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Um 7.30 Uhr komme ich beim Schlachthof an. Wir gehen in die Schweinehalle. Heute muss ich dahin, wo Herz, Lunge und Leber hängen. Meine Aufgabe für die nächste Stunde ist es, die Gallenblase zu entfernen. Quasi als Übung zum Warmwerden.

Ausser den Kettenhandschuhen trägt man keine Handschuhe. Zuerst schneidet man an der Gallenblase ein Stück hoch und reisst sie dann mit der freien Hand nach unten ab. Schnell sind meine Hände voll Blut und Fett aus der Leber. Nicht immer schaffe ich es rechtzeitig. Ich habe nur 5 Sekunden dafür Zeit. Die anderen am Band geben mir Tipps und loben mich. Aber das macht es für mich nicht gerade besser. Ich fühle mich schuldig für das, was ich hier mache.

Ich schneide 3 Stunden lang Gallenblasen ab oder Herzen auf. Überall ist Blut. Ich sehe kaum Organe, die nicht krankhaft verändert sind. Viele Lungen sind mit Blut gefüllt. Das Tier hat also sein eigenes Blut eingeatmet. Einige Herzbeutel sind entzündet, fast alle Lungen haben Abszesse oder alte Entzündungen und landen im Müll. Irgendwann schaltet man innerlich ab. Man steht nur da und arbeitet.
Später weist man mir meinen neuen Platz zu. Ich muss die Nieren überprüfen, den Rachenring wegschneiden und die Mandibular-Lymphknoten anschneiden. Und das alles in weniger als 15 Sekunden. Zum Anfang muss ich auch nur eine Hälfte machen. Es bleibt kaum Zeit, um auf andere Dinge zu achten. Als Nächstes muss ich für die Trichinenproben Fleisch mit einer Zange entnehmen. Um 14.30 Uhr kommt die Hallentierärztin und schickt mich heim.

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