Drupal blog posts https://www.swissveg.ch/de de Fleischalternativen: gesünder als angenommen https://www.swissveg.ch/de/leitfaden-verarbeitete-lebensmittel <span>Fleischalternativen: gesünder als angenommen</span> <span><span lang="" about="/de/user/3027" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Sarah</span></span> <span>9. Juni 2025 - 9:20</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Fleischalternativen werden häufig als ungesund abgestempelt, da der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel mit einem erhöhten Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen in Verbindung gebracht wird. Ein neuer Leitfaden<span class="fussnotenlink"><sup>1</sup></span> der Physicians Association for Nutrition (PAN International) und dem Good Food Institute Europe (GFI Europe) zeigt, weshalb eine differenzierte Betrachtung notwendig ist.&nbsp;</p><h2>Was sind ultrahochverarbeitete Lebensmittel (UPF)?</h2><p>Ultrahochverarbeitete Produkte (UPF) sind Lebensmittel, die industriell hergestellt werden und durch den Einsatz zahlreicher Zutaten sowie komplexer Verarbeitungsschritte gekennzeichnet sind. Dazu zählen beispielsweise Wurstwaren und Süssgetränke – aber auch manche pflanzliche Fleischalternativen. Die Einordnung erfolgt anhand der sogenannten Nova-Klassifikation, die den Verarbeitungsgrad bewertet, dabei jedoch die Nährstoffqualität ausser Acht lässt. Daher stösst die Nova-Klassifikation bei Fachleuten auf Kritik, und es wird eine Überarbeitung der Bewertungsmethodik gefordert. Sie ist auch nicht die einzige Möglichkeit, um Lebensmittel zu beurteilen. Andere Ansätze berücksichtigen beispielsweise den Nährstoffgehalt oder die Zutatenliste, um eine umfassendere Einschätzung der Lebensmittelqualität zu ermöglichen.&nbsp;</p><h3>Die Nova-Klassifikation gliedert Lebensmittel in vier Gruppen:<span class="fussnotenlink"><sup>2</sup></span></h3><p><strong>Gruppe 1:</strong> «Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel» – z.B. Vollkorngetreide, Früchte, Gemüse, Linsen, Nüsse &amp; Samen, getrocknete Früchte, frischer oder pasteurisierter Fruchtsaft, getrocknete oder frische Pasta, Kaffee.<br><strong>Gruppe 2:</strong> «Verarbeitete kulinarische Zutaten» – z.B. Salz, Zucker, Öle.<br><strong>Gruppe 3:</strong> «Verarbeitete Lebensmittel» – z.B. konservierte Hülsenfrüchte, gebackenes Brot, &nbsp;gesalzene Nüsse, Tomatenextrakte mit Salz und/oder Zucker, Speck, Rindfleisch-Jerky, &nbsp;konservierter Fisch.<br><strong>Gruppe 4</strong>: «Hochverarbeitete Lebensmittel» – dazu zählen Fertigprodukte wie Chips, Süssigkeiten, Süssgetränke sowie viele pflanzliche Fleischalternativen.</p><h2>Was unterscheidet Fleischalternativen von anderen verarbeiteten Produkten?</h2><p>Viele pflanzliche Fleischalternativen wie vegane Burger, Würste oder Steaks gehören zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln. Die AutorInnen des Leitfadens betonen jedoch die deutlichen Unterschiede in ihrer Zusammensetzung und Nährstoffqualität: Sie liefern Protein und Nahrungsfasern, enthalten aber wenig gesättigte Fettsäuren und Kalorien. Ganz im Gegenteil zu anderen hochverarbeiteten Lebensmitteln, die meist kalorienreich bei gleichzeitig geringem Nährstoffgehalt sind und grosse Mengen an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker liefern. Dies hat Konsequenzen für die Gesundheit: In zahlreiche Beobachtungstudien wurde ein Zusammenhang zwischen einem hohem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel und einem erhöhten Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Übergewicht beobachtet. Von den hochverarbeiteten Lebensmittel sind es insbesondere verarbeitete Fleischprodukte die am stärksten mit einem erhöhten Krankheitsrisiko assoziiert werden. Genau deshalb ist es wichtig, die Debatte um hochverarbeitete Lebensmittel differenziert zu führen. Denn auch wenn pflanzliche Fleischersatzprodukte ebenfalls zu dieser Gruppe zählen, zeigen Studien, dass der Austausch von verarbeitetem Fleisch durch vegane Fleischalternativen einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben kann: Sie können den Cholesterinspiegel verbessern, zu einem moderatem Gewichtsverlust beitragen und die Qualität der Ernährung steigern, da sie unter anderem gesundheitsfördernde Nahrungsfasern enthalten. Die Produkte sind somit insbesondere für Menschen, die nicht auf ein fleischähnliches Genusserlebnis verzichten möchten, eine gesündere Wahl als das tierische Pendant.&nbsp;</p><h3>Tipps beim Einkauf</h3><p>Auch wenn Fleischalternativen in der Regel über vorteilhafte Nährwertprofile verfügen, gibt zwischen den einzelnen Produkten grosse Unterschiede. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste. Wer besonders gesunde Alternativprodukte möchte, kann folgendes berücksichtigen:</p><ul style="-webkit-text-stroke-width:0px;background-color:rgb(255, 255, 255);box-sizing:border-box;color:rgb(0, 0, 0);font-family:&quot;Open Sans&quot;, sans-serif;font-size:18px;font-style:normal;font-variant-caps:normal;font-variant-ligatures:normal;font-weight:400;letter-spacing:normal;margin:0px 0px 10px;orphans:2;padding-left:30px;text-align:start;text-decoration-color:initial;text-decoration-style:initial;text-decoration-thickness:initial;text-indent:0px;text-transform:none;white-space:normal;widows:2;word-spacing:0px;"><li style="box-sizing:border-box;font-family:&quot;Open Sans&quot;, sans-serif;list-style:inherit;">Proteingehalt: ≥ 10 g / 100 g</li><li style="box-sizing:border-box;font-family:&quot;Open Sans&quot;, sans-serif;list-style:inherit;">Fettgehalt: ≤ 10 g / 100 g</li><li style="box-sizing:border-box;font-family:&quot;Open Sans&quot;, sans-serif;list-style:inherit;">Salzgehalt: ≤ 1 g / 100 g</li></ul><h2>Fazit: Mehr als nur der Verarbeitungsgrad zählt</h2><p>Pflanzliche Fleischalternativen sind gesünder als verarbeitete Fleischprodukte und werden in der Debatte um hochverarbeitete Lebensmittel oft zu Unrecht pauschal abgewertet. Bei sorgfältiger Auswahl können sie eine sinnvolle Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung sein. Die AutorInnen des Leitfadens betonen, dass Lebensmittelverarbeitung nicht grundsätzlich negativ zu bewerten sei. Bestimmte Zubereitungsmethoden können sogar die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen verbessern. Wichtig ist deshalb eine ausgewogene Betrachtung: Bei Ernährungsempfehlungen sollten sowohl der Verarbeitungsgrad als auch die Nährwertzusammensetzung berücksichtigt werden.</p><p>Während die wissenschaftliche Datenlage bezüglich des vorteilhaften Nährstoffprofils von veganen Fleischalternativen eindeutig ist, gibt es dennoch noch offene Fragen bezüglich der Wirkungsweise von anderen hochverarbeiteten Zutaten auf den menschlichen Körper. So argumentieren manche Forschende, dass nicht nur hohe Gehalte an Kalorien, Salz oder Zucker schädlich sei – sondern die hohe Verarbeitung an sich. Diskutiert wird etwa der Einfluss auf das Darmmikrobiom sowie Auswirkungen auf das Sättigungsgefühl. Doch insgesamt gilt: Vegane Fleischalternativen können eine wertvolle Ergänzung einer ausgewogenen pflanzliche Ernährung sein. Davon können insbesondere FlexitarierInnen profitieren, da sie durch den bewussten Ersatz von Fleisch durch hochwertige pflanzliche Alternativen eine gesündere Wahl treffen können.&nbsp;</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p><sup>1</sup> Williams, A., Tummers, J., Alessandrini, R., Good Food Institute Europe &amp; Physicians Association for Nutrition. (o.&nbsp;D.). Plant-Based Meat and Ultra-Processed Foods: What Healthcare Professionals Need to Know.</p><p><sup>2&nbsp;</sup> EduChange, NUPENS &amp; Center For Epidemiological Studies in Health And Nutrition, S. O. P. H., University Of Sao Paulo. (2018). Food, Nutrition &amp; Fitness I: The Digestion Journey Begins with Food Choices. In NOVA Food Classification System. <a href="https://ecuphysicians.ecu.edu/wp-content/pv-uploads/sites/78/2021/07/NOVA-Classification-Reference-Sheet.pdf">https://ecuphysicians.ecu.edu/wp-content/pv-uploads/sites/78/2021/07/NOVA-Classification-Reference-Sheet.pdf</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/vegane-lebensmittel" target="_blank">Vegane Lebensmittel - gesund oder nicht?</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/vegane-proteine" target="_blank">Vegane Proteine</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/ausgewogen" target="_blank">So geht eine ausgewogene Ernährung</a></li><li><a href="https://pan-int.org/news/blog-post-title-one-h42r8-4z5ks-txgfj-4k9db-pxn4x-cnrwj-ze6ad-e2dzh-kfspk-r47b3" target="_blank">Der Leitfaden von PAN International und GFI Europe</a></li></ul><p>&nbsp;</p></div> Mon, 09 Jun 2025 07:20:14 +0000 Sarah 4139 at https://www.swissveg.ch Fleischalternativen: gesünder als angenommen https://www.swissveg.ch/de/leitfaden-verarbeitete-lebensmittel <span>Fleischalternativen: gesünder als angenommen</span> <span><span lang="" about="/de/user/3027" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Sarah</span></span> <span>9. Juni 2025 - 9:20</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Fleischalternativen werden häufig als ungesund abgestempelt, da der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel mit einem erhöhten Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen in Verbindung gebracht wird. Ein neuer Leitfaden<span class="fussnotenlink"><sup>1</sup></span> der Physicians Association for Nutrition (PAN International) und dem Good Food Institute Europe (GFI Europe) zeigt, weshalb eine differenzierte Betrachtung notwendig ist.&nbsp;</p><h2>Was sind ultrahochverarbeitete Lebensmittel (UPF)?</h2><p>Ultrahochverarbeitete Produkte (UPF) sind Lebensmittel, die industriell hergestellt werden und durch den Einsatz zahlreicher Zutaten sowie komplexer Verarbeitungsschritte gekennzeichnet sind. Dazu zählen beispielsweise Wurstwaren und Süssgetränke – aber auch manche pflanzliche Fleischalternativen. Die Einordnung erfolgt anhand der sogenannten Nova-Klassifikation, die den Verarbeitungsgrad bewertet, dabei jedoch die Nährstoffqualität ausser Acht lässt. Daher stösst die Nova-Klassifikation bei Fachleuten auf Kritik, und es wird eine Überarbeitung der Bewertungsmethodik gefordert. Sie ist auch nicht die einzige Möglichkeit, um Lebensmittel zu beurteilen. Andere Ansätze berücksichtigen beispielsweise den Nährstoffgehalt oder die Zutatenliste, um eine umfassendere Einschätzung der Lebensmittelqualität zu ermöglichen.&nbsp;</p><h3>Die Nova-Klassifikation gliedert Lebensmittel in vier Gruppen:<span class="fussnotenlink"><sup>2</sup></span></h3><p><strong>Gruppe 1:</strong> «Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel» – z.B. Vollkorngetreide, Früchte, Gemüse, Linsen, Nüsse &amp; Samen, getrocknete Früchte, frischer oder pasteurisierter Fruchtsaft, getrocknete oder frische Pasta, Kaffee.<br><strong>Gruppe 2:</strong> «Verarbeitete kulinarische Zutaten» – z.B. Salz, Zucker, Öle.<br><strong>Gruppe 3:</strong> «Verarbeitete Lebensmittel» – z.B. konservierte Hülsenfrüchte, gebackenes Brot, &nbsp;gesalzene Nüsse, Tomatenextrakte mit Salz und/oder Zucker, Speck, Rindfleisch-Jerky, &nbsp;konservierter Fisch.<br><strong>Gruppe 4</strong>: «Hochverarbeitete Lebensmittel» – dazu zählen Fertigprodukte wie Chips, Süssigkeiten, Süssgetränke sowie viele pflanzliche Fleischalternativen.</p><h2>Was unterscheidet Fleischalternativen von anderen verarbeiteten Produkten?</h2><p>Viele pflanzliche Fleischalternativen wie vegane Burger, Würste oder Steaks gehören zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln. Die AutorInnen des Leitfadens betonen jedoch die deutlichen Unterschiede in ihrer Zusammensetzung und Nährstoffqualität: Sie liefern Protein und Nahrungsfasern, enthalten aber wenig gesättigte Fettsäuren und Kalorien. Ganz im Gegenteil zu anderen hochverarbeiteten Lebensmitteln, die meist kalorienreich bei gleichzeitig geringem Nährstoffgehalt sind und grosse Mengen an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker liefern. Dies hat Konsequenzen für die Gesundheit: In zahlreiche Beobachtungstudien wurde ein Zusammenhang zwischen einem hohem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel und einem erhöhten Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Übergewicht beobachtet. Von den hochverarbeiteten Lebensmittel sind es insbesondere verarbeitete Fleischprodukte die am stärksten mit einem erhöhten Krankheitsrisiko assoziiert werden. Genau deshalb ist es wichtig, die Debatte um hochverarbeitete Lebensmittel differenziert zu führen. Denn auch wenn pflanzliche Fleischersatzprodukte ebenfalls zu dieser Gruppe zählen, zeigen Studien, dass der Austausch von verarbeitetem Fleisch durch vegane Fleischalternativen einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben kann: Sie können den Cholesterinspiegel verbessern, zu einem moderatem Gewichtsverlust beitragen und die Qualität der Ernährung steigern, da sie unter anderem gesundheitsfördernde Nahrungsfasern enthalten. Die Produkte sind somit insbesondere für Menschen, die nicht auf ein fleischähnliches Genusserlebnis verzichten möchten, eine gesündere Wahl als das tierische Pendant.&nbsp;</p><h3>Tipps beim Einkauf</h3><p>Auch wenn Fleischalternativen in der Regel über vorteilhafte Nährwertprofile verfügen, gibt zwischen den einzelnen Produkten grosse Unterschiede. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste. 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Bei sorgfältiger Auswahl können sie eine sinnvolle Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung sein. Die AutorInnen des Leitfadens betonen, dass Lebensmittelverarbeitung nicht grundsätzlich negativ zu bewerten sei. Bestimmte Zubereitungsmethoden können sogar die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen verbessern. Wichtig ist deshalb eine ausgewogene Betrachtung: Bei Ernährungsempfehlungen sollten sowohl der Verarbeitungsgrad als auch die Nährwertzusammensetzung berücksichtigt werden.</p><p>Während die wissenschaftliche Datenlage bezüglich des vorteilhaften Nährstoffprofils von veganen Fleischalternativen eindeutig ist, gibt es dennoch noch offene Fragen bezüglich der Wirkungsweise von anderen hochverarbeiteten Zutaten auf den menschlichen Körper. So argumentieren manche Forschende, dass nicht nur hohe Gehalte an Kalorien, Salz oder Zucker schädlich sei – sondern die hohe Verarbeitung an sich. Diskutiert wird etwa der Einfluss auf das Darmmikrobiom sowie Auswirkungen auf das Sättigungsgefühl. Doch insgesamt gilt: Vegane Fleischalternativen können eine wertvolle Ergänzung einer ausgewogenen pflanzliche Ernährung sein. Davon können insbesondere FlexitarierInnen profitieren, da sie durch den bewussten Ersatz von Fleisch durch hochwertige pflanzliche Alternativen eine gesündere Wahl treffen können.&nbsp;</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p><sup>1</sup> Williams, A., Tummers, J., Alessandrini, R., Good Food Institute Europe &amp; Physicians Association for Nutrition. (o.&nbsp;D.). Plant-Based Meat and Ultra-Processed Foods: What Healthcare Professionals Need to Know.</p><p><sup>2&nbsp;</sup> EduChange, NUPENS &amp; Center For Epidemiological Studies in Health And Nutrition, S. O. P. H., University Of Sao Paulo. (2018). Food, Nutrition &amp; Fitness I: The Digestion Journey Begins with Food Choices. In NOVA Food Classification System. <a href="https://ecuphysicians.ecu.edu/wp-content/pv-uploads/sites/78/2021/07/NOVA-Classification-Reference-Sheet.pdf">https://ecuphysicians.ecu.edu/wp-content/pv-uploads/sites/78/2021/07/NOVA-Classification-Reference-Sheet.pdf</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/vegane-lebensmittel" target="_blank">Vegane Lebensmittel - gesund oder nicht?</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/vegane-proteine" target="_blank">Vegane Proteine</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/ausgewogen" target="_blank">So geht eine ausgewogene Ernährung</a></li><li><a href="https://pan-int.org/news/blog-post-title-one-h42r8-4z5ks-txgfj-4k9db-pxn4x-cnrwj-ze6ad-e2dzh-kfspk-r47b3" target="_blank">Der Leitfaden von PAN International und GFI Europe</a></li></ul><p>&nbsp;</p></div> Mon, 09 Jun 2025 07:20:14 +0000 Sarah 4139 at https://www.swissveg.ch Bioaktives Vitamin B12 aus Spirulina https://www.swissveg.ch/de/bioaktives-vitamin-b12-spirulina <span>Bioaktives Vitamin B12 aus Spirulina</span> <span><span lang="" about="/de/user/2398" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Christine</span></span> <span>5. Juni 2025 - 10:55</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Vitamin B<sub>12</sub> ist lebenswichtig. Nicht nur bei einer veganen Ernährung können Mängel auftreten, sondern auch bei einer omnivoren Ernährung. Dies unterstreicht die Wichtigkeit für zuverlässige Vitamin-B12-Quellen. Die neuste Forschung zeigt, dass speziell gezüchtete Spirulina diesbezüglich grosses Potenzial bieten. </p><h2>Woher kommt Vitamin B<sub>12</sub>?</h2><p>Vitamin B<sub>12</sub> wird von Mikroorganismen, hauptsächlich von Bakterien produziert. Da solche Bakterien auch in (unbelasteten) Böden vorkommen, erhielten in früheren Zeiten Pflanzen nennenswerte Mengen an Vitamin B<sub>12</sub> – heute ist dies aber nicht mehr der Fall. In Fleisch, Milch und Eiern kommt Vitamin B<sub>12</sub> vor, weil es über Mikroorganismen im Dickdarm der Tiere gebildet oder über die Nahrung aufgenommen wird. Das Vitamin wird dabei oftmals direkt ins Futter gemischt. Heute geht man davon aus, dass durch eine rein pflanzliche Ernährungsweise in westlichen Industriestaaten kaum Vitamin B<sub>12</sub> aufgenommen wird. Doch auch eine omnivore Ernährung schützt nicht vor einem Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel. </p><h2>Verbreiteter Mangel</h2><p>In der Schweiz weisen insbesondere Frauen in der deutschen Sprachregion eine zu niedrige Vitamin-B<sub>12</sub>-Zufuhr auf.<span class="fussnotenlink">1</span> Der Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel stellt zudem ein weltweites Problem dar: Beispielweise sind in Lateinamerika 40 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, in Kenia 70 Prozent der Schulkinder und in Indien 80 Prozent der Kleinkinder im Vorschulalter.<span class="fussnotenlink">2</span> Neben der Annahme, dass nur bei vegan lebenden Personen ein Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel vorliegen kann, ranken sich weitere Mythen um das Vitamin. So wird etwa behauptet, dass bestimmte pflanzliche Lebensmittel wie Bier und Algen Vitamin B<sub>12</sub> enthalten. Meist handelt es sich jedoch um inaktive Vitamin-B<sub>12</sub>-Analoga, die der Körper nicht verwerten kann und die Aufnahme von aktivem Vitamin B<sub>12</sub> sogar behindern. Zwar enthalten vereinzelte pflanzliche Lebensmittel wie bestimmte Algen tatsächlich geringe Mengen an aktivem Vitamin B<sub>12</sub>, doch diese reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.<span class="fussnotenlink">3</span></p><h2>Innovative Spirulina-Züchtung</h2><p>Eine Ausnahme stellt jedoch eine neue Spirulina-Züchtung dar, die in Photobioreaktoren kultiviert wird. In einer experimentellen Studie konnte darin aktives Vitamin B<sub>12</sub> nachgewiesen werden.<span class="fussnotenlink">4</span> Die in Island durchgeführte Studie zeigt, dass diese Spirulina-Züchtung mit 1,64 μg pro 100 g vergleichbare Mengen an Vitamin B<sub>12</sub> enthält wie Rindfleisch mit 0,7 bis 2,0 μg pro 100 g. Zudem enthält Spirulina weitere wertvolle Nährstoffe, wie essenzielle Aminosäuren (Proteine), Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Laut den Forschenden könnte die neue Spirulina-Züchtung einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Vitamin-B<sub>12</sub>-Versorgung leisten. Allein in Island könnten jährlich etwa 277 950 Tonnen Spirulina produziert werden, wenn dafür die derzeit von der Schwerindustrie genutzte Elektrizität verwendet würde. Dies entspräche etwa 4 555 g aktivem Vitamin B<sub>12</sub> pro Jahr – genug, um den jährlichen Vitamin-B<sub>12</sub>-Bedarf von über 13,8 Millionen Kindern im Alter von ein bis drei Jahren zu decken. </p><p class="zitat">Schon gewusst? Bei Spirulina handelt es sich streng genommen nicht um eine Alge, sondern um Bakterien, sogenannte Cyanobakterien. Diese sind umgangssprachlich auch als «Blaualgen» bekannt.<span class="fussnotenlink">5</span></p><figure role="group"><img alt="" data-entity-type="file" data-entity-uuid="a205ec30-01bf-45f7-a85b-dd3521584106" height="650" src="/sites/swissveg.ch/files/Bioreaktor.jpg" width="72.28%" /><figcaption>Photobioreaktoren sind geschlossene und beleuchtete Tanks, die zur kontrollierten Zucht von Biomasse wie Bakterien oder Algen genutzt werden.</figcaption></figure><h2>Alternative zu Supplementen?</h2><p>Die Spirulina-Züchtung ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht eine vielversprechende Alternative zu Rindfleisch und anderen tierischen Produkten. Laut den Forschenden birgt der Verzehr von Rindfleisch zahlreiche gesundheitliche Risiken, während Spirulina potenzielle Vorteile bietet. So wird die Supplementation mit Spirulina beispielsweise mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes in Verbindung gebracht.<span class="fussnotenlink">6</span> Es ist wichtig, zu beachten, dass bisher nur eine Studie zur neuen Spirulina-Züchtung vorliegt und weitere Forschung erforderlich ist, bevor sie als zuverlässige Alternative zu herkömmlichen Vitamin-B<sub>12</sub>-Supplementen Verwendung findet. Zudem ist die Dosierung momentan noch als irrelevant einzustufen, da knapp ein halbes Kilo Spirulina-Pulver zweimal täglich konsumiert werden müsste, um den Vitamin-B<sub>12</sub>-Bedarf zu decken. Daher stellen Vitamin-B<sub>12</sub>-Präparate wie Tabletten, Fruchtgummis, Zahnpasta, Tropfen oder Sprays derzeit die verlässlichste Quelle dar.<br /> </p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). (2021). Schweizer Ernährungsbulletin 2021: Wie gut ist die Bevölkerung der Schweiz mit Mikronährstoffen versorgt? <a href="https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/mikronaehrstoffe.pdf.download.pdf/8.%20Mikronaehrstoffe%20DE.pdf" target="_blank">www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/mikronaehrstoffe.pdf.download.pdf/8.%20Mikronaehrstoffe%20DE.pdf</a></li><li>Hunt, A., Harrington, D. &amp; Robinson, S. (2014). Vitamin B12 deficiency. BMJ, 349(sep04 1), g5226. <a href="https://doi.org/10.1136/bmj.g5226" target="_blank">doi.org/10.1136/bmj.g5226</a></li><li>Vitamin B12: Versorgung bei veganer Ernährung. (2024, 5. März). Vegane Gesellschaft Österreich. <a href="http://www.vegan.at/inhalt/vitamin-b12-versorgung-bei-veganer-ernahrung">www.vegan.at/inhalt/vitamin-b12-versorgung-bei-veganer-ernahrung</a></li><li>Tzachor, A., Van den Oever, S. P., Mayer, H. K., Asfur, M., Smidt-Jensen, A., Geirsdóttir, M., Jensen, S. &amp; Smárason, B. O. (2024). Photonic management of Spirulina (Arthrospira platensis) in scalable photobioreactors to achieve biologically active unopposed vitamin B12. Discover Food, 4(1). <a href="https://doi.org/10.1007/s44187-024-00152-1" target="_blank">doi.org/10.1007/s44187-024-00152-1</a></li><li>Gogna, S., Kaur, J., Sharma, K., Prasad, R., Singh, J., Bhadariya, V., Kumar, P. &amp; Jarial, S. (2023). Spirulina- An Edible Cyanobacterium with Potential Therapeutic Health Benefits and Toxicological Consequences. Journal Of The American. Nutrition Association, 42(6), 559–572. <a href="https://doi.org/10.1080/27697061.2022.2103852" target="_blank">doi.org/10.1080/27697061.2022.2103852</a></li><li>Prete, V., Abate, A. C., Di Pietro, P., De Lucia, M., Vecchione, C. &amp; Carrizzo, A. (2024). Beneficial Effects of Spirulina Supplementation in the Management of Cardiovascular Diseases. Nutrients, 16(5), 642. <a href="https://doi.org/10.3390/nu16050642" target="_blank">doi.org/10.3390/nu16050642</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/VitaminB12" title="B12">Vitamin B12</a></li><li>Infobroschüre: <a href="https://bc.pressmatrix.com/de/profiles/b6b0b8c11377/editions/93b87b7c99a619965eb0">Vegan für die Gesundheit</a></li><li>Infobroschüre: <a href="https://bc.pressmatrix.com/de/profiles/b6b0b8c11377/editions/02f3669b0ffd447fa341">Vegan für die Umwelt</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/thg">Treibhauseffekt verschiedener Ernährungsweisen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/wasserverbrauch?language=de">Wasserverbrauch tierischer Lebensmittel</a></li></ul></div> Thu, 05 Jun 2025 08:55:54 +0000 Christine 4141 at https://www.swissveg.ch Bioaktives Vitamin B12 aus Spirulina https://www.swissveg.ch/de/bioaktives-vitamin-b12-spirulina <span>Bioaktives Vitamin B12 aus Spirulina</span> <span><span lang="" about="/de/user/2398" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Christine</span></span> <span>5. Juni 2025 - 10:55</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Vitamin B<sub>12</sub> ist lebenswichtig. Nicht nur bei einer veganen Ernährung können Mängel auftreten, sondern auch bei einer omnivoren Ernährung. Dies unterstreicht die Wichtigkeit für zuverlässige Vitamin-B12-Quellen. Die neuste Forschung zeigt, dass speziell gezüchtete Spirulina diesbezüglich grosses Potenzial bieten. </p><h2>Woher kommt Vitamin B<sub>12</sub>?</h2><p>Vitamin B<sub>12</sub> wird von Mikroorganismen, hauptsächlich von Bakterien produziert. Da solche Bakterien auch in (unbelasteten) Böden vorkommen, erhielten in früheren Zeiten Pflanzen nennenswerte Mengen an Vitamin B<sub>12</sub> – heute ist dies aber nicht mehr der Fall. In Fleisch, Milch und Eiern kommt Vitamin B<sub>12</sub> vor, weil es über Mikroorganismen im Dickdarm der Tiere gebildet oder über die Nahrung aufgenommen wird. Das Vitamin wird dabei oftmals direkt ins Futter gemischt. Heute geht man davon aus, dass durch eine rein pflanzliche Ernährungsweise in westlichen Industriestaaten kaum Vitamin B<sub>12</sub> aufgenommen wird. Doch auch eine omnivore Ernährung schützt nicht vor einem Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel. </p><h2>Verbreiteter Mangel</h2><p>In der Schweiz weisen insbesondere Frauen in der deutschen Sprachregion eine zu niedrige Vitamin-B<sub>12</sub>-Zufuhr auf.<span class="fussnotenlink">1</span> Der Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel stellt zudem ein weltweites Problem dar: Beispielweise sind in Lateinamerika 40 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, in Kenia 70 Prozent der Schulkinder und in Indien 80 Prozent der Kleinkinder im Vorschulalter.<span class="fussnotenlink">2</span> Neben der Annahme, dass nur bei vegan lebenden Personen ein Vitamin-B<sub>12</sub>-Mangel vorliegen kann, ranken sich weitere Mythen um das Vitamin. So wird etwa behauptet, dass bestimmte pflanzliche Lebensmittel wie Bier und Algen Vitamin B<sub>12</sub> enthalten. Meist handelt es sich jedoch um inaktive Vitamin-B<sub>12</sub>-Analoga, die der Körper nicht verwerten kann und die Aufnahme von aktivem Vitamin B<sub>12</sub> sogar behindern. Zwar enthalten vereinzelte pflanzliche Lebensmittel wie bestimmte Algen tatsächlich geringe Mengen an aktivem Vitamin B<sub>12</sub>, doch diese reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.<span class="fussnotenlink">3</span></p><h2>Innovative Spirulina-Züchtung</h2><p>Eine Ausnahme stellt jedoch eine neue Spirulina-Züchtung dar, die in Photobioreaktoren kultiviert wird. In einer experimentellen Studie konnte darin aktives Vitamin B<sub>12</sub> nachgewiesen werden.<span class="fussnotenlink">4</span> Die in Island durchgeführte Studie zeigt, dass diese Spirulina-Züchtung mit 1,64 μg pro 100 g vergleichbare Mengen an Vitamin B<sub>12</sub> enthält wie Rindfleisch mit 0,7 bis 2,0 μg pro 100 g. Zudem enthält Spirulina weitere wertvolle Nährstoffe, wie essenzielle Aminosäuren (Proteine), Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Laut den Forschenden könnte die neue Spirulina-Züchtung einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Vitamin-B<sub>12</sub>-Versorgung leisten. Allein in Island könnten jährlich etwa 277 950 Tonnen Spirulina produziert werden, wenn dafür die derzeit von der Schwerindustrie genutzte Elektrizität verwendet würde. Dies entspräche etwa 4 555 g aktivem Vitamin B<sub>12</sub> pro Jahr – genug, um den jährlichen Vitamin-B<sub>12</sub>-Bedarf von über 13,8 Millionen Kindern im Alter von ein bis drei Jahren zu decken. </p><p class="zitat">Schon gewusst? Bei Spirulina handelt es sich streng genommen nicht um eine Alge, sondern um Bakterien, sogenannte Cyanobakterien. Diese sind umgangssprachlich auch als «Blaualgen» bekannt.<span class="fussnotenlink">5</span></p><figure role="group"><img alt="" data-entity-type="file" data-entity-uuid="a205ec30-01bf-45f7-a85b-dd3521584106" height="650" src="/sites/swissveg.ch/files/Bioreaktor.jpg" width="72.28%" /><figcaption>Photobioreaktoren sind geschlossene und beleuchtete Tanks, die zur kontrollierten Zucht von Biomasse wie Bakterien oder Algen genutzt werden.</figcaption></figure><h2>Alternative zu Supplementen?</h2><p>Die Spirulina-Züchtung ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht eine vielversprechende Alternative zu Rindfleisch und anderen tierischen Produkten. Laut den Forschenden birgt der Verzehr von Rindfleisch zahlreiche gesundheitliche Risiken, während Spirulina potenzielle Vorteile bietet. So wird die Supplementation mit Spirulina beispielsweise mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes in Verbindung gebracht.<span class="fussnotenlink">6</span> Es ist wichtig, zu beachten, dass bisher nur eine Studie zur neuen Spirulina-Züchtung vorliegt und weitere Forschung erforderlich ist, bevor sie als zuverlässige Alternative zu herkömmlichen Vitamin-B<sub>12</sub>-Supplementen Verwendung findet. Zudem ist die Dosierung momentan noch als irrelevant einzustufen, da knapp ein halbes Kilo Spirulina-Pulver zweimal täglich konsumiert werden müsste, um den Vitamin-B<sub>12</sub>-Bedarf zu decken. Daher stellen Vitamin-B<sub>12</sub>-Präparate wie Tabletten, Fruchtgummis, Zahnpasta, Tropfen oder Sprays derzeit die verlässlichste Quelle dar.<br /> </p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). (2021). Schweizer Ernährungsbulletin 2021: Wie gut ist die Bevölkerung der Schweiz mit Mikronährstoffen versorgt? <a href="https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/mikronaehrstoffe.pdf.download.pdf/8.%20Mikronaehrstoffe%20DE.pdf" target="_blank">www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/mikronaehrstoffe.pdf.download.pdf/8.%20Mikronaehrstoffe%20DE.pdf</a></li><li>Hunt, A., Harrington, D. &amp; Robinson, S. (2014). Vitamin B12 deficiency. BMJ, 349(sep04 1), g5226. <a href="https://doi.org/10.1136/bmj.g5226" target="_blank">doi.org/10.1136/bmj.g5226</a></li><li>Vitamin B12: Versorgung bei veganer Ernährung. (2024, 5. März). Vegane Gesellschaft Österreich. <a href="http://www.vegan.at/inhalt/vitamin-b12-versorgung-bei-veganer-ernahrung">www.vegan.at/inhalt/vitamin-b12-versorgung-bei-veganer-ernahrung</a></li><li>Tzachor, A., Van den Oever, S. P., Mayer, H. K., Asfur, M., Smidt-Jensen, A., Geirsdóttir, M., Jensen, S. &amp; Smárason, B. O. (2024). Photonic management of Spirulina (Arthrospira platensis) in scalable photobioreactors to achieve biologically active unopposed vitamin B12. Discover Food, 4(1). <a href="https://doi.org/10.1007/s44187-024-00152-1" target="_blank">doi.org/10.1007/s44187-024-00152-1</a></li><li>Gogna, S., Kaur, J., Sharma, K., Prasad, R., Singh, J., Bhadariya, V., Kumar, P. &amp; Jarial, S. (2023). Spirulina- An Edible Cyanobacterium with Potential Therapeutic Health Benefits and Toxicological Consequences. Journal Of The American. Nutrition Association, 42(6), 559–572. <a href="https://doi.org/10.1080/27697061.2022.2103852" target="_blank">doi.org/10.1080/27697061.2022.2103852</a></li><li>Prete, V., Abate, A. C., Di Pietro, P., De Lucia, M., Vecchione, C. &amp; Carrizzo, A. (2024). Beneficial Effects of Spirulina Supplementation in the Management of Cardiovascular Diseases. Nutrients, 16(5), 642. <a href="https://doi.org/10.3390/nu16050642" target="_blank">doi.org/10.3390/nu16050642</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/VitaminB12" title="B12">Vitamin B12</a></li><li>Infobroschüre: <a href="https://bc.pressmatrix.com/de/profiles/b6b0b8c11377/editions/93b87b7c99a619965eb0">Vegan für die Gesundheit</a></li><li>Infobroschüre: <a href="https://bc.pressmatrix.com/de/profiles/b6b0b8c11377/editions/02f3669b0ffd447fa341">Vegan für die Umwelt</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/thg">Treibhauseffekt verschiedener Ernährungsweisen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/wasserverbrauch?language=de">Wasserverbrauch tierischer Lebensmittel</a></li></ul></div> Thu, 05 Jun 2025 08:55:54 +0000 Christine 4141 at https://www.swissveg.ch Neue Ernährungsstrategie: Der Bund setzt auf pflanzliche Ernährung https://www.swissveg.ch/de/schweizer-ernaehrungsstrategie-2025-2032 <span>Neue Ernährungsstrategie: Der Bund setzt auf pflanzliche Ernährung</span> <span><span lang="" about="/de/user/2398" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Christine</span></span> <span>2. Juni 2025 - 10:24</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Der Bund hat seine neue Ernährungsstrategie 2025–2032 vorgestellt. Sie verfolgt das Ziel, nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren und gleichzeitig den ökologischen Fussabdruck der Ernährung zu verringern. Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die Förderung einer pflanzlichen Ernährung.</p><h2>Ziel der Ernährungsstrategie</h2><p>Mit der neuen Ernährungsstrategie 2025–2032 plant das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), allen in der Schweiz lebenden Menschen eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung zu ermöglichen. Die Strategie benennt verschiedene Massnahmen – von Bildung über Forschung bis hin zu politischen Rahmenbedingungen.<span class="fussnotenlink">1</span></p><p>Konkret sollen:</p><ul><li>nichtübertragbare Krankheiten reduziert,</li><li>Umwelt- und Klimaziele berücksichtigt</li><li>und die Zusammenarbeit der Akteure aus Politik, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen gestärkt werden.&nbsp;&nbsp;</li></ul><p>Eines der sechs Ziele umfasst dabei die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung – sie wird erstmals explizit als Handlungsfeld genannt. Wie die konkreten Massnahmen dazu aussehen werden, ist noch offen. Der entsprechende Aktionsplan soll Ende 2025 veröffentlicht werden.</p><h2>Warum pflanzenbasiert?</h2><p>Die nationale Ernährungserhebung zeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung unausgewogen ernährt: Es werden zu viel Fleisch und tierische Fette, und zu wenig Früchte, Gemüse, hochwertige Pflanzenöle, Nüsse, Samen, Kerne und Hülsenfrüchte konsumiert.<span class="fussnotenlink">2</span> Daher setzt der Bund verstärkt auf eine pflanzliche Ernährung. Das zeigt sich auch in den 2024 <a href="https://www.swissveg.ch/de/neue-ernaehrungsempfehlungen" title="Neue Ernährungsempfehlungen">aktualisierten Ernährungsempfehlungen</a>, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) erarbeitet wurden. Pflanzliche Proteinquellen rückten dabei stärker in den Fokus.<span class="fussnotenlink">3</span> Damit folgt die Schweiz dem internationalen Trend, ökologische Aspekte in die Ernährungsempfehlungen zu integrieren.</p><p>Internationale Studien kommen zum Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung zentral ist, um sowohl die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern als auch die Umweltbelastung zu senken. Die <a href="https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/" target="_blank" title="Planetary Health Diet">Planetary Health Diet</a> der EAT-Lancet-Kommission zeigt exemplarisch, wie eine Ernährung gestaltet sein kann, die sowohl die menschliche Gesundheit fördert als auch die planetaren Belastungsgrenzen einhält. Sie empfiehlt deutlich weniger Fleisch und andere tierische Produkte – und legt den Fokus stattdessen auf Hülsenfrüchte, Gemüse, Früchte, Nüsse und Vollkornprodukte, ganz im Einklang mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen des Schweizer Bundes.<span class="fussnotenlink">4</span></p><h2>Agrarpolitik, Food Waste, Aufklärung</h2><p>Ein bedeutender Aspekt der Strategie ist die angekündigte Verknüpfung mit der Agrarpolitik. Grosses Potenzial bietet dabei der verstärkte Anbau pflanzlicher Proteinquellen in der Schweiz, wie etwa Soja, Lupinen, Erbsen und Linsen. Diese Entwicklung wäre auch im Sinne der <a href="https://www.swissveg.ch/de/nahrungssouveraenitaet" title="Ernährungssouveränität">Ernährungssouveränität</a> – wie sie etwa von der <a href="https://www.swissveg.ch/de/unterstuetzung-ernaehrungssicherheit" title="Ernährungsinitiative">Initiative für eine sichere Ernährung</a> gefordert wird. Swissveg unterstützt dieses Anliegen und die Initiative ausdrücklich.</p><p>Die Agrarpolitik ist bislang stark auf die Tierhaltung ausgerichtet – beispielsweise fliessen mehrere Millionen Steuergelder in die Fleischwerbung – während eine klimafreundliche, pflanzliche Ernährung in der Klimastrategie bisher weitgehend ignoriert wurde.<span class="fussnotenlink">5</span> Diese Problematik hat Swissveg bereits mit zwei Petitionen aufgegriffen: <a href="https://www.swissveg.ch/sites/swissveg.ch/files/bilder/PDFs/190702-eingabe_an_gpk.pdf" title="Petition Subventionen">«Keine Gefährdung der Volksgesundheit unter Missbrauch von Subventionen»</a> und <a href="https://www.swissveg.ch/de/kampagnenende-widersprueche-schweizer-politik" title="Schluss mit diesem Widerspruch">«Schluss mit diesem Widerspruch – keine politische Förderung von tierischen Produkten!»</a>.</p><p>Auch der Umgang mit Food Waste wird in der Strategie thematisiert. Besonders bei tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern ist dies problematisch, da hier enorme Ressourcen verschwendet werden – wie Swissveg mit der Kampagne <a href="https://www.swissveg.ch/de/foodwaste" title="Mehr Food, weniger Waste">«Mehr Food, weniger Waste»</a> thematisiert hat. Zudem betont die Strategie die Bedeutung der Förderung der Ernährungskompetenz – ein Bereich, in dem Swissveg seit vielen Jahren aktiv ist: durch Bildungsarbeit, politische Initiativen und Petitionen sowie dem Kennzeichnen veganer und vegetarischer Produkte mit dem <a href="https://www.swissveg.ch/de/v-label_allgemein" title="V-Label">V-Label</a>. So wird eine pflanzliche Ernährung für KonsumentInnen sichtbar, greifbar und alltagstauglich.</p><h2>Pflanzliche Ernährung als Schlüssel zur Ernährungswende</h2><p>Die neue Ernährungsstrategie geht in die richtige Richtung. Entscheidend wird jedoch sein, ob der Aktionsplan 2025 tatsächlich wirkungsvolle Massnahmen vorsieht – insbesondere zur Förderung pflanzlicher Alternativen. Gerade in einem politischen Umfeld, das traditionell stark auf die Tierhaltung ausgerichtet ist, braucht es mutige Schritte und ein klares Bekenntnis zur Ernährungswende.</p><p>Eine stark tierproduktlastige Ernährung erhöht das Risiko für chronische Krankheiten, verursacht überproportional hohe Umweltbelastungen und geht mit erheblichem Tierleid einher. Eine pflanzliche Ernährung hingegen senkt nicht nur das Krankheitsrisiko und den ökologischen Fussabdruck, sondern verhindert auch das Leid und den Tod unzähliger Tiere. Genau deshalb ist sie der Schlüssel zu einer lebenswerten Zukunft – für Tiere, Umwelt und Gesundheit.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2025). Schweizer Ernährungsstrategie. <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/strategien/schweizer-ernaehrungsstrategie.html" target="_blank">www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/strategien/schweizer-ernaehrungsstrategie.html</a></li><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Lebensmittelkonsum in der Schweiz. <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/menuCH/menuch-lebensmittelkonsum-schweiz.html" target="_blank">www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/menuCH/menuch-lebensmittelkonsum-schweiz.html</a></li><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Gesund und nachhaltig essen: Bund aktualisiert seine Ernährungsempfehlungen. <a href="https://www.news.admin.ch/de/nsb?id=102396" target="_blank">www.news.admin.ch/de/nsb?id=102396</a></li><li>Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., De Vries, W., Sibanda, L. M., . . . Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet, 393(10170), 447–492. <a href="https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31788-4/abstract" target="_blank">doi.org/10.1016/s0140-6736(18)31788-4</a></li><li>Proviande. (2023). Finanzen. <a href="https://www.proviande.ch/de/ueber-uns/geschaeftsbericht/finanzen-2021" target="_blank">www.proviande.ch/de/ueber-uns/geschaeftsbericht/finanzen-2021</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/kampagnen" title="Kampagnen">Swissveg Kampagnen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/initiativen?language=de" title="Initiativen und Petitionen">Initiativen und Petitionen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/unterstuetzung-ernaehrungssicherheit" title="Ernährungsinitiative">Initiative für eine sichere Ernährung</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/neue-ernaehrungsempfehlungen" title="Ernährungsempfehlungen">Bund passt Ernährungsempfehlungen an</a></li></ul></div> Mon, 02 Jun 2025 08:24:09 +0000 Christine 4140 at https://www.swissveg.ch Neue Ernährungsstrategie: Der Bund setzt auf pflanzliche Ernährung https://www.swissveg.ch/de/schweizer-ernaehrungsstrategie-2025-2032 <span>Neue Ernährungsstrategie: Der Bund setzt auf pflanzliche Ernährung</span> <span><span lang="" about="/de/user/2398" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Christine</span></span> <span>2. Juni 2025 - 10:24</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Der Bund hat seine neue Ernährungsstrategie 2025–2032 vorgestellt. Sie verfolgt das Ziel, nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren und gleichzeitig den ökologischen Fussabdruck der Ernährung zu verringern. Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die Förderung einer pflanzlichen Ernährung.</p><h2>Ziel der Ernährungsstrategie</h2><p>Mit der neuen Ernährungsstrategie 2025–2032 plant das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), allen in der Schweiz lebenden Menschen eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung zu ermöglichen. Die Strategie benennt verschiedene Massnahmen – von Bildung über Forschung bis hin zu politischen Rahmenbedingungen.<span class="fussnotenlink">1</span></p><p>Konkret sollen:</p><ul><li>nichtübertragbare Krankheiten reduziert,</li><li>Umwelt- und Klimaziele berücksichtigt</li><li>und die Zusammenarbeit der Akteure aus Politik, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen gestärkt werden.&nbsp;&nbsp;</li></ul><p>Eines der sechs Ziele umfasst dabei die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung – sie wird erstmals explizit als Handlungsfeld genannt. Wie die konkreten Massnahmen dazu aussehen werden, ist noch offen. Der entsprechende Aktionsplan soll Ende 2025 veröffentlicht werden.</p><h2>Warum pflanzenbasiert?</h2><p>Die nationale Ernährungserhebung zeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung unausgewogen ernährt: Es werden zu viel Fleisch und tierische Fette, und zu wenig Früchte, Gemüse, hochwertige Pflanzenöle, Nüsse, Samen, Kerne und Hülsenfrüchte konsumiert.<span class="fussnotenlink">2</span> Daher setzt der Bund verstärkt auf eine pflanzliche Ernährung. Das zeigt sich auch in den 2024 <a href="https://www.swissveg.ch/de/neue-ernaehrungsempfehlungen" title="Neue Ernährungsempfehlungen">aktualisierten Ernährungsempfehlungen</a>, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) erarbeitet wurden. Pflanzliche Proteinquellen rückten dabei stärker in den Fokus.<span class="fussnotenlink">3</span> Damit folgt die Schweiz dem internationalen Trend, ökologische Aspekte in die Ernährungsempfehlungen zu integrieren.</p><p>Internationale Studien kommen zum Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung zentral ist, um sowohl die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern als auch die Umweltbelastung zu senken. Die <a href="https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/" target="_blank" title="Planetary Health Diet">Planetary Health Diet</a> der EAT-Lancet-Kommission zeigt exemplarisch, wie eine Ernährung gestaltet sein kann, die sowohl die menschliche Gesundheit fördert als auch die planetaren Belastungsgrenzen einhält. Sie empfiehlt deutlich weniger Fleisch und andere tierische Produkte – und legt den Fokus stattdessen auf Hülsenfrüchte, Gemüse, Früchte, Nüsse und Vollkornprodukte, ganz im Einklang mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen des Schweizer Bundes.<span class="fussnotenlink">4</span></p><h2>Agrarpolitik, Food Waste, Aufklärung</h2><p>Ein bedeutender Aspekt der Strategie ist die angekündigte Verknüpfung mit der Agrarpolitik. Grosses Potenzial bietet dabei der verstärkte Anbau pflanzlicher Proteinquellen in der Schweiz, wie etwa Soja, Lupinen, Erbsen und Linsen. Diese Entwicklung wäre auch im Sinne der <a href="https://www.swissveg.ch/de/nahrungssouveraenitaet" title="Ernährungssouveränität">Ernährungssouveränität</a> – wie sie etwa von der <a href="https://www.swissveg.ch/de/unterstuetzung-ernaehrungssicherheit" title="Ernährungsinitiative">Initiative für eine sichere Ernährung</a> gefordert wird. Swissveg unterstützt dieses Anliegen und die Initiative ausdrücklich.</p><p>Die Agrarpolitik ist bislang stark auf die Tierhaltung ausgerichtet – beispielsweise fliessen mehrere Millionen Steuergelder in die Fleischwerbung – während eine klimafreundliche, pflanzliche Ernährung in der Klimastrategie bisher weitgehend ignoriert wurde.<span class="fussnotenlink">5</span> Diese Problematik hat Swissveg bereits mit zwei Petitionen aufgegriffen: <a href="https://www.swissveg.ch/sites/swissveg.ch/files/bilder/PDFs/190702-eingabe_an_gpk.pdf" title="Petition Subventionen">«Keine Gefährdung der Volksgesundheit unter Missbrauch von Subventionen»</a> und <a href="https://www.swissveg.ch/de/kampagnenende-widersprueche-schweizer-politik" title="Schluss mit diesem Widerspruch">«Schluss mit diesem Widerspruch – keine politische Förderung von tierischen Produkten!»</a>.</p><p>Auch der Umgang mit Food Waste wird in der Strategie thematisiert. Besonders bei tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern ist dies problematisch, da hier enorme Ressourcen verschwendet werden – wie Swissveg mit der Kampagne <a href="https://www.swissveg.ch/de/foodwaste" title="Mehr Food, weniger Waste">«Mehr Food, weniger Waste»</a> thematisiert hat. Zudem betont die Strategie die Bedeutung der Förderung der Ernährungskompetenz – ein Bereich, in dem Swissveg seit vielen Jahren aktiv ist: durch Bildungsarbeit, politische Initiativen und Petitionen sowie dem Kennzeichnen veganer und vegetarischer Produkte mit dem <a href="https://www.swissveg.ch/de/v-label_allgemein" title="V-Label">V-Label</a>. So wird eine pflanzliche Ernährung für KonsumentInnen sichtbar, greifbar und alltagstauglich.</p><h2>Pflanzliche Ernährung als Schlüssel zur Ernährungswende</h2><p>Die neue Ernährungsstrategie geht in die richtige Richtung. Entscheidend wird jedoch sein, ob der Aktionsplan 2025 tatsächlich wirkungsvolle Massnahmen vorsieht – insbesondere zur Förderung pflanzlicher Alternativen. Gerade in einem politischen Umfeld, das traditionell stark auf die Tierhaltung ausgerichtet ist, braucht es mutige Schritte und ein klares Bekenntnis zur Ernährungswende.</p><p>Eine stark tierproduktlastige Ernährung erhöht das Risiko für chronische Krankheiten, verursacht überproportional hohe Umweltbelastungen und geht mit erheblichem Tierleid einher. Eine pflanzliche Ernährung hingegen senkt nicht nur das Krankheitsrisiko und den ökologischen Fussabdruck, sondern verhindert auch das Leid und den Tod unzähliger Tiere. Genau deshalb ist sie der Schlüssel zu einer lebenswerten Zukunft – für Tiere, Umwelt und Gesundheit.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2025). Schweizer Ernährungsstrategie. <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/strategien/schweizer-ernaehrungsstrategie.html" target="_blank">www.blv.admin.ch/blv/de/home/das-blv/strategien/schweizer-ernaehrungsstrategie.html</a></li><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Lebensmittelkonsum in der Schweiz. <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/menuCH/menuch-lebensmittelkonsum-schweiz.html" target="_blank">www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/menuCH/menuch-lebensmittelkonsum-schweiz.html</a></li><li>Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2024). Gesund und nachhaltig essen: Bund aktualisiert seine Ernährungsempfehlungen. <a href="https://www.news.admin.ch/de/nsb?id=102396" target="_blank">www.news.admin.ch/de/nsb?id=102396</a></li><li>Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., De Vries, W., Sibanda, L. M., . . . Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet, 393(10170), 447–492. <a href="https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31788-4/abstract" target="_blank">doi.org/10.1016/s0140-6736(18)31788-4</a></li><li>Proviande. (2023). Finanzen. <a href="https://www.proviande.ch/de/ueber-uns/geschaeftsbericht/finanzen-2021" target="_blank">www.proviande.ch/de/ueber-uns/geschaeftsbericht/finanzen-2021</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/kampagnen" title="Kampagnen">Swissveg Kampagnen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/initiativen?language=de" title="Initiativen und Petitionen">Initiativen und Petitionen</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/unterstuetzung-ernaehrungssicherheit" title="Ernährungsinitiative">Initiative für eine sichere Ernährung</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/neue-ernaehrungsempfehlungen" title="Ernährungsempfehlungen">Bund passt Ernährungsempfehlungen an</a></li></ul></div> Mon, 02 Jun 2025 08:24:09 +0000 Christine 4140 at https://www.swissveg.ch Mythos tierfreundliche Bio-Milch https://www.swissveg.ch/de/mythos-tierfreundliche-bio-milch <span>Mythos tierfreundliche Bio-Milch</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>19. Mai 2025 - 10:27</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine neue Studie der Universität Basel zeigt, dass Kundinnen und Kunden in der Schweiz bereit sind, deutlich mehr Geld für tierfreundlich produzierte Kuhmilchprodukte auszugeben. Die Online-Umfrage mit knapp 1 000 Teilnehmenden ergab, dass Tierschutz diesen sogar wichtiger ist als ökologische Nachhaltigkeit.<span class="fussnotenlink">1</span> Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine biologische Herkunft von Kuhmilch tatsächlich auf das Tierwohl hat.</p><h2 class="einleitung">Bio-Milchkonsum in der Schweiz&nbsp;</h2><p>Der Anteil von Bio-Milch an der Schweizer Gesamtmilchproduktion ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: von 6,21 Prozent im Jahr 2013 auf 8,22 Prozent im Jahr 2023.<span class="fussnotenlink">2</span> Über die letzten fünf Jahre konnte jedoch eine Verschiebung der Umsatzanteile beobachtet werden, wobei vor allem die Kategorie «Trinkmilch» sowie die Kategorie «Joghurt» Umsatzeinbussen verzeichneten. Diese – aus veganer Sicht – positive Entwicklung der Umsatzeinbussen zeichnet sich auch bei konventionellen Milchprodukten ab und lässt sich möglicherweise auf die vielfältige Auswahl an pflanzlichen Alternativen zurückführen. Während der Konsum von Trinkmilch zurückging, hat jener von Bio-Käse etwas zugenommen. Allgemein lässt sich sagen, dass Bio-Milchprodukte trotz einer angespannten Wirtschaftslage auch 2023 (Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor) beliebt waren.</p><h2>Bio-Milchproduktion</h2><p>Die Milchproduktion bei Kühen ist direkt an die Geburt eines Kalbes gebunden, da Kühe – wie alle Säugetiere (auch Menschen) – nur Muttermilch produzieren, um ihr Junges zu ernähren. Für eine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Milchleistung müssen Kühe in der Regel ein Kalb pro Jahr gebären. Kühe sind ca. neun Monate (280 Tage) trächtig und kommen nach der Geburt in die sogenannte Laktationsphase, in der sie Milch produzieren. Von da an werden die Milchkühe etwa 10 Monate lang industriell gemolken. Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, wird die Kuh während der Laktationszeit (meist nach etwa zwei bis drei Monaten) erneut künstlich besamt oder gedeckt, um ein weiteres Kalb auszutragen, sodass nach der Geburt die darauf folgende Laktationsphase abermals für die Milchgewinnung ausgenutzt werden kann.</p><p>Gemäss den Richtlinien von Bio Suisse muss eine Milchkuh im Stall mindestens 6 m² Platz zur Verfügung stehen – das ist bei einer Körperlänge von bis zu 2 Meter zwar immer noch wenig, aber trotz allem mehr als doppelt so viel Platz wie im Fall der konventionellen Anbindehaltung (2,0 bis maximal 2,2 m²) oder Laufstallhaltung (2,8 m²). Die Reviergrösse von Wildkühen (wie z. B. Banteng, Gaur oder Auerochsen) können 20 bis 100 Quadratkilometer oder mehr betragen, je nach Art, Standort und Ressourcenverfügbarkeit. Sie leben meist in Herden von 10 bis 30 Tieren. Anders als bei Hühnern gibt es für Bio-Milchkühe keine definierte Obergrenze für die Anzahl von Tieren pro Stalleinheit. Die Anzahl der gehaltenen Bio-Milchkühe leitet sich von der gesetzlichen Platzvorgabe im Verhältnis zur Grösse eines Betriebs sowie dessen finanzieller Mittel ab. Eine genaue Angabe für die durchschnittliche Anzahl Milchkühe auf Bio-Höfen gibt es nicht. Die grössten Milchbetriebe (konventionell betrieben) befinden sich im Kanton Genf mit durchschnittlich rund 56 Kühen pro Betrieb.<span class="fussnotenlink">3</span> Im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen wird die Milchkuh nicht nur in der konventionellen, sondern auch in der Bio-Haltung fernab von ihrer ursprünglichen Lebensart – und damit auch fernab von jeglicher Artgerechtigkeit gehalten.</p><h2>Weidegang&nbsp;</h2><p>Während konventionelle Milchkühe theoretisch das ganze Jahr über im Stall gehalten werden können, ist der Weidegang für Bio-Milchkühe verpflichtend. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass immer noch 20 Prozent der Bio-Kühe Lähmungserscheinungen aufweisen und rund ein Drittel von Euterentzündungen (Mastitis) betroffen ist – das sind genauso viele Tiere wie in konventionellen Betrieben.<span class="fussnotenlink">4</span></p><p>Gemäss den Bio-Suisse-Richtlinien sollen Milchkühe an mindestens 26 Tagen pro Monat für mindestens vier Stunden täglich auf die Weide gelassen werden – abhängig von Wetter bzw. Saison. Das bedeutet, dass den Tieren bei extremen Witterungsbedingungen wie starkem Regen, Kälte, Schnee oder Hitze kein Zugang zur Weide gewährt werden muss. Auch matschige oder gefrorene Böden können Ausnahmen rechtfertigen. Während der Wintermonate, wenn die Vegetation ruht und die Wetterverhältnisse den Weidegang unzumutbar machen, ist es erlaubt, die Tiere ausschliesslich im Stall oder in Ausläufen zu halten. Der Freigang muss in einem sogenannten Weidejournal dokumentiert werden. Auch die Anbindehaltung lässt Bio Suisse unter bestimmten Bedingungen zu. Im Jahr 2008 deckte ein Artikel im Beobachter auf, dass ein Bio-Bauer in der Nähe von Porrentruy (JU) seine 55 Milchkühe überwiegend im Stall hielt.<span class="fussnotenlink">5</span> Dieser Fall sorgt bis heute für Kritik an der Kontrolle und Umsetzung der Bio-Standards, da der Verstoss über einen längeren Zeitraum unentdeckt blieb und Zweifel an der Effizienz der Überwachungsmechanismen aufwarf.</p><h2>Bio-Milch – ein Naturprodukt?</h2><p>Allgemein wird Bio-Kuhmilch als Sammelprodukt betrachtet, das keine Rückverfolgbarkeit auf einzelne Kühe erlaubt. In der industriellen Milchproduktion – zu welcher auch die Bio-Produktion gehört – wird die Milch von sehr vielen Kühe in riesigen Sammelbehältern zusammengeführt. Ein Milchsammelwagen kann zwischen 10 000 und 25 000 Liter Milch transportieren. Die durchschnittliche Milchleistung von biologisch gehaltenen Kühen ist etwas geringer als bei konventioneller Haltung. Das hat zur Folge, dass bei einer Menge von rund 22 Liter pro Tag und Kuh, abhängig von der Lieferkette, ein Liter Bio- Milch die Milch einer Anzahl von 450 bis zu mehreren 1 000 Kühen enthalten kann! Jede Kuh gibt mit ihrer Milch einen Hormoncocktail von beispielsweise Laktationshormonen und Trächtigkeitshormonen (da sie zum Zeitpunkt des Melkens grossteils bereits wieder trächtig ist) ab, welche Einflüsse auf den menschlichen Körper haben könnten. Die Forschung hierzu ist noch nicht abschliessend.</p><h2>Überzählige Bio-Kälber</h2><p>Der Tierbestand an Bio-Milchkühen umfasste 2023 in der Schweiz rund 63 000 Tiere.<span class="fussnotenlink">6</span> Wie bereits zuvor erwähnt, ist für eine maximale Milchleistung eine Kalbung pro Jahr notwendig, was wiederum der Geburt von einem Kalb pro Bio-Milchkuh und Jahr entspricht – also 63 000 Kälbern. Der Einfachheit wegen wird im Rahmen dieses Textes angenommen, dass die Geschlechterverteilung dabei ausgeglichen ist und jeweils 31 500 männliche sowie weibliche Bio- Kälber 2023 das Licht der Welt erblickten. Während ein Viertel der weiblichen Kälber für die nächste Generation Bio-Milchkühe herangezogen wird, geht man landläufig davon aus, dass die überzähligen 55 125 Kälber (23 625 und somit drei Viertel der weiblichen Kälber, plus 31 500 männliche Kälber) in die inländische Fleischproduktion fliessen. Ist das wirklich so?</p><h2>«Ich esse keine Baby-Tiere.»</h2><p>Der Konsum von (Bio-)Kalbfleisch ist in der Schweiz eher wenig beliebt und so gehen auch die Bio-Schlachtviehmengen von Kälbern kontinuierlich zurück.<span class="fussnotenlink">7</span> Leider liegen keine Zahlen für den Konsum von Bio-Kalbfleisch vor. Generell ist Fleischkonsum hierzulande sehr selektiv. Während der Verzehr von Körperteilen wie Pouletschenkel oder -brust fast so etwas wie gesellschaftlicher Konsens ist oder Entrecôte vom Rind als etwas Besonderes angesehen wird, gilt beispielsweise der Verzehr von Innereien gar als ekelhaft. Ähnlich verhält es sich mit Lammkeule oder Spanferkel: Auch Menschen, die sich omnivor ernähren, finden es vermehrt unmoralisch, das Fleisch von Tierbabys zu essen, und lehnen es deswegen ab, was sich auch in einem niedrigen Konsum von Kalbfleisch widerspiegelt.&nbsp;</p><p class="zitat">WOHIN VERSCHWINDEN DIE RUND 53 018 ÜBERZÄHLIGEN BIO-KÄLBER?</p><p>Bei einer Schweizer Gesamtschlachtzahl von 190 367 Kälbern machen Bio-Kälber nur ca. 1,1 Prozent der Kälberschlachtungen aus.<span class="fussnotenlink">8</span> Kalbfleisch belegt in der Statistik zur Entwicklung der Inlandanteile am Gesamtangebot im Jahresbericht 2023 «Der Fleischmarkt im Überblick» von Proviande den ersten Platz. Bedingt durch die kleine Körpergrösse und damit vergleichsweise geringe Masse ist der Fleischertrag pro Tier eher gering. Dennoch betrug der Selbstversorgungsgrad bei Kalbfleisch im selben Jahr etwa 97,6 Prozent, was bedeutet, dass der Grossteil des konsumierten Kalbfleischs aus inländischer Produktion stammte.<span class="fussnotenlink">9</span> Gemäss dem «Marktspiegel Biofleisch 2023» von Bio Suisse wurden in der Schweiz im Jahr 2023 lediglich 2 107 Bio-Kälber geschlachtet (ohne Direktvermarktung).<span class="fussnotenlink">10</span> Diese Zahl basiert auf Daten von Bio Suisse und umfasst die über den Handel erfassten Schlachtungen. Aber Moment mal, zurück zu den 55 125 überzähligen Kälbern! Wohin verschwinden die restlichen 53 018 Bio-Tiere?</p><h2>Das Kälberproblem – traurige Realität&nbsp;</h2><p>Ein Teil der überzähligen Bio-Kälber wird an konventionelle Betriebe verkauft. Warum? Weil es, wie die Zahlen zeigen, in der Bio-Landwirtschaft keine ausreichende Nachfrage nach Bio-Kalbfleisch gibt. Das macht dessen Vermarktung schwierig. Aus diesem Grund werden die Tiere, wenn überhaupt, in konventionellen Betrieben gemästet und geschlachtet. Dies bedeutet, dass sie ihre Bio-Zertifizierung verlieren. In vielen Fällen, vor allem bei Milchkuh-Rassen mit niedriger Fleischleistung (z. B. Holstein-Friesian), haben männliche Kälber wirtschaftlich nur einen sehr geringen Wert. Das führt dazu, dass sie entweder überdurchschnittlich früh geschlachtet oder direkt ins Ausland verkauft werden. Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad in unsere Nachbarländer zeigt, dass Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich ihren Kalbfleischbedarf ebenfalls weitgehend durch die inländische Produktion decken können. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass die grosse Anzahl von überzähligen Kälbern eine weite Strecke zurücklegen muss, um an einen Ort zu kommen, an dem sie «gebraucht» werden können. Vermutlich werden sie in Länder transportiert, in denen entweder ein Mangel an (Kalb-)fleisch oder möglicherweise sogar ein Mangel an Nahrungsmitteln generell besteht.<span class="fussnotenlink">11</span> Egal, ob die Tiere innerhalb von Europa oder in einem weiteren Schritt nach Übersee bis nach Afrika gebracht werden: Sobald ein Kalb die Schweiz verlässt, greifen keine Schweizer Bio-Richtlinien mehr und das sowieso nur vermeintlich gesteigerte Wohl der Bio-Tiere findet sein endgültiges Ende.</p><h2>Fazit</h2><p>Wer glaubt, durch Bio-Milch(produkte) einen Beitrag für das Tierwohl zu leisten, muss sich bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass das nicht der Fall ist. Auch Bio-Milch ist eine industrialisierte Massenware, bei deren Herstellung Tiere als wirtschaftliche Grundlage mehr wie Maschinen und weniger wie fühlende Lebewesen behandelt werden. Durch den Konsum von Bio-Milch entstehen mehrere tausend überzählige Kälber, die aus wirtschaftlicher Sicht aufgrund ihres Bio-Status auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt keine Relevanz haben. Es ist ein Mythos, dass ein Grossteil der überzähligen Kälber aus der Milchindustrie in der inländischen Fleischproduktion landen. Was mit den vielen überzähligen Kuhbabys passiert, ist für die Endkundin nicht nachvollziehbar. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Tiere über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, um entweder bereits auf dem Weg oder im Ankunftsland qualvoll zu verenden – unabhängig davon, dass ihre Mütter und Geschwister in der Bio- Milchindustrie mehr Platz, Auslauf oder eine bessere Futterqualität erhalten. Wer mit dem eigenen Konsum Rücksicht auf das Wohl von Tieren nehmen möchte, dem sei eine ausgewogene, vegane Ernährungsweise ans Herz gelegt.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Fischer, O. (2025, 29. Januar). Für das Wohl der Kühe klingeln die Kassen. Universität Basel. <a href="https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html" target="_blank">https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html</a></li><li>Milchproduktion. (o.&nbsp;D.). Agrarbericht 2024. <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion" target="_blank">https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion</a></li><li>Statista. (2025a). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Bio-Milch von Bio-Kuh, oder: Was die Werbung nicht alles verbirgt. (2023, 6. Juli). Tier Im Fokus (TIF). <a href="https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/" target="_blank">https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/</a></li><li>Bei der Knospe ist was faul. (2008, 29. März). Beobachter. <a href="https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul">https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul</a></li><li>BfS, TSM, Nielsen.</li><li>Proviande. (2020). Der Fleischmarkt im Überblick. <a href="http://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberblick-AktuelleAusgabe.pdf">www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberbli…</a></li><li>Statista. (2025b). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Statista. (2025c). Pro-Kopf-Konsum von Rind- und Kalbfleisch in der Schweiz bis 2024. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/</a></li><li>Müller, L. &amp; Schweizer, K. (2023). MARKTSPIEGEL BIO-FLEISCH 2023. <a href="https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf" target="_blank">https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf</a></li><li>Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung. (2019). Kälberaufzucht – Aspekte verschiedener Nutzungsformen. <a href="http://www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelberaufzucht.pdf">www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelber…</a></li></ol></div></div> Mon, 19 May 2025 08:27:30 +0000 Katherina 4138 at https://www.swissveg.ch Mythos tierfreundliche Bio-Milch https://www.swissveg.ch/de/mythos-tierfreundliche-bio-milch <span>Mythos tierfreundliche Bio-Milch</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>19. Mai 2025 - 10:27</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine neue Studie der Universität Basel zeigt, dass Kundinnen und Kunden in der Schweiz bereit sind, deutlich mehr Geld für tierfreundlich produzierte Kuhmilchprodukte auszugeben. Die Online-Umfrage mit knapp 1 000 Teilnehmenden ergab, dass Tierschutz diesen sogar wichtiger ist als ökologische Nachhaltigkeit.<span class="fussnotenlink">1</span> Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine biologische Herkunft von Kuhmilch tatsächlich auf das Tierwohl hat.</p><h2 class="einleitung">Bio-Milchkonsum in der Schweiz&nbsp;</h2><p>Der Anteil von Bio-Milch an der Schweizer Gesamtmilchproduktion ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: von 6,21 Prozent im Jahr 2013 auf 8,22 Prozent im Jahr 2023.<span class="fussnotenlink">2</span> Über die letzten fünf Jahre konnte jedoch eine Verschiebung der Umsatzanteile beobachtet werden, wobei vor allem die Kategorie «Trinkmilch» sowie die Kategorie «Joghurt» Umsatzeinbussen verzeichneten. Diese – aus veganer Sicht – positive Entwicklung der Umsatzeinbussen zeichnet sich auch bei konventionellen Milchprodukten ab und lässt sich möglicherweise auf die vielfältige Auswahl an pflanzlichen Alternativen zurückführen. Während der Konsum von Trinkmilch zurückging, hat jener von Bio-Käse etwas zugenommen. Allgemein lässt sich sagen, dass Bio-Milchprodukte trotz einer angespannten Wirtschaftslage auch 2023 (Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor) beliebt waren.</p><h2>Bio-Milchproduktion</h2><p>Die Milchproduktion bei Kühen ist direkt an die Geburt eines Kalbes gebunden, da Kühe – wie alle Säugetiere (auch Menschen) – nur Muttermilch produzieren, um ihr Junges zu ernähren. Für eine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Milchleistung müssen Kühe in der Regel ein Kalb pro Jahr gebären. Kühe sind ca. neun Monate (280 Tage) trächtig und kommen nach der Geburt in die sogenannte Laktationsphase, in der sie Milch produzieren. Von da an werden die Milchkühe etwa 10 Monate lang industriell gemolken. Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, wird die Kuh während der Laktationszeit (meist nach etwa zwei bis drei Monaten) erneut künstlich besamt oder gedeckt, um ein weiteres Kalb auszutragen, sodass nach der Geburt die darauf folgende Laktationsphase abermals für die Milchgewinnung ausgenutzt werden kann.</p><p>Gemäss den Richtlinien von Bio Suisse muss eine Milchkuh im Stall mindestens 6 m² Platz zur Verfügung stehen – das ist bei einer Körperlänge von bis zu 2 Meter zwar immer noch wenig, aber trotz allem mehr als doppelt so viel Platz wie im Fall der konventionellen Anbindehaltung (2,0 bis maximal 2,2 m²) oder Laufstallhaltung (2,8 m²). Die Reviergrösse von Wildkühen (wie z. B. Banteng, Gaur oder Auerochsen) können 20 bis 100 Quadratkilometer oder mehr betragen, je nach Art, Standort und Ressourcenverfügbarkeit. Sie leben meist in Herden von 10 bis 30 Tieren. Anders als bei Hühnern gibt es für Bio-Milchkühe keine definierte Obergrenze für die Anzahl von Tieren pro Stalleinheit. Die Anzahl der gehaltenen Bio-Milchkühe leitet sich von der gesetzlichen Platzvorgabe im Verhältnis zur Grösse eines Betriebs sowie dessen finanzieller Mittel ab. Eine genaue Angabe für die durchschnittliche Anzahl Milchkühe auf Bio-Höfen gibt es nicht. Die grössten Milchbetriebe (konventionell betrieben) befinden sich im Kanton Genf mit durchschnittlich rund 56 Kühen pro Betrieb.<span class="fussnotenlink">3</span> Im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen wird die Milchkuh nicht nur in der konventionellen, sondern auch in der Bio-Haltung fernab von ihrer ursprünglichen Lebensart – und damit auch fernab von jeglicher Artgerechtigkeit gehalten.</p><h2>Weidegang&nbsp;</h2><p>Während konventionelle Milchkühe theoretisch das ganze Jahr über im Stall gehalten werden können, ist der Weidegang für Bio-Milchkühe verpflichtend. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass immer noch 20 Prozent der Bio-Kühe Lähmungserscheinungen aufweisen und rund ein Drittel von Euterentzündungen (Mastitis) betroffen ist – das sind genauso viele Tiere wie in konventionellen Betrieben.<span class="fussnotenlink">4</span></p><p>Gemäss den Bio-Suisse-Richtlinien sollen Milchkühe an mindestens 26 Tagen pro Monat für mindestens vier Stunden täglich auf die Weide gelassen werden – abhängig von Wetter bzw. Saison. Das bedeutet, dass den Tieren bei extremen Witterungsbedingungen wie starkem Regen, Kälte, Schnee oder Hitze kein Zugang zur Weide gewährt werden muss. Auch matschige oder gefrorene Böden können Ausnahmen rechtfertigen. Während der Wintermonate, wenn die Vegetation ruht und die Wetterverhältnisse den Weidegang unzumutbar machen, ist es erlaubt, die Tiere ausschliesslich im Stall oder in Ausläufen zu halten. Der Freigang muss in einem sogenannten Weidejournal dokumentiert werden. Auch die Anbindehaltung lässt Bio Suisse unter bestimmten Bedingungen zu. Im Jahr 2008 deckte ein Artikel im Beobachter auf, dass ein Bio-Bauer in der Nähe von Porrentruy (JU) seine 55 Milchkühe überwiegend im Stall hielt.<span class="fussnotenlink">5</span> Dieser Fall sorgt bis heute für Kritik an der Kontrolle und Umsetzung der Bio-Standards, da der Verstoss über einen längeren Zeitraum unentdeckt blieb und Zweifel an der Effizienz der Überwachungsmechanismen aufwarf.</p><h2>Bio-Milch – ein Naturprodukt?</h2><p>Allgemein wird Bio-Kuhmilch als Sammelprodukt betrachtet, das keine Rückverfolgbarkeit auf einzelne Kühe erlaubt. In der industriellen Milchproduktion – zu welcher auch die Bio-Produktion gehört – wird die Milch von sehr vielen Kühe in riesigen Sammelbehältern zusammengeführt. Ein Milchsammelwagen kann zwischen 10 000 und 25 000 Liter Milch transportieren. Die durchschnittliche Milchleistung von biologisch gehaltenen Kühen ist etwas geringer als bei konventioneller Haltung. Das hat zur Folge, dass bei einer Menge von rund 22 Liter pro Tag und Kuh, abhängig von der Lieferkette, ein Liter Bio- Milch die Milch einer Anzahl von 450 bis zu mehreren 1 000 Kühen enthalten kann! Jede Kuh gibt mit ihrer Milch einen Hormoncocktail von beispielsweise Laktationshormonen und Trächtigkeitshormonen (da sie zum Zeitpunkt des Melkens grossteils bereits wieder trächtig ist) ab, welche Einflüsse auf den menschlichen Körper haben könnten. Die Forschung hierzu ist noch nicht abschliessend.</p><h2>Überzählige Bio-Kälber</h2><p>Der Tierbestand an Bio-Milchkühen umfasste 2023 in der Schweiz rund 63 000 Tiere.<span class="fussnotenlink">6</span> Wie bereits zuvor erwähnt, ist für eine maximale Milchleistung eine Kalbung pro Jahr notwendig, was wiederum der Geburt von einem Kalb pro Bio-Milchkuh und Jahr entspricht – also 63 000 Kälbern. Der Einfachheit wegen wird im Rahmen dieses Textes angenommen, dass die Geschlechterverteilung dabei ausgeglichen ist und jeweils 31 500 männliche sowie weibliche Bio- Kälber 2023 das Licht der Welt erblickten. Während ein Viertel der weiblichen Kälber für die nächste Generation Bio-Milchkühe herangezogen wird, geht man landläufig davon aus, dass die überzähligen 55 125 Kälber (23 625 und somit drei Viertel der weiblichen Kälber, plus 31 500 männliche Kälber) in die inländische Fleischproduktion fliessen. Ist das wirklich so?</p><h2>«Ich esse keine Baby-Tiere.»</h2><p>Der Konsum von (Bio-)Kalbfleisch ist in der Schweiz eher wenig beliebt und so gehen auch die Bio-Schlachtviehmengen von Kälbern kontinuierlich zurück.<span class="fussnotenlink">7</span> Leider liegen keine Zahlen für den Konsum von Bio-Kalbfleisch vor. Generell ist Fleischkonsum hierzulande sehr selektiv. Während der Verzehr von Körperteilen wie Pouletschenkel oder -brust fast so etwas wie gesellschaftlicher Konsens ist oder Entrecôte vom Rind als etwas Besonderes angesehen wird, gilt beispielsweise der Verzehr von Innereien gar als ekelhaft. Ähnlich verhält es sich mit Lammkeule oder Spanferkel: Auch Menschen, die sich omnivor ernähren, finden es vermehrt unmoralisch, das Fleisch von Tierbabys zu essen, und lehnen es deswegen ab, was sich auch in einem niedrigen Konsum von Kalbfleisch widerspiegelt.&nbsp;</p><p class="zitat">WOHIN VERSCHWINDEN DIE RUND 53 018 ÜBERZÄHLIGEN BIO-KÄLBER?</p><p>Bei einer Schweizer Gesamtschlachtzahl von 190 367 Kälbern machen Bio-Kälber nur ca. 1,1 Prozent der Kälberschlachtungen aus.<span class="fussnotenlink">8</span> Kalbfleisch belegt in der Statistik zur Entwicklung der Inlandanteile am Gesamtangebot im Jahresbericht 2023 «Der Fleischmarkt im Überblick» von Proviande den ersten Platz. Bedingt durch die kleine Körpergrösse und damit vergleichsweise geringe Masse ist der Fleischertrag pro Tier eher gering. Dennoch betrug der Selbstversorgungsgrad bei Kalbfleisch im selben Jahr etwa 97,6 Prozent, was bedeutet, dass der Grossteil des konsumierten Kalbfleischs aus inländischer Produktion stammte.<span class="fussnotenlink">9</span> Gemäss dem «Marktspiegel Biofleisch 2023» von Bio Suisse wurden in der Schweiz im Jahr 2023 lediglich 2 107 Bio-Kälber geschlachtet (ohne Direktvermarktung).<span class="fussnotenlink">10</span> Diese Zahl basiert auf Daten von Bio Suisse und umfasst die über den Handel erfassten Schlachtungen. Aber Moment mal, zurück zu den 55 125 überzähligen Kälbern! Wohin verschwinden die restlichen 53 018 Bio-Tiere?</p><h2>Das Kälberproblem – traurige Realität&nbsp;</h2><p>Ein Teil der überzähligen Bio-Kälber wird an konventionelle Betriebe verkauft. Warum? Weil es, wie die Zahlen zeigen, in der Bio-Landwirtschaft keine ausreichende Nachfrage nach Bio-Kalbfleisch gibt. Das macht dessen Vermarktung schwierig. Aus diesem Grund werden die Tiere, wenn überhaupt, in konventionellen Betrieben gemästet und geschlachtet. Dies bedeutet, dass sie ihre Bio-Zertifizierung verlieren. In vielen Fällen, vor allem bei Milchkuh-Rassen mit niedriger Fleischleistung (z. B. Holstein-Friesian), haben männliche Kälber wirtschaftlich nur einen sehr geringen Wert. Das führt dazu, dass sie entweder überdurchschnittlich früh geschlachtet oder direkt ins Ausland verkauft werden. Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad in unsere Nachbarländer zeigt, dass Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich ihren Kalbfleischbedarf ebenfalls weitgehend durch die inländische Produktion decken können. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass die grosse Anzahl von überzähligen Kälbern eine weite Strecke zurücklegen muss, um an einen Ort zu kommen, an dem sie «gebraucht» werden können. Vermutlich werden sie in Länder transportiert, in denen entweder ein Mangel an (Kalb-)fleisch oder möglicherweise sogar ein Mangel an Nahrungsmitteln generell besteht.<span class="fussnotenlink">11</span> Egal, ob die Tiere innerhalb von Europa oder in einem weiteren Schritt nach Übersee bis nach Afrika gebracht werden: Sobald ein Kalb die Schweiz verlässt, greifen keine Schweizer Bio-Richtlinien mehr und das sowieso nur vermeintlich gesteigerte Wohl der Bio-Tiere findet sein endgültiges Ende.</p><h2>Fazit</h2><p>Wer glaubt, durch Bio-Milch(produkte) einen Beitrag für das Tierwohl zu leisten, muss sich bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass das nicht der Fall ist. Auch Bio-Milch ist eine industrialisierte Massenware, bei deren Herstellung Tiere als wirtschaftliche Grundlage mehr wie Maschinen und weniger wie fühlende Lebewesen behandelt werden. Durch den Konsum von Bio-Milch entstehen mehrere tausend überzählige Kälber, die aus wirtschaftlicher Sicht aufgrund ihres Bio-Status auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt keine Relevanz haben. Es ist ein Mythos, dass ein Grossteil der überzähligen Kälber aus der Milchindustrie in der inländischen Fleischproduktion landen. Was mit den vielen überzähligen Kuhbabys passiert, ist für die Endkundin nicht nachvollziehbar. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Tiere über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, um entweder bereits auf dem Weg oder im Ankunftsland qualvoll zu verenden – unabhängig davon, dass ihre Mütter und Geschwister in der Bio- Milchindustrie mehr Platz, Auslauf oder eine bessere Futterqualität erhalten. Wer mit dem eigenen Konsum Rücksicht auf das Wohl von Tieren nehmen möchte, dem sei eine ausgewogene, vegane Ernährungsweise ans Herz gelegt.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Fischer, O. (2025, 29. Januar). Für das Wohl der Kühe klingeln die Kassen. Universität Basel. <a href="https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html" target="_blank">https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html</a></li><li>Milchproduktion. (o.&nbsp;D.). Agrarbericht 2024. <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion" target="_blank">https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion</a></li><li>Statista. (2025a). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Bio-Milch von Bio-Kuh, oder: Was die Werbung nicht alles verbirgt. (2023, 6. Juli). Tier Im Fokus (TIF). <a href="https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/" target="_blank">https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/</a></li><li>Bei der Knospe ist was faul. (2008, 29. März). Beobachter. <a href="https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul">https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul</a></li><li>BfS, TSM, Nielsen.</li><li>Proviande. (2020). Der Fleischmarkt im Überblick. <a href="http://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberblick-AktuelleAusgabe.pdf">www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberbli…</a></li><li>Statista. (2025b). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Statista. (2025c). Pro-Kopf-Konsum von Rind- und Kalbfleisch in der Schweiz bis 2024. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/</a></li><li>Müller, L. &amp; Schweizer, K. (2023). MARKTSPIEGEL BIO-FLEISCH 2023. <a href="https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf" target="_blank">https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf</a></li><li>Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung. (2019). Kälberaufzucht – Aspekte verschiedener Nutzungsformen. <a href="http://www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelberaufzucht.pdf">www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelber…</a></li></ol></div></div> Mon, 19 May 2025 08:27:30 +0000 Katherina 4138 at https://www.swissveg.ch Sondersession Mai 2025 https://www.swissveg.ch/de/sondersession-mai-2025 <span>Sondersession Mai 2025</span> <span><span lang="" about="/de/user/2566" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Renato</span></span> <span>29. April 2025 - 15:28</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Die Sondersession des Nationalrates wird vom 5. bis 7. Mai 2025 abgehalten. Dabei werden die Geschäfte behandelt, die im März verschoben werden mussten. In diesem Artikel finden Sie eine Übersicht über Themen, die aus unserer Perspektive von Bedeutung sind.&nbsp;</p><h2><a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20233940" target="_blank">23.3940 Postulat:</a> «Alternativen zur CO<sub>2</sub>-Betäubung. Auftrag des BLV umsetzen!»</h2><p>Viele sogenannte Nutztiere (und Versuchstiere) erleiden nach wie vor einen qualvollen Erstickungstod in den Schlachthöfen. Das Postulat fragt nach dem aktuellen Stand der Nutzung von Alternativen. Der Bundesrat möchte weitere Forschungsergebnisse dazu abwarten.</p><p><em>7.5.2025: Der Nationalrat hat die Motion leider abgelehnt. Vorerst werden dadurch weiterhin hunderttausende Tiere jedes Jahr einen qualvollen Erstickungstod erleiden.</em></p><h2><a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20233941" target="_blank">23.3941 Motion:</a> «Kultiviertes Fleisch. Innovation fördern statt überregulieren!»</h2><p>Die Motion fordert eine vereinfachte Zulassung von kultiviertes Fleisch und Lebensmittel, die mittels Präzisionsfermentation produziert wurden. Diese gelten als <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/rechts-und-vollzugsgrundlagen/bewilligung-und-meldung/bewilligung.html" target="_blank">neuartige Lebensmittel</a> und benötigen eine Bewilligung. Der Bewilligungsprozess kann sich allerdings über mehrere Jahre hin ziehen.</p><p><em>7.5.2025: Der Nationalrat hat die Motion angenommen.</em></p><h2><a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20244671" target="_blank">24.4671 Motion:</a> «Nationale Registrierungspflicht für Hauskatzen»</h2><p>Der Bundesrat wird beauftragt, eine Pflicht zur elektronischen Identifizierung (Chippflicht) aller Katzen vorzusehen. &nbsp;</p><p><em>6.5.2025: Obwohl der Bundesrat die Annahme der Motion empfohlen hat, wurde sie vom Nationalrat abgelehnt.</em></p><h2><a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20234069" target="_blank">23.4069 Motion:</a> «Nein zur Tötung von gesunden Haustieren»</h2><p>Mit dieser Motion wird der Bundesrat beauftragt, einen Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes (TSchG) auszuarbeiten, der ein grundsätzliches Verbot der Tötung von gesunden Haustieren vorsieht. Bis heute wird das Leben der Tiere nicht geschützt.</p><p><em>7.5.2025: Der Nationalrat hat die Motion leider abgelehnt. Völlig gesunde Tiere dürfen auch weiterhin ohne Grund getötet werden.</em></p><h2><a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20234369" target="_blank">23.4369 Motion:</a> «Pilotprojekte zur Förderung von Innovation im Lebensmittelbereich (Experimentierartikel)»</h2><p>Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung des Lebensmittelrechts vorzulegen (Pilotnorm, Experimentierartikel). Mit dieser Gesetzesanpassung soll das Testen von neuartigen Lebensmitteln für einen bestimmten Zeitraum mit Konsumenten in einer bestimmten Testregion zu Testzwecken zugelassen werden.&nbsp;<br>Gerade im Bereich der Alternativen zu herkömmlichen tierischen Produkten, die Tierleid verursachen, wird derzeit viel entwickelt. Diese Motion würde helfen, solche Produkte schneller auf den Markt zu bringen. Dies gilt insbesondere für die zellbasierte Lebensmittelproduktion und die Präzisionsfermentation.</p><p><em>7.5.2025: Der Nationalrat hat die Motion leider abgelehnt.</em></p></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/sessionen?language=de">Sessionen</a></li><li><a href="/fruehlingssession-2025">Frühlingssession 2025</a></li><li><a href="/wintersession-2024?language=de">Wintersession 2024</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/herbstsession-2024?language=de">Herbstsession 2024</a></li><li>Aktuelles zur Session: <a href="https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/sessionen/aktuelle-session" target="_blank">parlament.ch</a></li></ul><p>&nbsp;</p><p><em><strong>Worterklärungen:</strong></em></p><ul><li><a href="https://www.parlament.ch/de/%C3%BCber-das-parlament/parlamentsw%C3%B6rterbuch/parlamentsw%C3%B6rterbuch-detail?WordId=146#q=Motion" target="_blank"><strong>Motion</strong></a>: Mit einer Motion wird der Bundesrat beauftragt, einen Entwurf zu einem Erlass der Bundesversammlung vorzulegen oder eine Massnahme zu treffen. Motionen können von der Mehrheit einer Kommission und während der Session von einer Fraktion oder einem Ratsmitglied eingereicht werden. Einer Motion müssen beide Räte zustimmen.</li><li><a href="https://www.parlament.ch/de/%C3%BCber-das-parlament/parlamentsw%C3%B6rterbuch/parlamentsw%C3%B6rterbuch-detail?WordId=177#q=Postulat" target="_blank"><strong>Postulat</strong></a>: ​​​​Ein Postulat beauftragt den Bundesrat zu prüfen und zu berichten, ob ein Entwurf zu einem <a class="inspected inspected-piwik" href="https://www.parlament.ch/_layouts/15/FIXUPREDIRECT.ASPX?WordId=49&amp;WebId=3c3c4c5b-cf6a-4482-99a9-06bdfa6604fe&amp;TermSetId=4ce13c9a-1572-4204-bafd-d61b1edf663a&amp;TermId=9c5a5c2f-2000-4372-bafb-97f34f03c77a">Erlass der Bundesversammlung</a> vorzulegen oder eine Massnahme zu treffen ist. Ein Postulat kann von der Mehrheit einer <a class="inspected inspected-piwik" href="https://www.parlament.ch/_layouts/15/FIXUPREDIRECT.ASPX?WordId=120&amp;WebId=3c3c4c5b-cf6a-4482-99a9-06bdfa6604fe&amp;TermSetId=4ce13c9a-1572-4204-bafd-d61b1edf663a&amp;TermId=9c5a5c2f-2000-4372-bafb-97f34f03c77a">Kommission</a>, von einer <a class="inspected inspected-piwik" href="https://www.parlament.ch/_layouts/15/FIXUPREDIRECT.ASPX?WordId=84&amp;WebId=3c3c4c5b-cf6a-4482-99a9-06bdfa6604fe&amp;TermSetId=4ce13c9a-1572-4204-bafd-d61b1edf663a&amp;TermId=9c5a5c2f-2000-4372-bafb-97f34f03c77a">Fraktion</a> oder einem <a class="inspected inspected-piwik" href="https://www.parlament.ch/_layouts/15/FIXUPREDIRECT.ASPX?WordId=182&amp;WebId=3c3c4c5b-cf6a-4482-99a9-06bdfa6604fe&amp;TermSetId=4ce13c9a-1572-4204-bafd-d61b1edf663a&amp;TermId=9c5a5c2f-2000-4372-bafb-97f34f03c77a">Ratsmitglied</a> eingereicht werden. Das Postulat ist angenommen, wenn ihm der Rat, in dem es eingereicht wurde,&nbsp;zustimmt.</li></ul></div> Tue, 29 Apr 2025 13:28:42 +0000 Renato 4136 at https://www.swissveg.ch Kükentöten ist bald Geschichte – ist der Eierkonsum nun ethisch vertretbar? https://www.swissveg.ch/de/kuekentoeten <span>Kükentöten ist bald Geschichte – ist der Eierkonsum nun ethisch vertretbar?</span> <span><span lang="" about="/de/user/3027" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Sarah</span></span> <span>14. April 2025 - 10:00</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Mit dem geplanten Stopp des Kükentötens bis zum Jahresende stellt sich eine entscheidende Frage: Hat sich die Ethik des Eierkonsums damit gewandelt? Wir zeigen auf, weshalb auch diese Massnahme nichts an der grundlegenden Problematik der Eierproduktion ändert. </p><p>Eier sind bei der Schweizer Bevölkerung sehr gefragt: Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz total 811,61 Millionen Stück konsumiert.<span class="fussnotenlink">1</span> Um diese enorme Nachfrage zu decken, braucht es sehr viele Legehennen: 3,8 Millionen sind es schweizweit (inkl. Zuchthennen).<span class="fussnotenlink">2</span> Die Eiernachfrage ist das ganze Jahr über hoch, jedoch starken saisonalen Schwankungen unterworfen. Laut «GalloSuisse», der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten, steigt sie kurz vor Weihnachten und Ostern stark an. Dieses Jahr war sie besonders hoch, was in der Schweiz, anderen europäischen Ländern und den USA zu einem regelrechten Eiermangel geführt hat.<span class="fussnotenlink">3</span> In den USA hat die Vogelgrippe die Situation noch zusätzlich verschärft.</p><h2>Weshalb gibt es überhaupt «überflüssige» männliche Küken?</h2><p>In der heutigen industriellen Tierproduktion werden für die Eierproduktion spezialisierte «Legehühner» verwendet, die darauf gezüchtet sind, möglichst viele Eier zu legen – rund 300 sind es pro Jahr. Diese Rassen setzen jedoch kaum Fleisch an und sind daher nicht für die Mast geeignet. Daher ist es gängige Praxis, dass die männlichen Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet werden. Bei den Hühnern, die für ihr Fleisch gezüchtet werden, handelt es sich um «Mastrassen», bei denen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere (aus)genutzt werden. Meist handelt es sich um die Rasse «Ross 308», ein Huhn, das sein Gewicht innerhalb von 37 Tagen verfünfzigfacht.<span class="fussnotenlink">4</span> Das dies alles andere als tierfreundlich ist, versteht sich von selbst.</p><h2>Eierbranche unter Druck </h2><p>Da das Thema des Kükentötens in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist, steht die Eierbranche unter Druck, etwas zu ändern. So ist beispielsweise in Deutschland seit dem 1. Januar 2022 ein Gesetz in Kraft, welches explizit das Kükentöten verbietet.<span class="fussnotenlink">5</span> Auch in Frankreich ist die Praxis seit dem 1. Januar 2023 verboten.<span class="fussnotenlink">6</span> In der Schweiz ist seit 2020 das Schreddern lebender Küken verboten, was jedoch nicht bedeutet, dass die männlichen Küken nicht mehr getötet werden; sie werden nun einfach vergast (Tötung mittels CO2). Bis Ende Jahr sollen nun auch in der Schweiz keine männlichen Küken mehr getötet werden – dies verkündete die Eierbranche im August 2024.<span class="fussnotenlink">7</span> Dabei handelt es sich um eine freiwillige Branchenlösung. Den Eierproduzenten stehen nun drei Möglichkeiten zur Verfügung, um dieses Ziel zu erreichen:</p><ol><li>Geschlechtsbestimmung im Ei → nur die weiblichen Tiere werden ausgebrütet</li><li>Schlüpfen der männlichen Tiere und aufziehen als Bruderhähne</li><li>Verwendung sogenannter Zweinutzungsrassen</li></ol><h2>Tierfreundliches In-Ovo-Sexing?</h2><p>Ab diesem Jahr kommt in der Schweiz die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung zum Einsatz, bei der die Bruteier mittels Magnetresonanztomographie (MRT) gescannt werden. Die weiblichen Eier werden ausgebrütet, woraus Legehennen schlüpfen. Bei den männlichen Eier wird die Brut unterbrochen und sie werden für Tierfutter oder zur Biogasgewinnung verwendet. Die Industrie geht davon aus, dass die Embryonen erst ab Tag 13 Schmerzen empfinden können (von insgesamt 21 Bruttagen). Aus diesem Grund ist es gesetzlich erlaubt, Eier mit unerwünschten männlichen Küken bis zu diesem Tag zu Biogas zu verarbeiteten. Die Geschlechtserkennung im Ei ist eine eher neue Technologie, die zwar mittlerweile Marktreife erlangt hat, sich jedoch noch nicht etabliert hat. Ein wesentlicher Grund dürften die hohen Kosten sein: Laut GalloSuisse kostet die Technologie Fr. 3.- pro Küken. Die Eier sollen dadurch pro Stück rund 1,5 Rappen teurer werden. Wie dies in der Praxis konkret aussieht, schreibt die Branche den Produzierenden nicht vor.</p><h2>Zweinutzungshuhn als Lösung?</h2><p>Der Branchenverband «Bio Suisse» hat beschlossen, dass ab 2026 Schluss mit dem Kükentöten sein soll und alle männlichen Küken aufgezogen werden sollen.<span class="fussnotenlink">8</span> Der Verband verweigert eine Geschlechterbestimmung im Ei, was bedeutet, dass Bio-Betriebe entweder Zweinutzungshühner einsetzen oder die männlichen Legehühner als «Bruderhähne» aufziehen müssen. Das sogenannte Zweinutzungshuhn ist eine neue Züchtung, die Mast- und Legeleistung vereint, wobei in beiden Bereichen eine geringere Leistung erzielt wird, als bei spezialisierten Rassen. Die andere Möglichkeit ist die Aufzucht der männlichen Legehühner als Bruderhähne, die in der Regel für rund 67 Tage gemästet werden. Diese beiden Ansätze verhindern jedoch lediglich den Tod im Kükenalter; sobald die Hähne aufgezogen sind, werden sie dennoch getötet und ihr Fleisch zu Würsten oder Nuggets verarbeitet. Ob es für das Tier einen Vorteil darstellt, zuerst noch gemästet zu werden, bevor es ohnehin getötet wird, bleibt fraglich. Insbesondere bei konventioneller Haltung, bei der den Junghähnen nur wenig Platz zur Verfügung steht, kann davon ausgegangen werden, dass es sich eher um eine Leidverlängerung denn -minderung handelt.</p><style> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ .responsive-img { width: 100%; max-width: 100%; } @media (min-width: 768px) { .responsive-img { width: 60%; } } /*--><!]]>*/ </style><figure role="group" class="responsive-img"><img alt="Hühner in der Nutzung erreichen nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung." src="/sites/swissveg.ch/files/lebensdauer-huhn.jpg" /><figcaption>Hühner in der Nutzung erreichen nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung.</figcaption></figure><h2>Was sagt das Tierschutzgesetz?</h2><p>Im Schweizer Tierschutzgesetz ist festgehalten, dass Tiere angst- und schmerzfrei getötet werden müssen. Dass das Töten mittels Kohlendioxid (Vergasen) diesen Aspekten nicht gerecht wird, gibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sogar offen zu. In einem <a href="https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierschutz/tierschutzbericht-2021/tiere-angst-und-schmerzfrei-getoetet.html" target="_blank">Bericht aus dem Jahr 2021</a> schreibt der Bund, dass «CO<sub>2 </sub>die Luftwege reizt und bei den betroffenen Tieren sehr rasch Schmerzen, Atemnot und Angst auslöst.» Die Bewusstlosigkeit der Tiere tritt je nach Tierart erst nach mehreren Sekunden oder gar Minuten ein. Obwohl das BLV sich dieser Probleme bewusst ist, ist die Tötungsmethode nach wie vor erlaubt. <br /> </p><h2>Fazit: Eierproduktion bleibt problematisch</h2><p>Die aufgezeigten «Lösungen» machen deutlich, dass für die Eierproduktion nach wie vor Hühner sterben müssen – sei es als Bruderhahn oder Zweinutzungshuhn. Auch die Legehennen werden nach eineinhalb Jahren, wenn ihre Legeleistung allmählich nachlässt, getötet. All dies macht deutlich, dass auch diese Änderungen nicht dazu führen, dass Eier nun mit guten Gewissen gegessen werden können. Es ist zudem fraglich, ob es der Schweizer Eierbranche wirklich gelingt, das Vorhaben bis Ende Jahr umzusetzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass es scheitert, hat die Branche doch bereits im Jahr 2022 grossspurig verkündigt, dass bald Schluss sein soll mit dem Kükentöten. So oder so ist klar: Pflanzliche Ei-Alternativen sind und bleiben die tierfreundlichste Alternative.    <br /> </p><p> </p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Eier. (2024, 25. September). Datenportal Agrarmärkte &amp; Lebensmittelmärkte Schweiz. <a href="https://www.agrarmarktdaten.ch/markt/eier" target="_blank">https://www.agrarmarktdaten.ch/markt/eier</a></li><li>Agrarbericht 2024 – Fleisch- und Eierproduktion. (o.&nbsp;D.). <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/fleisch-und-eierproduktion#:~:text=Der%20Gefl%C3%BCgelbestand%20ist%20zahlenm%C3%A4ssig%20der,demselben%20Niveau%20wie%20im%20Vorjahr" target="_blank">https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/fleisch-und-eierproduktion#:~:text=Der%20Gefl%C3%BCgelbestand%20ist%20zahlenm%C3%A4ssig%20der,demselben%20Niveau%20wie%20im%20Vorjahr</a></li><li>Ei, Ei, Ei! Droht der Schweiz bis Ostern eine Eierknappheit? (o.&nbsp;D.). Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). <a href="https://www.srf.ch/news/dialog/ei-ei-ei-droht-der-schweiz-bis-ostern-eine-eierknappheit" target="_blank">https://www.srf.ch/news/dialog/ei-ei-ei-droht-der-schweiz-bis-ostern-eine-eierknappheit</a></li><li>Proviande (2024, 5. September). Facts &amp; Figures: Schweizer Pouletfleisch. Schweizer Fleisch. <a href="https://schweizerfleisch.ch/warum-schweizer-fleisch/facts-figures-schweizer-pouletfleisch#:~:text=H%C3%BChner%20und%20H%C3%A4hne%20der%20Rasse,diese%20Tiere%20innerhalb%20von%20ca" target="_blank">https://schweizerfleisch.ch/warum-schweizer-fleisch/facts-figures-schweizer-pouletfleisch#:~:text=H%C3%BChner%20und%20H%C3%A4hne%20der%20Rasse,diese%20Tiere%20innerhalb%20von%20ca</a></li><li>Töten männlicher Küken verboten: BZL. (o.&nbsp;D.). <a href="https://www.landwirtschaft.de/tier-und-pflanze/tier/gefluegel/toeten-maennlicher-kueken-verboten" target="_blank">https://www.landwirtschaft.de/tier-und-pflanze/tier/gefluegel/toeten-maennlicher-kueken-verboten</a></li><li>Fin de l’élimination des poussins mâles en filière poules pondeuses au 1er janvier 2023. (o.&nbsp;D.). Ministère De L’Agriculture Et De La Souveraineté Alimentaire. <a href="https://agriculture.gouv.fr/fin-de-lelimination-des-poussins-males-en-filiere-poules-pondeuses-au-1er-janvier-2023" target="_blank">https://agriculture.gouv.fr/fin-de-lelimination-des-poussins-males-en-filiere-poules-pondeuses-au-1er-janvier-2023</a></li><li>Würgler, D., Zumkehr, D., Eierbranche, GalloSuisse, Orbem &amp; Vencomatic Group. (2024). Schweizer Branchenlösung zum Ausstieg aus dem Kükentöten.</li><li>Bio Suisse. (2022, 7. November). Küken sollen leben. Bio Suisse. <a href="https://www.bio-suisse.ch/de/biosuisse-erleben/blog/posts/2021/11/kueken-sollen-leben.html" target="_blank">https://www.bio-suisse.ch/de/biosuisse-erleben/blog/posts/2021/11/kueken-sollen-leben.html</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/ostern" title="Ostern">Frohe vegane Ostern</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/eier" title="Ei">Ach du dickes Ei</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/gefluegel" title="Geflügel">Geflügel</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/huhngesund" title="HuHngesund? - Ungesund">HuHngesund? - Ungesund</a></li></ul></div> Mon, 14 Apr 2025 08:00:00 +0000 Sarah 4131 at https://www.swissveg.ch