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Hetzkampagnen

Ausgrenzungen und Diffamierungen haben Hochkonjunktur. Insbesondere auf Facebook verbreitet sie sich sehr schnell in vielen Gruppen. Der Gruppendruck ist teilweise schon so gross, dass all jene aus Gruppen ausgeschlossen werden, die sich nicht daran beteiligen. Sie betrifft manchmal Personen und manchmal auch ganze Organisationen oder Gesinnungen und politische Ausrichtungen.

Die meisten kennen sie: «Vegetarier sind Mörder!», «Ausländer raus!», «Wenn du dich von dieser Person nicht distanzierst, bist du nicht mehr mein Freund!». Es gibt bereits ganze Internetseiten, die sich ausschliesslich damit befassen, Personen und Organisationen zu diskreditieren und alle anzugreifen, welche ihrer Ideologie nicht folgen.
Viel hörten wir in letzter Zeit von islamischen Extremismus, doch alle Hetzkampagnen arbeiten nach demselben Muster. Auch wenn diese Rufmordkampagnen oft sogar im Namen der Menschenrechte verbreitet werden, merkt man schnell beim Vergleich mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wie wenig Diffamierung und Ausgrenzung Andersdenkender mit Menschenrechten zu tun haben.

Polarisierung

Das Internet bietet heute die Möglichkeit sich umfassend zu den meisten Themen zu informieren. In der heutigen stressigen Zeit haben jedoch die wenigsten Menschen Zeit sich selbst ein Bild von einem Sachverhalt zu machen. Sie vertrauen auf Artikel, deren Herkunft und Beweggründe der Autoren sie nicht kennen – so lange der Inhalt ihre eigene Meinung bestätigt. Aus medizinischen Studien ist längst bekannt, dass bei einer Aussage immer berücksichtigt werden muss, welche Interessen hinter der Veröffentlichung der Studie stecken. Diese beeinflussen oft das Resultat. Selbst dann, wenn die ganze Studie wissenschaftlich völlig korrekt erscheint. Doch sowohl bei solchen Studien als auch bei Artikeln aus den Massenmedien wird meist nichts hinterfragt, so lange die Aussage der eigenen Anschauung entspricht. Alle Artikel, die gemäss Titel oder Einleitung der eigenen Anschauung widersprechen, werden kaum gelesen oder zumindest stark hinterfragt. So verfestigt sich immer mehr die eigene Meinung/Ideologie.
Auf Facebook wird diese Tendenz der selektiven Wahrnehmung sogar noch verstärkt: Facebook blendet Posts ein, von denen der Facebook-Algorithmus glaubt, dass man sie gut findet. Dinge, die man vermutlich nicht gut findet, werden einem mit der Zeit gar nicht mehr gezeigt. So kommt man im Facebook immer mehr in eine «Informationsblase», welche die eigene Meinung als diejenige erscheinen lässt, die allgemeine Anerkennung geniesst.

Schwarz-Weiss-Denken

Je mehr man sich hauptsächlich innerhalb Gleichgesinnten bewegt, desto grösser wird die Gefahr des Schwarz-Weiss-Denkens: «Entweder teilt jemand meine Meinung oder er gehört ausgegrenzt.» Es gibt für vieles keinen Graubereich mehr: «Entweder Freund oder Feind.» In letzter Zeit wurde es z.B. Mode, auf Facebook «Freunde» sofort zu entfernen, sobald man bemerkt, dass diese irgend einen Link einer Meinung verbreiten, die nicht mit der eigenen übereinstimmt. Dabei muss es sich bei der direkten Aussage im verlinkten Artikel noch nicht einmal um etwas handeln, dass man selbst ablehnt. Bei manchen reicht es schon, wenn der Autor des Artikels irgendwo anders einmal etwas veröffentlicht hat, das man ablehnt. Die Folge: Man sieht nur noch Veröffentlichungen, welche die eigene Meinung bestärken, da sämtliche kritische Auseinandersetzungen mit der eigenen Ideologie verdrängt wurden.

Wo ist das Problem?

Natürlich kann man nun sagen: Mit Spinnern, die eine absurde Meinung vertreten, muss man sich doch nicht abgeben. Was interessiert mich eine Person, die Menschen- oder Tierverachtendes von sich gibt?
Das Problem liegt jedoch tiefer: Woher kenne ich die persönliche Einstellung einer Person, wenn ich sie noch nie getroffen habe und noch nie mit ihr einen Abend lang zum Thema diskutiert habe? Oder anders ausgedrückt: Ist jeder Metzger/Bauer ein Tierquäler? Ist jeder SVP-Wähler ein menschenverachtender Ausländerhasser?
Wenn man die Menschen in solche Schemas hineinpresst, nur weil man damit überfordert ist, zwischen schwarz und weiss auch Schattierungen zuzulassen, wird man keines der Probleme lösen, die einem am Herzen liegen.
Ausgrenzung und Verunglimpfung ganzer Personengruppen hat noch keinen Menschen zu einem Tier- oder Menschenfreund gemacht. Es hat aber schon sehr viele Möglichkeiten dazu zerstört – was dann wiederum die eigene Ideologie bestärkt, weil man nicht merkt, dass die angegriffenen Personen erst durch die eigenen Angriffe sich endgültig von allem abwenden, was man an Werten selbst vertritt.
Wir kennen persönlich viele Menschen, die sich zwar vegan ernähren, sich jedoch vehement dagegen wehren als Veganer bezeichnet zu werden, weil sie die unmenschliche Art, wie manche Veganer ihre Lebenseinstellung anderen aufzwingen möchten verabscheuen und sich von diesen deshalb distanzieren.

Diffamierung von Freunden?

Besonders klar werden die Widersprüche von Hetzern, wenn es um dieses Thema geht. Regelmässig kann man Aufrufe zu Ausgrenzung und Diffamierung von Personen lesen, weil diese andere ausgrenzen oder diffamieren. Ist also Diffamierung gut, wenn es die «Richtigen» trifft? 
Die Menschenrechte wurden nicht geschrieben, damit wir wissen, wie wir mit unseren Freunden umzugehen haben, sondern mit unseren «Feinden». Und nur wenn man ein Weltbild wie in Kinderbüchern hat, kann man auch immer mit Sicherheit jede Person in «Gut» (=darf man nicht ausgrenzen) und «schlecht» (=muss man ausgrenzen), aufteilen. 
Seien wir uns immer bewusst: Wir alle sind davon überzeugt, dass unsere aktuelle Meinung die «richtige» ist (sonst hätten wir sie nicht). Wer sich für alle Menschen einsetzen möchte und für Frieden in der Welt ist, darf davon nicht alle ausgrenzen, die in gewissen Punkten seine Meinung nicht teilen. Denn dies tun alle, die man selbst bekämpft, genauso. Einige Beispiele zeigen die falsche Logik hinter diesem Verhalten auf:
Wie soll man glaubwürdig einem Nazi klar machen, dass Ausgrenzung und Diffamierung von Ausländern etc. nicht richtig ist, wenn man selbst dasselbe gegenüber denjenigen tut, die nicht das eigene Wertesystem teilen?
Wie soll man einem Bürger klar machen, dass töten schlecht ist, wenn der Staat selbst Bürger tötet (Todesstrafe)? Untersuchungen in den USA zeigen klar, dass in Bundesstaaten, die die Todesstrafe eingeführt haben, die Mordrate anstieg – und umgekehrt.
Die Gleichbehandlung ALLER Menschen muss deshalb die Grundlage jeder ethischen Lebensführung sein. Sobald man bestimmte Gruppen besser oder schlechter behandelt als andere sät man Zwietracht und Hass.

Teile und Herrsche

Zwischen Veganern und Vegetariern gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten. Selbst bei Veganern, die unterschiedliche politische Ansichten vertreten, gibt es noch viele Gemeinsamkeiten.
Ziel jeder Hetzkampagne ist es jedoch ausschliesslich das Trennende zu fokussieren. 
Man lässt keinen Dialog zwischen den unterschiedlichen Ansichten zu, sondern erzwingt von jeder Person sich ins eine oder andere ideologische Lager zu stellen. So kann man jede Bewegung schwächen.
Ob es ein Zufall ist, dass gerade jetzt, wo die vegetarisch-vegane Bewegung eine starke Verbreitung erfährt auch die Hetzkampagnen innerhalb dieser Kreise sehr stark wurden? Die Folgen dieser Kampagnen sind offensichtlich: Eine Bündelung aller Kräfte für eine gute Sache wird verunmöglicht.
Interessant ist auch, dass es meist nur wenige Personen benötigt um grosse Hetzkampagnen loszutreten. Diese wenigen gehen jedoch so professionell und skrupellos vor, dass ein Vergleich mit intelligenten Psychopathen kaum vermeidbar ist. 

Gibt es eine andere Lösung als die Diffamierung?

Auch im Umgang mit Andersdenkenden verfallen viele in das schwarz-weiss-Schema: Bekämpfen oder Annehmen. Selbstverständlich kann man nicht verlangen, dass ein Antifaschist einen Nazi umarmt und so tut, als gäbe es keine Differenzen. Doch der heutige Zustand der Demos und Gegendemos (mit Gewalt auf beiden Seiten) ist sicher auch keine sinnvolle Lösung.
Ohne etwas mehr geistiger Flexibilität wird man auch die Kluft zwischen Veganern und Fleischessern oder Veganern und Vegetariern nicht überwinden können. Selbständiges Denken und eigenverantwortliches Handeln ist zugegebenermassen anstrengender als Hetzkampagnen zu folgen, die der eigenen Ideologie entsprechen. Dennoch führt langfristig kein Weg an der Eigenverantwortung vorbei, wenn man wirklich für eine Sache einstehen will und nicht Spielball von Demagogen werden möchte.
Der wichtigste Punkt, um für die eigene Meinung einzustehen ohne bei Hetzkampagnen mitzumachen, ist, die Meinungen/Handlungen einer Person von der Person als solches zu trennen. Die Meinungen und Handlungen einer Person/Organisation müssen auch kritisch und differenziert diskutiert werden dürfen, ohne diese als solche persönlich anzugreifen.
Swissveg setzt sich seit 1993 für die vegane Lebensweise ein. Wir werden das Töten und Essen unserer Mitgeschöpfe nie gutheissen. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass wir deswegen jede Person, die Fleisch isst, angreifen und ausgrenzen, weil wir mit ihrer Handlung nicht einverstanden sind. Wir werden auch nie akzeptieren, wenn jemand eine Person wegen ihrer Religion oder Hautfarbe etc. schlecht behandelt. Wir werden aber selbst auch nicht solche Personen erniedrigen. Ausgrenzung, Diffamierung, Hetze hat noch nie irgend einen Menschen zu einem besseren Menschen gemacht. Es hat immer nur radikalisiert. Kein Nazi wird je seine Ideologie wegen Angriffen der Antifaszene aufgeben und kein Fleischesser wird zum Veganer, weil er von Veganern angegriffen wird.
Wir sollten deshalb wo immer möglich Menschen verachtende Sichtweisen aufzeigen. Jedoch nicht mit einem öffentlichen Pranger von Personen oder Organisationen, wie im Mittelalter, oder Internet-Hetze wie in der heutigen Zeit, sondern sachlich und – falls möglich – im direkten Gespräch.
Viele, die in Hass und Hetze versunken sind, glauben, ein Gesprächsangebot, aus dem die fehlende Wertschätzung des Menschen sofort hervorgeht, als Anlass zur Rechtfertigung der Diffamierung ausreiche. Ein echtes zielführendes Gespräch kann es immer erst geben, wenn dieses nicht von Geringschätzung des Gesprächspartners und Überheblichkeit der eigenen Person begleitet ist. Hier ist z.B. die «Gewaltfreie Kommunikation» nach Rosenberg eine gute Hilfe. Er schaffte es mit seiner Methode sogar als US-Amerikanischer Jude im Palästinensergebiet ins konstruktive Gespräch mit den Palästinensern zu kommen, da er bereit war, die Anliegen der anderen Seite vorurteilsfrei anzuhören.
Es reicht also nicht, wenn bei einer Hetzschrift, wie sie im Internet derzeit unzählige  verbreitet werden, steht: «Der Angeschuldigte hatte Gelegenheit Stellung zu beziehen.» Ohne ein ernst gemeintes und ehrliches Gesprächsangebot dient diese Aussage nur als Rechtfertigung für die Hetze.

Und zu guter Letzt: Nicht alles, was im Internet verbreitet wird, entspricht der Wahrheit. Dies gilt ganz besonders für Hetzartikel, die nur ein Ziel verfolgen: Menschen und Organisationen zu diffamieren. Dies sollte immer bedacht werden, auch wenn man mit den Aussagen einer Hetzschrift vollständig übereinstimmt und diese auf den ersten Blick seriös erscheinen.

Uns ist klar, dass auch dieser Artikel nicht vor Hetze verschont bleibt. Einige werden ihn zu links, andere zu rechts sehen. Glücklicherweise gibt es aber auch immer mehr Menschen, die sich nicht in dieses links-rechts-Schema pressen lassen und sich unabhängig davon, ob sie diese Meinung teilen, dasjenige aus dem Artikel nehmen, was sie für schlüssig erachten.

Wenn auch Sie gegen Hetze und Diffamierung sind: Bitte teilen Sie den Artikel insbesondere auch in sozialen Medien.

Bitte weiterlesen im Artikel zu einer konkreten Hetzkampagne gegen Swissveg.

Diesen Artikel haben wir auch über unsere Facebookseite verbreitet. Gerne kann auch diese "geliked" werden: Swissveg auf Facebook.

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