einem Schlachtprozess stammen. Es wären somit vegetarische Produkte.

Welche Unterschiede gibt es zwischen plant-based und vegan?

Sowohl die Produkte, die als plant-based deklariert werden, als auch diejenigen, die als vegan deklariert werden dürfen keine Zutaten tierischen Ursprungs enthalten. Im Detail gibt es jedoch Unterschiede.    
Zum Beispiel gelten die seit 1996 entwickelten Kriterien für das V-Label für alle Produkte (nicht nur Lebensmittel).

Unterschiede der Bezeichnungen
 plant-based (ISO)Vegan (ISO)vegan (nach CH-Gesetz)V-Label vegan
Geltungsbereich:Verarbeitete LebensmittelVerarbeitete LebensmittelAlle LebensmittelAlle Lebensmittel und alle anderen Bereiche (Tierfutter, Kosmetik, Reinigungsmittel, Kleidung etc.)
Erlaubte Zutaten:Nur nicht tierischen UrsprungsNur nicht tierischen UrsprungsNur nicht tierischen UrsprungsNur nicht tierischen Ursprungs
Präzisionsfermentation:Tierische Produkte (z.B. Milchzucker), die durch Fermentation hergestellt wurden, sind erlaubt.ErlaubtNoch nicht eindeutig definiert. Vermutlich erlaubt.Tierische Produkte die durch Präzisionsfermentation hergestellt wurden sind nicht erlaubt.
Kultiviertes Fleisch:Nicht erlaubtNicht erlaubtNicht erlaubtNicht erlaubt
Tierversuche:ErlaubtFür das Endprodukt verboten. Ausnahme: wenn dies von Behörden verlangt wird.ErlaubtFür das Endprodukt verboten, auch für Zutaten dürfen keine Tierversuche für ein V-Label-Produkt gemacht werden.
Gentechnik:Gene von Tieren verbotenGene von Tieren verbotenGene von Tieren verbotenDeklarationspflichtige Gentechnik nicht erlaubt. (auch keine tierischen Gene)
Kontrolle:KeineKeineIn der Schweiz gesetzlich definiert, jedoch kaum KontrollenJedes V-Label-Produkt wird einzeln von Fachleuten kontrolliert.
Bekanntheit:In Europa für die meisten unklar, was es bedeutet.Definition von ISO in der Industrie bekannt.Bekannt. Im Detail jedoch unterschiedliche Interpretationen.Grösste Bekanntheit und Vertrauenswürdigkeit aller veganen Labels im Lebensmittelmarkt.

Konsumentenpräferenz bei der Deklaration

Die Assoziationen mit den unterschiedlichen Bezeichnungen sind je nach Kundengruppe sehr divers. Für Veganer sind naheliegenderweise die vegane Kennzeichnung und das V-Label hilfreicher. Unter jungen Verbrauchern bevorzugen über 90 % eine klare vegane Deklaration mit einem Label, um nicht die Zutatenliste lesen zu müssen.               
Etwas anders waren die Resultate in einer Studie aus den USA: Dort kam die Deklaration «gesund» oder «nachhaltig» besser an, als «plant-based» oder «vegan». Ob diese Resultate auf die Schweiz (oder Europa) übertragbar sind, ist umstritten.

Eine Studie aus England hat analysiert, ob das Wort vegan für gewisse Kunden auf einer Speisekarte in Restaurants abschreckend wirkt. Gleichzeitig haben sie dies mit dem V-Label untersucht. Das Resultat: Es gibt bei bestimmten Kunden eine negative Reaktion auf das Wort vegan in der Speisekarte. Diese Abneigung konnte jedoch beim V-Label nicht festgestellt werden. Das V-Label wurde dort entweder als positiv oder neutral wahrgenommen. Das V-Label wird somit als Gütesiegel, wie ein Fairtrade-Label oder Bio-Label, wahrgenommen: Diejenigen, die es wichtig finden, beachten es, die Anderen ignorieren es.

Das V-Label gehört sogar zu den trendigsten Marken der Schweiz und ist unter Jugendlichen das beliebteste Label. (Die Studie untersuchte über 400 Marken)

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