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Erste Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017

Diese repräsentative Befragung der Schweizer Bevölkerung findet seit 1992 alle 5 Jahre statt. Erste Ergebnis der letzten Umfrage von 2017 wurden Ende Oktober 2018 vorgestellt. Die wichtigsten bereits ausgewerteten Ergebnisse haben wir hier zusammengestellt.

Fleisch wurde unbeliebter

Die Anzahl Personen, die kein Fleisch konsumieren, haben sich seit der ersten Umfrage verdreifacht. 1992 gaben erst 2 % an kein Fleisch zu essen, heute sind es bereits 6 %. In derselben Zeit hat sich der Anteil der Personen, die täglich Fleisch konsumieren halbiert (von 20 % auf 10 %).
Interessant ist auch die Aussage des Bundes in seiner Zusammenfassung der Ergebnisse: «Ernährungsfachleute raten davon ab, mehr als viermal pro Woche Fleisch zu konsumieren. Gemessen an diesen Empfehlungen assen 46% der Männer und 25% der Frauen 2017 zu oft Fleisch.»
Der Bund hält also 3 fleischfreie Tage pro Woche für gesund. Offiziell unterstützt er aber noch nicht einmal einen Vegi-Tag wöchentlich.
68 % essen nicht mehr als viermal pro Woche Fleisch. Von den wöchentlichen 3 x 7 = 21 Mahlzeiten wären somit mindestens jede Woche 17 Mahlzeiten fleischfrei.

Zu wenig Früchte und Gemüse

5-am-Tag-KampagneTrotz jahrelanger Anstrengung konnte nicht erreicht werden, dass die Schweizer Bevölkerung genug Früchte und Gemüse isst. Empfohlen werden 5 Portionen pro Tag. Dieser Empfehlung folgen jedoch nur jede fünfte Person (21 %). Auch hier zeigt sich dasselbe Bild, wie bei den Vegetarierumfragen: Frauen (ab 25 Jahren) halten diese Mindestempfehlung doppelt so häufig ein als Männer. Und am häufigsten wird von Personen mit Hochschulabschluss Früchte und Gemüse gegessen. Dies bestätigt die Vermutung, dass bei hohem Fleisch und Milchkonsum kaum noch genug Hunger auf gesunde Früchte und Gemüse besteht. So lange man nicht den Konsum tierischer Produkte drastisch senkt, wird man den Konsum gesunder Nahrungsmittel kaum weiter erhöhen können.

Übergewicht nimmt zu

Auch hier sieht man Parallelen zu den Umfragen bezüglich Fleischkonsum: Männer sind wesentlich häufiger übergewichtig als Frauen und das Risiko von krankhaftem Übergewicht (=Adipositas) ist bei Personen ohne nachobligatorischer Ausbildung am grössten. Unter Personen mit Hochschulabschluss hat es nicht einmal halb so viele adipöse wie bei den anderen Personen. 42 % der Gesamtbevölkerung hat heute Übergewicht oder ist gar adipös. Bei Männern über 35 Jahren ist es sogar bereits mehr als die Hälfte. Was gibt der Bund für folgen des Übergewichtes an? «Übergewicht und Adipositas sind bedeutende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, gewisse Krebsleiden (besonders Brust- und Dickdarmkrebs) sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates wie z. B. Arthrose. Fast drei Viertel der Personen mit Diabetes sind übergewichtig oder adipös, bei den Personen mit Bluthochdruck sind es zwei Drittel.»

Gesundheit

Auch bei den untersuchten Krankheiten zeigt sich ein ähnliches Bild: Bluthochdruckprobleme haben kontinuierlich zugenommen. Dies betrifft heute 19% der Männer und 16% der Frauen. Insbesondere bei älteren Personen zeigt sich auch hier das Bild: Personen mit Hochschulabschluss leiden weniger darunter.
2017 litten auch 13% der Bevölkerung entweder an einem erhöhten Cholesterinspiegel oder nahmen cholesterinsenkende Medikamente ein. Cholesterin kommt ausschliesslich in tierischen Nahrungsmitteln vor, wird aber auch vom Körper in ausreichendem Masse selbst hergestellt. Auch davon sind Männer stärker betroffen als Frauen und auch dieses Problem hat sich in den letzten 25 Jahren verschärft.
Auch beim Diabetes Typ 2 ist dasselbe muster erkennbar: Das Problem nahm leicht zu und Männer sind häufiger betroffen. Es betrifft nur halb so viele Personen mit höchster Schulausbildung gegenüber der geringsten Bildung.

Offene Fragen

Die Umfrage kann nur den aktuellen Stand ermitteln. Sie macht keine Ursachenanalyse. Zudem fehlen noch einige Daten. Z.B. wurde der Fischkonsum noch nicht ausgewertet und die Frage zum Milchkonsum wurde im letztjährigen Fragebogen leider herausgestrichen und mit Fragen zu Süssgetränken und Süssigkeiten ersetzt.

Analyse

Auffällig ist, dass diese Umfrage die Ergebnisse der meisten anderen Umfragen (inkl. derjenigen von Swissveg von 2017) bestätigen. In der Swissvegumfrage gaben zwar 14 % an vegetarisch oder vegan zu leben, die Hälfte davon macht aber ab und zu Ausnahmen. Überhaupt kein Fleisch essen somit 7%. dies ist sehr nahe am Wert von 6% der Gesundheitsbefragung (wobei hier allerdings der Fisch noch nicht ausgewertet wurde).

Es lassen sich aus allen Umfragen 2 Gruppen herauslesen:

Gruppe 1: GesünderGruppe 2: Weniger gesund
Gebildet (meist Hochschulabschluss)Geringes Bildungsniveau
Mehr FrauenEher Männer
Geringer oder gar kein Fleischkonsum, dafür höherer Früchte und GemüsekonsumHöherer Fleischkonsum, dadurch geringer Früchte und Gemüsekonsum
Wenig Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, HypercholesterinämieViel Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie

Natürlich lässt sich aus den Umfrageergebnissen kein direkter (kausaler) Zusammenhang zwischen den verschiedenen Eigenschaften der Gruppen herauslesen. Da jedoch viel Gesundheitsstudien dies aufzeigen, kann man auch diese Umfrage als eine weitere Bestätigung darin sehen, dass vor allem gebildete Frauen pflanzenbasiert vegetarisch leben und (dadurch) gesünder sind.

Renato Pichler

Weitere Infos

Alle Informationen zur Schweizerische Gesundheitsbefragung vom Bundesamt für Statistik.

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