Katherina's blog https://www.swissveg.ch/de?language=fr de Perlmutt: Invasiv, unromantisch, qualvoll https://www.swissveg.ch/de/perlmutt?language=fr <span>Perlmutt: Invasiv, unromantisch, qualvoll</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>16. September 2025 - 11:15</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Sicher ist Ihnen bekannt, dass für die Herstellung von Pelz, Leder, Wolle, Seide oder Daunen in der Modeindustrie unzählige Lebewesen leiden. Wussten Sie, dass sich hinter Perlmuttschmuck ebenfalls Tierleid verbirgt?</p><p>Als Perlmutt wird die schimmernde Innenschicht von Muschelschalen bezeichnet, die durch ihre einzigartige Struktur aus glänzenden, mineralischen Schichten entsteht. Wenn ein Fremdkörper in die Muschel gelangt und sie diesen mit einer schützenden Perlmuttschicht umhüllt, können sich «echte Perlen» bilden. Weltweit gibt es mehr als 10 000 Muschelarten, doch nur ein Bruchteil davon ist in der Lage, Perlmutt und damit Perlen zu produzieren. Von diesem kleinen Anteil bringen indessen längst nicht alle Muscheln Perlen hervor, die den Ansprüchen der Modeindustrie genügen. Die Qualität von Perlen wird anhand mehrerer Kriterien bewertet. So spielen Grösse, Form und Symmetrie, Oberflächenqualität, Glanz (Luster), Farbe, Herkunft sowie Art der Perle (natürlich oder gezüchtet) eine ausschlaggebende Rolle. Eine Kombination all dieser Faktoren bestimmt letztlich den finanziellen Wert einer Perle. Doch wie sieht es mit dem ethischen aus?</p><h3>Muscheln sind lebende Tiere&nbsp;</h3><p>Muscheln gehören wie Tintenfische oder Schnecken zu den Weichtieren. Sie leben oft ortsfest im Süssund Salzwasser und erfüllen in ihren heimischen Gewässern eine wichtige ökologische Funktion, indem sie Schadstoffe wie z. B. Chemikalien aus dem Wasser filtern. Es sind sensible Wesen, die Sauerstoff benötigen und sich nur bei bestimmten Temperaturen und in sauberem Wasser wohlfühlen. Die Versauerung der Meere durch die Treibhausgasemission bleibt auch für das komplexe Ökosystem nicht ohne Folgen. Alle Meeresbewohner, die wie Muscheln eine Kalkschale bilden (z. B. Seesterne, Korallen, Seeigel oder Krebse) haben das gleiche Problem: wird Kohlendioxid vom Meer aufgenommen, reagiert es mit Wasser und wird zu Kohlensäure. Diese lässt den pH-Wert des Wassers sinken, es wird saurer und greift unter anderem die kalkige Schutzhülle von Muscheln an. Dadurch können diese nicht weiter als Schadstofffilter fungieren und fallen auch als Nahrungsquelle für andere Lebewesen aus.¹&nbsp;</p><h3>Wie entsteht Perlmutt?</h3><p>Perlen bestehen aus Perlmutt. Dieses produzieren Muscheln als eine Reaktion auf Fremdkörper oder Parasiten, die in ihr Gehäuse gelangen. Mittlerweile gilt es aus wissenschaftlicher Sicht als gesichert, dass Perlen nicht aus einem Sandkorn entstehen können. Andernfalls sähen sich die Weichtiere in ihrem natürlichen Lebensraum ständig von Unmengen an Sand bedroht, zudem wäre eine deutlich höhere Anzahl Perlen in freier Natur zu finden. Dennoch konnte bis dato noch nicht abschliessend geklärt werden, unter welchen genauen Umständen Muscheln Perlen ausbilden. Sicher ist jedoch, dass sich unter ihrer Schale ein schützender Mantel um das Weichtier legt und in der Lage ist, Perlmutt zu produzieren. Dringt ein Fremdkörper in das Innere der Muschel ein, wird eine Reaktion in deren Weichgewebe ausgelöst. Die Entstehung von Perlen entspricht einer Art Abwehrmechanismus der Muschel; sie schützt und stabilisiert damit ihre innere Umgebung. Nach dem Eindringen beginnt das Weichtier, eine Substanz namens Perlmutt (oder Nacre) herzustellen, um den Fremdkörper einzuschliessen und so zu isolieren. Diese Substanz besteht hauptsächlich aus Calciumcarbonat und organischen Verbindungen aus Proteinen, die als Bindemittel für die Calciumcarbonat- Kristalle dienen. Ausserdem erhält Perlmutt einen kleinen Anteil Wasser, der für dessen Elastizität sorgt. Schicht für Schicht wird also Perlmutt um die Verunreinigung gelegt, was letztlich zur Bildung einer Perle führt.&nbsp;</p><p class="zitat">BIS DATO KONNTE NOCH NICHT ABSCHLIESSEND GEKLÄRT WERDEN, UNTER WELCHEN GENAUEN UMSTÄNDEN MUSCHELN PERLEN AUSBILDEN.</p><p>Die einzigartige Perlmuttstruktur mit ihren schimmernden, irisierenden Effekten entsteht durch die Art und Weise, wie die Calciumcarbonat-Kristalle in mehreren Schichten übereinander angeordnet sind. Dies bringt den besonderen Glanz und die Farbreflexion hervor, welche Perlmutt auszeichnet. Übrigens: Perlmutt ist unglaublich hart und zerbricht erst unter hohen Belastungen. Die Härte ist vergleichbar mit Marmor oder Aluminium.</p><h3>Zuchtperlen</h3><p>Unter natürlichen Bedingungen entstandene Perlen sind meist kleiner und weniger perfekt. Zudem kann es in der Natur zwei oder mehr Jahrzehnte dauern, bis Muscheln «echte Perlen» gebildet haben. Greift der Mensch in diesen Prozess mittels Zuchtanlagen wie Aquakulturen ein, ist von Zuchtperlen die Rede. Durch das künstliche Einsetzen von Fremdkörpern und den dort vorherrschenden perfekten Bedingungen beschränkt sich die Wachstumszeit der Perlen auf zwei bis sechs Jahre. Üblicherweise werden Muscheln in verschiedenen aufeinanderfolgenden Produktionszyklen zur Perlenherstellung missbraucht und zudem häufig mehrere Perlen auf einmal in einer Muschel gezüchtet. Mittlerweile stammen etwa 99 Prozent aller Perlen aus Zuchtbeständen. Bei der Zucht im Meer kommen Muscheln der Gattung Pinctada (Perlmuschel) zum Einsatz. Aus Kostengründen kann bei der industriellen Perlenproduktion keine Rücksicht auf die natürlichen Bedürfnisse der Tiere genommen werden. Oft gehen die unter Zeitdruck stehenden Arbeitskräfte bei der Perlenentnahme gewaltsam vor, brechen oder schneiden die Schalen der lebenden Tiere auf und suchen rücksichtslos in ihren Körpern nach den Schmuckstücken. Bei der Entnahme sterben die Muscheln in der Regel ab. Nur bei sehr behutsamer Behandlung besteht die Chance, dass sie weiterleben. Die natürliche Lebensdauer von Muscheln hängt von ihrer Art ab. In freier Natur können z. B. Perlmuscheln der Gattung Pinctada unter idealen Bedingungen bis zu 20 Jahre alt werden.&nbsp;</p><p class="zitat">AUSSORTIERTE PERLEN WERDEN ZU PULVER VERMAHLEN, WELCHES Z. B. VON DER KOSMETIKINDUSTRIE WEITERVERARBEITET WIRD.</p><p>Es gibt indes selbst bei der Zucht keine Garantie für perfekte Perlen: Weniger als ein Drittel aller behandelten Muscheln entwickeln überhaupt Perlen und nur etwa zehn Prozent davon gelangen anschliessend in den Handel. Nicht handelbare Perlen werden bereits in den Zuchtanlagen aussortiert und zu Pulver vermahlen, welches beispielsweise von der Kosmetikindustrie aufgekauft und weiterverarbeitet wird. Meiden Sie daher für Ihre Hautpflege unbedingt Produkte mit Inhaltsstoffen wie Perlpulver, Pearl Powder, Mikronisierte Perlen oder Pearl Extract und achten Sie auf vegan-freundliche Labels (z. B. das V-Label). Da Muscheln nebst ihren Perlen auch ihres Fleisches und ihrer Schalen wegen getötet werden, ist Muschelschmuck weder vegan noch vegetarisch.&nbsp;</p><p class="zitat">DIE BISHER ÄLTESTE PERLE WURDE BEI AUSGRABUNGEN AUF DER INSEL MARAWAH VOR DER KÜSTE<br>VON ABU DHABI GEFUNDEN UND AUF 5800 BIS 5600 VOR CHRISTUS DATIERT.</p><h3>Vegane Alternativen&nbsp;</h3><p>Wer trotz veganem Lebensstil nicht auf die einzigartige Optik von Perlmutt verzichten möchte, kann auf Kunstperlen zurückgreifen. Diese haben ein ähnliches Aussehen, sind jedoch tierfreundlich und deutlich leichter sowie günstiger herzustellen als echte Perlen. Als besonders hochwertig gelten Kunstperlen, die aus Glas oder Harz (Resin) gefertigt und mit einer synthetischen oder mineralischen Perlmuttschicht überzogen wurden. Harzperlen sind langlebiger als z. B. Kunststoffperlen und je nach Herstellungsverfahren von echtem Perlmutt kaum mehr zu unterscheiden.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 <a href="http://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaermung-co2-klimawandel-100.html">www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaer…</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/traumatisierte-tierhalter" target="_blank">Tiere töten traumatisiert die Tierhalter</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/weisskohl" target="_blank">Alles über Weisskohl</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/pelzohnehaare" target="_blank">Leder: Pelz ohne Haare</a></li></ul></div> Tue, 16 Sep 2025 09:15:49 +0000 Katherina 4163 at https://www.swissveg.ch Perlmutt: Invasiv, unromantisch, qualvoll https://www.swissveg.ch/de/perlmutt?language=fr <span>Perlmutt: Invasiv, unromantisch, qualvoll</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>16. September 2025 - 11:15</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Sicher ist Ihnen bekannt, dass für die Herstellung von Pelz, Leder, Wolle, Seide oder Daunen in der Modeindustrie unzählige Lebewesen leiden. Wussten Sie, dass sich hinter Perlmuttschmuck ebenfalls Tierleid verbirgt?</p><p>Als Perlmutt wird die schimmernde Innenschicht von Muschelschalen bezeichnet, die durch ihre einzigartige Struktur aus glänzenden, mineralischen Schichten entsteht. Wenn ein Fremdkörper in die Muschel gelangt und sie diesen mit einer schützenden Perlmuttschicht umhüllt, können sich «echte Perlen» bilden. Weltweit gibt es mehr als 10 000 Muschelarten, doch nur ein Bruchteil davon ist in der Lage, Perlmutt und damit Perlen zu produzieren. Von diesem kleinen Anteil bringen indessen längst nicht alle Muscheln Perlen hervor, die den Ansprüchen der Modeindustrie genügen. Die Qualität von Perlen wird anhand mehrerer Kriterien bewertet. So spielen Grösse, Form und Symmetrie, Oberflächenqualität, Glanz (Luster), Farbe, Herkunft sowie Art der Perle (natürlich oder gezüchtet) eine ausschlaggebende Rolle. Eine Kombination all dieser Faktoren bestimmt letztlich den finanziellen Wert einer Perle. Doch wie sieht es mit dem ethischen aus?</p><h3>Muscheln sind lebende Tiere&nbsp;</h3><p>Muscheln gehören wie Tintenfische oder Schnecken zu den Weichtieren. Sie leben oft ortsfest im Süssund Salzwasser und erfüllen in ihren heimischen Gewässern eine wichtige ökologische Funktion, indem sie Schadstoffe wie z. B. Chemikalien aus dem Wasser filtern. Es sind sensible Wesen, die Sauerstoff benötigen und sich nur bei bestimmten Temperaturen und in sauberem Wasser wohlfühlen. Die Versauerung der Meere durch die Treibhausgasemission bleibt auch für das komplexe Ökosystem nicht ohne Folgen. Alle Meeresbewohner, die wie Muscheln eine Kalkschale bilden (z. B. Seesterne, Korallen, Seeigel oder Krebse) haben das gleiche Problem: wird Kohlendioxid vom Meer aufgenommen, reagiert es mit Wasser und wird zu Kohlensäure. Diese lässt den pH-Wert des Wassers sinken, es wird saurer und greift unter anderem die kalkige Schutzhülle von Muscheln an. Dadurch können diese nicht weiter als Schadstofffilter fungieren und fallen auch als Nahrungsquelle für andere Lebewesen aus.¹&nbsp;</p><h3>Wie entsteht Perlmutt?</h3><p>Perlen bestehen aus Perlmutt. Dieses produzieren Muscheln als eine Reaktion auf Fremdkörper oder Parasiten, die in ihr Gehäuse gelangen. Mittlerweile gilt es aus wissenschaftlicher Sicht als gesichert, dass Perlen nicht aus einem Sandkorn entstehen können. Andernfalls sähen sich die Weichtiere in ihrem natürlichen Lebensraum ständig von Unmengen an Sand bedroht, zudem wäre eine deutlich höhere Anzahl Perlen in freier Natur zu finden. Dennoch konnte bis dato noch nicht abschliessend geklärt werden, unter welchen genauen Umständen Muscheln Perlen ausbilden. Sicher ist jedoch, dass sich unter ihrer Schale ein schützender Mantel um das Weichtier legt und in der Lage ist, Perlmutt zu produzieren. Dringt ein Fremdkörper in das Innere der Muschel ein, wird eine Reaktion in deren Weichgewebe ausgelöst. Die Entstehung von Perlen entspricht einer Art Abwehrmechanismus der Muschel; sie schützt und stabilisiert damit ihre innere Umgebung. Nach dem Eindringen beginnt das Weichtier, eine Substanz namens Perlmutt (oder Nacre) herzustellen, um den Fremdkörper einzuschliessen und so zu isolieren. Diese Substanz besteht hauptsächlich aus Calciumcarbonat und organischen Verbindungen aus Proteinen, die als Bindemittel für die Calciumcarbonat- Kristalle dienen. Ausserdem erhält Perlmutt einen kleinen Anteil Wasser, der für dessen Elastizität sorgt. Schicht für Schicht wird also Perlmutt um die Verunreinigung gelegt, was letztlich zur Bildung einer Perle führt.&nbsp;</p><p class="zitat">BIS DATO KONNTE NOCH NICHT ABSCHLIESSEND GEKLÄRT WERDEN, UNTER WELCHEN GENAUEN UMSTÄNDEN MUSCHELN PERLEN AUSBILDEN.</p><p>Die einzigartige Perlmuttstruktur mit ihren schimmernden, irisierenden Effekten entsteht durch die Art und Weise, wie die Calciumcarbonat-Kristalle in mehreren Schichten übereinander angeordnet sind. Dies bringt den besonderen Glanz und die Farbreflexion hervor, welche Perlmutt auszeichnet. Übrigens: Perlmutt ist unglaublich hart und zerbricht erst unter hohen Belastungen. Die Härte ist vergleichbar mit Marmor oder Aluminium.</p><h3>Zuchtperlen</h3><p>Unter natürlichen Bedingungen entstandene Perlen sind meist kleiner und weniger perfekt. Zudem kann es in der Natur zwei oder mehr Jahrzehnte dauern, bis Muscheln «echte Perlen» gebildet haben. Greift der Mensch in diesen Prozess mittels Zuchtanlagen wie Aquakulturen ein, ist von Zuchtperlen die Rede. Durch das künstliche Einsetzen von Fremdkörpern und den dort vorherrschenden perfekten Bedingungen beschränkt sich die Wachstumszeit der Perlen auf zwei bis sechs Jahre. Üblicherweise werden Muscheln in verschiedenen aufeinanderfolgenden Produktionszyklen zur Perlenherstellung missbraucht und zudem häufig mehrere Perlen auf einmal in einer Muschel gezüchtet. Mittlerweile stammen etwa 99 Prozent aller Perlen aus Zuchtbeständen. Bei der Zucht im Meer kommen Muscheln der Gattung Pinctada (Perlmuschel) zum Einsatz. Aus Kostengründen kann bei der industriellen Perlenproduktion keine Rücksicht auf die natürlichen Bedürfnisse der Tiere genommen werden. Oft gehen die unter Zeitdruck stehenden Arbeitskräfte bei der Perlenentnahme gewaltsam vor, brechen oder schneiden die Schalen der lebenden Tiere auf und suchen rücksichtslos in ihren Körpern nach den Schmuckstücken. Bei der Entnahme sterben die Muscheln in der Regel ab. Nur bei sehr behutsamer Behandlung besteht die Chance, dass sie weiterleben. Die natürliche Lebensdauer von Muscheln hängt von ihrer Art ab. In freier Natur können z. B. Perlmuscheln der Gattung Pinctada unter idealen Bedingungen bis zu 20 Jahre alt werden.&nbsp;</p><p class="zitat">AUSSORTIERTE PERLEN WERDEN ZU PULVER VERMAHLEN, WELCHES Z. B. VON DER KOSMETIKINDUSTRIE WEITERVERARBEITET WIRD.</p><p>Es gibt indes selbst bei der Zucht keine Garantie für perfekte Perlen: Weniger als ein Drittel aller behandelten Muscheln entwickeln überhaupt Perlen und nur etwa zehn Prozent davon gelangen anschliessend in den Handel. Nicht handelbare Perlen werden bereits in den Zuchtanlagen aussortiert und zu Pulver vermahlen, welches beispielsweise von der Kosmetikindustrie aufgekauft und weiterverarbeitet wird. Meiden Sie daher für Ihre Hautpflege unbedingt Produkte mit Inhaltsstoffen wie Perlpulver, Pearl Powder, Mikronisierte Perlen oder Pearl Extract und achten Sie auf vegan-freundliche Labels (z. B. das V-Label). Da Muscheln nebst ihren Perlen auch ihres Fleisches und ihrer Schalen wegen getötet werden, ist Muschelschmuck weder vegan noch vegetarisch.&nbsp;</p><p class="zitat">DIE BISHER ÄLTESTE PERLE WURDE BEI AUSGRABUNGEN AUF DER INSEL MARAWAH VOR DER KÜSTE<br>VON ABU DHABI GEFUNDEN UND AUF 5800 BIS 5600 VOR CHRISTUS DATIERT.</p><h3>Vegane Alternativen&nbsp;</h3><p>Wer trotz veganem Lebensstil nicht auf die einzigartige Optik von Perlmutt verzichten möchte, kann auf Kunstperlen zurückgreifen. Diese haben ein ähnliches Aussehen, sind jedoch tierfreundlich und deutlich leichter sowie günstiger herzustellen als echte Perlen. Als besonders hochwertig gelten Kunstperlen, die aus Glas oder Harz (Resin) gefertigt und mit einer synthetischen oder mineralischen Perlmuttschicht überzogen wurden. Harzperlen sind langlebiger als z. B. Kunststoffperlen und je nach Herstellungsverfahren von echtem Perlmutt kaum mehr zu unterscheiden.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <p>1 <a href="http://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaermung-co2-klimawandel-100.html">www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaer…</a></p></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/traumatisierte-tierhalter" target="_blank">Tiere töten traumatisiert die Tierhalter</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/weisskohl" target="_blank">Alles über Weisskohl</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/de/pelzohnehaare" target="_blank">Leder: Pelz ohne Haare</a></li></ul></div> Tue, 16 Sep 2025 09:15:49 +0000 Katherina 4163 at https://www.swissveg.ch Mythos tierfreundliche Bio-Milch https://www.swissveg.ch/de/mythos-tierfreundliche-bio-milch?language=fr <span>Mythos tierfreundliche Bio-Milch</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540?language=fr" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>19. Mai 2025 - 10:27</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine neue Studie der Universität Basel zeigt, dass Kundinnen und Kunden in der Schweiz bereit sind, deutlich mehr Geld für tierfreundlich produzierte Kuhmilchprodukte auszugeben. Die Online-Umfrage mit knapp 1 000 Teilnehmenden ergab, dass Tierschutz diesen sogar wichtiger ist als ökologische Nachhaltigkeit.<span class="fussnotenlink">1</span> Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine biologische Herkunft von Kuhmilch tatsächlich auf das Tierwohl hat.</p><h2 class="einleitung">Bio-Milchkonsum in der Schweiz&nbsp;</h2><p>Der Anteil von Bio-Milch an der Schweizer Gesamtmilchproduktion ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: von 6,21 Prozent im Jahr 2013 auf 8,22 Prozent im Jahr 2023.<span class="fussnotenlink">2</span> Über die letzten fünf Jahre konnte jedoch eine Verschiebung der Umsatzanteile beobachtet werden, wobei vor allem die Kategorie «Trinkmilch» sowie die Kategorie «Joghurt» Umsatzeinbussen verzeichneten. Diese – aus veganer Sicht – positive Entwicklung der Umsatzeinbussen zeichnet sich auch bei konventionellen Milchprodukten ab und lässt sich möglicherweise auf die vielfältige Auswahl an pflanzlichen Alternativen zurückführen. Während der Konsum von Trinkmilch zurückging, hat jener von Bio-Käse etwas zugenommen. Allgemein lässt sich sagen, dass Bio-Milchprodukte trotz einer angespannten Wirtschaftslage auch 2023 (Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor) beliebt waren.</p><h2>Bio-Milchproduktion</h2><p>Die Milchproduktion bei Kühen ist direkt an die Geburt eines Kalbes gebunden, da Kühe – wie alle Säugetiere (auch Menschen) – nur Muttermilch produzieren, um ihr Junges zu ernähren. Für eine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Milchleistung müssen Kühe in der Regel ein Kalb pro Jahr gebären. Kühe sind ca. neun Monate (280 Tage) trächtig und kommen nach der Geburt in die sogenannte Laktationsphase, in der sie Milch produzieren. Von da an werden die Milchkühe etwa 10 Monate lang industriell gemolken. Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, wird die Kuh während der Laktationszeit (meist nach etwa zwei bis drei Monaten) erneut künstlich besamt oder gedeckt, um ein weiteres Kalb auszutragen, sodass nach der Geburt die darauf folgende Laktationsphase abermals für die Milchgewinnung ausgenutzt werden kann.</p><p>Gemäss den Richtlinien von Bio Suisse muss eine Milchkuh im Stall mindestens 6 m² Platz zur Verfügung stehen – das ist bei einer Körperlänge von bis zu 2 Meter zwar immer noch wenig, aber trotz allem mehr als doppelt so viel Platz wie im Fall der konventionellen Anbindehaltung (2,0 bis maximal 2,2 m²) oder Laufstallhaltung (2,8 m²). Die Reviergrösse von Wildkühen (wie z. B. Banteng, Gaur oder Auerochsen) können 20 bis 100 Quadratkilometer oder mehr betragen, je nach Art, Standort und Ressourcenverfügbarkeit. Sie leben meist in Herden von 10 bis 30 Tieren. Anders als bei Hühnern gibt es für Bio-Milchkühe keine definierte Obergrenze für die Anzahl von Tieren pro Stalleinheit. Die Anzahl der gehaltenen Bio-Milchkühe leitet sich von der gesetzlichen Platzvorgabe im Verhältnis zur Grösse eines Betriebs sowie dessen finanzieller Mittel ab. Eine genaue Angabe für die durchschnittliche Anzahl Milchkühe auf Bio-Höfen gibt es nicht. Die grössten Milchbetriebe (konventionell betrieben) befinden sich im Kanton Genf mit durchschnittlich rund 56 Kühen pro Betrieb.<span class="fussnotenlink">3</span> Im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen wird die Milchkuh nicht nur in der konventionellen, sondern auch in der Bio-Haltung fernab von ihrer ursprünglichen Lebensart – und damit auch fernab von jeglicher Artgerechtigkeit gehalten.</p><h2>Weidegang&nbsp;</h2><p>Während konventionelle Milchkühe theoretisch das ganze Jahr über im Stall gehalten werden können, ist der Weidegang für Bio-Milchkühe verpflichtend. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass immer noch 20 Prozent der Bio-Kühe Lähmungserscheinungen aufweisen und rund ein Drittel von Euterentzündungen (Mastitis) betroffen ist – das sind genauso viele Tiere wie in konventionellen Betrieben.<span class="fussnotenlink">4</span></p><p>Gemäss den Bio-Suisse-Richtlinien sollen Milchkühe an mindestens 26 Tagen pro Monat für mindestens vier Stunden täglich auf die Weide gelassen werden – abhängig von Wetter bzw. Saison. Das bedeutet, dass den Tieren bei extremen Witterungsbedingungen wie starkem Regen, Kälte, Schnee oder Hitze kein Zugang zur Weide gewährt werden muss. Auch matschige oder gefrorene Böden können Ausnahmen rechtfertigen. Während der Wintermonate, wenn die Vegetation ruht und die Wetterverhältnisse den Weidegang unzumutbar machen, ist es erlaubt, die Tiere ausschliesslich im Stall oder in Ausläufen zu halten. Der Freigang muss in einem sogenannten Weidejournal dokumentiert werden. Auch die Anbindehaltung lässt Bio Suisse unter bestimmten Bedingungen zu. Im Jahr 2008 deckte ein Artikel im Beobachter auf, dass ein Bio-Bauer in der Nähe von Porrentruy (JU) seine 55 Milchkühe überwiegend im Stall hielt.<span class="fussnotenlink">5</span> Dieser Fall sorgt bis heute für Kritik an der Kontrolle und Umsetzung der Bio-Standards, da der Verstoss über einen längeren Zeitraum unentdeckt blieb und Zweifel an der Effizienz der Überwachungsmechanismen aufwarf.</p><h2>Bio-Milch – ein Naturprodukt?</h2><p>Allgemein wird Bio-Kuhmilch als Sammelprodukt betrachtet, das keine Rückverfolgbarkeit auf einzelne Kühe erlaubt. In der industriellen Milchproduktion – zu welcher auch die Bio-Produktion gehört – wird die Milch von sehr vielen Kühe in riesigen Sammelbehältern zusammengeführt. Ein Milchsammelwagen kann zwischen 10 000 und 25 000 Liter Milch transportieren. Die durchschnittliche Milchleistung von biologisch gehaltenen Kühen ist etwas geringer als bei konventioneller Haltung. Das hat zur Folge, dass bei einer Menge von rund 22 Liter pro Tag und Kuh, abhängig von der Lieferkette, ein Liter Bio- Milch die Milch einer Anzahl von 450 bis zu mehreren 1 000 Kühen enthalten kann! Jede Kuh gibt mit ihrer Milch einen Hormoncocktail von beispielsweise Laktationshormonen und Trächtigkeitshormonen (da sie zum Zeitpunkt des Melkens grossteils bereits wieder trächtig ist) ab, welche Einflüsse auf den menschlichen Körper haben könnten. Die Forschung hierzu ist noch nicht abschliessend.</p><h2>Überzählige Bio-Kälber</h2><p>Der Tierbestand an Bio-Milchkühen umfasste 2023 in der Schweiz rund 63 000 Tiere.<span class="fussnotenlink">6</span> Wie bereits zuvor erwähnt, ist für eine maximale Milchleistung eine Kalbung pro Jahr notwendig, was wiederum der Geburt von einem Kalb pro Bio-Milchkuh und Jahr entspricht – also 63 000 Kälbern. Der Einfachheit wegen wird im Rahmen dieses Textes angenommen, dass die Geschlechterverteilung dabei ausgeglichen ist und jeweils 31 500 männliche sowie weibliche Bio- Kälber 2023 das Licht der Welt erblickten. Während ein Viertel der weiblichen Kälber für die nächste Generation Bio-Milchkühe herangezogen wird, geht man landläufig davon aus, dass die überzähligen 55 125 Kälber (23 625 und somit drei Viertel der weiblichen Kälber, plus 31 500 männliche Kälber) in die inländische Fleischproduktion fliessen. Ist das wirklich so?</p><h2>«Ich esse keine Baby-Tiere.»</h2><p>Der Konsum von (Bio-)Kalbfleisch ist in der Schweiz eher wenig beliebt und so gehen auch die Bio-Schlachtviehmengen von Kälbern kontinuierlich zurück.<span class="fussnotenlink">7</span> Leider liegen keine Zahlen für den Konsum von Bio-Kalbfleisch vor. Generell ist Fleischkonsum hierzulande sehr selektiv. Während der Verzehr von Körperteilen wie Pouletschenkel oder -brust fast so etwas wie gesellschaftlicher Konsens ist oder Entrecôte vom Rind als etwas Besonderes angesehen wird, gilt beispielsweise der Verzehr von Innereien gar als ekelhaft. Ähnlich verhält es sich mit Lammkeule oder Spanferkel: Auch Menschen, die sich omnivor ernähren, finden es vermehrt unmoralisch, das Fleisch von Tierbabys zu essen, und lehnen es deswegen ab, was sich auch in einem niedrigen Konsum von Kalbfleisch widerspiegelt.&nbsp;</p><p class="zitat">WOHIN VERSCHWINDEN DIE RUND 53 018 ÜBERZÄHLIGEN BIO-KÄLBER?</p><p>Bei einer Schweizer Gesamtschlachtzahl von 190 367 Kälbern machen Bio-Kälber nur ca. 1,1 Prozent der Kälberschlachtungen aus.<span class="fussnotenlink">8</span> Kalbfleisch belegt in der Statistik zur Entwicklung der Inlandanteile am Gesamtangebot im Jahresbericht 2023 «Der Fleischmarkt im Überblick» von Proviande den ersten Platz. Bedingt durch die kleine Körpergrösse und damit vergleichsweise geringe Masse ist der Fleischertrag pro Tier eher gering. Dennoch betrug der Selbstversorgungsgrad bei Kalbfleisch im selben Jahr etwa 97,6 Prozent, was bedeutet, dass der Grossteil des konsumierten Kalbfleischs aus inländischer Produktion stammte.<span class="fussnotenlink">9</span> Gemäss dem «Marktspiegel Biofleisch 2023» von Bio Suisse wurden in der Schweiz im Jahr 2023 lediglich 2 107 Bio-Kälber geschlachtet (ohne Direktvermarktung).<span class="fussnotenlink">10</span> Diese Zahl basiert auf Daten von Bio Suisse und umfasst die über den Handel erfassten Schlachtungen. Aber Moment mal, zurück zu den 55 125 überzähligen Kälbern! Wohin verschwinden die restlichen 53 018 Bio-Tiere?</p><h2>Das Kälberproblem – traurige Realität&nbsp;</h2><p>Ein Teil der überzähligen Bio-Kälber wird an konventionelle Betriebe verkauft. Warum? Weil es, wie die Zahlen zeigen, in der Bio-Landwirtschaft keine ausreichende Nachfrage nach Bio-Kalbfleisch gibt. Das macht dessen Vermarktung schwierig. Aus diesem Grund werden die Tiere, wenn überhaupt, in konventionellen Betrieben gemästet und geschlachtet. Dies bedeutet, dass sie ihre Bio-Zertifizierung verlieren. In vielen Fällen, vor allem bei Milchkuh-Rassen mit niedriger Fleischleistung (z. B. Holstein-Friesian), haben männliche Kälber wirtschaftlich nur einen sehr geringen Wert. Das führt dazu, dass sie entweder überdurchschnittlich früh geschlachtet oder direkt ins Ausland verkauft werden. Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad in unsere Nachbarländer zeigt, dass Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich ihren Kalbfleischbedarf ebenfalls weitgehend durch die inländische Produktion decken können. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass die grosse Anzahl von überzähligen Kälbern eine weite Strecke zurücklegen muss, um an einen Ort zu kommen, an dem sie «gebraucht» werden können. Vermutlich werden sie in Länder transportiert, in denen entweder ein Mangel an (Kalb-)fleisch oder möglicherweise sogar ein Mangel an Nahrungsmitteln generell besteht.<span class="fussnotenlink">11</span> Egal, ob die Tiere innerhalb von Europa oder in einem weiteren Schritt nach Übersee bis nach Afrika gebracht werden: Sobald ein Kalb die Schweiz verlässt, greifen keine Schweizer Bio-Richtlinien mehr und das sowieso nur vermeintlich gesteigerte Wohl der Bio-Tiere findet sein endgültiges Ende.</p><h2>Fazit</h2><p>Wer glaubt, durch Bio-Milch(produkte) einen Beitrag für das Tierwohl zu leisten, muss sich bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass das nicht der Fall ist. Auch Bio-Milch ist eine industrialisierte Massenware, bei deren Herstellung Tiere als wirtschaftliche Grundlage mehr wie Maschinen und weniger wie fühlende Lebewesen behandelt werden. Durch den Konsum von Bio-Milch entstehen mehrere tausend überzählige Kälber, die aus wirtschaftlicher Sicht aufgrund ihres Bio-Status auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt keine Relevanz haben. Es ist ein Mythos, dass ein Grossteil der überzähligen Kälber aus der Milchindustrie in der inländischen Fleischproduktion landen. Was mit den vielen überzähligen Kuhbabys passiert, ist für die Endkundin nicht nachvollziehbar. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Tiere über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, um entweder bereits auf dem Weg oder im Ankunftsland qualvoll zu verenden – unabhängig davon, dass ihre Mütter und Geschwister in der Bio- Milchindustrie mehr Platz, Auslauf oder eine bessere Futterqualität erhalten. Wer mit dem eigenen Konsum Rücksicht auf das Wohl von Tieren nehmen möchte, dem sei eine ausgewogene, vegane Ernährungsweise ans Herz gelegt.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Fischer, O. (2025, 29. Januar). Für das Wohl der Kühe klingeln die Kassen. Universität Basel. <a href="https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html" target="_blank">https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html</a></li><li>Milchproduktion. (o.&nbsp;D.). Agrarbericht 2024. <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion" target="_blank">https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion</a></li><li>Statista. (2025a). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Bio-Milch von Bio-Kuh, oder: Was die Werbung nicht alles verbirgt. (2023, 6. Juli). Tier Im Fokus (TIF). <a href="https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/" target="_blank">https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/</a></li><li>Bei der Knospe ist was faul. (2008, 29. März). Beobachter. <a href="https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul">https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul</a></li><li>BfS, TSM, Nielsen.</li><li>Proviande. (2020). Der Fleischmarkt im Überblick. <a href="http://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberblick-AktuelleAusgabe.pdf">www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberbli…</a></li><li>Statista. (2025b). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Statista. (2025c). Pro-Kopf-Konsum von Rind- und Kalbfleisch in der Schweiz bis 2024. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/</a></li><li>Müller, L. &amp; Schweizer, K. (2023). MARKTSPIEGEL BIO-FLEISCH 2023. <a href="https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf" target="_blank">https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf</a></li><li>Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung. (2019). Kälberaufzucht – Aspekte verschiedener Nutzungsformen. <a href="http://www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelberaufzucht.pdf">www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelber…</a></li></ol></div></div> Mon, 19 May 2025 08:27:30 +0000 Katherina 4138 at https://www.swissveg.ch Mythos tierfreundliche Bio-Milch https://www.swissveg.ch/de/mythos-tierfreundliche-bio-milch?language=fr <span>Mythos tierfreundliche Bio-Milch</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540?language=fr" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>19. Mai 2025 - 10:27</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">Eine neue Studie der Universität Basel zeigt, dass Kundinnen und Kunden in der Schweiz bereit sind, deutlich mehr Geld für tierfreundlich produzierte Kuhmilchprodukte auszugeben. Die Online-Umfrage mit knapp 1 000 Teilnehmenden ergab, dass Tierschutz diesen sogar wichtiger ist als ökologische Nachhaltigkeit.<span class="fussnotenlink">1</span> Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine biologische Herkunft von Kuhmilch tatsächlich auf das Tierwohl hat.</p><h2 class="einleitung">Bio-Milchkonsum in der Schweiz&nbsp;</h2><p>Der Anteil von Bio-Milch an der Schweizer Gesamtmilchproduktion ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: von 6,21 Prozent im Jahr 2013 auf 8,22 Prozent im Jahr 2023.<span class="fussnotenlink">2</span> Über die letzten fünf Jahre konnte jedoch eine Verschiebung der Umsatzanteile beobachtet werden, wobei vor allem die Kategorie «Trinkmilch» sowie die Kategorie «Joghurt» Umsatzeinbussen verzeichneten. Diese – aus veganer Sicht – positive Entwicklung der Umsatzeinbussen zeichnet sich auch bei konventionellen Milchprodukten ab und lässt sich möglicherweise auf die vielfältige Auswahl an pflanzlichen Alternativen zurückführen. Während der Konsum von Trinkmilch zurückging, hat jener von Bio-Käse etwas zugenommen. Allgemein lässt sich sagen, dass Bio-Milchprodukte trotz einer angespannten Wirtschaftslage auch 2023 (Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor) beliebt waren.</p><h2>Bio-Milchproduktion</h2><p>Die Milchproduktion bei Kühen ist direkt an die Geburt eines Kalbes gebunden, da Kühe – wie alle Säugetiere (auch Menschen) – nur Muttermilch produzieren, um ihr Junges zu ernähren. Für eine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Milchleistung müssen Kühe in der Regel ein Kalb pro Jahr gebären. Kühe sind ca. neun Monate (280 Tage) trächtig und kommen nach der Geburt in die sogenannte Laktationsphase, in der sie Milch produzieren. Von da an werden die Milchkühe etwa 10 Monate lang industriell gemolken. Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, wird die Kuh während der Laktationszeit (meist nach etwa zwei bis drei Monaten) erneut künstlich besamt oder gedeckt, um ein weiteres Kalb auszutragen, sodass nach der Geburt die darauf folgende Laktationsphase abermals für die Milchgewinnung ausgenutzt werden kann.</p><p>Gemäss den Richtlinien von Bio Suisse muss eine Milchkuh im Stall mindestens 6 m² Platz zur Verfügung stehen – das ist bei einer Körperlänge von bis zu 2 Meter zwar immer noch wenig, aber trotz allem mehr als doppelt so viel Platz wie im Fall der konventionellen Anbindehaltung (2,0 bis maximal 2,2 m²) oder Laufstallhaltung (2,8 m²). Die Reviergrösse von Wildkühen (wie z. B. Banteng, Gaur oder Auerochsen) können 20 bis 100 Quadratkilometer oder mehr betragen, je nach Art, Standort und Ressourcenverfügbarkeit. Sie leben meist in Herden von 10 bis 30 Tieren. Anders als bei Hühnern gibt es für Bio-Milchkühe keine definierte Obergrenze für die Anzahl von Tieren pro Stalleinheit. Die Anzahl der gehaltenen Bio-Milchkühe leitet sich von der gesetzlichen Platzvorgabe im Verhältnis zur Grösse eines Betriebs sowie dessen finanzieller Mittel ab. Eine genaue Angabe für die durchschnittliche Anzahl Milchkühe auf Bio-Höfen gibt es nicht. Die grössten Milchbetriebe (konventionell betrieben) befinden sich im Kanton Genf mit durchschnittlich rund 56 Kühen pro Betrieb.<span class="fussnotenlink">3</span> Im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen wird die Milchkuh nicht nur in der konventionellen, sondern auch in der Bio-Haltung fernab von ihrer ursprünglichen Lebensart – und damit auch fernab von jeglicher Artgerechtigkeit gehalten.</p><h2>Weidegang&nbsp;</h2><p>Während konventionelle Milchkühe theoretisch das ganze Jahr über im Stall gehalten werden können, ist der Weidegang für Bio-Milchkühe verpflichtend. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass immer noch 20 Prozent der Bio-Kühe Lähmungserscheinungen aufweisen und rund ein Drittel von Euterentzündungen (Mastitis) betroffen ist – das sind genauso viele Tiere wie in konventionellen Betrieben.<span class="fussnotenlink">4</span></p><p>Gemäss den Bio-Suisse-Richtlinien sollen Milchkühe an mindestens 26 Tagen pro Monat für mindestens vier Stunden täglich auf die Weide gelassen werden – abhängig von Wetter bzw. Saison. Das bedeutet, dass den Tieren bei extremen Witterungsbedingungen wie starkem Regen, Kälte, Schnee oder Hitze kein Zugang zur Weide gewährt werden muss. Auch matschige oder gefrorene Böden können Ausnahmen rechtfertigen. Während der Wintermonate, wenn die Vegetation ruht und die Wetterverhältnisse den Weidegang unzumutbar machen, ist es erlaubt, die Tiere ausschliesslich im Stall oder in Ausläufen zu halten. Der Freigang muss in einem sogenannten Weidejournal dokumentiert werden. Auch die Anbindehaltung lässt Bio Suisse unter bestimmten Bedingungen zu. Im Jahr 2008 deckte ein Artikel im Beobachter auf, dass ein Bio-Bauer in der Nähe von Porrentruy (JU) seine 55 Milchkühe überwiegend im Stall hielt.<span class="fussnotenlink">5</span> Dieser Fall sorgt bis heute für Kritik an der Kontrolle und Umsetzung der Bio-Standards, da der Verstoss über einen längeren Zeitraum unentdeckt blieb und Zweifel an der Effizienz der Überwachungsmechanismen aufwarf.</p><h2>Bio-Milch – ein Naturprodukt?</h2><p>Allgemein wird Bio-Kuhmilch als Sammelprodukt betrachtet, das keine Rückverfolgbarkeit auf einzelne Kühe erlaubt. In der industriellen Milchproduktion – zu welcher auch die Bio-Produktion gehört – wird die Milch von sehr vielen Kühe in riesigen Sammelbehältern zusammengeführt. Ein Milchsammelwagen kann zwischen 10 000 und 25 000 Liter Milch transportieren. Die durchschnittliche Milchleistung von biologisch gehaltenen Kühen ist etwas geringer als bei konventioneller Haltung. Das hat zur Folge, dass bei einer Menge von rund 22 Liter pro Tag und Kuh, abhängig von der Lieferkette, ein Liter Bio- Milch die Milch einer Anzahl von 450 bis zu mehreren 1 000 Kühen enthalten kann! Jede Kuh gibt mit ihrer Milch einen Hormoncocktail von beispielsweise Laktationshormonen und Trächtigkeitshormonen (da sie zum Zeitpunkt des Melkens grossteils bereits wieder trächtig ist) ab, welche Einflüsse auf den menschlichen Körper haben könnten. Die Forschung hierzu ist noch nicht abschliessend.</p><h2>Überzählige Bio-Kälber</h2><p>Der Tierbestand an Bio-Milchkühen umfasste 2023 in der Schweiz rund 63 000 Tiere.<span class="fussnotenlink">6</span> Wie bereits zuvor erwähnt, ist für eine maximale Milchleistung eine Kalbung pro Jahr notwendig, was wiederum der Geburt von einem Kalb pro Bio-Milchkuh und Jahr entspricht – also 63 000 Kälbern. Der Einfachheit wegen wird im Rahmen dieses Textes angenommen, dass die Geschlechterverteilung dabei ausgeglichen ist und jeweils 31 500 männliche sowie weibliche Bio- Kälber 2023 das Licht der Welt erblickten. Während ein Viertel der weiblichen Kälber für die nächste Generation Bio-Milchkühe herangezogen wird, geht man landläufig davon aus, dass die überzähligen 55 125 Kälber (23 625 und somit drei Viertel der weiblichen Kälber, plus 31 500 männliche Kälber) in die inländische Fleischproduktion fliessen. Ist das wirklich so?</p><h2>«Ich esse keine Baby-Tiere.»</h2><p>Der Konsum von (Bio-)Kalbfleisch ist in der Schweiz eher wenig beliebt und so gehen auch die Bio-Schlachtviehmengen von Kälbern kontinuierlich zurück.<span class="fussnotenlink">7</span> Leider liegen keine Zahlen für den Konsum von Bio-Kalbfleisch vor. Generell ist Fleischkonsum hierzulande sehr selektiv. Während der Verzehr von Körperteilen wie Pouletschenkel oder -brust fast so etwas wie gesellschaftlicher Konsens ist oder Entrecôte vom Rind als etwas Besonderes angesehen wird, gilt beispielsweise der Verzehr von Innereien gar als ekelhaft. Ähnlich verhält es sich mit Lammkeule oder Spanferkel: Auch Menschen, die sich omnivor ernähren, finden es vermehrt unmoralisch, das Fleisch von Tierbabys zu essen, und lehnen es deswegen ab, was sich auch in einem niedrigen Konsum von Kalbfleisch widerspiegelt.&nbsp;</p><p class="zitat">WOHIN VERSCHWINDEN DIE RUND 53 018 ÜBERZÄHLIGEN BIO-KÄLBER?</p><p>Bei einer Schweizer Gesamtschlachtzahl von 190 367 Kälbern machen Bio-Kälber nur ca. 1,1 Prozent der Kälberschlachtungen aus.<span class="fussnotenlink">8</span> Kalbfleisch belegt in der Statistik zur Entwicklung der Inlandanteile am Gesamtangebot im Jahresbericht 2023 «Der Fleischmarkt im Überblick» von Proviande den ersten Platz. Bedingt durch die kleine Körpergrösse und damit vergleichsweise geringe Masse ist der Fleischertrag pro Tier eher gering. Dennoch betrug der Selbstversorgungsgrad bei Kalbfleisch im selben Jahr etwa 97,6 Prozent, was bedeutet, dass der Grossteil des konsumierten Kalbfleischs aus inländischer Produktion stammte.<span class="fussnotenlink">9</span> Gemäss dem «Marktspiegel Biofleisch 2023» von Bio Suisse wurden in der Schweiz im Jahr 2023 lediglich 2 107 Bio-Kälber geschlachtet (ohne Direktvermarktung).<span class="fussnotenlink">10</span> Diese Zahl basiert auf Daten von Bio Suisse und umfasst die über den Handel erfassten Schlachtungen. Aber Moment mal, zurück zu den 55 125 überzähligen Kälbern! Wohin verschwinden die restlichen 53 018 Bio-Tiere?</p><h2>Das Kälberproblem – traurige Realität&nbsp;</h2><p>Ein Teil der überzähligen Bio-Kälber wird an konventionelle Betriebe verkauft. Warum? Weil es, wie die Zahlen zeigen, in der Bio-Landwirtschaft keine ausreichende Nachfrage nach Bio-Kalbfleisch gibt. Das macht dessen Vermarktung schwierig. Aus diesem Grund werden die Tiere, wenn überhaupt, in konventionellen Betrieben gemästet und geschlachtet. Dies bedeutet, dass sie ihre Bio-Zertifizierung verlieren. In vielen Fällen, vor allem bei Milchkuh-Rassen mit niedriger Fleischleistung (z. B. Holstein-Friesian), haben männliche Kälber wirtschaftlich nur einen sehr geringen Wert. Das führt dazu, dass sie entweder überdurchschnittlich früh geschlachtet oder direkt ins Ausland verkauft werden. Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad in unsere Nachbarländer zeigt, dass Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich ihren Kalbfleischbedarf ebenfalls weitgehend durch die inländische Produktion decken können. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass die grosse Anzahl von überzähligen Kälbern eine weite Strecke zurücklegen muss, um an einen Ort zu kommen, an dem sie «gebraucht» werden können. Vermutlich werden sie in Länder transportiert, in denen entweder ein Mangel an (Kalb-)fleisch oder möglicherweise sogar ein Mangel an Nahrungsmitteln generell besteht.<span class="fussnotenlink">11</span> Egal, ob die Tiere innerhalb von Europa oder in einem weiteren Schritt nach Übersee bis nach Afrika gebracht werden: Sobald ein Kalb die Schweiz verlässt, greifen keine Schweizer Bio-Richtlinien mehr und das sowieso nur vermeintlich gesteigerte Wohl der Bio-Tiere findet sein endgültiges Ende.</p><h2>Fazit</h2><p>Wer glaubt, durch Bio-Milch(produkte) einen Beitrag für das Tierwohl zu leisten, muss sich bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass das nicht der Fall ist. Auch Bio-Milch ist eine industrialisierte Massenware, bei deren Herstellung Tiere als wirtschaftliche Grundlage mehr wie Maschinen und weniger wie fühlende Lebewesen behandelt werden. Durch den Konsum von Bio-Milch entstehen mehrere tausend überzählige Kälber, die aus wirtschaftlicher Sicht aufgrund ihres Bio-Status auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt keine Relevanz haben. Es ist ein Mythos, dass ein Grossteil der überzähligen Kälber aus der Milchindustrie in der inländischen Fleischproduktion landen. Was mit den vielen überzähligen Kuhbabys passiert, ist für die Endkundin nicht nachvollziehbar. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Tiere über Landesgrenzen hinweg transportiert werden, um entweder bereits auf dem Weg oder im Ankunftsland qualvoll zu verenden – unabhängig davon, dass ihre Mütter und Geschwister in der Bio- Milchindustrie mehr Platz, Auslauf oder eine bessere Futterqualität erhalten. Wer mit dem eigenen Konsum Rücksicht auf das Wohl von Tieren nehmen möchte, dem sei eine ausgewogene, vegane Ernährungsweise ans Herz gelegt.</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Fischer, O. (2025, 29. Januar). Für das Wohl der Kühe klingeln die Kassen. Universität Basel. <a href="https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html" target="_blank">https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Wohl-der-Kuehe-klingeln-die-Kassen.html</a></li><li>Milchproduktion. (o.&nbsp;D.). Agrarbericht 2024. <a href="https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion" target="_blank">https://www.agrarbericht.ch/de/produktion/tierische-produktion/milchproduktion</a></li><li>Statista. (2025a). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Bio-Milch von Bio-Kuh, oder: Was die Werbung nicht alles verbirgt. (2023, 6. Juli). Tier Im Fokus (TIF). <a href="https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/" target="_blank">https://tierimfokus.ch/nutztierhaltung/bio-milch/</a></li><li>Bei der Knospe ist was faul. (2008, 29. März). Beobachter. <a href="https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul">https://www.beobachter.ch/gesellschaft/bio-label-bei-der-knospe-ist-was-faul</a></li><li>BfS, TSM, Nielsen.</li><li>Proviande. (2020). Der Fleischmarkt im Überblick. <a href="http://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberblick-AktuelleAusgabe.pdf">www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/DerFleischmarktimÜberbli…</a></li><li>Statista. (2025b). Milchkühe pro Betrieb in der Schweiz nach Kanton 2023. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1411491/umfrage/milchkuehe-pro-betrieb-in-der-schweiz-nachkanton-2023/</a></li><li>Statista. (2025c). Pro-Kopf-Konsum von Rind- und Kalbfleisch in der Schweiz bis 2024. <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/" target="_blank">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289150/umfrage/pro-kopf-konsum-von-rind-und-kalbfleisch-in-der-schweiz/</a></li><li>Müller, L. &amp; Schweizer, K. (2023). MARKTSPIEGEL BIO-FLEISCH 2023. <a href="https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf" target="_blank">https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Markt/Fleisch/24_05_31_Marktspiegel_2023_Fleisch_DE.pdf</a></li><li>Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung. (2019). Kälberaufzucht – Aspekte verschiedener Nutzungsformen. <a href="http://www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelberaufzucht.pdf">www.ign-nutztierhaltung.ch/sites/default/files/PDF/IGN_FOKUS_19_Kaelber…</a></li></ol></div></div> Mon, 19 May 2025 08:27:30 +0000 Katherina 4138 at https://www.swissveg.ch Warum Bio-Fleisch nicht besser ist https://www.swissveg.ch/de/bio-fleisch-nicht-besser?language=fr <span>Warum Bio-Fleisch nicht besser ist</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540?language=fr" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>22. November 2024 - 10:01</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="einleitung">In der Schweiz lebende Menschen, die sich omnivor ernähren, betonen immer häufiger, generell wenig(er) Fleisch zu essen – und wenn, dann wird Wert auf ein «gutes Stück» gelegt. Beim «guten Fleisch», welches auch gern beim «Metzger um die Ecke» bezogen wird, ist hauptsächlich von Bio-Qualität die Rede.</p><p>2023 erreichten Fleisch- und Wurstwaren mit kostenmässig 21 Prozent den ersten Platz im durchschnittlichen Schweizer Einkaufskorb. Gemüse, Kartoffeln und Pilze mussten sich mit dem vierten (12 Prozent), und Früchte dem fünften Platz (10 Prozent) begnügen.<span class="fussnotenlink">1</span> Von «wenig Fleisch» kann hierzulande also nicht die Rede sein, oder landet im Einkaufskorb tatsächlich das «gute» und bekanntlich weitaus teurere Bio- Fleisch? Wenn ja: Für wen ist Bio-Fleisch wirklich die bessere Wahl?</p><h2>Bio-Fleisch in Zahlen</h2><p>In der Schweiz ist Geflügelfleisch mit grossem Abstand am beliebtesten. 2023 standen 60'180 Tonnen (inklusive Bio) im Detailhandel zum Verkauf (exklusive Wurstwaren, die ebenfalls Geflügelfleisch enthalten). Im direkten Vergleich wurde im selben Jahr mit 27'381 Tonnen Rind- und 25'315 Tonnen Schweinefleisch (inklusive Bio) mengenmässig weniger als die Hälfte dieser Fleischkategorien angeboten.&nbsp;</p><p>Wir wissen alle: Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Daher müsste ein beachtlicher Teil des offerierten Fleisches Bio-Qualität aufweisen – immerhin geben überdurchschnittlich viele Menschen an, genau darauf zu achten. Aber Fehlanzeige: Gerade einmal 1'505 der 60'180 Tonnen Geflügelfleisch waren 2023 im Einzelhandel biologischen Ursprungs. Das entspricht lächerlichen 2,5 Prozent. Zwar hat sich der Anteil von Bio-Geflügelfleisch seit 2014 nahezu verdoppelt (2014 mit 750 Tonnen), doch hat der Konsum von Geflügelfleisch in den letzten zehn Jahren allgemein zugenommen, sodass die Steigerung bei Bio-Poulet &amp; Co. binnen zehn Jahren (2014 bis 2023) lediglich ein Prozent ausmacht.&nbsp;</p><p>Diese Tendenz spiegelt sich auch in den Angeboten im Supermarkt wider. Im Online-Supermarkt von Coop weisen beispielsweise bloss acht der 86 Geflügelprodukte (9,3 Prozent) Bio-Qualität auf.<span class="fussnotenlink">2</span> Beim Grosshändler Migros sind es bei 202 Artikeln sogar nur 15 Bio-Produkte (7,4 Prozent).<span class="fussnotenlink">3</span> Deren höhere Preise sind ein ausschlaggebender Faktor, der die Kaufentscheidung mehr in Richtung der konventionellen Produkte treibt. Bei einem Vergleich im Juli 2024 über alle Produktgruppen im Bereich Fleisch hinweg, war das biologische Äquivalent zwischen 41 bis 65 Prozent teurer. Selbst wenn Fleisch tatsächlich wie ein Luxusgut behandelt und entsprechend selten gegessen wird, ist Bio-Fleisch noch eine Steigerung davon. Natürlich ist der höhere Preis gerechtfertigt: ausgewähltes Futter, keine prophylaktische Verabreichung von Antibiotika, kleinere Gruppengrössen, mehr Platz und Auslauf … aber hatten die Tiere aufgrund dieser Umstände wirklich ein besseres Leben?</p><h2>Haltungsbedingungen im Vergleich</h2><p>Konventionell dürfen in der Schweiz je nach Masttag bis zu 27'000 Poulets gehalten werden. Die erlaubte Besatzdichte beträgt 30 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter für Gruppen über 80 Tiere. Dies entspricht bei einem Endmastgewicht von etwas mehr als zwei Kilogramm ca. 15 Tiere pro Quadratmeter. Mit 660 Quadratzentimetern ergibt sich daraus ein Platzangebot von etwas mehr als einem DIN-A4-Blatt pro Tier. Nach 35 Tagen haben konventionell gehaltene Poulets ihr Schlachtgewicht erreicht. Die Mindestmastdauer beträgt bei Bio Suisse 63 Tage. Auf den ersten Blick leben Hühner in Bio-Haltung also deutlich länger. Bezogen auf eine Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren in der freien Natur, sind 28 Tage mehr Lebenszeit nicht wirklich der Rede wert. Auch die natürliche Gruppengrösse von 5 bis 20 Hennen und einem Hahn übersteigt die für die Bio-Haltung zulässige Anzahl von 2'000 Tieren pro Stalleinheit (bei der Aufzucht sogar 4'000) bei weitem. Die erlaubte Besatzdichte bei biologischer Haltung beträgt 20 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter bzw. 25 Kilogramm, wenn im Stall ein anrechenbarer Aussenklimabereich vorhanden ist. Daraus ergeben sich 10 bzw. 13 Tiere pro Quadratmeter. Somit haben Bio-Hühner bei 1'000 Quadratzentimeter pro Tier 340 Quadratzentimeter zur Verfügung – also etwa die Hälfte eines DIN-A4-Blattes – mehr Platz als konventionell gehaltene.&nbsp;</p><p>Bei 13 Bio-Hühnern pro Quadratmeter würde das zusätzliche Platzangebot von 109 Quadratzentimetern etwa der Grösse eines handelsüblichen Smartphones entsprechen. Zwar steht Bio-Hühnern Weideauslauf zu, dieser kann und wird ihnen je nach Witterung, z. B. bei zu hohen oder tiefen Temperaturen, bei Wind oder Regen, verwehrt. Bei anderen Tierarten, etwa bei Schweinen, verhält es sich ähnlich: Schweine haben eine Lebenserwartung von bis zu 21 Jahren, werden in der Mast jedoch bereits nach nur fünf Monaten geschlachtet. Ein Schwein, das zwischen 50 und 110 Kilogramm wiegt, hat laut Tierhaltungsverordnung in der Schweiz eine Fläche von 0,7 Quadratmeter zur Verfügung. Bio Suisse gesteht Mastschweinen bis 110 Kilogramm eine Mindeststallfläche von 1,3 Quadratmeter pro Tier zu. Die Differenz von 0,6 Quadratmetern ist etwa so gross wie ein Badetuch und ebenfalls alles andere als artgerecht. Beide Haltungsformen werden z. B. dem Bedürfnis der Schweine, ihren Kot- und Schlafplatz voneinander zu trennen, nicht gerecht. Darüber hinaus birgt das beschränkte Platzangebot ein erhöhtes Krankheitsrisiko und hat schwere Verhaltensstörungen der Tiere zur Folge – beides Faktoren, die sich nachweislich negativ auf das Tierwohl auswirken. Da Tiere in der Mast in kürzester Zeit extremes Gewicht zulegen, kann es beispielsweise zu einer Überbelastung des Bewegungsapparates und Herz-Kreislaufproblemen kommen. Die hohe Belegungsdichte sowie mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten führen bei verschiedensten Tierarten zu Ausprägungen von Kannibalismus wie etwa (Ringel-)Schwanzbeissen bei Schweinen oder gegenseitiges Federpicken bei Hühnern.&nbsp;</p><p>Immerhin werden biologisch gehaltene Tiere besser ernährt. So dürfen Futtermittel laut Richtlinien von Bio Suisse keine Spuren von gentechnisch veränderten Organismen oder Folgeprodukte gentechnisch veränderter Organismen enthalten, die anteilmässig über den gesetzlichen Limits liegen.<span class="fussnotenlink">4</span> Das klingt prinzipiell gut, doch dient diese Regel in erster Linie dem Menschen; ob ein Futter Gentechnik enthält, spielt für die Tiere während ihrer kurzen Lebensdauer keine Rolle. Ebenso wenig trägt der prophylaktische Einsatz von Medikamenten, Antibiotika oder Hormonen nicht zur direkten Steigerung des Wohlbefindens eines Tieres bei, sondern zeigt vielmehr eine nicht artgerechte Haltung auf.</p><h2>Im Schlachthof sind alle Tiere gleich</h2><p>Die Richtlinien für biologisch gehaltene «Nutz-»Tiere enden, sobald diese den Bio-Betrieb verlassen und für den Transport zum Schlachthof verladen werden. Vorzüge wie ein grosszügigeres Platzangebot, Auslauf oder geeignete Bodenbeschaffenheit, mit denen sich Tierwohl- oder Bio-Siegel rühmen, haben von diesem Moment an keine Gültigkeit mehr. Bei bis zu achtstündigen Transporten unter verschiedensten Witterungsbedingungen (Hitze und Kälte) haben die Tiere in der Regel keinen Zugang zu Nahrung oder Trinkwasser.&nbsp;</p><p>Egal, ob Bio oder konventionell: Der Wert der Tiere gleicht auch beim Ein- und Ausladen eher dem einer Ware als fühlender Lebewesen; schnellstmöglich müssen die «Güter» in grossen Menge verstaut werden. Tiere, die sprichwörtlich aus der Reihe tanzen, sich widersetzen oder panische Reaktionen zeigen, werden z. B. mit Schlägen oder Tritten gewaltsam gefügig gemacht. Im Innenraum der Lastwagen bleiben verängstigte und extrem gestresste Wesen zurück, für welche die «besseren Haltungsbedingungen» aus der Vergangenheit keine Bedeutung mehr haben. Gleiches gilt für die Schlachtung selbst. Nach dem traumatischen Transport werden sie erneut in eine ihnen unbekannte Umgebung – den Schlachthof – getrieben und dort vor der Tötung im besten, aber nicht in jedem Fall, wirkungsvoll betäubt. Im Juli 2020 gibt der ehemalige Fleischer Philipp Hörmann in einem Artikel der deutschen ZEIT zu Protokoll, dass Bio-Tiere schwerer zu schlachten sind als konventionelle.<span class="fussnotenlink">5</span> Er erklärt:&nbsp;</p><p class="zitat">«Bio-Tiere sind in der Regel kräftiger, muskulöser. Die wehren sich massivst gegen die Betäubung.»&nbsp;</p><p>Aus diesem Grund leide ein Bio-Tier im Schlachthof sogar noch mehr – wenn sich dieses Leid überhaupt steigern lässt. Die Folge ist eine hohe Fehlbetäubungsrate, welche mit einem qualvollen Verenden einhergeht. Im Schatten der Illusion der glücklichen Bio-Tiere wird deren gewaltsame Tötung komplett ausgeblendet.</p><h2>«Gutes Fleisch» im Restaurant</h2><p>Werden Fleischgerichte in der Menükarte nicht explizit als Bio ausgewiesen, landet nach der Bestellung mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nichts vom «guten Bio-Fleisch» auf dem Teller. Der (teure) Preis eines Rinderfilets im Restaurant lässt keinerlei Rückschlüsse auf die (Bio-)Haltungsbedingungen oder den Schlachtvorgang des Tieres zu und stellt somit keinen verlässlichen Qualitätsindikator dar. Die Preisgestaltung eines Gerichts wird von vielen Faktoren wie z. B. die Lage des Restaurants, die Marke oder den Bekanntheitsgrad des Kochs oder der Köchin beeinflusst. Ebenso können gehobene Preise durch Exklusivität und Präsentation auf dem Teller gerechtfertigt sein, ohne dass dies etwas über die ethischen Aspekte der Fleischproduktion aussagt. Die Wahrheit ist, dass selbst hochpreisige Fleischstücke von Tieren stammen, die unter grausamen Bedingungen gehalten und geschlachtet wurden.&nbsp;</p><p>Aber das Argument vom «guten Stück Fleisch» im Restaurant hat noch subtilere Konsequenzen: Werden Fleisch- und Wurstwaren ausschliesslich im Restaurant konsumiert, verstärkt das den Eindruck einer erhöhten Nachfrage, was einerseits das Angebot veganer Alternativen einschränken kann und andererseits ein allgemeines Umdenken in der Gesellschaft erschwert. Wer auswärts Fleisch bestellt, erhält keine Informationen zu den Haltungsbedingungen. Also, woher kommt die Annahme, auswärts gäbe es besseres Fleisch als im Supermarkt nebenan? Klar ist, dass es keine gesonderten Qualitätsanforderungen für Fleisch in der Gastronomie oder im Einzelhandel gibt. Der einzige Unterschied des unverarbeiteten Produkts ist die Entscheidung, die mit dessen Verpackung in der Hand oder nach einem Blick auf die Speisekarte getroffen wird. Einzig in der anschliessenden Zubereitung liegt die Differenz: Eine gelernte Kochkraft verfügt über praxiserprobtes Fachwissen, welches Konsistenz und Geschmack der Zutaten – im wahrsten Sinne des Wortes – geschmackvoll beeinflussen kann. Wahrscheinlich schmeckt deshalb das «gute Fleisch» im Restaurant schlichtweg besser.</p><h2>Zum Schluss</h2><p>Letztendlich dienen Bio-Labels bei Fleisch, Wurstwaren usw. lediglich den Konsumenten und Konsumentinnen, nicht aber den fühlenden Lebewesen hinter dem Produkt. Die Labels wirken wie eine Legitimation, die das Gewissen hinsichtlich des Konsums beruhigen soll, jedoch nicht im Detail informiert. Während die Vorteile einer ökologischen Landwirtschaft für unsere Umwelt vielfältig sind (keine Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern sowie gentechnisch veränderten Organismen usw.), sind sie im Hinblick auf das Tierwohl zu vernachlässigen. Die Siegel spiegeln in diesem Bereich nur den Mindeststandard wider; auch Tiere aus Bio-Haltung werden nicht artgerecht gehalten, leiden massiv unter den «besseren» Bedingungen und sterben letztendlich durch Gewaltanwendung. Bezogen auf die Absatzzahlen von Bio-Fleisch wäre die Aussage «Ich esse nur wenig Fleisch und wenn, dann nur Bio.» nicht korrekt. Richtigerweise müsste die Formulierung lauten: «Ich esse Fleisch und nur wenig Bio.»</p></div> <div class="fussnoten"> <div class="item"> <ol><li>Proviande. (o.&nbsp;D.). Der Fleischmarkt im Überblick 2023.<a href="https://www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/Der%20Fleischmarkt%20im%20%C3%9Cberblick%20-%20Aktuelle%20Ausgabe.pdf" target="_blank"> www.proviande.ch/sites/proviande/files/2020-05/Der%20Fleischmarkt%20im%20%C3%9Cberblick%20-%20Aktuelle%20Ausgabe.pdf</a></li><li>Geflügelfleisch abgepackt. (o. D.). Coop. <a href="https://www.coop.ch/de/lebensmittel/fleisch-fisch/abgepacktes-frischfleisch/gefluegelfleisch-abgepackt/c/m_0094" target="_blank">www.coop.ch/de/lebensmittel/fleisch-fisch/abgepacktes-frischfleisch/gefluegelfleisch-abgepackt/c/m_0094</a></li><li>Poulet, Trute &amp; Ente. (o.&nbsp;D.). Migros. <a href="https://www.migros.ch/de/category/fleisch-fisch/fleisch-geflugel/poulet-trute-ente" target="_blank">www.migros.ch/de/category/fleisch-fisch/fleisch-geflugel/poulet-trute-ente</a></li><li>Bio Suisse. (2024). Richtlinien für die Erzeugung, Verarbeitung und den Handel von Knospe-Produkten. <a href="https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Bioregelwerk-2024/deutsch/2_bs_all/bs_rili.pdf" target="_blank">www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/Bioregelwerk-2024/deutsch/2_bs_all/bs_rili.pdf</a></li><li>Wolf, K. (2020, 23. Juli). Warum du auch Bio-Fleisch nicht mit gutem Gewissen essen kannst. ZEIT ONLINE ze.tt. <a href="https://www.zeit.de/zett/2020-07/koennen-wir-bio-fleisch-mit-besserem-gewissen-essen" target="_blank">www.zeit.de/zett/2020-07/koennen-wir-bio-fleisch-mit-besserem-gewissen-essen</a></li></ol></div></div> <div class="title-weitere-infos"> Weitere Infos </div><div class="item"> <ul><li><a href="https://www.swissveg.ch/proviande-studie-tierwohl?language=de" title="Proviande-Studie">Proviande-Studie zeigt: Idealisiertes Bild von Schweizer Tierhaltung weit verbreitet</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/schlachtzahlen_schweiz?language=de">Schlachtzahlen Schweiz</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/ablauf_schlachtstrasse?language=de">Ablauf in einer Schlachtstrasse</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/leidfreie_aufzucht_m%C3%B6glich">Könnte man Tiere nicht auch leidensfrei aufziehen und töten?</a></li><li><a href="https://www.swissveg.ch/biofleisch?language=de" title="Bio-Fleisch">Kann man Biofleisch mit gutem Gewissen essen?</a></li></ul></div> Fri, 22 Nov 2024 09:01:36 +0000 Katherina 4120 at https://www.swissveg.ch Wie Sprache unseren Umgang mit dem Essen lenkt https://www.swissveg.ch/de/blog-sprachkompass?language=fr <span>Wie Sprache unseren Umgang mit dem Essen lenkt</span> <span><span lang="" about="/de/user/2540?language=fr" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">Katherina</span></span> <span>22. März 2021 - 12:00</span> <div class="field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><hr /><p>Hugo Caviola, Leiter des Forschungsprojekts Sprachkompass Ernährung</p> <hr /><p class="einleitung"><strong><img alt="Sprachkompass-3" data-entity-type="file" data-entity-uuid="93f67108-2a62-473a-9948-1cf51ed2c15c" height="350" hspace="10/" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Sprachkompass-3_klein.jpg" width="233" class="align-left" />Die Anzahl der fleischlos oder fleischarm lebenden Menschen nimmt zu. Im Jahr 2020 ernährten sich in der Schweiz 6,5 % der Bevölkerung vegetarisch, 1 % vegan und weitere 11 % verzichteten häufig auf Fleisch («FlexitarierInnen»). Die Zahlen zeigen dennoch, dass Fleischessen immer noch die Norm ist. Dieses wird gefördert durch die Massen­tier­haltung und die tiefen Fleischpreise. Nutz­tier­haltung und Fleischessen sind unterschwellig tief in unserer Geschichte und Ernährungs­kultur verankert. Zu dieser gehört auch unser Sprach­gebrauch, denn er leitet unser Denken, Fühlen und Handeln in Bahnen, auf denen das Fleischessen Vortritt hat.</strong></p> <p>Wie oft drängen sich uns doch Sprachbilder und Redewendungen auf, die uns kaum als «fleischhaltig» bewusst sind. So riechen wir den Braten, lassen Menschen in ihrem eigenen Saft schmoren oder stellen fest, dass ein Prüfungskandidat gegrillt wurde. Sind wir uns uneinig, so haben wir ein Hühnchen miteinander zu rupfen, der eine zieht dem anderen das Fell über die Ohren oder macht gar Hackfleisch aus ihm. In der Politik verfahren manche nach der Salamitaktik, denn alle wollen genug vom Braten abbekommen. Und wenn es wirklich drauf ankommt, geht es bekanntlich um die Wurst. Solche und viele weitere Metaphern und Redewendungen flüstern uns hintergründig ein, dass Fleischessen normal sei. Schlachten, Fleisch zubereiten und essen erzeugen Denkinstrumente, nach denen wir uns in Bereichen orientieren, die gar nichts mit Fleisch zu tun haben, etwa im Bildungswesen, im zwischenmenschlichen Umgang oder in der Politik. Anders gesagt: Man muss gar kein Fleisch essen, um dennoch sprachlich an der Fleischkultur teilzuhaben.</p> <p>Die Unterscheidung von Nutz- und Haustieren legt grundlegende Denkbahnen aus. Diese sind mitver­antwortlich dafür, wie wir mit diesen Tieren umgehen. Haustiere sind für uns wie Familien­mit­glieder und wir  geben ihnen Namen. Nutz­tiere dagegen sind in der Massentierhaltung nur Nummern. Im Umgang mit ihnen lassen wir uns von einer Industriesprache leiten, in der Wörter wie Ferkelerzeugung, Fleischleistung und Schlachtreife die Richtung angeben. Dass wir Nutztiere abwerten, zeigen auch Schimpfwörter wie: Du blöde Kuh! Du dummes Huhn! Ein unauf­geräumtes Büro gilt als Saustall. Auch auf Menükarten schleicht sich Fleisch als etwas Selbstverständliches ein, nicht nur, weil Fleisch­ge­richte in der Überzahl sind. Das unauffällige Wörtchen Beilage wirkt als Machtwort: Es setzt das Fleisch wie selbstverständlich ins Zentrum eines Gerichts und degradiert Pflanzliches zur Neben­sache. Fleisch verleiht dem Gericht meist auch seinen Namen. Man bestellt z. B. Osso Bucco mit Risotto und setzt den Reis damit automatisch auf den zweiten Rang. Hier wirkt das kleine Wörtchen «mit» als Machtwort: Was wäre, wenn ein Gericht Risotto mit Osso Bucco hiesse? Fremdsprachige Namen garnieren Fleischgerichte mit einem exotischen Touch. Dieser verbirgt elegant dem deutschsprachigen Ohr das eigentliche Tier auf dem Teller. Osso Bucco ist ein «Knochen mit Loch», ein Entrecôte ein «Zwischenrippenstück», ein Filet ein «dünner Faden», ein keulenförmiger Muskelstrang.</p> <p><img alt="Sprachkompass-2" data-entity-type="file" data-entity-uuid="1f30351d-e870-4fab-918e-bff3a6aa1802" height="177" hspace="10" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Sprachkompass-1_klein_0.jpg" /><img alt="Sprachkompass-2" data-entity-type="file" data-entity-uuid="8063dc34-af6a-431c-b6a6-320afbbff089" height="188" src="/sites/swissveg.ch/files/bilder/Sprachkompass-2_klein_0.jpg" width="267" /></p> <h4>Sprachlich Fuss fassen</h4> <p>Gibt es sprachliche Wege, die pflanzliches Essen auf­werten? Das Sprachkompass-Team empfiehlt dies:</p> <p><strong><em>Auf die Sprache achten</em></strong><br /> Auf die Dominanz der Fleisch-Metaphern und Redewendungen in unserer Sprache bewusst zu achten, und diese zu vermeiden, lohnt sich. Denn diese bestärken das Fleischessen als Normalität.</p> <p><strong><em>Alternativen</em></strong><br /> Manche Fleischmetaphern lassen sich durch fleisch­lose ersetzen, welche dem Denken eine andere Richtung geben. Eine Sache ist einem dann nicht Wurst, sondern schlicht egal. Man muss nicht partout etwas vom Braten abbekommen, sondern kann dies auch von einem Kuchen. Statt miteinander ein Hühnchen zu rupfen, kann man z. B. etwas ausfechten.</p> <p><strong><em>Begriffskreuzungen weisen neue Wege</em></strong><br /> Heute kommen viele vegetarische und vegane Speisen in Verpackung und Aussehen wie Fleisch­speisen daher und tragen Namen wie Veggie Burger und plant-based Gehacktes. Neue Rezepte heissen Blumenkohl-Steak und Tofu-Auberginen-Gulasch. Dies sind Beispiele, wie selbst Pflanzliches von der Fleischkultur vereinnahmt wird. Wörter wie Leid und Wohl waren vor 50 Jahren noch einzig für Menschen reserviert. Die Wörter Tierleid und Tierwohl erlauben uns, Tiere als empfindsame Wesen wahrzunehmen. Auch sie sind Machtwörter: Sie eröffnen neue Sicht­weisen auf die sogenannten Nutztiere und können einen Kulturwandel in der Fleischwelt bewirken.</p> <hr /><p class="zitat">Das Forschungsprojekt Sprachkompass Ernährung am CDE der Uni Bern untersucht, wie die Sprache unser Denken über Ernährung prägt. Es untersucht, welche Sprachformen die Fleisch­­kultur stärken und welche eine nachhaltige Ernährung fördern. In einem Workshop 2020 haben sich der Projektleiter Hugo Caviola und Swissveg zur Bedeutung der Sprache bezüglich Essen ausgetauscht. Die vollständige Studie finden Sie hier: <a href="https://sprachkompass.ch/ernaehrung" target="_blank" title="Sprachkompass Ernährung">www.sprachkompass.ch/ernaehrung</a><a href="www.sprachkompass.ch" title="www.sprachkompass.ch"> </a></p> <hr /><h3><span class="fussnotenlink">Aus Veg-Info 2021/1</span></h3> </div> Mon, 22 Mar 2021 11:00:06 +0000 Katherina 3579 at https://www.swissveg.ch