Umwelt https://www.swissveg.ch/de?language=it de Palmöl: zwischen Zerstörung und Effizienz https://www.swissveg.ch/de/palmoel?language=it <span>Palmöl: zwischen Zerstörung und Effizienz</span> <span><span lang="" about="/de/user/3027" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Sarah</span></span> <span>10. November 2025 - 16:24</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Ob Aufstrich, Glace oder Bodylotion: Palmöl ist das am häufigsten genutzte und produzierte Öl der Welt. Die meisten Menschen sind sich bewusst, dass dessen Herstellung äusserst problematisch ist. Auch die Industrie hat das Problem erkannt und in den letzten zwanzig Jahren Bemühungen unternommen, die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Doch können wir diesen Versprechen trauen?</p><p>Die Bilder verzweifelter Orang-Utans im abgebrannten Regenwald gingen vor rund 20 Jahren um die Welt. Sie standen exemplarisch für das immense Leid und die Zerstörung, die durch den intensiven Palmölanbau in Indonesien und Malaysia entsteht. Die Industrie reagierte und gründete 2004 den Verein Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO). Gründungsmitglieder sind der WWF, die Migros, Unilever und der internationale Pflanzenölverarbeiter AAK. Seither ist es ruhiger geworden um das Thema. Doch verschwunden ist die Problematik nicht, ganz im Gegenteil: Seit 2010 ist die weltweite Palmölproduktion um rund 70 Prozent angestiegen.<span class="fussnotenlink">1</span> Auf Borneo bedecken die Plantagen ca. 15 Prozent der gesamten Fläche und sind für einen enormen Regenwaldverlust verantwortlich.<span class="fussnotenlink">2</span> Der grösste Produzent ist Indonesien, das Land liefert über die Hälfte der globalen Palmölernte. Auch die Schweiz gehört zu den Abnehmern: Über 14 000 Tonnen Palmöl wurden laut dem Palmöl Netzwerk Schweiz letztes Jahr importiert. Zum ersten Mal seit Jahren gab es wieder einen Anstieg. Die Hauptprobleme des intensiven Palmölanbaus sind die Abholzung und die damit verbundenen Biodiversitätsund Habitatverluste für zahlreiche Tierarten, die Vertreibung indigener Gemeinschaften sowie schlechte Arbeitsbedingungen mit teilweise Kinderarbeit.</p><h3>Irreführende Versprechungen?</h3><p>Auch wenn das RSPO-Siegel mittlerweile auf vielen Produkten der hiesigen Supermärkte prangt, ist nachhaltig zertifiziertes Palmöl nach wie vor ein Nischenprodukt und macht lediglich 20 Prozent der weltweiten Produktion aus. Damit Produzenten das RSPO-Label erhalten, müssen sie Mitglied des Vereins sein und verschiedene Kriterien und Standards erfüllen: </p><ul><li>Keine Rodung von Primärwäldern und ökologisch wertvollen Waldflächen</li><li>Schutz von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten</li><li>Schutz von Wasser, Boden und Luft </li><li>Einhaltung gesetzlicher Regelungen, darunter Landnutzungs- und Eigentumsrechte</li><li>Keine Kinderarbeit</li><li>Unabhängige Kontrolle der Plantagen </li></ul><p>Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen werfen dem RSPO seit seiner Gründung Greenwashing vor und kritisieren, dass die Standards zu wenig streng seien und die Kontrollen nicht ausreichten. Die Kritik ist teilweise berechtigt, wie Recherchen von Foodwatch und des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) zeigen. 2024 haben die Organisationen eine Beschwerde bei Edeka eingereicht und fordern darin die Supermarktkette auf, ihrer Verantwortung bezüglich Menschenrechten in der Palmöllieferkette nachzukommen.<span class="fussnotenlink">3</span></p><h3>Welche Alternativen gibt es?</h3><p>Viele Menschen möchten aus genannten Gründen auf Palmöl verzichten. Das haben auch die Hersteller erkannt und bieten eine Vielzahl an «Palm oil free» gelabelten Produkten an. Meist wird das Öl durch Kokosfett ersetzt, das über ähnliche Eigenschaften verfügt, aber ein besseres Image hat. Doch das täuscht leider: Das tropische Öl wird ebenfalls in Monokultur- Plantagen angebaut und ist dabei weit weniger ertragreich als Palmöl. Das bedeutet, dass für denselben Ertrag viel mehr Fläche benötigt wird. Teilweise wird auch Raps- oder Sonnenblumenöl als Ersatz verwendet. Diese Öle haben allerdings den Nachteil, dass sie (teil-)gehärtet werden müssen, was negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Die drei wichtigsten Ölpflanzen Soja, Raps und Sonnenblumen, werden auf insgesamt 203 Millionen Hektaren angebaut und liefern etwa 52 Prozent des weltweiten Pflanzenöls. Die Ölpalme hingegen benötigt nur 23 Millionen Hektaren Fläche und generiert 40 Prozent des weltweiten Öls – sie ist somit deutlich effizienter.<span class="fussnotenlink">4</span></p><figure role="group"><img alt="" data-entity-type="file" data-entity-uuid="62cceb7f-72a1-4aa9-a7b9-3cbf93a7e853" height="212" src="/sites/swissveg.ch/files/2025-10/palmoel-blog-ertragvergleich.png" width="820" /><figcaption>Der Vergleich zeigt eindrücklich, wie effizient Palmöl im Vergleich zu anderen Ölpflanzen ist: Verglichen wird der Ölertrag pro Hektar Anbaufläche in Tonnen. </figcaption></figure><h3>Detailhandel in der Schweiz</h3><p>Die grossen Schweizer Detaillisten sind sich der Problematik bewusst und versuchen auf verschiedene Weise, für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz zu sorgen. So ist Coop seit 2004 Mitglied des RSPO und geht noch einen Schritt weiter, indem er sein Palmöl von drei Bio Suisse zertifizierten Palmölplantagen in der Elfenbeinküste bezieht und es sowohl in Bio- wie auch in konventionellen Produkten einsetzt. Auch die Migros setzt auf RSPO-Palmöl. Aldi Suisse verwendet bei den Eigenmarkenprodukten Palmöl mit dem RSPO-Label. Bei den Bio-Produkten versucht der Detailhändler, auf tropische Fette zu verzichten. Lidl Schweiz bezieht für seine Eigenmarken ebenfalls Palmöl aus nachhaltigen Quellen.</p><p>Zudem arbeitet das Palmöl Netzwerk Schweiz eng mit diesen Händlern zusammen, um die Lieferketten transparenter zu gestalten und nachhaltige Standards zu fördern. Der WWF veröffentlicht jährlich den sogenannten Palmöl-Check, mit dem grosse Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung bewertet werden. Die Bewertungsskala reicht von 0 bis 25 Punkten, wobei höhere Werte eine bessere Nachhaltigkeitsperformance anzeigen. Alle vier genannten Schweizer Detailhändler erzielen Scores von über 19 Punkten, was der WWF als «Leading the Way» – also führend – bezeichnet.</p><h3>Palmöl von Kleinbauern </h3><p>Nebst dem RSPO existieren auch langjährige Initiativen von Bio-Produzierenden wie etwa das Serendipalm- Projekt des Bio-Seifenproduzenten Dr. Bronner's. Im westafrikanischen Ghana produzieren rund 600 Kleinbauern Bio- und Fairtrade-zertifiziertes Palmöl, das unter anderem auch von Rapunzel Naturkost und Gepa verwendet wird. Ziel des Projekts ist es, lokale Gemeinschaften und umweltfreundliche Anbaumethoden zu stärken, soziale Fairness zu fördern und Umweltstandards einzuhalten. Die Initiative legt Wert auf transparente Lieferketten, direkte Partnerschaften mit Kleinbauern und das Vermeiden von Greenwashing. Dies zeigt, dass es wenig zielführend ist, Palmöl pauschal zu verteufeln, sondern auf verlässliche Labels gesetzt werden sollte. Das RSPO-Siegel ist sicherlich nicht zertifiziertem Öl vorzuziehen, aber aufgrund der tiefen Standards dennoch bedingt empfehlenswert. Achten Sie auf vertrauenswürdige Siegel wie die Bio-Knospe oder das EU-Bio-Siegel, auch Fairtrade-Label wie Fair for Life sind gute Indikatoren, dass zumindest gewisse Standards bezüglich fairer Arbeitsbedingungen eingehalten werden. </p><p>Für die Zukunft besteht ein grosses Potenzial bei innovativen biotechnologischen Verfahren wie der Präzisionsfermentation betreffend Ersatzprodukte für Palmöl. Sie ermöglicht die Herstellung pflanzlicher Fettbestandteile im Labor, ähnlich jener von tierischen Produkten, wie etwa Milchbestandteilen oder Kollagen. Die Technologie könnte die Branche mit dieser nachhaltigen, transparenten und ethisch vertretbaren Alternative revolutionieren.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 FAOSTAT. (o. D.). <a href="http://www.fao.org/faostat/en/#compare">www.fao.org/faostat/en/#compare</a><br>2 Morgans, C. L., Meijaard, E., Santika, T., Law, E., Budiharta, S.,Ancrenaz, M. &amp; Wilson, K. A. (2018). Evaluating the<br>effectiveness of palm oil certification in delivering multiple sustainability objectives. Environmental Research Letters, 13(6), 064032.<a href="https://doi.org/10.1088/1748-9326/aac6f4">https://doi.org/10.1088/1748-9326/aac6f4</a><br>3 Pressemitteilung. (o. D.). ECCHR. <a href="http://www.ecchr.eu/pressemitteilung/kritik-an-rspo-zertifiziertem-palmoel-vonnaturaceites">www.ecchr.eu/pressemitteilung/kritik-an-rspo-zertifiziertem-palmoel-von…</a><br>4 Murphy, D. J. (2025b). Agronomy and Environmental Sustainability of the Four Major Global Vegetable Oil Crops: Oil Palm, Soybean, Rapeseed, and Sunflower. Agronomy, 15(6), 1465. <a href="https://doi.org/10.3390/agronomy15061465">https://doi.org/10.3390/agronomy15061465</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/oekologie?language=fr">Welche ökologischen Auswirkungen hat der Fleischkonsum?</a></li></ul></div> Mon, 10 Nov 2025 15:24:23 +0000 Sarah 4173 at https://www.swissveg.ch Welt-Tofu-Tag: Spannendes über den proteinreichen Alleskönner https://www.swissveg.ch/de/tofu?language=it <span>Welt-Tofu-Tag: Spannendes über den proteinreichen Alleskönner</span> <span><span lang="" about="/de/user/3027?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Sarah</span></span> <span>26. Juli 2025 - 8:41</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Ob pikante Spiesse, knusprige Nuggets oder süsses Mousse au Chocolat: Tofu ist ein proteinreicher Alleskönner. Anlässlich des Welt-Tofu-Tages nehmen wir das Sojaprodukt genauer unter die Lupe und vergleichen es mit tierischen Proteinquellen. Welche hat mehr Protein und welche ist nachhaltiger?</p><p>Trotz seiner unglaublichen Vielseitigkeit und seinen zahlreichen Vorteilen wird Tofu nicht von allen Menschen gleichermassen geschätzt. Ganz im Gegenteil: Dem Bohnenquark wird nachgesagt, dass er fad schmecke und eine schlechte Proteinqualität habe. Zudem steht er auch immer wieder in der Kritik, weil er aus Sojabohnen hergestellt wird, bei denen viele Menschen nach wie vor glauben, dass dafür Regenwald abgeholzt wird. </p><h4>Fleisch vs. Tofu: Wie sieht es mit der Umweltbelastung aus?</h4><p>Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass sie indirekt sehr viel Soja konsumieren, selbst wenn sie noch nie in ihrem Leben Tofu gegessen haben. Denn rund drei Viertel der weltweiten Sojaernte dient als Mastfutter für Rinder, Geflügel und Schweine. So werden beispielsweise <strong>für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch rund fünf bis 20 Kilogramm Futtermittel benötigt.</strong><span class="fussnotenlink"><strong>1  </strong></span>Dabei handelt es sich nicht wie irrtümlich angenommen ausschliesslich um Gras, sondern auch um Getreide und Soja. Dazu kommt, dass die Fleischproduktion extrem energieintensiv ist: Die Produktion von einem Kilogramm <strong>Rindfleisch stösst 12 bis 13 Kilo CO<sub>2</sub>-Äqivalente</strong> aus.<span class="fussnotenlink">1<strong>  </strong></span>Im Vergleich dazu emittiert die Herstellung von einem Kilogramm <strong>Tofu nur knapp ein Kilo CO<sub>2</sub>-Äqivalent.</strong><em><span class="fussnotenlink"><strong>2</strong></span></em>  In Ermangelung von spezifischen Daten für Tofu werden für folgende Vergleiche die Zahlen von Soja verwendet: <strong>Die Belastung des Grundwassers und  Bodens </strong>ist bei einer Ernährung, die anstelle von Fleisch auf Sojaprodukte wie Tofu setzt, <strong>um das Siebenfache geringer</strong>, da weniger Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Ammoniak emittiert werden.<span class="fussnotenlink">  </span>Auch was den Landverbrauch betrifft, schneidet die pflanzliche Variante besser ab: Die Produktion einer sojabasierten Mahlzeit à 100 Gramm benötigt einen Drittel weniger Fläche als jene der gleichen Menge Pouletfleisch. <span class="fussnotenlink">3 </span></p><img src="/sites/swissveg.ch/files/2025-07/Grafik_Tofu_Blog.png" data-entity-uuid="672ec7c6-119e-4171-a311-074b71205ea5" data-entity-type="file" alt="" width="2126" height="709" /><h4 class="einleitung">Proteinqualität im Vergleich</h4><p>Auch Punkto Nährwerte muss sich Tofu nicht verstecken: Er enthält durchschnittlich rund 15 Gramm Protein pro 100 Gramm bei rund 150 Kalorien. Damit ist er <strong>eine kalorien- und fettarme Proteinquelle</strong>. Ein häufig vorgebrachter Kritikpunkt an pflanzlichem Protein ist die vermeintlich unvollständige Aminosäurezusammensetzung. Hierbei ist jedoch klarzustellen: Soja gehört zu den wenigen pflanzlichen Lebensmitteln mit einem vollständigen Aminosäureprofil – es enthält alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge. <strong>Damit ist Tofu eine hochwertige Proteinquelle, vergleichbar mit tierischem Protein.</strong><span class="fussnotenlink">4</span> In einer Meta-Analyse kamen Forschende zudem zum Schluss, dass Sojaprotein, auch was den Muskel- und Kraftaufbau betrifft, mit tierischem Protein mithalten kann.<span class="fussnotenlink">5 </span></p><p>Daneben punktet Tofu mit einer Reihe weiterer Vorteile: </p><ul><li><strong>Niedriger Gehalt an gesättigten Fettsäuren</strong>: Tofu enthält im Vergleich zu vielen tierischen Produkten nicht nur weniger ungesunde Fette, sondern auch mehr gesunde (ungesättigte) Fettsäuren, was sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken kann.</li><li><strong>Reich an Isoflavonen</strong>: Die enthaltenen Isoflavone besitzen antioxidative Wirkungen, die Zellschäden durch freie Radikale reduzieren können und somit potenziell vor chronischen Krankheiten schützen. </li><li><strong>Mineralstoffquelle</strong>: Tofu liefert Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Eisen, die für Knochenstoffwechsel, Muskel- und Nervenfunktion sowie den Sauerstofftransport im Blut wichtig sind. Wenn im Herstellungsprozess Kalziumsulfat als Gerinnungsmittel verwendet wird, enthält der Tofu sogar noch mehr des wichtigen Minerals. </li></ul><h4>Schweizer Bio-Soja boomt</h4><p>Die Angst, Tofu zu kaufen, der aus abgeholzten Amazonas-Gebieten stammt, ist in der Schweiz und generell in Europa unbegründet: Hierzulande erhältliches Speisesoja, also auch Tofu, stammt aus der Schweiz oder dem nahen Ausland, wie etwa Italien, Österreich oder Frankreich. Produkte, die Soja aus Übersee enthalten, sind kaum zu finden. In der Schweiz werden jährlich rund 4000 Tonnen Soja produziert. Die Hälfte davon wird jedoch als Futtermittel für sogenannte Nutztiere verwendet.<span class="fussnotenlink">6</span> Die Schweizerische Forschungsanstalt Agroscope hat die Wichtigkeit der Sojabohne schon vor über 40 Jahren erkannt und forscht an der Züchtung von Sorten, die an das hiesige Klima angepasst sind, aber auch an solchen, die sich aufgrund ihres Geschmackes besonders gut für die Tofuproduktion eignen. Mehr zu Schweizer Tofu kann <a href="https://www.swissveg.ch/de/soja" target="_blank">hier </a>nachgelesen werden. </p><h4 class="einleitung">Fazit</h4><p>Punkto Gesundheit und Nachhaltigkeit ist Tofu tierischem Protein überlegen. Wenn jetzt bloss nicht sein fader Geschmack wäre, denkt sich wohl die eine oder andere. Tatsächlich ist das eines der häufigsten Vorurteile: Viele Menschen verbinden Tofu vor allem mit einem langweiligen, geschmacklosen Lebensmittel. Doch das stimmt nicht: <strong>Der Geschmack von Tofu ist sehr neutral, was ein Vorteil ist, da er sich dadurch vielseitig würzen und an jede Küche anpassen lässt. </strong>Durch die richtige Zubereitung – etwa Anbraten, Grillieren oder Frittieren – erhält Tofu eine knusprige Textur und kann in verschiedenen Gerichten überzeugen.<strong> </strong>Mit den richtigen Gewürzen, Marinaden und Zubereitungsmethoden lässt sich Tofu wunderbar schmackhaft und abwechslungsreich gestalten.<strong> Pro-Tipp: Wird der Tofu vor Verwendung eingefroren nimmt er anschliessend die Marinade besser auf.</strong></p><p>Auf unserer<a href="https://www.swissveg.ch/de/recipe/search?language=de" target="_blank"> Rezeptseite </a>sind zahlreiche kreative und schmackhafte Tofurezepte zu finden. Ob cremiges Curry, gebratene Tofusticks oder süsser Cheesecake – mit dem Stichwort «Tofu» findet sich Inspirationen für jeden Geschmack.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 Fleisch und Milchprodukte | WWF Schweiz. (o.&nbsp;D.). WWF Schweiz. <a href="https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/fleisch-und-milchprodukte">https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/fleisch-und-milchprodukte</a></p><p>2 Mejia, A., Harwatt, H., Jaceldo-Siegl, K., Sranacharoenpong, K., Soret, S. &amp; Sabaté, J. (2017b). Greenhouse Gas Emissions Generated by Tofu Production: A Case Study. Journal Of Hunger &amp; Environmental Nutrition, 13(1), 131–142. <a href="https://doi.org/10.1080/19320248.2017.1315323">https://doi.org/10.1080/19320248.2017.1315323</a></p><p>3 Jetzke, T., Richter, S., Institut für Innovation und Technik [iit] in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Keppner, B., Domröse, L., adelphi research gGmbH, Wunder, S., Ecologic Institut gGmbH &amp; Futurium gGmbH. (2019b). Die Zukunft im Blick: Fleisch der Zukunft. In S. Veenhoff &amp; Fachgebiet I 1.1: Grundsatzfragen, Nachhaltigkeitsstrategien und -szenarien, Ressourcenschonung (Hrsg.), Trendbericht Zur Abschätzung der Umweltwirkungen von Pflanzlichen Fleischersatzprodukten, Essbaren Insekten und In-vitro-Fleisch. <a href=" https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-06-25_trendanalyse_fleisch-der-zukunft_web_bf.pdf" target="_blank">https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-06-25_trendanalyse_fleisch-der-zukunft_web_bf.pdf</a></p><p>4 Rutherfurd, S. M., Fanning, A. C., Miller, B. J. &amp; Moughan, P. J. (2014). Protein Digestibility-Corrected Amino Acid Scores and Digestible Indispensable Amino Acid Scores Differentially Describe Protein Quality in Growing Male Rats. Journal Of Nutrition, 145(2), 372–379. <a href="https://doi.org/10.3945/jn.114.195438">https://doi.org/10.3945/jn.114.195438</a></p><p>5 Messina, M., Lynch, H., Dickinson, J. M. &amp; Reed, K. E. (2018). No Difference Between the Effects of Supplementing With Soy Protein Versus Animal Protein on Gains in Muscle Mass and Strength in Response to Resistance Exercise. International Journal Of Sport Nutrition And Exercise Metabolism, 28(6), 674–685. <a href="https://doi.org/10.1123/ijsnem.2018-0071">https://doi.org/10.1123/ijsnem.2018-0071</a></p><p>6 Über Soja - soja netzwerk schweiz. (o.&nbsp;D.). Soja Netzwerk Schweiz. <a href="https://www.sojanetzwerk.ch/ueber-soja/">https://www.sojanetzwerk.ch/ueber-soja/</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/soja" target="_blank">Alles zum weltweiten Sojaanbau&nbsp;</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/vegane-proteine" target="_blank">Vegane Proteine</a></li><li><a href="https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/pflanzenbau/ackerbau/kulturarten/soja/qualitative-verbesserung.html" target="_blank">Agroscope: Soja&nbsp;</a></li></ul></div> Sat, 26 Jul 2025 06:41:13 +0000 Sarah 4151 at https://www.swissveg.ch Earth Overshoot Day 2025: Vegan erreicht die Klimaziele https://www.swissveg.ch/de/earth-overshoot-day-2025?language=it <span>Earth Overshoot Day 2025: Vegan erreicht die Klimaziele</span> <span><span lang="" about="/de/user/3028?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Maggie Haab</span></span> <span>24. Juli 2025 - 11:53</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Die sich erneuernden Ressourcen der Welt sind ab dem heutigen Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) am 24. Juli bereits für das Jahr 2025 aufgebraucht. Seit den ersten Erhebungen in den Siebzigerjahren hat sich der Tag kontinuierlich vom Jahresende in Richtung Jahresmitte verschoben. Konkret heisst das: Die Menschheit verbraucht mittlerweile 1,8 Erden – also bald doppelt so viel, wie der Planet produzieren und regenerieren kann.</p><h2>Kein Umweg über das Tier</h2><p>Durch die künstliche Verlängerung der Nahrungskette wird ein Ressourcen- und Energieverschleiss betrieben, der seinesgleichen sucht. Anstelle die knappen fruchtbaren Böden direkt für den Anbau von Nahrungsmitteln der Menschen zu nutzen, geht die Industrie andere Wege: Für Weideflächen und für zusätzliches Futtermittel der Tiere (Soja, Mais) wird weiterhin Regenwald abgeholzt, dabei gehen wertvolle Wasserspeicher und Biodiversität verloren. In der Schweiz wird die Hälfte des fruchtbaren Ackerlandes für Futtermittelanbau ver(sch)wendet. Ein Vielfaches an Energie, Wasser und Land geht für Tierhaltung verloren. Neben Methan und Lachgas ist CO<sub>2</sub> eines der relevanten Treibhausgase, welches in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Klima immer wieder genannt wird. Anhand von CO<sub>2</sub> stellen wir also einen Vergleich an, wie ressourcenschonend vegan im Vergleich zu einer omnivoren Ernährung ist.<sup> 1</sup></p><h2>Einfach, nachhaltig, bio-vegan</h2><p>Der stärkste Hebel und damit die beste Lösung ist und bleibt: die pflanzliche Ernährung!<br>Keine andere Verhaltensweise hat so viele positive Auswirkungen wie die persönliche Umstellung auf vegan. Laut dem Global Footprint Network würde eine weltweite Reduktion des Fleischkonsums um 50 % und eine Verlagerung hin zu mehr pflanzlichen Kalorien den Earth Overshoot Day um 17 Tage verschieben. Wenn alle Menschen vegetarisch leben würden, könnten sogar 34 Tage gewonnen werden – also über einen ganzen Monat.<sup>2</sup></p><p>Geht man noch weiter und entscheidet sich für eine vegane Lebensweise, wird die Einsparung an Treibhausgasen besonders eindrücklich: Die jährlichen CO₂-Emissionen eines fleischessenden Omnivoren könnten von derzeit rund 1’653 kg pro Kopf um bis zu 72 % (-1’190 kg) auf unter 500 kg gesenkt werden – wenn diese Person auf vegane und biologische Lebensmittel umstellt. <sup>3</sup></p><h2>Problem und Lösung: Landwirtschaft</h2><p>Rund 30 % der globalen Treibhausgasemissionen stehen im Zusammenhang mit der Landwirtschaft. Davon wiederum entfallen ca. 60 % auf direkte Emissionen aus der Tierhaltung – insbesondere Methan aus der Verdauung von Wiederkäuern (das rund 28-mal klimaschädlicher ist als CO₂) sowie Lachgas aus der Güllewirtschaft.</p><p>Unter dem Strich bedeutet dies: Eine Umstellung der Landwirtschaft auf pflanzliche Produktion könnte allein rund 18 % der weltweiten Gesamtemissionen einsparen – ohne den ressourcenintensiven Umweg über die Tiere. Weitere Emissionen entstehen durch die Herstellung von Düngemitteln und Pestiziden für die Futtermittelproduktion, durch Landnutzungsänderungen wie Abholzung von Regenwald, die Futtermittelverarbeitung sowie durch den Transport von Futter, Tieren und gekühlten tierischen Produkten. Die wirksamste Massnahme zur Reduktion von Treibhausgasen – insbesondere Methan – ist deshalb eine grundlegende Veränderung der Ernährung und die deutliche Verringerung der Tierbestände bei Wiederkäuern. <sup>4, 5</sup></p><h2>Kein Erreichen der Klimaziele ohne Ernährungswende</h2><p>Die 2016 erstellte Modellstudie (Bryngelsson et al.) bleibt aktuell: Die EU kann ihre Klimaziele nicht erreichen, wenn der Konsum von Rind- und Schaffleisch nicht um mindestens 50 % sinkt. Die Berechnungen berücksichtigen bereits alle technischen Möglichkeiten – etwa eine effizientere Fütterung, verbesserte Tierhaltung oder ein optimiertes Güllemanagement. Zwar besteht auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Lagerung über Verarbeitung bis zum Verkauf – überall Einsparpotenzial, etwa durch geringeren Energieverbrauch oder die Reduktion von Lebensmittelverschwendung. Selbst in dem optimistischsten Szenario reichen alle diese Massnahmen nicht aus: Ohne eine drastische Reduktion tierischer Produkte lassen sich die Nachhaltigkeits- und Klimaziele auch in der Schweiz nicht erreichen.</p><p>Der grösste Hebel bleibt weiterhin die Reduktion der Tierbestände und die Umstellung auf Produktion und Konsum pflanzlicher Proteine. Denn wird ein tierisches Produkt gar nicht erst erzeugt, entfallen 100 % der damit verbundenen Emissionen von der Züchtung, über die importierten Futtermittel, den Land- und Wasserverbrauch, bis zur Tötung der Tiere. <sup>6, 7&nbsp;</sup></p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol style="-webkit-text-stroke-width:0px;background-color:rgb(255, 255, 255);box-sizing:border-box;color:rgb(0, 0, 0);font-family:&quot;Open Sans&quot;, sans-serif;font-size:12px;font-style:normal;font-variant-caps:normal;font-variant-ligatures:normal;font-weight:400;letter-spacing:normal;margin-bottom:13px;margin-top:0px;orphans:2;text-align:start;text-decoration-color:initial;text-decoration-style:initial;text-decoration-thickness:initial;text-indent:0px;text-transform:none;white-space:normal;widows:2;word-spacing:0px;"><li style="box-sizing:border-box;">Welche ökologischen Auswirkungen hat der Fleischkonsum? <a href="https://www.swissveg.ch/de/oekologie"><strong>www.swissveg.ch/de/oekologie</strong></a></li><li style="box-sizing:border-box;">Lösungen des Global Footprint Network <a href="https://overshoot.footprintnetwork.org/solutions/food/"><strong>www.overshoot.footprintnetwork.org/solutions/food/</strong></a></li><li style="box-sizing:border-box;">Studie des FiBL (10/6/2025) im Auftrag des WWF Österreich <a href="https://www.fibl.org/de/infothek/meldung/ernaehrungsstudie-zeigt-eine-gesunde-und-nachhaltige-ernaehrung-ist-leistbar"><strong>www.fibl.org/de/infothek/meldung/ernaehrungsstudie-zeigt-eine-gesunde-und-nachhaltige-ernaehrung-ist-leistbar</strong></a></li><li style="box-sizing:border-box;">Pressemitteilung FAO (14/11/2024) Treibhausgasemissionen aus Agrar- und Ernährungssystemen. <a href="https://www.fao.org/statistics/highlights-archive/highlights-detail/greenhouse-gas-emissions-from-agrifood-systems.-global--regional-and-country-trends--2000-2022"><strong>www.fao.org/statistics/highlights-archive/highlights-detail/greenhouse-gas-emissions-from-agrifood-systems.-global--regional-and-country-trends--2000-2022</strong></a></li><li style="box-sizing:border-box;">Die Erklärung über Lachgas und Methan vom Umwelt Bundesamt von Deutschland <a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan"><strong>www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan</strong></a><strong>&nbsp;</strong></li><li style="box-sizing:border-box;">FAO-Bericht (8/12/23) zeigt Wege zu geringeren Emissionen aus der Viehwirtschaft auf <a href="https://www.fao.org/newsroom/detail/new-fao-report-maps-pathways-towards-lower-livestock-emissions"><strong>www.fao.org/newsroom/detail/new-fao-report-maps-pathways-towards-lower-livestock-emissions</strong></a></li><li style="box-sizing:border-box;">IFOAM EU und FiBL Publikation (2016) <a href="https://www.organicseurope.bio/content/uploads/2020/06/ifoameu_advocacy_climate_change_report_2016.pdf"><strong>www.organicseurope.bio/content/uploads/2020/06/ifoameu_advocacy_climate_change_report_2016.pdf</strong></a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/oekologie"><strong>Ökologische Auswirkungen des Fleischkonsums</strong></a></li><li><a href="Ernährungwww.swissveg.ch/de/2022_01_FiBL_Studie"><strong>70 % weniger Emissionen durch vegane Ernährung</strong></a></li></ul></div> Thu, 24 Jul 2025 09:53:38 +0000 Maggie Haab 4153 at https://www.swissveg.ch Ersatzprodukte für Fleisch und Milch: Was sagt die TA-SWISS-Studie tatsächlich? https://www.swissveg.ch/de/studie-ersatzprodukte-fleisch-milch?language=it <span>Ersatzprodukte für Fleisch und Milch: Was sagt die TA-SWISS-Studie tatsächlich?</span> <span><span lang="" about="/de/user/2566?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Renato</span></span> <span>6. September 2024 - 13:03</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Die Stiftung für technologische Folgenabschätzung (TA-Swiss) hat eine Studie zum Thema «<a href="https://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz" target="_blank">Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt?</a>» in Auftrag gegeben. Sie wurde hauptsächlich von Mitarbeitern von <a href="https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/en/home.html" target="_blank" title="Agroscope">Agroscope</a> durchgeführt. Viele Medien haben die Ergebnisse aufgegriffen. Doch meist mit einem sehr negativen Fokus. Was steht wirklich in der Studie?</p><h2>Umweltauswirkungen von Fleischalternativen</h2><p>In allen untersuchten Umweltauswirkungen (Wasserknappheit, Treibhaus- und Versauerungspotenzial sowie Landnutzung) schnitten die Fleischalternativen besser ab als Fleisch aus dem Schlachthof. Die Umweltbelastungen aller untersuchten Punkte waren bei den Fleischalternativen (ausser bei der Wasserknappheit) sogar bei weniger als der Hälfte gegenüber den Referenzprodukten aus dem Schlachthof. Zusammengefasst wird dies in der Studie so: <strong>«Die Integration der Fleischalternativen in die alternativen Ernährungsmuster verringert sämtliche betrachteten Umweltwirkungen.»</strong><span class="fussnotenlink">1</span></p><h2>Umweltauswirkungen von Milchalternativen</h2><p>Auch hier schneiden Milchalternativen eher besser ab als Kuhmilch: <strong>«Für die Milchproduktalternativen wurden ebenfalls, abgesehen von der Wasserknappheit, weitestgehend niedrigere Umweltwirkungen als bei ihren Referenzprodukten beobachtet.»</strong> Hier scheint das Ergebnis jedoch weniger klar zu sein: «Werden Milchproduktalternativen in die alternativen Ernährungsmuster integriert, können zwar das Treibhaus- und das Versauerungspotenzial sowie die Landnutzung reduziert werden, die Wasserknappheit und das Eutrophierungspotenzial von Gewässern steigen jedoch.» Das Eutrophierungspotenzial  (= Überdüngung) ist jedoch nur bei Käsealternativen mit Kokosnussöl ein Problem. Bei allen anderen Milchalternativen (Trinkmilch, Joghurt, Rahm) schneiden die Alternativprodukte (pro kg) wesentlich besser ab. Bleibt also nur noch der Wasserverbrauch bzw. die Wasserknappheit als einziger Punkt, bei dem die Milchalternativen nicht besser als Kuhmilch sind. Wobei auch hier Sojadrinks besser abschneiden als Kuhmilch.<span class="fussnotenlink">2</span></p><p>Weshalb schneiden Milchalternativen beim Wasserverbrauch in dieser Studie viel schlechter ab als die Produkte von der Kuh? </p><p>Dies hat mit dem Studiendesign zu tun: Für die tierischen Produkte wurden ausschliesslich Schweizer Produkte untersucht. Zu den Alternativprodukten waren vor allem Daten aus internationalen Datenbanken vorhanden, welche kaum Schweizer Produktionsmethoden berücksichtigt haben. Dies hat insbesondere grosse Auswirkungen auf die Ergebnisse, da nicht der eigentliche Wasserverbrauch verglichen wurde, sondern dieser mit einem Wasserknappheitsindex multipliziert wurde.<span class="fussnotenlink">3</span>  Da wir in der Schweiz, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, keine Wasserknappheit haben, verschlechtert diese Methode die Werte der Alternativprodukte. Diese Verschlechterung der Werte findet selbst dann statt, wenn ein Produkt (wie z.B. Schweizer Hafer-Drink) in der Schweiz hergestellt wurde, da in den internationalen Datenbanken zu den Umweltauswirkungen, solche Schweizer Produkte nicht vorhanden sind.</p><p>In der Studie wird dieser Effekt in einer Fussnote so zugegeben: <strong>«Die Unterschiede in der Wasserknappheit der Produkte lassen sich teilweise auf diese Gewichtung zurückführen, da viele der Alternativproduktinventare nicht Schweiz-spezifisch sind, während für das Fleisch und die Milchprodukte eine Produktion in der Schweiz modelliert wurde.»</strong><span class="fussnotenlink">4</span> Basierend auf bisherigen Studienergebnissen schneidet die Kuhmilch auch beim Wasserverbrauch am schlechtesten ab.<span class="fussnotenlink">5</span></p><p><img src="/sites/swissveg.ch/files/Wasserverbrauch%20Milch_1.png" data-entity-uuid="dcfbe8d6-e1fb-4ab7-9618-bd7148535ca4" data-entity-type="file" alt="" width="63.54%" height="294" /></p><p><em>Abb. 1: Tatsächlicher Wasserbrauch von Kuhmilch sowie pflanzlichen Milchalternativen.</em></p><h2>Gesundheitswert der Alternativprodukte</h2><p>Um einen vergleichbaren Gesundheitswert aller Produkte zu erhalten, wurde ein Nährwertindex erstellt. Dabei wurde der Gehalt von Ballaststoffen, Protein, Calcium, Eisen, Jod, Kalium, Magnesium sowie den Vitaminen A, C und E als positiv bewertet und der Gehalt von Zucker, Natrium (Salz) und gesättigten Fettsäuren als negativ bewertet. Der Wert (NRF10.3) der Fleischalternativen liegt dabei höher (= besser) als beim Fleisch. Bei Milchalternativen schwankt er stark: «Während der NRF10.3 von Milch auch für verschiedene Datensätze relativ konstant bei rund 60 liegt, schwankt er für Sojadrink zwischen 22 und 115 [...].»<sup>6</sup></p><p><strong>Trotz dieser durchaus positiven Ergebnisse ziehen Medien daraus den Schluss, dass beim Weglassen von Fleisch und Milchprodukten Mangelerscheinungen drohen. Das stimmt so jedoch nicht.</strong> Es gibt zwar Nährstoffe, die bei einer rein pflanzlichen Ernährung zu kurz kommen können (genauso wie bei einer omnivoren Ernährung) – aber eine gut geplante Ernährung bietet alle lebensnotwendigen Nährstoffe. Einzig Vitamin B<sub>12</sub> sollten bei einer veganen Ernährung standardmässig supplementiert werden.<span class="fussnotenlink">7</span> Dabei ist auch zu vernachlässigen, wenn Alternativprodukte nicht genau dasselbe Nährstoffprofil wie das tierische Original aufweisen. Denn die Basis der Ernährung sollte unverarbeitetes Gemüse, Getreide, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse ausmachen.</p><p>Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse, dass pflanzliche Alternativen durchaus die gesündere Wahl sein können. Grundsätzlich ist dabei auf einen hohen Gehalt an Ballaststoffen, Protein, Calcium, Eisen sowie Vitamin B<sub>12</sub> zu achten. Der Gehalt an Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren sollte dabei möglichst gering sein. Als Faustregel gilt ausserdem: Je weniger verarbeitet, desto besser.</p><h2>Fazit</h2><p>In fast allen Bereichen schnitten Fleischalternativen und Milch(produkte)alternativen besser ab als ihre tierischen Referenzprodukte. Bei den wenigen Punkten, in denen sie weniger gut abschnitten, liegt dies vor allem an der Berechnungsmethode. Bei einzelnen Nährwerten gibt es natürlich Unterschiede, die in der Studie auch aufgezeigt wurden: «Während Fleischalternativen deutlich mehr Ballaststoffe und Calcium enthalten als ihre Referenz, weist unverarbeitetes Schweinefleisch hohe Gehalte an Protein und Vitamin B<sub>12</sub> auf. Auch Milchproduktalternativen enthalten viele Ballaststoffe und dazu deutlich mehr Eisen als ihre Referenzen, welche sich wiederum vor allem durch einen hohen Gehalt an Calcium und Jod auszeichnen.»<span class="fussnotenlink">8</span> Eine abwechslungsreiche Ernährung ist in jedem Fall sinnvoll und kann Nährwertdefizite einzelner Nahrungsmittel ausgleichen. In den Medien wurden einzelne Aussagen aus dem Kontext gerissen und dadurch ein negatives Bild der Alternativprodukte verbreitet.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li><li>Poore, J. &amp; Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987–992. doi.org/10.1126/science.aaq0216</li><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li><li>Melina, V., Craig, W. J. &amp; Levin, S. (2016). Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 116(12), 1970–1980. <a href="https://doi.org/10.1126/science.aaq0216" target="_blank">doi.org/10.1016/j.jand.2016.09.025</a></li><li>Mehner, E., Ehlers, M.-H., Herrmann, M., Höchli, B., Holenweger, G., Mann, S., Messner, C., Nemecek, T., Reguant Closa, A., Schäfer, O., Stämpfli, A., Walther, B. &amp; Douziech, M. (2024): Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethische und rechtliche Überlegungen. TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.): TA 84/2024. Zollikon: vdf. <a href="http://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz">www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="/vegane-lebensmittel?language=de">Vegane Lebensmittel – gesund oder nicht?</a></li><li><a href="/ultra-processed-food?language=de">Ultra-Processed Food</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/vegane-ernaehrung?language=de" title="Vegane Ernährung: Grundlagen">Vegane Ernährung: Grundlagen</a></li><li><a href="/planetare-belastungsgrenzen?language=de">Die industrielle Tierhaltung bringt unsere Erde an ihre Belastungsgrenzen</a></li><li><a href="/2021_09_Wasserverschwendung_vegane_Ernaehrung?language=de" title="Wasserverschwendung durch vegane Ernährung?">Wasserverschwendung durch vegane Ernährung?</a></li><li><a href="/wasserverbrauch?language=de">Wasserverbrauch verschiedener Lebensmittel</a></li><li>Andere unabhängigere Studien:&nbsp;<br>- <a href="https://www.scinexx.de/news/medizin/welche-milch-alternative-ist-die-beste/" target="_blank">Welche Milch-Alternative ist die beste? Vegane Ersatzprodukte für Milch und Fleisch im Test</a>, 4.12.2024<br><a href="https://www.pcrm.org/news/health-nutrition/soy-milk-better-cows-milk-cardiovascular-health" target="_blank">- Soy Milk Better Than Cow’s Milk for Cardiovascular Health</a>, PCRM, 22.8.2024<br>- <a href="https://plantbasednews.org/lifestyle/health-and-fitness/vegetable-oil-better-heart-health-butter/" target="_blank">Vegetable Oils Better For Your Heart Than Dairy Butter, Confirms New Study</a>, 18.7.2024</li></ul><p><em>Medienerwähnungen der TA-Swiss-Studie vom 3.9.2024 (nach der Pressekonferenz, Auszug):</em></p><ul><li>Blick: <a href="https://www.blick.ch/schweiz/risiko-durch-fleischersatz-studie-warnt-vor-vitamin-defiziten-bei-veganer-ernaehrung-id20100778.html" target="_blank">Risiko durch Fleischersatz? Studie warnt vor Vitamin-Defiziten bei veganer Ernährung</a></li><li>Sarganserländer: <a href="https://www.sarganserlaender.ch/artikel/fleischersatzprodukte-bergen-risiken-fuer-die-gesundheit" target="_blank">Verzicht auf Fleisch birgt Risiken für die Gesundheit</a></li><li>St. Galler Tagblatt: <a href="https://www.tagblatt.ch/leben/ernaehrung-sind-der-sojadrink-und-das-erbsensteak-wirklich-gesuender-und-nachhaltiger-ld.2663467" target="_blank">Sind der Sojadrink und das Erbsensteak wirklich gesünder und nachhaltiger?</a></li><li>Langenthaler Tagblatt: <a href="https://www.langenthalertagblatt.ch/sind-fleischersatz-und-milchersatz-gesuender-und-nachhaltig-188921683221" target="_blank">Sind die Ersatz­produkte für Fleisch und Milch gesünder und ökologischer?</a></li><li>Tages-Anzeiger: <a href="https://www.tagesanzeiger.ch/sind-fleischersatz-und-milchersatz-gesuender-und-nachhaltig-188921683221" target="_blank">Sind die Ersatz­produkte für Fleisch und Milch gesünder und ökologischer?</a></li><li>Agroscope: <a href="https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/newsroom/2024/09-03_fleisch-milchalternativen.html" target="_blank">Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt?</a></li><li>Universität Bern: <a href="https://mediarelations.unibe.ch/medienmitteilungen/2024/medienmitteilungen_2024/sojadrink_und_erbsensteak_auf_dem_pruefstand/index_ger.html" target="_blank">Sojadrink und Erbsensteak auf dem Prüfstand</a></li><li>Swissinfo: <a href="https://www.swissinfo.ch/ger/fleischersatzprodukte-bergen-risiken-f%C3%BCr-die-gesundheit/87482466" target="_blank">Fleischersatzprodukte bergen Risiken für die Gesundheit</a></li><li>TicinOnline: <a href="https://www.tio.ch/svizzera/attualita/1780239/quando-vegano-non-sempre-rima-con-sano" target="_blank">Quando vegano non sempre rima con sano</a> (Wenn sich vegan nicht immer auf gesund reimt)</li></ul></div> Fri, 06 Sep 2024 11:03:00 +0000 Renato 4114 at https://www.swissveg.ch Proviande-Studie: Geht Fleischkonsum nachhaltig? https://www.swissveg.ch/de/proviande-studie-umwelt?language=it <span>Proviande-Studie: Geht Fleischkonsum nachhaltig?</span> <span><span lang="" about="/de/user/2398?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Christine</span></span> <span>13. Oktober 2023 - 9:04</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung"><span style="line-height:100%">Proviande hat eine Studie veröffentlicht, in der es um das Image der Organisation sowie das Wissen der Schweizer Konsumenten in Bezug auf die Fleischproduktion geht. Die Studie zeigt: Der Grossteil der Fleischkonsumenten besitzt nach wie vor eine idealisierte Vorstellung der (Schweizer) Fleischproduktion – sowohl was das Tierwohl, als auch was die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit betrifft.</span></p> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Branchenorganisationen wie Proviande vermitteln ein idealistisches Bild der Produktion tierischer Lebensmittel in der Schweiz. Das unterstreicht Proviandes im März veröffentlichte Imagestudie, die die Schweizer Landwirtschaft als umweltfreundlich und tiergerecht präsentiert.<sup>1</sup> Was ist da wirklich dran? Nachdem wir im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="94dca43f-2b44-4c4f-bab0-9c6ecfb5247a" href="/de/proviande-studie-tierwohl?language=it" title="Proviande-Studie zeigt: Idealisiertes Bild von Schweizer Tierhaltung weit verbreitet">vorhergehenden Beitrag</a> aufgezeigt haben, warum Proviandes Aussagen zum Thema Tierwohl nicht der Realität entsprechen, geht es in diesem zweiten Teil um das Thema Umwelt. Wir konzentrieren uns dabei auf die öffentlich einsehbaren Aussagen der Studie – weitere Informationen wollte Proviande uns auf Nachfrage hin leider nicht zur Verfügung stellen.</span></span></p> <h2><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"><b>Nachhaltige Fleischproduktion?</b></span></span></h2> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Das Vertrauen der Befragten, bzw. der Schweizer Fleischkonsumenten (Vegetarier, Personen, die beruflich mit Fleisch, Ernährung oder Marktforschung zu tun haben sowie Journalist wurden aus der Umfrage ausgeschlossen) in Schweizer Fleisch ist gemäss Proviande überwiegend gross. Gemäss Proviande ist den Teilnehmenden neben einer artgerechten Tierhaltung besonders der Umweltschutz wichtig. Darin scheint Heinrich Bucher, Direktor von Proviande, kein Problem zu sehen: Die Schweiz biete «beste Voraussetzungen für eine nachhaltige Fleischproduktion». Mit dieser Aussage suggeriert Proviande, obwohl dies nicht explizit ausgesprochen wird, dass die Schweizer Fleischproduktion tatsächlich nachhaltig ist. Stimmt das?</span></span></p> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Generell muss Buchers Aussage relativiert werden. Fleisch ist das ressourcenintensivste Nahrungsmittel überhaupt, seine Produktion kann heutzutage deshalb per se kaum so umweltschonend sein, wie die von pflanzlichen Lebensmitteln. Das liegt in erster Linie an der grossen Menge an Futtermitteln, die produziert werden muss, um ein Tier zu ernähren, doch auch an der direkten Umweltverschmutzung, die aus der Tierproduktion resultiert.</span></span></p> <h2><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"><b>Feinstaub, Treibhausgase &amp; Co.</b></span></span></h2> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Dass tierische Lebensmittel ein direkter Treiber der Klimakrise sind, ist mittlerweile unbestritten. Das liegt wie oben erwähnt zu einem grossen Teil an der Verlängerung der Nahrungskette über das Tier. Denn würden anstelle von Tierfutter pflanzliche Lebensmittel für den direkten menschlichen Konsum produziert, so könnten diese weit mehr Menschen ernähren, als das resultierende tierische Produkt. Es gehen also indirekt Nahrungsmittel verloren. Als Resultat verursacht die Herstellung tierischer Lebensmittel einen weit grösseren Teil der Treibhausgasemissionen der Lebensmittelindustrie, als sie Kalorien zur Verfügung stellt.<sup>2</sup> Insgesamt ist die «Nutztierhaltung» für bis zu 28 Prozent der weltweiten Treibhasgasemissionen verantwortlich.<sup>3</sup> Besonders problematisch ist die Haltung von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen, da das in ihren Verdauungsapparaten entstehende Methan die Klimaerwärmung besonders stark vorantreibt. Da der wärmende Effekt von Methan so schnell einsetzt, wird davon ausgegangen, dass das Gas rund ein Viertel der weltweiten Klimaerwärmung verursacht. In der Schweiz ist die Viehzucht für etwa 60 Prozent aller Methanemissionen verantwortlich.<sup>4</sup></span></span></p> <p><img alt="Grafik zu Emissionen nach Tierarten" data-entity-type="" data-entity-uuid="" height="504" src="/sites/swissveg.ch/files/2_0.png" width="504" class="align-center" /></p> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Und damit nicht genug: Überdüngung mit Gülle aus der tierischen Landwirtschaft belastet Luft, Boden und Wasser enorm, indem sie zu Nährstoffüberschüssen in Form von Stickstoff- und Phosphoreinlagerungen führt. Gemäss dem Bund sind heutzutage rund zwei Drittel der Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme auf Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft zurückzuführen, nur etwa ein Drittel stammt aus Verbrennungsprozessen (durch Motoren und Feuerungen) – und für fast 90 Prozent dieser Emissionen ist die «Nutztierhaltung» verantwortlich.<sup>5, </sup><sup>6</sup> Ganze 42’000 Tonnen Ammoniak – 70 Prozent mehr als die landwirtschaftlichen Umweltziele vorsehen – entstehen dort jedes Jahr.<sup>7</sup> Das hat gravierende Folgen für Umwelt und Menschen, zum Beispiel durch Feinstaubbelastung der Luft und Bedrohung der Artenvielfalt zu Wasser und Land.</span></span></p> <p><img alt="Grafik zu Ammoniakemissionen" data-entity-type="" data-entity-uuid="" height="510" src="/sites/swissveg.ch/files/1.png" width="510" class="align-center" /></p> <h2><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"><b>Schweizer Fleisch auf Kosten von pflanzlichen Lebensmitteln</b></span></span></h2> <p><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%">Ein weiterer wichtiger Punkt ist für Proviande der hohe Anteil an Futtermitteln aus einheimischer Produktion. Dieser werde von Konsumenten unterschätzt und liege bei 85 Prozent. Diese Zahl bezieht sich jedoch auf das Gewicht. Jährlich werden tatsächlich rund 1,4 Mio. Tonnen Futtermittel in die Schweiz importiert, 60 Prozent davon sind energie- und proteinreiches Kraftfutter. Das grösstenteils aus der Schweiz stammende Raufutter (Gras, Grassilage, Heu, Stroh etc.) ist jedoch relativ energiearm. Würde der Energie- bzw. Kaloriengehalt berücksichtigt werden, wäre der Anteil einheimischer Futtermittel sehr viel geringer.<sup>8,9</sup> Zusätzlich</span></span><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"> macht Proviande ungewollt auf ein grosses Problem der Tierhaltung aufmerksam. Denn tatsächlich werden auf dem Grossteil der Schweizer Ackerflächen Futtermittel angebaut – gemäss Bund sind es rund 60 Prozent. Doch dies geschieht auf Kosten anderer Lebensmittel. Weil so viel Schweizer Ackerland für Tierhaltung und Futteranbau verwendet wird, muss dafür ein grosser Teil der von Menschen konsumierten Hülsenfrüchte aus dem Ausland importiert werden. Dies, obwohl deren Anbau in der Schweiz durchaus möglich ist: Im Jura beispielsweise wird schon seit Jahren erfolgreich Soja für den inländischen Markt angebaut. Aufgrund des oben beschriebenen Kalorienverlusts bei der Herstellung tierischer Produkte sinkt der Selbstversorgungsgrad der Schweiz durch den starken Fokus auf die Tierhaltung also. Zurzeit beträgt der Selbstversorgungsgrad der Schweiz 49 Prozent - wir sind also für fast die Hälfte unserer Nahrung vom Ausland abhängig.<sup><span style="font-size: 15px;">10</span></sup> Würden auf mehr Ackerflächen Lebensmittel, für den direkten menschlichen Konsum anstelle von Tierfutter angebaut, könnten weit mehr Menschen ernährt und der Selbstversorgungsgrad deutlich gesteigert werden. Der vermehrte Anbau von Hülsenfrüchten käme zudem auch der Gesundheit der Böden zugute.</span></span></p> <h2><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"><b>Fleisch mit geringem Wasserverbrauch?</b></span></span></h2> <div id="sdfootnote1"> <p><span style="line-height:100%"><span style="font-style:normal">Weiter heisst es in der Proviande-Studie, dass der Frischwasserverbrauch der Schweizer Landwirtschaft wie in den Vorjahren massiv überschätzt werde. Die Befragten vermuteten durchschnittlich einen Verbrauch von 37 </span><span style="font-style:normal">Prozent</span><span style="font-style:normal">, obwohl dieser lediglich 2 </span><span style="font-style:normal">Prozent</span><span style="font-style:normal"> des gesamten Frischwassers betrage, so Proviande. </span><span style="font-style:normal">Im Gegensatz dazu betrage der Wasserverbrauch durch die Landwirtschaft weltweit 70 </span><span style="font-style:normal">Prozent</span><span style="font-style:normal">.<sup><span style="font-size: 15px;">11</span></sup></span></span></p> <p><span style="line-height:100%"><span style="font-style:normal">Wie ist es also möglich, dass die Schweizer Landwirtschaft im weltweiten Vergleich so gut abschneidet? Ganz einfach: Das tut sie in Wirklichkeit nicht. Eine Publikation aus dem Jahr 2006 zum Schweizer Wasserverbrauch zeigt, dass der Frischwasserbedarf der Landwirtschaft mit 410 Mio. m³ pro Jahr annähernd so gross ist wie der Bedarf aller Privathaushalte.<sup>12</sup> Der gesamte Wasser-Fussabdruck der Schweiz beträgt gemäss einem Bericht des Bundes aus dem Jahr 2012 11'000 Mio. m<sup>3</sup> pro Jahr, wovon n</span></span>ur 18 Prozent bzw. 1'980 Mio. m<sup>3</sup> innerhalb der Schweiz erzeugt werden<span style="line-height:100%"><span style="font-style:normal">. Der Wasser-Fussabdruck wird mittels des gesamten Verbrauchs von grünem (natürlich vorkommendem Boden- und Regenwasser), blauem (Frischwasser bzw. Grund- und Oberflächenwasser) und grauem Wasser (mit Schadstoffen belastetem Wasser) berechnet. </span></span><span style="line-height: 100%;">Mit 81 Prozent bzw. 8'910 Mio. m<sup>3</sup> macht die Produktion und der Konsum landwirtschaftlicher Erzeugnisse den grössten Anteil des Wasser-Fussabdrucks der Schweiz aus. Davon werden ca. 16 Prozent bzw. 1'426 Mio. m<sup>3</sup> direkt in der Schweiz erzeugt</span>.<sup>13, 14</sup> <span style="line-height: 100%;">Somit beträgt der Wasser-Fussabdruck der Schweizer Landwirtschaft ca. 72 Prozent des Schweizer Wasser-Fussabdrucks, welcher direkt in der Schweiz erzeugt wird. Seither hat die Bewässerung ausserdem deutlich zugenommen und auch die Tierbestände sind grösser geworden. Daher kann angenommen werden, dass in der Schweiz die Landwirtschaft heute etwa gleich viel Frischwasser verbraucht wie die gesamte Bevölkerung.</span></p> <img alt="Grafik zum Schweizer Wasser-Fussabdruck" data-entity-type="" data-entity-uuid="" height="510" src="/sites/swissveg.ch/files/3.png" width="510" class="align-center" /><p><span style="line-height:100%"><span style="font-variant:normal">Proviande behauptet also fälschlicherweise, dass der Frischwasserverbrauch der Schweizer Landwirtschaft sehr viel geringer sei als angenommen und deutlich unter dem weltweiten Verbrauch liege. Wie die Fleischlobby-Organisation auf nur 2 Prozent kommt, legt sie jedoch nicht offen und verweist lediglich auf Schätzungen. Eine weitere Falschaussage von Proviande ist, dass für die Bewässerung von Futtermitteln ausschliesslich Regen benötigt werde. In Wahrheit ist die Bewässerung von Futterwiesen und Weiden im Alpenraum enorm wasserintensiv – gemäss dem BLW machte sie 2006 rund drei Viertel der Gesamtbewässerung aus. Hinzu kommt, dass die Tränke des Viehs viel Wasser benötigt: 110 Liter pro Tag werden für eine Grossvieheinheit verbraucht.<sup>15</sup></span></span></p> <p><span style="line-height:100%"><span style="font-variant:normal">Für die Berechnung des Wasserverbrauchs muss also jeder Schritt in der Nahrungsmittelkette berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass durch die landwirtschaftliche Produktion das Wasser mit Nitrat, Phosphat, Pflanzenschutz- und Tierarzneimitteln sowie bei Erosion mit Bodenpartikeln belastet wird.<sup>16</sup> Die Fleischproduktion verbraucht also nicht nur enorme Mengen an Wasser, sondern verschmutzt es auch. All dies klammert Proviande in der veröffentlichten Studie aus. </span></span></p> <h2><span style="font-style:normal"><span style="line-height:100%"><b>Greenwashing als Propaganda</b></span></span></h2> <p><span style="line-height:100%"><span style="font-variant:normal">Es überrascht leider nicht, dass Proviande nicht nur idealisierte Bilder der Schweizer Tierhaltung zeichnet, sondern auch Greenwashing betreibt. Anstatt faktenbasiert und transparent zu arbeiten, versucht die Fleischlobby-Organisation, mit fadenscheinigen Fakten Schweizer Fleisch als umweltfreundliches Nahrungsmittel darzustellen. Schweizer Fleischkonsumenten ist eine nachhaltige Fleischproduktion wichtig – doch die gibt es nicht. Denn Fleisch ist das umweltschädlichste Nahrungsmittel überhaupt. Doch diese – für Proviande und Fleischliebhabende – unangenehme Wahrheit unterschlägt Proviande gezielt und wirbt mit Steuergeldern für «nachhaltiges Fleisch».</span></span></p> </div> </div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <div id="sdfootnote1"><ol><li>Proviande,&nbsp;<a href="https://www.proviande.ch/de/studie-zum-fleischkonsum-zeigt-72-haben-sehr-grosses-vertrauen-in-schweizer-fleisch" target="_blank" title="Studie zum Fleischkonsum zeigt: 72 % haben sehr grosses Vertrauen in Schweizer Fleisch" rel=" noopener">Studie zum Fleischkonsum zeigt: 72 % haben sehr grosses Vertrauen in Schweizer Fleisch.</a> 2. März 2023.</li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Poore, Joseph &amp; Nemecek, Thomas: </span><a href="https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216" target="_blank" title="Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers.</span></a><span style="font-style:normal;line-height:100%;">&nbsp;Science, Jg. 360, Nr. 6392, S. 987-992.</span></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Twine, R. (2021). </span><a href="https://www.mdpi.com/2071-1050/13/11/6276" target="_blank" title="Emissions from Animal Agriculture—16.5% Is the New Minimum Figure" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Emissions from Animal Agriculture 16.5% Is the New Minimum Figure.</span></a><span style="font-style:normal;line-height:100%;"> Sustainability, 13(11), 6276.</span></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Umwelt BAFU: </span><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftschadstoffquellen/landwirtschaft-als-luftschadstoffquelle.html" target="_blank" title="Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle.</span></a><span style="font-style:normal;line-height:100%;">&nbsp;</span></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Umwelt BAFU: </span><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftqualitaet-in-der-schweiz/stickstoffhaltige-luftschadstoffe-beeintraechtigen-auch-die-biod.html" target="_blank" title="Stickstoffhaltige Luftschadstoffe beeinträchtigen auch die Biodiversität" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Stickstoffhaltige Laudschadstoffe beeinträchtigen auch die Biodiversität.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Umwelt BAFU: </span><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftschadstoffquellen/landwirtschaft-als-luftschadstoffquelle.html" target="_blank" title="Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Umwelt BAFU: </span><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/dossiers/magazin2021-1-dossier/in-guelle-und-fuelle.html" target="_blank" title="Ammoniak aus der Landwirtschaft: In Gülle und Fülle" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Ammoniak aus der Landwirtschaft: In Gülle und Fülle.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Schweizer Bauernverband: </span><a href="https://www.sbv-usp.ch/de/services/agristat-statistik-der-schweizer-landwirtschaft/statistische-erhebungen-und-schaetzungen-ses/versorgungsbilanzen/" target="_blank" title="Versorgungsbilanzen" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Versorgungsbilanzen.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Greenpeace: </span><a href="https://www.greenpeace.ch/de/story/63645/zu-viel-die-schweizer-landwirtschaft-lebt-ueber-ihre-verhaeltnisse/" target="_blank" title="https://www.greenpeace.ch/de/story/63645/zu-viel-die-schweizer-landwirtschaft-lebt-ueber-ihre-verhaeltnisse/" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Zu viel! Die Schweizer Landwirtschaft lebt über ihre Verhältnisse.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Agrarbericht 2022: </span><a href="https://www.agrarbericht.ch/de/markt/marktentwicklungen/selbstversorgungsgrad#:~:text=Mit%20dem%20aktuellen%20Produktionsportfolio%20erreicht,gewinnt%20die%20Kennzahl%20an%20Bedeutung." target="_blank" title="Agrarbericht 2022: Selbstversorgungsgrad." rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Selbstversorgungsgrad.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Proviande, Auszug: </span><a href="https://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2023-03/230302_Auszug%20Imagestudie_d_2.pdf" target="_blank" title="Auszug: Bericht zur quantitativen Befragung zu Image und Wissen der Schweizer Fleischkonsumentinnen und -konsumenten bezüglich Fleisch" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bericht zur quantitativen Befragung zu Image und Wissen der Schweizer Fleischkonsumentinnen und -konsumenten bezüglich Fleisch.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Matthias Freiburghaus: </span><a href="https://www.aquaetgas.ch/de/wasser/trinkwasser/20091201-wasserbedarf-der-schweizer-wirtschaft/" target="_blank" title="Wasserbedarf der Schweizer Wirtschaft" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Wasserbedarf der Schweizer Wirtschaft.</span></a><span style="font-style:normal;line-height:100%;"> gwa 12/2009.</span></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA:&nbsp;</span><a href="https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/dienstleistungenundpublikationen/publikationen/alle-publikationen.html/content/publikationen/de/deza/diverse-publikationen/wasser-fussabdruck-schweiz" target="_blank" title="https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/dienstleistungenundpublikationen/publikationen/alle-publikationen.html/content/publikationen/de/deza/diverse-publikationen/wasser-fussabdruck-schweiz" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Der Wasser-Fussabdruck der Schweiz: Ein Gesamtbild der Wasserabhängigkeit der Schweiz.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Landwirtschaft BLW:&nbsp;</span><a href="https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/umwelt/wasser.html" target="_blank" title="Wasser" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Wasser.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Landwirtschaft BLW:&nbsp;</span><a href="https://www.blw.admin.ch/dam/blw/de/dokumente/Nachhaltige%20Produktion/Umwelt/Wasser/Bericht%20zum%20Stand%20der%20Bew%C3%A4sserung%20in%20der%20Schweiz.pdf.download.pdf/blw_bericht_umfrage_stand_bewaesserung_d%20(1).pdf" target="_blank" title="Stand der Bewässerung in der Schweiz. Bericht zur Umfrage 2006." rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Stand der Bewässerung in der Schweiz. Bericht zur Umfrage 2006.</span></a></li><li><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Bundesamt für Landwirtschaft BLW:&nbsp;</span><a href="https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/umwelt/wasser.html" target="_blank" title="Wasser" rel=" noopener"><span style="font-style:normal;line-height:100%;">Wasser.</span></a></li></ol></div></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="/de/grasland-schweiz?language=it" title="Grasland Schweiz" data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="398b886e-c164-4acb-9a2a-0ef66f186401">Grasland Schweiz: Mehr Lebensmittel durch weniger Tiere?</a></li><li><a href="/de/proviande-studie-tierwohl?language=it" title="Proviande Studie zeigt: Idealisiertes Bild von Schweizer Tierhaltung weit verbreitet" data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="94dca43f-2b44-4c4f-bab0-9c6ecfb5247a">Proviande-Studie zeigt: Idealisiertes Bild von Schweizer Tierhaltung weit verbreitet</a></li><li><a href="/de/leserbrief-proviande-werbung?language=it" title="Leserbrief zu Proviande-Werbung: Strenges Tierschutzgesetz und nachhaltiges Schweizer Fleisch?" data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="06f564f2-13ae-4687-b5d6-cd2e39e91db0">Leserbrief zu Proviande-Werbung: Strenges Tierschutzgesetz und nachhaltiges Schweizer Fleisch?</a></li></ul></div> Fri, 13 Oct 2023 07:04:10 +0000 Christine 4046 at https://www.swissveg.ch Grasland Schweiz: Mehr Lebensmittel durch weniger Tiere? https://www.swissveg.ch/de/grasland-schweiz?language=it <span>Grasland Schweiz: Mehr Lebensmittel durch weniger Tiere?</span> <span><span lang="" about="/de/user/2566?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Renato</span></span> <span>25. September 2023 - 12:00</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Derzeit liegt der Netto-Selbstversorgungsgrad der Schweiz bei nur 49 Prozent.¹ Für die Hälfte unserer Nahrungsmittel sind wir vom Ausland abhängig. Dies liegt nicht daran, dass zu wenig Landwirtschaftsland zur Verfügung stehen würde. Hauptgrund ist, dass wir zu viele tierische Nahrungsmittel produzieren und dafür grosse Mengen an Futtermittel importieren müssen. Zusätzlich wird auf über der Hälfte der Schweizer Ackerfläche Tierfutter anstelle von Lebensmitteln für den direkten menschlichen Konsum angebaut.²</p><h2>Wie viel Fleisch stammt von weidenden Rindern?</h2><p>Die Fleischwerbung suggeriert, dass das meiste Fleisch von Tieren stammt, die ausschliesslich Gras fressen.<sup>3</sup> In der Realität ist dies jedoch ein fast ver­nach­lässigbar kleiner Anteil. Die heutigen Hoch­leis­tungs­rinder können den gewünschten Ertrag in der Regel nicht ohne (importiertes) Kraftfutter wie etwa Soja erbringen. Pro Kilogramm Rind­fleisch wer­den in der Schweiz neben anderen Futtermitteln durch­schnitt­lich 173 Gramm Soja benötigt.<sup>4</sup> Für die Schwei­zer Rinder wurden im Jahr 2020 insgesamt 6,1 Millio­nen Tonnen Futter eingesetzt (Trocken­masse, inkl. Gras bzw. Heu).<sup>5</sup> Das viel beworbene «Weidefleisch» exis­tiert deshalb tatsächlich vor allem in der Werbung. Fast die Hälfte, und damit der Grossteil des in der Schweiz produzierten Fleisches, stammt vom Schwein, knapp ein weiteres Viertel von Hühnern.<sup>6</sup> Beide werden nicht mit Gras gefüttert und sind keine Weidetiere. Stattdessen fressen sie beispiels­weise Getreide oder Mais und sind damit direkte Nahrungskonkurrenten des Menschen. Nur bei rund einem Viertel der in der Schweiz für die Fleisch­produktion gehaltenen Tiere handelt es sich um Rinder, von denen wiederum nur ein kleiner Teil ohne importiertes Kraftfutter auskommt. Das Problem dabei: Durch den Umweg über den Tier­magen wird die Nahrungskette verlängert, sodass je nach Tierart 50 bis 90 Prozent der Kalorien der als Tiernahrung angebauten Lebensmittel verloren gehen. Deshalb ist die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln der effektivste Weg, um den Ertrag einer bestehenden Landfläche zu erhöhen.</p><figure role="group" class="zentriert"><img alt="Anteile verschiedener Tierarten an Fleischproduktion." data-entity-type="file" data-entity-uuid="ef8dfb0c-9c6f-4ad2-8c6c-451d5d23ce4d" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Fleischanteile.png" /><figcaption>Nur ein kleiner Teil des Fleisches stammt von Weidetieren/Wiederkäuern.</figcaption></figure><h2>Weideflächen, die eigentlich Ackerflächen sind</h2><p>Wie viel Weideland gibt es in der Schweiz? Dies erfasst die landwirtschaftliche Lobbyorganisation «Schweizerischer Bauernverband». Das Bundes­amt für Statistik (BfS) übernimmt die Daten unge­prüft.<sup>7</sup> Auf Anfrage, welche Flächen als Weideflächen gelten erklärt das BfS, dass dazu alle jene zählen, die momentan als Weideflächen genutzt werden. Das heisst: Auch wenn ein frucht­barer Ackerboden gerade als Weidefläche genutzt wird, erscheint dieser Ackerboden in der Statistik als Weidefläche. Je mehr Tiere aktuell weiden, desto grösser ist also auch die Schweizer «Weide­fläche». Aus diesem Grund zählt der Bund rund zwei Drittel des Schweizer Landwirt­schafts­lands zu den Weide­flächen. Als Ackerland gelten nur 27 Prozent des land­wirt­schaft­lich genutzten Landes (Obstanlagen und Reben machen zusätzliche 3 Prozent aus).<sup>8</sup> Wie viele der Flächen, die aktuell als Weiden genutzt werden, auch als Ackerland dienen könnten, wird vom BfS dagegen nicht erfasst.<br />Das Bundesamt für Statistik schreibt dazu jedoch in ihrer Arealstatistik: «Dauerweiden finden sich längst nicht nur an schattigen Steilhängen, son­dern auch in ebenen Tallagen».<sup>9</sup> Die sogenannten Heimweiden (an den Hof angrenzende und damit in der Regel eben gelegene Weiden) haben in den letzten Jahrzehnten sogar um über 33 Prozent zuge­nom­men, während die Obstbauflächen um die Hälfte zurück­gingen. Besonders Weiden in «ebenen Tallagen» kön­nten oft auch für den Ackerbau genutzt werden und stehen deshalb meist in Konkurrenz zur Lebens­mittel­pro­duktion für Menschen. Die Zu­nah­me der Weide­flächen lässt sich zudem nicht damit erklären, dass sich immer weniger Landwirt­schaftsland für den Ackerbau eignen würde.</p><figure role="group"><img alt="Kuh auf Weide" data-entity-type="file" data-entity-uuid="4fb74a3d-3abf-4713-99c4-cc60e0797d60" height="461" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/kuh-weide.jpg" width="830" /><figcaption>Viele Rinder weiden heute auf Ackerflächen, die in der Statistik als «Weideland» erfasst werden.</figcaption></figure><h2>Hülsenfrüchte als Eiweisslieferanten</h2><p>Insgesamt werden auf 60 Prozent der Schweizer Acker­­flächen Futtermittel angebaut.<sup>2</sup> Würden dort Lebens­mittel für den direkten menschlichen Konsum pro­duziert und so der Umweg unserer Nahrung über das Tier eingespart, könnten wesen­t­lich mehr Kalorien erzeugt und somit auch mehr Menschen ernährt werden.<sup>10</sup> Zurzeit muss ein Grossteil der in der Schweiz von Menschen kon­sumierten Hül­senfrüchte (Erbsen, Linsen, Soja) aus dem Ausland importiert werden, da das Schweizer Ackerland für Tierfutter (Futtergetreide, Mais) oder als Weide­fläche verschwendet wird. Tatsächlich herrscht auf dem Schweizer Markt seit Jahren ein Mangel an Erbsen und anderen Hülsenfrüchten. Dabei wird beispielsweise im Jura bereits seit vielen Jahren erfolgreich Soja für den inländischen Lebens­mittelmarkt angebaut. Würde der Rest der Schweiz diesem Beispiel folgen und vom ineffizienten Futtermittelanbau zum Anbau pflanzlicher Nah­rungs­mittel übergehen, könnte der Netto-Selbst­ver­sor­gungsgrad deutlich gesteigert werden.<br />Vom vermehrten Hülsenfrüchteanbau würde auch die Umwelt profitieren, denn die auch als Legu­minosen bezeichneten Pflanzen führen dem Boden wertvollen Stickstoff zu. So könnte der umwelt­belastende Einsatz von Kunstdünger sowie Fäkali­endüngung (Mist und Gülle) reduziert werden. Bisher wurden kaum Hülsenfrüchte für die mensch­liche Ernährung in der Schweiz angebaut, da deren Produktion nur für die Verwendung als Tierfutter vom Bund subventioniert wurde. Dies hat sich erst anfangs 2023 geändert: Nun gibt es auch Subven­tionen für Hülsenfrüchte, die der menschlichen Er­nährung dienen – auch wenn es sich dabei um einen sehr kleinen Betrag handelt, verglichen mit den Sub­ventionen für die Tierhaltung. Zudem gibt es einen Grenzschutz für einheimische Körner­le­gu­minosen, die ausschliesslich als Futtermittel einge­setzt wer­den. Körnerleguminosen für die mensch­li­che Er­nähr­ung haben einen vernachlässigbar kleinen Schutz.<sup>11</sup> Dies macht es weiterhin attraktiver, Tierfutter statt Ei­weiss­pflanzen für die Menschen anzubauen.<br />Sojabohnen für die menschliche Ernährung kön­nen auch in der Schweiz angebaut werden – siehe unten das Foto eines Sojafeldes in Winterthur. Sie liefern wesentlich mehr Eiweiss für die mensch­liche Ernährung als der Anbau von Tierfutter.</p><figure role="group"><img alt="Sojabohnenfeld in Winterthur" data-entity-type="file" data-entity-uuid="697f58c4-702f-4088-b10f-9ddfd511ad54" height="420" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Soyabohnen-Winterthur.jpg" width="315" /><figcaption>Sojabohnenfeld in Winterthur.</figcaption></figure><h2>Mehr Selbstversorgung, weniger «Nutz»tiere</h2><p>Würden in der Schweiz anstelle von Futtermitteln Hülsenfrüchte angebaut, könnte ein Vielfaches der derzeit produzierten Kalorien erzeugt werden. Durch die Nutzung von Ackerflächen, die zurzeit noch als Weideflächen verwendet werden, entstünde ein gros­­ses Potential zur zusätzlichen Nahrungs­mittel­pro­duktion. Dieses könnte zusammen mit einer Reduktion der Nahrungsmittel­verschwend­ung (Food-Waste), wie sie bereits seit längerem vom Bund angestrebt wird, sogar noch weiter gesteigert werden. 2021 wurden in der Schweiz auf 59 700 Hektare 450 000 Tonnen Futtergetreide angebaut. Hinzu kommen 513 000 Tonnen importiertes Futter­ge­treide. Insgesamt wurden damit fast eine Million Tonnen Getreide an Nutztiere verfüttert. Zusätzlich wurden in der Schweiz 5 501 Hektare Eiweiss­pflanzen angebaut (z. B. Erbsen und Ackerbohnen), die nahezu ausschliess­lich der Tierfütterung dienen. Trotzdem stammen rund 70 Prozent des im Kraft­futter enthaltenen Proteins aus Importen.<sup>11</sup></p><p class="zitat">Jährlich wird in der Schweiz fast 1 Million Tonnen Getreide an Tiere verfüttert.</p><p>In der Schweiz besteht grosses Potential für den Anbau von Eiweisserbsen, Kichererbsen, Linsen, Ackerbohnen, Lupinen, Hanf(nüssen), Hafer und Hirse. Diese pflanzlichen Lebensmittel könnten für die direkte menschliche Ernährung auf den frei werdenden Flächen angebaut werden, wenn die Produktion tierischer Nahrungsmittel heruntergefahren wird. Damit würde der Selbstversorgungsgrad gesteigert, die Ernährung der Bevölkerung könnte den offiziellen Gesundheitsempfehlungen angepasst werden (weniger Fleisch, mehr Hülsenfrüchte) und die Umwelt würde entlastet. Mit einer solchen vermehrt pflanzlichen Ernährung könnte die Schweiz sich aus eigenem Boden sogar vollständig selbst versorgen – falls dies einmal nötig sein sollte.<sup>12</sup></p><p>Die Ineffizienz der tierischen Nahrungsmittelprodukton zeigt sich auch in den weltweiten Zahlen: Nur 33% des weltweiten Agrarlandes wird für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion genutzt. Damit können jedoch 82% der Ernährungskalorien und 63% des Proteinbedarfs für die Weltbevölkerung gedeckt werden. Der Beitrag der restlichen 77% der Agrarfläche, die für die tierische Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, ist nur ein Bruchteil davon.<sup>13</sup></p><h2>Sind Alpen Weideflächen?</h2><p>Alpwiesen werden oft als ideale Gebiete zur Fleisch- und Milchproduktion angesehen. Es stimmt, dass sich diese Gegenden nicht gut als Ackerflächen eignen. Doch auch Gras wächst in diesen hohen Lagen nur langsam, weshalb mit dem somit eher spärlichen Futter nur sehr reduzierte Mengen tieri­scher Produkte hergestellt werden können. Für die Ernährung der Schweizer Bevölkerung ist die Nahrungsmittel­produktion in den Alpen (trotz der grossen Fläche) deshalb kaum relevant. Die zusätzlichen Fäkalien der Rinder kön­nen zudem zu einer Überdüngung der Mager­wiesen führen. Ausserdem belastet das sehr hohe Gewicht der Rinder den empfindlichen Boden. Neben einer Kuh ist der mächtige Stein­bock geradezu ein Leicht­gewicht: Ein Steinbock wiegt zwischen 75 und 120 kg, eine Kuh kann zwischen 500 bis 800 kg auf die Waage bringen.</p><p><img src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Koerpergewicht.jpg" data-entity-uuid="9a86a041-6b81-4930-80bd-cb2b40e62aab" data-entity-type="file" alt="Körpergewicht der verschiedenen Tierarten." width="626" height="517" class="align-left" /></p><p>Durch dieses hohe Gewicht kann der fragile Boden geschädigt werden. Und weil die Alpweiden verhindern, dass sich Bäume oder Büsche aus­brei­ten, sind oft zusätzliche Lawinen­über­bauungen notwendig. Die geringe Nahrungsmittel­produktion in den Alpen lohnt sich nicht, weshalb die Berg­bauern zusätzliche Subventionen vom Bund er­halten, da sie sonst wirtschaftlich noch unrentabler wären als die Talbauern – und dies, obwohl sie ihre Produkte wesentlich teurer verkaufen können. Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel in den Alpen immer häufiger Wasser­mangel herrscht. Im Jahr 2022 mussten bereits 4,3 Millionen Liter Wasser von der Schweizer Luftwaffe in 700 Flugstunden per Helikopter auf die Alpbetriebe spediert werden. Von den privaten Helikopter­firmen, die einen noch grösseren Teil transportiert haben dürften, gibt es keine Zahlen.<sup>13</sup> Der Wassermangel ist leicht nachzuvollziehen: Eine einzige Kuh trinkt täglich 100 Liter Wasser. Die Nutzung der Alpwiesen als Weideflächen ist auch deshalb nicht sinnvoll. Da sie nur minimal zur Ernährung der Bevölkerung beitragen wäre es angebrachter, wenigstens diese Bergregionen der Natur zurückzugeben. Durch eine pflanzlichere Ernährung ist es nicht mehr notwendig, jeden Quadratmeter Land für die Nahrungsmittel­pro­duktion zu nutzen.</p><p> </p><p><em>Dieser Artikel ist in der </em><a href="https://bc.pressmatrix.com/de/profiles/b6b0b8c11377/editions/category/18705" title="Veg-Info"><em>Veg-Info-Ausgabe 2023-3</em></a><em> erschienen.</em></p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Agrarbericht 2022; <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/markt/marktentwicklungen/selbstversorgungsgrad" target="_blank" rel=" noopener">Selbstversorgungsgrad</a></li><li><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/ernaehrung/ernaehrung-massnahmen.html" target="_blank" rel=" noopener">Bundesamt für Umwelt</a></li><li>Schweizer Fleisch; Swissmilk: <a href="https://www.swissmilk.ch/de/nachhaltigkeit/umwelt/schweizer-grasland-und-die-milch-das-passt-einfach/" target="_blank" rel=" noopener">Schweizer Grasland und die Milch – das passt einfach</a></li><li>Soja Netzwerk Schweiz: <a href="https://www.sojanetzwerk.ch/fileadmin/user_upload/soja-factsheet-de_230424.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Faktenblatt</a>, März 2023</li><li>Agristat: Statistische Erhebungen und Schätzungen über Landwirtschaft und Ernährung: Kapitel 4: <a href="https://www.sbv-usp.ch/fileadmin/user_upload/04_SES2021_Versorgungsbilanzen.pdf#p=16" target="_blank" rel=" noopener">Versorgungsbilanzen</a>, Seite 16</li><li>Proviande: <a href="https://www.proviande.ch/de/der-fleischmarkt-in-zahlen">Fleischmarkt Übersicht</a></li><li>Dies gilt auch für die Zahlen zum Import von Futtermitteln: <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/grafiken.assetdetail.32348502.html" target="_blank" rel=" noopener">Bundesamt für Statistik</a></li><li>Bundesamt für Statistik: <a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/raum-umwelt/bodennutzung-bedeckung/landwirtschaftsflaechen.html" target="_blank" rel=" noopener">Landwirtschaftsflächen</a></li><li><a href="https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/raum-umwelt/nomenklaturen/arealstatistik/noas2004.assetdetail.6948898.html" target="_blank" rel=" noopener">Arealstatistik – Nomenklatur Standardkategorien</a>, Bundesamtes für Statistik, Seite 93</li><li><a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/medienmitteilungen.msg-id-87910.html" target="_blank" rel=" noopener">Kampf gegen Food-Waste: Bundesrat startet Aktionsplan</a>, 6.4.2022</li><li>Bundesamt für Landwirtschaft BLW: <a href="https://www.blw.admin.ch/dam/blw/de/dokumente/ackerkulturen_zur_lebensmittelproduktion.pdf.download.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Alternativen im Schweizer Pflanzenbau – Potenziale ausgewählter Ackerkulturen zur Lebensmittelmittelproduktion</a>, Seite 9, Mai 2022</li><li>Agrosope: Schweiz: <a href="https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-71634.html" target="_blank" rel=" noopener">Medienmitteilung des Bundes vom 19.7.2018</a>.</li><li><a href="https://www.srf.ch/news/schweiz/trockenheit-in-den-bergen-aelpler-schlagen-alarm-z-alp-geht-mancherorts-das-wasser-aus" target="_blank" rel=" noopener">Trockenheit in den Bergen – Älpler schlagen Alarm</a>, SRF, 28.6.2023</li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="/node/3528">Schweizer Biofleisch mit Importfutter und Biogemüse mit konventionellen Fäkalien?</a></li><li><a href="/fatale_auswirkungen_des_schweizer_fleischkonsums">Hunger durch die Schweiz</a></li><li><a href="/berggebiete">Berggebiete</a></li><li><a href="/nahrungssouveraenitaet">Nahrungssouveränität</a></li><li><a href="https://www.youtube.com/watch?v=EJ1YvV5tD4A">Video VeggieWorld 2023 - Vortrag Renato Pichler: 60% des Schweizer Ackerlandes wird für Futtermittel verschwendet.&nbsp;</a></li></ul></div> Mon, 25 Sep 2023 10:00:00 +0000 Renato 3990 at https://www.swissveg.ch Die industrielle Tierhaltung bringt unsere Erde an ihre Belastungsgrenzen https://www.swissveg.ch/de/planetare-belastungsgrenzen?language=it <span>Die industrielle Tierhaltung bringt unsere Erde an ihre Belastungsgrenzen</span> <span><span lang="" about="/de/user/2661?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Vivian</span></span> <span>21. Juni 2023 - 10:20</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine kürzlich veröffentlichte Studie<sup>1</sup> untersucht die Gesundheit unseres Planeten anhand von acht Messwerten, darunter Klima, Biodiversität und Wasserressourcen. Das schockierende Resultat: Wir haben die Belastungsgrenzen unserer Erde in den meisten Bereichen bereits überschritten. Die tierische Landwirtschaft trägt stark dazu bei.</p> <p>Der Zustand unserer Erde und unser eigenes Wohlergehen sind eng miteinander verknüpft – das macht der Klimawandel deutlich. Die steigenden Temperaturen lassen uns eindeutig spüren, dass unser Klima sich in grossen Schritten darauf zubewegt, seine und damit auch unsere Belastungsgrenze zu überschreiten – doch noch zahlreiche andere, weit weniger augenfällige Aspekte sind entscheidend für die Stabilität unserer Umwelt. Schwindende Trinkwasserreserven, verschmutzte Luft, ausgetrocknete Böden oder verringerte Artenvielfalt beispielsweise bedrohen das Leben auf der Erde unmittelbar. Um fassbar zu machen, wie es um die Gesundheit unseres Planeten als Ganzes steht, hat eine neue Studie, geleitet von Forscher Johan Rockström, bestimmt, ob und inwiefern wir die natürlichen Belastungsgrenzen der Erde bereits überschritten haben. Dazu hat sie den Zustand von Klima, Ökosystemen, Luftqualität sowie Wasser- und Nährstoffkreisläufen mithilfe von acht Kennzahlen ermittelt (siehe Tabelle). Das Ergebnis ist alarmierend: Sieben der acht Werte überschreiten die von der Studie bestimmte Belastungsgrenze bereits heute deutlich.</p> <p> </p> <figure role="group" class="align-center"><img alt="Tabelle mit den acht untersuchten Umweltbereichen" data-entity-type="file" data-entity-uuid="7bcd85b9-b28e-4168-9697-074c840948e9" height="497" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Werte.PNG" width="649" /><figcaption><em>Übersicht über die acht in Rockström et al.s Studie untersuchten Kennzahlen.</em></figcaption></figure><p> </p> <p>Die festgelegten Belastungsgrenzen berücksichtigen einerseits, bis zu welchem Punkt die Stabilität der Ökosysteme gewährleistet ist, und andererseits, wann es zu einer für heutige sowie zukünftige Ökosysteme und Generationen zu einschneidenden Belastung käme. Das Klima beispielsweise hat seine «sichere» Grenze noch nicht überschritten, beeinträchtigt das Leben unzähliger Menschen jedoch bereits heute so stark, dass seine «gerechte» Grenze als überschritten betrachtet wird. Die untersuchten Umweltbereiche sind dabei stark voneinander abhängig; eine Grenzüberschreitung in einem Bereich kann sich stark negativ auf einen anderen auswirken. Einen grossen Beitrag zu diesen Grenzüberschreitungen hat unter anderem die tierische Landwirtschaft geleistet.</p> <p> </p> <figure role="group" class="align-center"><img alt="Visualisierung der Belastungsgrenzen" data-entity-type="file" data-entity-uuid="3f468dd0-151d-48b3-9603-3fee69ba55da" height="585" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Grenzen.PNG" width="714" /><figcaption><em>Die von der Studie vorgeschlagenen sicheren (rot) und gerechten (blau) Grenzen. Die Erde zeigt den aktuellen Zustand an. Quelle: Rockström et al.</em></figcaption></figure><p> </p> <h3>Tierische Landwirtschaft belastet Ökosysteme</h3> <p>Tatsächlich hat die sogenannte Nutztierhaltung einen enormen Einfluss auf fast alle der untersuchten Werte. Gut bekannt ist ihre Auswirkung aufs Klima: Die Tierhaltung verursacht fast 30% der globalen Treibhausgasemissionen und treibt die Klimaerwärmung damit stärker voran als der weltweite Verkehrssektor.<sup>2,3</sup> Die gerechte Grenze einer Erwärmung von 1°C gegenüber vorindustriellem Niveau ist gemäss Rockström et al. mit den aktuellen 1,2°C längst überschritten. Die schnellste Möglichkeit, diese Entwicklung schlagartig zu verlangsamen und in Richtung einer sichereren und gerechteren Welt umzukehren, wäre aufgrund ihres hohen Methanausstosses eine Reduktion des weltweiten Viehbestands, so Forschende.<sup>4</sup></p> <h3>Schwindende Wasserressourcen, abnehmende Artenvielfalt</h3> <p>Doch nicht nur das Klima, auch die Wasserressourcen unserer Erde sind laut Rockström et al. bereits enorm überbeansprucht: Wir entnehmen vielerorts Jahr für Jahr mehr Grundwasser, als sich wieder auffüllt. Am meisten Wasser benötigt die Landwirtschaft – es sind rund 72% der globalen Wasserressourcen.<sup>5</sup> Mit Abstand am wasserintensivsten ist dabei die Produktion tierischer Produkte, und dies in der Regel sowohl im Hinblick auf die absolut produzierte Menge, als auch pro Kalorie oder Gramm Protein gesehen.<sup>6</sup> Ein Beispiel: Ein Kilo Rindfleisch herzustellen, erfordert im weltweiten Durchschnitt rund 15’400 l Wasser. Sogar für ein Kilo Avocados, ein überdurchschnittlich wasserintensives pflanzliches Lebensmittel, sind nur rund 2’000 l Wasser nötig.<sup>7</sup> Grund für den enormen Wasserbedarf ist dabei in erster Linie die grosse Menge an für die Herstellung tierischer Produkte benötigtem Tierfutter.</p> <p>Der hohe Bedarf an Tierfutter ist auch für die weltweite Biodiversität fatal. Deren Zustand bestimmt die aktuelle Studie anhand von gleich zwei verschiedenen Messwerten – und beide überschreiten eine sichere und gerechte Grenze deutlich. Damit bestätigt die Studie einmal mehr, dass wir uns in einer globalen Biodiversitätskrise befinden. Dies ist in hohem Masse unseren Ernährungssystemen zuzuschreiben, denn Schätzungen zufolge gehen rund 70% der verlorenen Artenvielfalt an Land und 50% derer zu Wasser auf ihr Konto. Am meisten belastet Fleisch die Biodiversität: Laut einer WWF-Studie ist seine Produktion allein für 58% des Biodiversitätsfussabdrucks der deutschen Durchschnittsernährung – also ihrer negativen Auswirkung auf die Artenvielfalt – verantwortlich. Weitere 19% entfallen auf andere tierische Lebensmittel wie Milchprodukte und Eier; pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Getreide oder Nüsse machen lediglich 23% aus.<sup>8</sup> Dies ist in erster Linie auf den erheblichen Flächenbedarf für die Herstellung von Futtermitteln zurückzuführen, denn die stetige Ausweitung der genutzten Fläche nimmt Tieren und Pflanzen ihren natürlichen Lebensraum und führt so schlussendlich zu ihrem Verschwinden. </p> <h3>Wenn Nährstoffe zu Schadstoffen werden</h3> <p>Zwei weitere von der Studie untersuchte Grenzen beziehen sich auf die Nährstoffanreicherung im Boden in der Form von überschüssigem Stickstoff und Phosphor. Wie die Studie betont, beziehen sich diese in erster Linie auf die Landwirtschaft: Auf sie entfallen rund 90% der menschlich verursachten Phosphor- und Stickstoffeinträge ins Erdsystem.<sup>1</sup> Durch Überdüngen kommt es zu viel zu grossen Nährstoffüberschüssen in Wasser, Boden und Luft, die fatale Auswirkungen haben können. Unter anderem können sie ganze Fischpopulationen töten, indem sie zu einem gesenkten Sauerstoffgehalt im Wasser führen und der menschlichen Gesundheit durch einen erhöhten Nitratgehalt im Wasser oder als Feinstaub in der Luft schaden. Bereits jetzt sind die sicheren Werte für Phosphor- und Stickstoffüberschüsse gemäss Rockström et al. jedoch weltweit deutlich überschritten. Das ist auch in der Schweiz ein Problem: Gemäss dem Bund sind heutzutage rund zwei Drittel der Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme auf Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft zurückzuführen – und davon stammen fast 90% aus der tierischen Landwirtschaft.<sup>9,10</sup> Die Folgen sind dramatisch: Aufgrund der Überdüngung verfügen heute ganze 60% der Schweizer Seen über zu wenig Sauerstoff. Kleinere Seen wie der Baldeggersee oder der Sempachersee, die in Gebieten mit besonders grossen Mastbetrieben liegen, werden sogar seit Jahren künstlich mit Sauerstoff versorgt.<sup>11</sup> Anders sind ihre Ökosysteme aufgrund der hohen Schadstoffbelastung nicht mehr überlebensfähig: Vor Beginn ihrer «künstlichen Beatmung» hatte sich in beiden Seen ein Massensterben der Fische ereignet.<sup>12</sup></p> <h3>Eine pflanzliche Ernährung respektiert unseren Planeten</h3> <p>Alles in allem bestätigt die Studie des Instituts für Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung einmal mehr, was wir bereits wissen: Die tierische Landwirtschaft belastet jeden Aspekt unserer Umwelt enorm – und bringt unseren Planeten wortwörtlich an seine Grenzen. Dazu tragen natürlich auch andere Bereiche, wie der weltweite Verkehrssektor oder die Industrie, enorm bei. Eine Entwicklung hin zu einer Welt, die unsere Umwelt und ihre Belastungsgrenzen respektiert, muss auf mehreren Ebenen gleichzeitig ansetzen. Eine Transformation unseres Ernährungssystems ist dabei unerlässlich – und den grösstmöglichen Beitrag zu dieser Entwicklung können wir als Einzelpersonen machen, indem wir uns für eine pflanzlichere Ernährung entscheiden. Auch das renommierte Ernährungskonzept der «Planetary Health Diet» unterstreicht die Wichtigkeit der Reduktion tierischer Produkte für die Gesundheit unseres Planeten – und nicht zuletzt auch die von uns Menschen.<sup>13</sup></p> </div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 Rockström, J., Gupta, J., Qin, D. et al., 2023. <a href="https://doi.org/10.1038/s41586-023-06083-8" target="_blank" rel=" noopener">Safe and just Earth system boundaries. </a>Nature.</p><p>2&nbsp;Twine, R., 2021. <a href="doi.org/10.3390/su13116276" target="_blank" rel=" noopener">Emissions from Animal Agriculture—16.5% Is the New Minimum Figure.</a> Sustainability, 13, 6276.</p><p>3&nbsp;FAO, 2006. <a href="www.fao.org/3/a0701e/a0701e00.htm" target="_blank" rel=" noopener">Livestock's Long Shadow.</a></p><p>4 Eisen, M.B. &amp; Brown, P.O., 2022, <a href="https://journals.plos.org/climate/article?id=10.1371/journal.pclm.0000010" target="_blank" rel=" noopener">Rapid global phaseout of animal agriculture has the potential to stabilize greenhouse gas levels for 30 years and offset 68 percent of CO2 emissions this century.</a> PLOS Climate.</p><p>5&nbsp;United Nations, 2021. <a href="https://www.unwater.org/publications/summary-progress-update-2021-sdg-6-water-and-sanitation-all" target="_blank" rel=" noopener">Summary Progress Update 2021: SDG 6 – water and sanitation for all.</a> UN Water.</p><p>6&nbsp;Water Footprint Network, <a href="https://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/" target="_blank" rel=" noopener">Product Gallery.</a></p><p>7&nbsp;Winterer, A. <a href="https://utopia.de/ratgeber/avocado/#avocado-umwelt" target="_blank" rel=" noopener">Avocado kaufen oder nicht? Wichtige Fakten zu Umwelt, Bio &amp; mehr.</a> Utopia, 31. August 2021.</p><p>8&nbsp;WWF, 2022. <a href="https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/besseresserinnen/ernaehrung-und-biodiversitaet" target="_blank" rel=" noopener">Ernährung und biologische Vielfalt.</a></p><p>9&nbsp;Bundesamt für Umwelt BAFU. <a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftqualitaet-in-der-schweiz/stickstoffhaltige-luftschadstoffe-beeintraechtigen-auch-die-biod.html" target="_blank" rel=" noopener">Stickstoffhaltige Luftschadstoffe beeinträchtigen auch die Biodiversität.</a></p><p>10&nbsp;Bundesamt für Umwelt BAFU. <a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftschadstoffquellen/landwirtschaft-als-luftschadstoffquelle.html" target="_blank" rel=" noopener">Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle.</a></p><p>11&nbsp;Bundesamt für Umwelt BAFU. <a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wasser/fachinformationen/zustand-der-gewaesser/zustand-der-seen/wasserqualitaet-der-seen.html" target="_blank" rel=" noopener">Wasserqualität der Seen.</a></p><p>12&nbsp;Der Spiegel, <a href="https://www.spiegel.de/politik/bis-zum-hals-a-4b5d3615-0002-0001-0000-000013499643" target="_blank" rel=" noopener">Bis zum Hals.</a> 3. Juni 1990.</p><p>13 Eat Forum, <a href="https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/" target="_blank" rel=" noopener">The Planetary Health Diet.</a></p></div></div> Wed, 21 Jun 2023 08:20:33 +0000 Vivian 3992 at https://www.swissveg.ch Neues Klimaschutzgesetz: Was ist mit unserer Ernährung? https://www.swissveg.ch/de/klimaschutzgesetz-2023?language=it <span>Neues Klimaschutzgesetz: Was ist mit unserer Ernährung?</span> <span><span lang="" about="/de/user/2592?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Bettina</span></span> <span>9. Juni 2023 - 9:51</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Am 18. Juni stimmen wir über das Klimaschutz- und Innovationsgesetz (KIG) ab. Eigentlich eine gute Sache. Wäre da nicht ein grosses Aber aufgrund der riesigen Lücke im Gesetz: Das Klimaschutzgesetz lässt den Aspekt mit dem grössten Impact aussen vor, nämlich den Sektor «Landwirtschaft und Ernährung».</p> <h3>Sogar Bauernverband empfiehlt ein «Ja»</h3> <p>Um die Treibhausgasemissionen in der Schweiz zu reduzieren, sieht das neue Klimaschutzgesetz eine Einführung von Richtwerten für die Emissionen einzelner Sektoren vor. Betroffen wären die Sektoren «Gebäude», «Verkehr» und «Industrie» – im Sektor «Landwirtschaft und Ernährung» müsste sich nichts ändern. Damit wird einmal mehr ein grosser Bogen um Ernährung und Landwirtschaft gemacht. So gross, dass sogar der Bauernverband ein «Ja» zum Klimaschutzgesetz empfiehlt.</p> <h3>Grösster Hebel im Kampf gegen Klimawandel</h3> <p>Dabei ist genau dieser Sektor der grösste Hebel, wenn es um den Klimaschutz geht. Die Landwirtschaft macht mit 14,3 Prozent einen bedeutenden Anteil am Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen aus.<span class="fussnotenlink">1</span>&nbsp;«Der Anteil der Tierproduktion an den landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen beträgt gut 85 Prozent», wie es in der langfristigen Klimastrategie der Schweiz heisst.<span class="fussnotenlink">2</span> Das zeigt: Beim Sektor der Nutztierhaltung könnte viel bewirkt werden. Doch die Rahmenbedingungen begünstigen weiterhin die Produktion tierischer Produkte, anstatt die Herstellung pflanzlicher Produkte zu fördern: Nur ein Fünftel der staatlichen Unterstützung fliesst in pflanzliche Produkte, wogegen vier Fünftel der Produktion tierischer Produkte zugute kommt.<span class="fussnotenlink">3</span> Investitionen in pflanzliche Proteine hätten beispielsweise siebenfach grössere Auswirkungen, als Investitionen im Gebäude-Sektor.<span class="fussnotenlink">4</span>&nbsp;Dazu kommt die Ernährung: Sie macht rund 28 Prozent der persönlichen Umweltbelastung einer durchschnittlichen Person in der Schweiz aus.<span class="fussnotenlink">5</span>&nbsp;Pflanzliche Lebensmittel, die biologisch und regional angebaut werden, sind am klimafreundlichsten. Entsprechend könnten mit einer veganen Ernährungsweise laut einer Studie bis zu 70 Prozent der ernährungsbedingten Emissionen eingespart werden.<span class="fussnotenlink">6</span></p> <h3>Zürich mit gutem Beispiel voraus</h3> <p>Die Stadt Zürich hat bereits wiederholt Kampagnen rund ums Thema Ernährung und Klimaschutz lanciert. Dabei geht die Stadt mit gutem Beispiel voraus: Zürich scheut sich nicht, auch auf die negativen Auswirkungen des Konsums tierischer Produkte hinzuweisen. So vergleicht die Stadt beispielweise 1 Kilogramm Rindfleisch und 1 Kilogramm Tofu im Hinblick auf ihren CO2-Austoss: Mit 48 kg schneidet das Rindfleisch um einiges schlechter ab als Tofu mit 2,1 kg CO2.<span class="fussnotenlink">7</span>&nbsp;</p> <p><img 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/></p> <p>Quelle:&nbsp;<a href="https://www.stadt-zuerich.ch/site/zuerich-co2/de/index/wissen.html" rel=" noopener" target="_blank">https://www.stadt-zuerich.ch/site/zuerich-co2/de/index/wissen.html&nbsp;</a></p> <h3>Es besteht ein Hoffnungsschimmer</h3> <p>Obwohl das Klimaschutz- und Innovationsgesetz die Landwirtschaft und die Ernährung umgeht, besteht dennoch ein Hoffnungsschimmer. So warnt Martin Haab (SVP) vor einer Annahme des Klimaschutzgesetzes – er befürchtet, dass damit bald auch die Landwirtschaft ihren Beitrag leisten müsste, falls die neuen Treibhausgas-Reduktionsziele verfehlt werden. Und das würde bedeuten, dessen ist sich Haab zum Glück bewusst, dass die Tierbestände reduziert werden müssten.<span class="fussnotenlink">8</span> Am Klimaschutzgesetz können wir nichts mehr ändern; hoffen wir aber, dass Haab mit seinen Befürchtungen bei einer Annahme richtig liegt, und bald auch für Ernährung und Landwirtschaft Klimaziele festgelegt werden.</p> </div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 Bundesamt für Umwelt (BAFU), <a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/zustand/daten/treibhausgasinventar.html" target="_blank" rel=" noopener">Treibhausgasinventar der Schweiz</a>, 11.04.2023.</p><p>2 Bundesamt für Umwelt (BAFU), <a href="https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/65874.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Langfristige Klimastrategie der Schweiz</a>, S. 41, 27.01.2021.</p><p>3 Vision Landwirtschaft, <a href="https://www.visionlandwirtschaft.ch/_visionlandwirtschaft_prod/uploads/pdf/VL_Newsletter_Kostenwahrheit_final.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Newsletter September 2020</a>, 2020.</p><p>4 Damian Carrington,&nbsp;<a href="https://www.theguardian.com/environment/2022/jul/07/plant-based-meat-by-far-the-best-climate-investment-report-finds" target="_blank" rel=" noopener">Plant-based meat by far the best climate investment, report finds</a>, The Guardian, 07.07.2022.</p><p>5&nbsp;<a href="https://www.zh.ch/de/umwelt-tiere/umweltschutz/umweltbericht/umweltbericht-ernaehrung.html" target="_blank" rel=" noopener" tabindex="-1">Umweltbericht Zürich</a>, 2022.</p><p>6&nbsp;<a href="https://www.fibl.org/de/infothek/meldung/neue-fibl-studie-zum-thema-klima-und-ernaehrung-veroeffentlicht" target="_blank" rel=" noopener" tabindex="-1">FiBL-Studie zum Thema Klima und Ernährung</a>, 2021.</p><p>7 Stadt Zürich,<a href="https://www.stadt-zuerich.ch/site/zuerich-co2/de/index/wissen.html" target="_blank" rel=" noopener"> Facts zum Thema Essen und Klima</a>.</p><p>8 Nico Müller,&nbsp;<a href="https://daslamm.ch/klimaschutz-braucht-weniger-tiere/" target="_blank" rel=" noopener">Klimaschutz braucht weniger Tiere</a>, Das Lamm, 09.06.2023.</p></div></div> Fri, 09 Jun 2023 07:51:59 +0000 Bettina 3988 at https://www.swissveg.ch Unsere Ernährung könnte das Klima um zusätzliche 0,9 Grad erwärmen https://www.swissveg.ch/de/klimaerwaermung-fleisch-milchprodukte?language=it <span>Unsere Ernährung könnte das Klima um zusätzliche 0,9 Grad erwärmen</span> <span><span lang="" about="/de/user/2661?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Vivian</span></span> <span>3. April 2023 - 10:14</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine neue Studie hat den alleinigen Einfluss unserer Lebensmittelproduktion auf die zukünftige Klimaerwärmung berechnet.<sup>1</sup> Die Ergebnisse zeigen deutlich: Wenn wir unsere momentanen Essgewohnheiten, allen voran unseren Fleischkonsum, beibehalten, bleiben die globalen Klimaziele unerreichbar.</p> <p><span style="line-height:100%">Die Lebensmittelindustrie verursacht rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen.<sup><span style="font-size: 15px;">2</span></sup> Dass tierische Lebensmittel und insbesondere Fleisch unserer Umwelt besonders schaden, ist mittlerweile bekannt. Nun zeigt eine Studie erstmals in konkreten Zahlen, wie sehr verschiedene Lebensmittel die Klimaerwärmung in den nächsten Jahren voraussichtlich verstärken werden. Bei gleichbleibenden Ernährungsmustern könnte unser Essen das Klima bis 2100 um beinah 1 Grad zusätzlich erwärmen – und fast die Hälfte der ernährungsbedingten Erderwärmung geht auf die Kappe von zwei Lebensmittelgruppen: Milchprodukte und Fleisch. Das gilt sowohl für die Erwärmung bis 2030, als auch für die langfristige Prognose bis zum Ende des Jahrhunderts. Mit Ausnahme von Reis tragen alle anderen Lebensmittelgruppen, wie zum Beispiel Gemüse, Getreide oder Früchte, jeweils nicht mehr als 5% zur Klimaerwärmung bei.<sup>1 </sup>Auch der Beitrag von Reis muss jedoch relativiert werden: Zum Einen wird ein grosser Teil des durch den Reisanbau verursachten Methanausstosses durch den Einsatz von tierischem Dünger verursacht. Zum Anderen ist Reis ein Grundnahrungsmittel, das in weit grösserer Menge konsumiert wird als Fleisch und Milchprodukte – 2021 wurde auf der ganzen Welt mehr als 10-mal so viel Reis wie Rindfleisch produziert.<sup>3</sup></span></p> <p> </p> <p><img alt="Grafik, die Anteile verschiedener Lebensmittel an der ernährungsbedingten Klimaerwärmung projiziert" data-entity-type="file" data-entity-uuid="7816d60c-e5c1-49e4-9fb8-82f2d38a3e7a" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Grafik-Studie.PNG" /></p> <p><em>Anteil verschiedener Lebensmittelgruppen an der ernährungsbedingten Erderwärmung, Vorhersage. Kuchendiagramm: Prognose für 2030. Quelle: Ivanovich et al.</em></p> <h3><br /><span style="line-height:100%"><b>Reduzierte Methanemissionen könnten Klimawandel stark verlangsamen</b></span></h3> <p><span style="line-height:100%">Grund für den starken negativen Klimaeffekt von Milchprodukten, Reis und insbesondere dem Fleisch von Wiederkäuern sind ihre Methanemissionen. Methan hat einen enorm starken Treibhauseffekt: Ihm wird ein rund 80-mal grösseres Erwärmungspotenzial zugeschrieben als CO<sub>2</sub>. Besonders ist dabei vor allem auch seine schnelle Wirkung, denn der wärmende Effekt von Methan tritt wesentlich rascher ein als der anderer Treibhausgase – er flacht jedoch auch schneller wieder ab. Zurzeit wird davon ausgegangen, dass mindestens ein Viertel der Erderwärmung auf Methanemissionen zurückzuführen ist.<sup>4</sup> Die neue Studie prognostiziert nun sogar, dass über 80% der durch unsere Ernährung verursachten Erwärmung in Zukunft durch methanintensive Lebensmittel – Fleisch von Wiederkäuern, Milchprodukte, Reis – verursacht werden wird. Unseren Methanausstoss zu reduzieren betrachtet sie demgemäss als die wohl dringlichste Klimamassnahme. Eine Reduktion des weltweiten Viehbestands würde die schnellste Möglichkeit darstellen, das Fortschreiten der Klimaerwärmung schlagartig zu verlangsamen, wie Forschende der Universitäten Stanford und Berkeley schreiben.<sup><span style="font-size: 15px;">5 </span></sup>Auch der durch den Einsatz tierischen Düngers verursachte Methanausstoss der Reisproduktion ist auf die industrielle Tierhaltung zurückzuführen und könnte durch den Einsatz von mineralischem Dünger stark reduziert werden, wie Erfahrungen aus China zeigen.<sup><span style="font-size: 12.5px;">6</span></sup></span></p> <h3><span style="line-height:100%"><b>Neuester Klimabericht sollte pflanzliche Ernährung empfehlen</b></span></h3> <p><span style="line-height:100%">Diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend sollte gemäss Zeitungsberichten auch der neueste Report des Weltklimarats (IPCC) eine pflanzlichere Ernährung für westliche Länder empfehlen. Sie könne die Treibhausgasemissionen gegenüber der durchschnittlichen emissionsintensiven westlichen Ernährungsweise «um bis zu 50% reduzieren», sollte es im Bericht ursprünglich heissen.<sup><span style="font-size: 15px;">7</span></sup>Diese Empfehlung hat es jedoch leider nicht in die finale Zusammenfassung des Reports für politische Entscheidungsträger geschafft. Denn vor der Veröffentlichung des Dokuments können internationale Abgeordnete Änderungsvorschläge anbringen, und die politischen Vertretungen Argentiniens und Brasiliens – Länder mit enorm starker Fleischproduktion – sollen auf das Streichen der pflanzlichen Ernährung bestanden haben. Der veröffentlichte Bericht empfiehlt nun lediglich eine äusserst vage «ausgewogene Ernährung» – und widerspiegelt den enormen Einfluss unserer Lebensmittelproduktion auf die Klimaerwärmung zum wiederholten Male nicht. Dies, obwohl der Report eindringlich warnt, dass unsere Klimaziele in weiter Ferne bleiben werden, sollten die Staaten ihre Emissionen nicht in unmittelbarer Zukunft drastisch reduzieren.<sup>8</sup></span></p> <p><span style="line-height:100%">Die wissenschaftlichen Erkenntnisse könnten nicht eindeutiger sein. Bereits eine Reduktion unseres Fleisch- und Milchkonsums könnte uns wichtige Zeit sowie die Möglichkeit verschaffen, uns an die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen anzupassen. Wie Forscherin Meredith Niles betont, machen die neuesten Studienergebnisse deutlich, «dass unser Essen absolut notwendig ist, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen –  unsere Ernährung nicht mit einzukalkulieren, bedeutet, dass wir unsere weltweiten Klimaziele nicht erreichen werden».<sup><span style="font-size: 15px;">9</span></sup> Das verdeutlichen auch die Schweizer Klimaziele: Bis 2050 sollen die jährlichen CO<sub>2</sub>-Emissionen von rund 4 Tonnen pro Kopf halbiert werden.<sup><span style="font-size: 15px;">10</span></sup> Allein eine omnivore Ernährung verursacht jedoch bereits 1,5 Tonnen CO<sub>2</sub> pro Person.<sup>11</sup> Wenn wir unsere Ernährung nicht drastisch umstellen, bleibt die Umsetzung dieser Klimaziele also schlicht unmöglich. Die Politik muss endlich diesen Erkenntnissen entsprechend handeln und unsere Zukunft über wirtschaftliche Interessen stellen. Bis dahin können wir uns immerhin selbst mit jeder Mahlzeit und mit jedem Einkauf für unser Klima einsetzen. Denn auch wenn sie allein nicht fürs Erreichen der Klimaziele genügen mag, so ist eine vegane Ernährung doch das Beste, was wir als Einzelpersonen für unser Klima tun können.<sup>12</sup></span></p> <p> </p> </div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 Ivanovich, C.C., Sun, T., Gordon, D.R. et al., 2023. <a href="https://doi.org/10.1038/s41558-023-01605-8" target="_blank" rel=" noopener">Future warming from global food consumption.</a> Nat. Clim. Chang. 13, 297–302.</p><p>2 Poore, J. &amp; Nemecek, T., 2018.&nbsp;<a href="https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216" target="_blank" rel=" noopener">Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers.</a> Science 360, 987–992.</p><p>3 Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), <a href="https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL" target="_blank" rel=" noopener">FAOSTAT: Crops and Livestock Products.</a></p><p>4 Ilissa B. Ocko et al., 2021. <a href="https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/abf9c8#erlabf9c8s4" target="_blank" rel=" noopener">Acting rapidly to deploy readily available methane mitigation measures by sector can immediately slow global warming.</a> Environ. Res. Lett. 16.</p><p>5 Eisen, M.B. &amp; Brown, P.O., 2022. <a href="https://journals.plos.org/climate/article?id=10.1371/journal.pclm.0000010" target="_blank" rel=" noopener">Rapid global phaseout of animal agriculture has the potential to stabilize greenhouse gas levels for 30 years and offset 68 percent of CO2 emissions this century.</a> Plos Climate.</p><p>6 Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), 2006. <a href="https://www.fao.org/3/a0701e/a0701e00.htm" target="_blank" rel=" noopener">Livestock's Long Shadow.&nbsp;</a></p><p>7 Thomas, M.&nbsp;<a href="https://www.distilled.earth/p/how-meat-and-fossil-fuel-producers" target="_blank" rel=" noopener">How Meat and Fossil Fuel Producers Watered Down the Latest IPCC Report.</a> Distilled, 23 March 2023.&nbsp;</p><p>8 IPCC, 2023.&nbsp;<a href="https://report.ipcc.ch/ar6syr/pdf/IPCC_AR6_SYR_SPM.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Synthesis Report of the IPCC Sixth Assessment Report (AR 6).</a></p><p>9 Costley, D.&nbsp;<a href="https://time.com/6260542/food-consumption-risks-paris-climate-target/" target="_blank" rel=" noopener">Current Food Consumption Habits May Add Nearly 1 Degree of Warming by 2100.</a> Time, 6 March 2023.</p><p>10 Bundesamt für Umwelt BAFU.&nbsp;<a href="https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/inkuerze.html#:~:text=Die%20im%20Inland%20verursachten%20Treibhausgasemissionen,Null%2DTreibhausgas%2DEmissionen%20an." target="_blank" rel=" noopener">Klima: Das Wichtigste in Kürze.</a>&nbsp;</p><p>11 Schlatzer M. &amp; Lindenthal, T. (2020): <a href="https://www.fibl.org/fileadmin/documents/de/news/2020/startclim_endbericht_2012.pdf" target="_blank" rel=" noopener">Einfluss von unterschiedlichen Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und Übersee (DIETCCLU).</a> Endbericht von StartClim2019.B in StartClim2019: Weitere Beiträge zur Umsetzung der österreichischen Anpassungsstrategie, Auftraggeber: BMLFUW, BMWF, ÖBf, Land Oberösterreich.</p><p>12 Bailey, T. et al. 2022. <a href="https://static1.squarespace.com/static/5f462d8d0b04df7da032a9bd/t/62252df0cc7bb27d653085a4/1646603770769/The+Power+of+People+-+The+JUMP.pdf" target="_blank" rel=" noopener">The Power of People: Climate Action and the Role of Citizens and Communities. </a>The JUMP, Arup, C40.</p><p>&nbsp;</p></div></div> Mon, 03 Apr 2023 08:14:56 +0000 Vivian 3969 at https://www.swissveg.ch Gefährliche Blaualgenexplosion: Tierische Landwirtschaft zerstört Schweizer Seen https://www.swissveg.ch/de/blaualgen-tierische-landwirtschaft?language=it <span>Gefährliche Blaualgenexplosion: Tierische Landwirtschaft zerstört Schweizer Seen</span> <span><span lang="" about="/de/user/2661?language=it" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Vivian</span></span> <span>24. Februar 2023 - 15:23</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Im Zuger- und im Ägerisee sind für diese Jahreszeit ungewöhnliche Blaualgenteppiche entstanden. Hauptgrund dafür ist die Verschmutzung des Sees durch die intensive tierische Landwirtschaft in der Umgebung. Blaualgen sind tödlich für Tiere und giftig für Menschen.</p> <p>Die Zuger Behörden warnen seit einigen Tagen vor dem Baden im Zuger- und im Ägerisee: An Ufer und Wasseroberfläche treiben seit einigen Tagen ganze Matten aus Burgunderblaualgen. Kontakt mit durch die Algen kontaminiertem Wasser kann bei Hunden und anderen Tieren innerhalb von Minuten zum Tod führen, Menschen können gefährliche Symptome wie starke allergische Reaktionen, Atembeschwerden oder Bewusstseinsstörungen entwickeln. Am Ufer des Zugersees wurden bereits zahlreiche tote Vögel entdeckt.<sup>1</sup> Hauptursache für die Algenplage ist die intensive tierische Landwirtschaft rund um die Seen.</p> <h3>Phosphor aus Viehwirtschaft bedroht Artenvielfalt</h3> <p>Neben den warmen Temperaturen ist die Verschmutzung der Seen durch die intensive tierische Landwirtschaft in der Region Hauptgrund für das plötzliche Algenwachstum. Denn insbesondere ein erhöhter Phosphorgehalt im Wasser sorgt für explosionsartiges Algenwachstum, und in der Schweiz stammt mit 80% der allergrösste Anteil allen Phosphors aus Gülle und Mist.<sup>2</sup>&nbsp;Der Zugersee ist der am stärksten mit Phosphor belastete See in der Schweiz, die Konzentration im Wasser beträgt fast das Dreifache der als gesund geltenden Menge. Im Zuströmgebiet des Zugersees befinden sich über 400 Landwirtschaftsbetriebe – und (ausreichende) Massnahmen, um die Nährstoffeinträge durch die von ihnen ausgebrachte Gülle in den See zu begrenzen, treffen nicht alle.<sup><span style="font-size: 15px;">3</span></sup></p> <p>Das erhöhte Algenvorkommen ist nicht nur für Menschen und Landtiere, sondern für das ganze Ökosystem im Wasser gefährlich. Dies unter anderem, da die Algen dem Wasser beim Abbau abgestorbener Pflanzenteile Sauerstoff entziehen. Das ist fatal für Fische und andere Wasserlebewesen, denn sie sind auf einen ausreichend hohen Sauerstoffanteil im Wasser angewiesen. Die Algendecke lässt zudem weniger Licht zur Vegetation auf dem Seeboden durch. Als Folge von Licht- und Sauerstoffmangel können Pflanzenarten absterben, sogar Massensterben von Fischen sind bereits beobachtet worden. Die Biodiversität ist akut bedroht.</p> <h3>Schweizer Seen müssen künstlich beatmet werden</h3> <p>In den tieferen Schichten des Zugersees ist der Sauerstoffgehalt bereits jetzt zu tief. Er ist nicht der einzige: Schon 60% der Schweizer Seen verfügen über zu wenig Sauerstoff. Kleinere Seen wie der Baldeggersee oder der Sempachersee, die in Gebieten mit besonders grossen Mastbetrieben liegen, werden seit Jahren künstlich mit Sauerstoff versorgt.</p> <p>Um die Situation im Zugersee zu verbessern, soll nun auch er «saniert» werden.&nbsp;Unter anderem soll der See belüftet werden: Indem die sauerstoffärmeren unteren Wasserschichten mit der sauerstoffreichen Oberfläche durchmischt werden, soll der Sauerstoffgehalt ausgeglichen werden. Zudem sollen die Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaftsbetriebe gemäss Zuger Regierungsrat minimiert werden.<sup><span style="font-size: 15px;">3</span></sup>&nbsp;Das mag kurzfristige Entlastung bringen, den Ursprung des Problems behebt es jedoch nicht. Um die Nährstoffüberschüsse langfristig zu senken, muss die industrielle Tierhaltung drastisch reduziert werden. Solange dies nicht passiert, wird das übermässige Vorkommen von Nährstoffen wie Phosphor ein konstantes Problem und eine Bedrohung für Tiere, Menschen und Umwelt bleiben.</p> </div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1&nbsp;<a href="https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/algen-tote-voegel-im-zugersee-gefunden-behoerden-warnen-schwimmer-und-hundehalterinnen-ld.2418206" target="_blank" rel=" noopener">Tote Vögel im Zugersee gefunden – Behörden warnen Schwimmer und Hundehalterinnen</a>, Luzerner Zeitung, 19. Februar 2023.</p><p>2&nbsp;<a href="https://www.verantwortungsvolle-landwirtschaft.ch/de/verantwortungsvoll-in/hofduenger.html" target="_blank" rel=" noopener">Hofdünger&nbsp;– mehr als Nährstoffe</a>, Verantwortungsvolle Landwirtschaft.</p><p>3 Walther, G., <a href="https://www.20min.ch/story/so-wollen-behoerden-den-zugersee-wieder-gesund-machen-605593816693" target="_blank" rel=" noopener">So wollen Behörden Zugersee wieder gesund machen</a>, 20 Minuten, 22. Dezember 2022.</p><p>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/tierische-duenger?language=de" target="_blank" rel=" noopener">Tierischer Dünger und seine Auswirkungen auf die Umwelt</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/artenvielfalt?language=de" target="_blank" rel=" noopener">Über Artenvielfalt</a></li></ul></div> Fri, 24 Feb 2023 14:23:29 +0000 Vivian 3955 at https://www.swissveg.ch